Berliner Debatte Initial

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Journal

Vergleich und Ausschluss

Zur Funktion der Kultursemantik

12 Seiten | Autor: Jan Tobias Fuhrmann

In diesem Beitrag nimmt Jan Fuhrmann die Funktion von Kultur kritisch in den Blick. Fuhrmann definiert Kultur als eine spezifische Semantik, mit der sich Vergleiche in der Weltgesellschaft vornehmen lassen. Gleichzeitig kann mit der Kultur auch das ‚Andere‘ konstruktiv abgegrenzt werden. Getragen wird dieser Prozess in der Gegenwart von Strategien des interessierten Vergleichs in Form des Otherings bzw. des Multikulturalismus. Soweit scheint die Kultursemantik in ihrer Funktionalität unverdächtig, denn sie erlaubt eine objektive Strukturierung der Umwelt. Problematisch wird es aber auch für die Kultur, wenn sie restriktiv mit struktureller Inklusion oder Exklusion verbunden wird. Hierbei verändert sich der Charakter der Kultursemantik und sie bildet entweder die Grundlage für ein essenzielles oder nicht essenzielles Kulturverständnis. Vor diesem Hintergrund wäre es sinnvoll zu prüfen, welche Bedingungen für die Funktionalisierung der Kultursemantik in die eine oder in die andere Richtung gelten. Womöglich lässt sich dank der differenztheoretischen Rekonstruktion von Fuhrmann ein geteiltes Moment der im Kulturkampf aufeinander prallenden Kulturverständnisse aufdecken. Eine dem Anspruch nach objektive funktionalistische Rekonstruktion bietet sich dafür sehr gut an, denn sie arbeitet ohne allzu starke normative Annahmen, welche den Blick verzerren. So liefert der Beitrag von Fuhrmann einen Ansatz für die Suche nach Vermittlungsstrategien im Kampf der Kulturen.

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Erschienen in
Berliner Debatte 1 | 2019
Der neue Kulturkampf
159 Seiten

Kultur und Rasse

Determinismus und Kollektivismus als Elemente rassistischen und kulturalistischen Denkens

12 Seiten | Autor: Benjamin Bauer

Benjamin Bauer hinterfragt kritisch die Neutralität des Kulturbegriffs. Die Kulturalisierung arbeitet mit einem positiven Begriff der Kultur, der sich durch seine konstruktivistische Prämisse von diffamierenden oder hierarchisierenden Einteilungen der Welt unterscheidet. So entstand auch in Deutschland die Kultur als Gegenbegriff zum Rassismus. Mit dem Blick auf die Begriffsgeschichte lässt sich diese einfache Dichotomie aber nicht aufrechterhalten, denn Bauer deckt einen vorhandenen Zusammenhang von deterministischem und kollektivistischem Denken im Kontext der Kultur auf. Zwar entstand in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts ein antirassistischer Kulturbegriff durch eine Gruppe von Anthropologen um Franz Boas. In ihrem wissenschaftlich untermauerten Antirassismus übernahmen sie aber das in der Rassenanthropologie virulente deterministische und kollektivistische Denken. Ausgehend von Taguieffs Überlegungen zum Verhältnis von Rassismus und Antirassismus sowie Adornos Vernunftkritik skizziert Bauer abschließend eine Kritik des antirassistischen Denkens, die das Individuum zentriert und einer deterministischen Verwendung des Kulturbegriffs entgegenwirkt.

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Erschienen in
Berliner Debatte 1 | 2019
Der neue Kulturkampf
159 Seiten

Berliner Debatte Initial 1 | 2019

Der neue Kulturkampf

Herausgeber: Jörn Knobloch

ISBN 978-3-947802-23-4 | ISSN 0863-4564 | 159 Seiten

Der Politikwissenschaftler Heinz Theisen machte darauf aufmerksam, dass sich der Westen überdehnt hat, nicht nur machtpolitisch, sondern auch kulturell. Westliche Intellektuelle meinten, Nationen, Religionen und Kulturen ausreichend dekonstruieren zu können, um dann Demokratie und Freiheit zu implantieren. Clans, Ethnien und Religionen wollten sich aber nicht dekonstruieren lassen, so dass sie durch die geöffneten Demokratiefenster wieder hereinschlüpfen. „Solange sich der Westen als universal gültige Kultur versteht, kann er sich prinzipiell nicht begrenzen und solange er seine Einflusssphäre mit der Universalität der Menschenrechte gleichsetzt, droht jedes Problem auf der Welt zu einem Problem des Westens zu werden, ob die mangelnde Autonomie der Tibeter, die Unterdrückung der Frauen Afghanistans, der Landverlust der Palästinenser oder die Sicherheit der Aufständischen in Libyen.“ (Heinz Theisen: Der Westen und die neue Weltordnung, Stuttgart 2017, S. 18) Theisens Monitum ist der Aufruf zur Begrenzung. Die Frage ist, ob der Westen dazu bereit und in der Lage ist. Kultur wurde der bestimmende Begriff unserer Gegenwart und avancierte zur entscheidenden Sinnressource der Gesellschaften. In unsicheren Zeiten berufen sich diese auf die Kultur, und die wiederum stattet das kollektive Selbstverständnis sowohl mit Selbstbewusstsein als auch mit Selbstzweifel aus. Der Schwerpunkt dieses Heftes beschäftigt sich mit der kritischen Frage, ob im „neuen Kulturkampf“ die überkommenen Konflikte kulturell maskiert und reformuliert werden oder aber ob sich im Zeichen der Kultur eine zusätzliche Polarisierung gesellschaftlicher Differenzen vollzieht.

Inhalt

Besprechungen und Rezensionen 4/2018

(1) Der Gulag als Romanthema, von Wladisaw Hedeler (S. 126-130); (2) Notiz zu Steffen Menschings Roman "Schermanns Augen", von Michael Opitz (S. 131-132); (3) Romantik und Realismus. Neue Bücher zur Theorie- und Rezeptionsgeschichte der deutschen Nationalökonomie, von Ulrich Busch (S. 133-138); (4) Marcus Böick: Die Treuhand. Idee - Praxis - Erfahrung 1990-1994, rezensiert von Jörg Roesler (S. 139-142); (5) Jürgen Kaube: Lob des Fußballs, rezensiert von Wolf-Dietrich Junghanns (S. 143-156).

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Erschienen in
Berliner Debatte 4 | 2018
Krisen der Realität
162 Seiten

Relationsmustererkennung

Relationale Soziologie und die Ontogenese von Identitäten

21 Seiten | Autor: Athanasios Karafillidis

In allen Bereichen der Soziologie werden – unabhängig von theoretischen und methodischen Präferenzen – Muster in Form von Strukturen, Schemata oder Regelmäßigkeiten beobachtet, beschrieben und verglichen. Muster sind keine kompakten, geschlossenen Einheiten. Um sie zu erkennen, ist eine Unterscheidung von Relationen erforderlich. Athanasios Karafillidis argumentiert in diesem Aufsatz, dass jede Form relationaler Soziologie ihr Auflösungsvermögen einer ontogenetischen Problemstellung verdankt. Ihre Mustererkennung erfolgt entlang von zwei Fragen: 1. Wie werden Relationen überhaupt erkannt? 2. Wie verdichten sich Muster von Relationen zu Identitäten? Auf die erste Frage antwortet er mit einem operativen Konstruktivismus, auf die zweite mit dem soziologischen Programm der Genese von Identitäten.

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Erschienen in
Berliner Debatte 4 | 2018
Krisen der Realität
162 Seiten

Vier Prinzipien für die Arbeit mit Bourdieu

11 Seiten | Autor: Loïc Wacquant

Loïc Wacquant formuliert in diesem Aufsatz vier Prinzipien, die die Forschungspraxis des französischen Soziologen Pierre Bourdieu (1930-2002) beeinflusst haben. Diese Prinzipien sollten immer dann beachtet werden, wenn in der theoretischen oder empirischen Arbeit Bourdieus Werk zum Einsatz gelangt: Gaston Bachelards Imperativ des epistemologischen Bruchs und der epistemologischen Wachsamkeit, Max Webers Gebot einer dreifachen Historisierung, die auf Leibniz und Durkheim zurückgehende Aufforderung, einen topologischen Weg der Reflexion zu beschreiten sowie Ernst Cassirers Hinweis, den konstitutiven Effekt symbolischer Strukturen anzuerkennen. Wacquant weist außerdem auf drei Gefahren hin, die ein leichtfertiger, unreflektierter Einsatz Bourdieuscher Begriffe in der sozialwissenschaftlichen Forschung mit sich bringen kann.

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Berliner Debatte 4 | 2018
Krisen der Realität
162 Seiten

Die möglichste aller schlechten Welten

„The Good Place“, Moralphilosophie und die Frage nach der Realität

10 Seiten | Autor: Adrian Daub

Die 2016 angelaufene US-Comedy-Serie „The Good Place“ konfrontiert virtuos die virtuelle Realität, wie sie die neuen Informations- und Medientechnologien schaffen, mit den ältesten Menschheitsfragen um das Wesen der Wahrheit und das gute Leben. Die Serie erzählt von Eleanor Shellstrop, die in einem paradiesischen Leben nach dem Tode aufwacht und langsam erkennen muss, dass etwas nicht stimmt. Die Serie ähnelt anderen zeitgenössischen Fernsehserien, die sich der Frage nach Realität und Virtualität angenommen haben (z.B. „Westworld“ und „Black Mirror“), teilt aber nicht deren Interesse an der Demaskierung der Oberfläche. Im Mittelpunkt steht vielmehr die Frage, wie man im Zeitalter der Benutzeroberfläche, die vereinfacht, was unvereinfacht das menschliche Vorstellungsvermögen überschreiten würde, ethisch handelt und richtig lebt.

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Erschienen in
Berliner Debatte 4 | 2018
Krisen der Realität
162 Seiten

Wahrnehmungen in der Dunkelheit

Über Wolfgang Hilbig

13 Seiten | Autor: Maren Lehmann

Maren Lehmann diskutiert am Beispiel des Dichters Wolfgang Hilbig die These, dass Realität ein mehrdeutiger, komplexer Begriff ist, dem kein programmatischer Realismus entsprechen kann. Die Wahrheit der Kunst – hier: der Literatur – kann nur in einer Wahrnehmungssensibilität liegen, die sich jeder Verpflichtung auf eindeutig-einfache Plausibilitäten entzieht.

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Berliner Debatte 4 | 2018
Krisen der Realität
162 Seiten

Die Kunst realistisch zu sein

Von Jan van Eyck bis Forensic Architecture

14 Seiten | Autor: Karen van den Berg

Am Beispiel ausgewählter Werke von Jan van Eyck, Hieronymus Bosch, Ilja Repin und Forensic Architecture werden in diesem Beitrag unterschiedliche Konzepte des Realismus erläutert. Mit Blick auf die epistemische Struktur der Werke problematisiert Karen van den Berg den Realitätsbegriff und wirft – im Anschluss an Bruno Latour und Jörn Rüsen – die Frage auf, was dennoch dafür spricht, für einen neuen Realitätssinn wie auch für eine neue realistische Kunst einzutreten – eine realistische Kunst, die darum weiß, dass das, was wir Realität nennen, ein krisenanfälliges, aber ethisch bedeutsames Phantasma ist.

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Berliner Debatte 4 | 2018
Krisen der Realität
162 Seiten

Verliehene Realitäten

Über Leerstellen des Ästhetischen

11 Seiten | Autor: Christiane Voss

Christiane Voss nimmt die aktuell herrschende Verunsicherung durch das massenmedial verbreitete postfaktische Denken zum Anlass, um philosophisch über heute angemessene Realitätsverständnisse nachzudenken. Diese sollten nicht nur akademisch sterilen Forderungen nach Widerspruchsfreiheit, Rationalität und Kohärenz Genüge tun, wie man voreilig in Reaktion auf das postfaktische Denken allenthalben vernehmen kann. Eine kritische Neubeleuchtung der postmodernen Simulationstheorie unter ästhetischen Gesichtspunkten eröffnet einen anderen Weg. Dass ‚Realität‘ stets nur im Plural zu haben ist und uns je nur ästhetisch – d.h. affektiv und medienspezifisch unterschiedlich formatiert – zugänglich ist, ist die zu plausibilisierende These dieses Aufsatzes.

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Berliner Debatte 4 | 2018
Krisen der Realität
162 Seiten