2014

Kein Ende in Sicht

Über die Notwendigkeit einer Synthese von marxistischer Theorie, weberianischer Soziologie und Sozialkonstruktivismus

25 Seiten | Autor: Gerhard Steingress

Der Titel dieses Beitrages spiegelt meinen beruflichen Werdegang wider, der vor fast 40 Jahren in einem akademischen Klima begann, das von einer lebendigen Debatte über theoretische und methodologische Grundlagen der Soziologie geprägt war. Als in den Diskurs Eingebundener wurde ich, gemeinsam mit einer ganzen Generation von Soziologen, mit einer doppelten Herausforderung konfrontiert: Einerseits mussten wir zugunsten einer der dominanten soziologischen Strömungen – sozialwissenschaftlicher Empirismus, Strukturfunktionalismus sowie Marxismus bzw. Neomarxismus der Frankfurter Schule – Position beziehen. Andererseits verlangte es uns die theoretisch-methodologische Breite ab, die soziologischen Schulen zu verinnerlichen und ihre Differenzen, Lücken und Inkompatibilitäten auszuloten. Wir verstanden die Soziologie sowohl als wissenschaftliche Kritik an der Gesellschaft, in der wir lebten, als auch als selbstkritische Wissenschaft von der Gesellschaft. Diese gewollt zweigleisige akademische Herangehensweise hatte ungewollte (und daher soziologisch interessante) Auswirkungen: Uns wurde klar, dass wir es mit verschiedenen Ansätzen zu tun hatten, von denen jeder jeweils andere Aspekte derselben sozialen Realität enthüllte.

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Erschienen in
Kultursoziologie 2 | 2014
Kulturzeitalter
110 Seiten

Mrs. Gaskell und wie sie die Welt sah

Geschichte(n) über das soziale Geschlecht der Frau im viktorianischen England

7 Seiten | Autor: Beatrice Preßl

Kennen Sie »Mary Barton«? Es handelt sich um einen englischen Industrieroman aus dem Jahr 1848, in dem die Schriftstellerin Elizabeth Gaskell1 Lebensbedingungen von Industrialisierungsgewinnern (Bürgerschicht) und Industrialisierungsverlierern (Arbeiterklasse) im Manchester der 1830er- und 1840er-Jahre darstellt. Als Fiktion getarnt, berichtet Gaskell über sich, ihre Zeit und deren soziale Missstände. Vor allem nach 1830 nimmt die realistische Literatur zu. Charles Dickens, Charlotte Brontë, George Eliot und William Makepeace Thackeray sind nur vier der Schriftsteller, die wie Mrs. Gaskell sozialkritische Elemente in ihren Geschichten öffentlich diskutierten. Die viktorianische Literatur zeigt sich als kaleidoskopisches Gemälde der viktorianischen Gesellschaft mit einer Mannigfaltigkeit an Ideen, Themen, Ereignissen und Botschaften.

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Erschienen in
Kultursoziologie 2 | 2014
Kulturzeitalter
110 Seiten

Kulturzeitalter

22 Seiten | Autor: Wolfgang Geier

In den Vor- und Hochzeiten des griechisch-hellenischen Altertums zwischen dem 6. und 3. vorchristlichen Jahrhundert beginnen Gelehrte, ihre Vorstellungen zur Geschichte der Menschheit durch Beschreibungen von Zeitaltern zu ordnen. Die irdischen Bezeichnungen, Merkmale und Inhalte dieser Zeitalter sind mythologisch vom Blick auf die himmlischen Gottheiten und ihr Wirken geprägt. Sie werden zunächst nach den Wertsymbolen von Metallen (Gold, Silber, Eisen) benannt. Später treten an ihre Stelle neue Ansichten über Entwicklungen der Menschheit als Aufstieg und Fortschritt, Blüte und Niedergang, Verfall und Untergang als Bewegungen in den jeweiligen Zeitaltern. Insofern können sie nach den Kennzeichen, Inhalten und Wirkungen dieser Beschreibungen der Aufstiegs- wie der Niedergangsvorgänge bereits als Kulturzeitalter verstanden werden: Kulturen entfalten sich, blühen, welken und vergehen, begleitet von Katastrophen und verursacht vor allem durch Kriege. Besonders deutlich wird dies, wenn später Nieder- und Untergänge durch Herausbildungen und schließlich wiederum Untergänge „Goldener Zeitalter“ aufgehoben werden.

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Erschienen in
Kultursoziologie 2 | 2014
Kulturzeitalter
110 Seiten

Weltsystem, Fernand Braudel und die Kultur

17 Seiten | Autor: Erhard Crome

Die Analyse von Weltmarkt und Weltsystem ist für die Untersuchung der sich weiter globalisierenden Welt des 21. Jahrhunderts zentral. Das Fiasko des osteuropäischen Staatssozialismus am Ende des 20. Jahrhunderts war der wahrscheinlich folgenreichste historische Einschnitt. Damit war der Kapitalismus weltweit das im wesentlichen einzige Wirtschaftssystem, wurde er tatsächlich global. In den 1990er-Jahren wurde allerdings etwas „Globalisierung“ geheißen, das bereits Marx und Engels im »Kommunistischen Manifest« wie folgt beschrieben hatten: „Die Bourgeoisie reißt durch die rasche Verbesserung aller Produktionsinstrumente, durch die unendlich erleichterten Kommunikationen alle, auch die barbarischsten Nationen in die Zivilisation. Die wohlfeilen Preise ihrer Waren sind die schwere Artillerie, mit der sie die chinesischen Mauern in den Grund schießt, mit der sie den hartnäckigsten Fremdenhass der Barbaren zur Kapitulation zwingt. Sie zwingt alle Nationen, die Produktionsweise der Bourgeoisie sich anzueignen, wenn sie nicht zugrunde gehen wollen; sie zwingt sie, die sogenannte Zivilisation bei sich selbst einzuführen, d. h. Bourgeois zu werden. Mit einem Wort, sie schafft sich eine Welt nach ihrem eigenen Bilde.“

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Erschienen in
Kultursoziologie 2 | 2014
Kulturzeitalter
110 Seiten

Karl Lamprechts „Kulturzeitalter“

20 Seiten | Autor: Thomas Bitterlich

In einer seiner programmatischen Schriften hält Karl Lamprecht einem Kritiker seiner Methode polemisierend entgegen: „Sie arbeiten kulturgeschichtlich und stellen die Kulturentwicklung in den Mittelpunkt Ihres geschichtlichen Denkens: da werden Sie den historischen Stoff, den Sie schließlich nicht amusisch und arythmisch vortragen können, doch wohl auch einer Einteilung nach kulturgeschichtlichen Zeitaltern unterziehen müssen.“1 Hayden White hat in den 1970er-Jahren ebenfalls darauf hingewiesen, dass die Anordnung historischer Ereignisse zu einem zeitlichen Verlauf die Basis für jegliche Geschichtserzählung bildet.2 Die Vorschläge von Historikern, die Zeit in Abschnitte einzuteilen und zwischen ihnen Beziehungen zu definieren, führen gleichsam, so könnte man weiterdenken, zum Kern ihrer Auffassung von Geschichtsschreibung. In diesem Rahmen ist es das Ziel meines Beitrages, Lamprechts historiografischen Ansatz zur Gliederung und Ordnung der Kulturgeschichte vorzustellen. Es handelt sich, meiner Ansicht nach, um zwei Vorstellungen, wie der Verlauf der Geschichte strukturiert sein könnte, die sich auf Zeiträume von unterschiedlicher Dauer beziehen. In der Forschung und in Lamprechts Schriften dominiert das Konzept der „Kulturzeitalter“, das auch hier im Mittelpunkt stehen wird.

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Erschienen in
Kultursoziologie 2 | 2014
Kulturzeitalter
110 Seiten

Kultursoziologie 2 | 2014

Kulturzeitalter

ISSN 0944-8101 | 110 Seiten

<p>Die Geschichte der Menschheit wird seit den Vor- und Hochzeiten des griechisch-hellenischen Altertums in Zeitaltern beschrieben. Aufstieg und Fortschritt, Blüte und Niedergang, Verfall und Untergang? Die großen Bewegungen menschlicher Gemeinschaften und Gesellschaften werden seit Jahrtausenden zu analysieren und zu deuten versucht. In der vorliegenden Ausgabe der »Kultursoziologie« stehen Kulturzeitalter im Mittelpunkt, in historischer und theoretischer Perspektive.</p>

Inhalt

Berliner Debatte Initial 2 | 2014

Krieg ohne Heimatfront?

Herausgeber: Eric Sangar

161 Seiten

„Der Krieg findet nicht statt“ – Baudrillards Diktum zum Ersten Irakkrieg im Jahr 1991 scheint eine durchaus zutreffende Charakterisierung westlicher Kriege nach dem Kalten Krieg zu sein. Militärische Konfrontationen, so scheint es, haben sich in den zwei Jahrzehnten nach Ende des Kalten Krieges zunehmend von der Oder-Neiße-Grenze an den Hindukusch verlagert. Doch es ist nicht nur die geographische Distanz, durch die der Krieg in den westlichen Gesellschaften immer mehr aus dem öffentlichen Bewusstsein rückt. Vielmehr tragen zunehmend diffuse Feindbilder, die Transformation der medialen Kriegsbilder vom blutigen Heldenepos hin zu einer sterilen Technologiedemonstration, oder auch die verschwindend geringe Zahl von „eigenen“ Gefallenen zur Wahrnehmung bei, dass heutige Kriege vor allem die „Anderen“, bisweilen „Andersartigen“ betreffen. So beteiligte sich Deutschland zwischen 2003 und 2014 an einem Krieg, der mehr als doppelt so lange dauerte wie der Zweite Weltkrieg – und trotzdem schien die Gesellschaft diesen Krieg erst dann als solchen wahrzunehmen, als mehr als 100 Zivilisten infolge des Befehls eines deutschen Offiziers bei einem Luftangriff starben. Dass westliche Staaten seit dem Ende des

Galizien als kulturell-zivilisatorisches und politisches Phänomen

11 Seiten | Autor: Sergej Birukov, Andrej Kovalenko

Die ukrainischen Ereignisse Ende des Jahres 2013, das Ausbleiben der Unterzeichnung eines Assoziierungsabkommens mit der EU und das Euromaidan-Phänomen, stellten mit neuer Dringlichkeit die Frage nach der Rolle der galizischen ethnischen Gemeinschaft in der politischen Entwicklung des Landes. In der Tat spielten Vertreter der politischen Eliten und der Zivilgesellschaft der drei westukrainischen Gebiete eine bedeutende Rolle bei der Erlangung der ukrainischen Unabhängigkeit sowie der Vermeidung einer „kommunistischen Revanche“ in der ersten Hälfte der 1990er Jahre.

Schlagworte: Ukraine | Galizien | Nation-Building

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Erschienen in
Kultursoziologie 1 | 2014
Kulturkreise
110 Seiten

Identitätsfragen, sozialer Wandel in Südosteuropa und das Dauerdilemma „zwischen Ost und West“

15 Seiten | Autor: Anton Sterbling

Mit der Verortung Ungarns „zwischen Ost und West“ und der Auffassung dieser Lage als ein „Dauerdilemma“ findet sich eine Schlüsselfrage und zugleich eine Kennzeichnung der Identitätsproblematik mancher südosteuropäischer wie auch ostmitteleuropäischer Gesellschaften trefflich angesprochen. Fragen der kollektiven Identität und der individuellen Identitätszurechnungen bilden ein Thema von weitreichender Relevanz und sicherlich auch weiterhin großer Aktualität im gegenwärtigen Europa. Wenn vor diesem Hintergrund heute von einer tiefen „Identitätskrise“ einzelner südosteuropäischer Gesellschaften oder gar von „Südosteuropa in der Identitätskrise“ gesprochen wird, so hat dies ohne Zweifel eine unabweisbare Berechtigung und fordert mithin zur soziologischen Reflexion heraus.

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Erschienen in
Kultursoziologie 1 | 2014
Kulturkreise
110 Seiten

Lou Andreas-Salomé zwischen Königsberg und Kaliningrad

Eine biografische Erfahrung im historischen Zusammenhang

11 Seiten | Autor: Cornelia Pechota

Dass die Philosophin und Schriftstellerin Lou Andreas-Salomé (1861– 1937), nachdem sie in Göttingen auch als Psychoanalytikerin gewirkt hatte, zwischen Herbst 1923 und Frühjahr 1924 in Königsberg, dem heutigen Kaliningrad, an der Klinik für Innere Medizin, Wagnerstraße 6, als Lehranalytikerin und Therapeutin arbeitete, gerät leicht in Vergessenheit. An die kulturelle Bedeutung der Stadt, die Lou im abgekapselten Kreis ihrer Tätigkeit nur beschränkt würdigen konnte, wird dort, wo ihr Aufenthalt Erwähnung findet, nicht erinnert.

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Erschienen in
Kultursoziologie 1 | 2014
Kulturkreise
110 Seiten