2014

Zwischen Standortschutz und Demokratisierungsprojekt

Selbstverständnis und Praxis der Protestbewegung gegen Rechtsextremismus am Beispiel Jena

12 Seiten | Autor: Peter Bescherer

Angesichts der jüngsten Kampagnen gegen die Unterbringung von Asylbewerbern und Flüchtlingen in Schneeberg (Sachsen), Greiz (Thüringen) oder auch in Duisburg darf man sich über das demokratische Bewusstsein vieler Menschen alles andere als sicher sein. Wenn es selbst nach den skandalösen und schockierenden Erkenntnissen über den sogenannten Nationalsozialistischen Untergrund zu einer „neuen Welle rassistischer Gewalt wie in den frühen 1990er Jahren“ kommt, müssen die Nachhaltigkeit der Projekte gegen Rechts und die Lernfähigkeit ihrer Adressatinnen ernsthaft hinterfragt werden. Sind soziale Bewegungen und zivilgesellschaftliche Bündnisse heute besser auf rassistische Ausschreitungen vorbereitet als vor 20 Jahren? Anhand der Präsentation von Ergebnissen einer Lokalstudie stehen im Folgenden Möglichkeiten und Grenzen des gegenwärtigen Basisaktivismus gegen Diskriminierung und Rechtsextremismus zur Diskussion.

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Erschienen in
Berliner Debatte 1 | 2014
Innovativer Rechtsextremismus?
161 Seiten

Das Religionsprivileg als Mittel zum völkischen und antisemitischen Zweck

Die Bewegung der Ludendorffer im Lichte staatlicher Verbotspraxis

67 Seiten | Autor: Fabian Virchow

Nach der militärischen Bezwingung des Nationalsozialismus hatten diejenigen, die das Terror-Regime aktiv unterstützt oder eine erkennbare Funktion ausgeübt hatten, unterschiedliche Handlungsoptionen. Sie konnten sich – etwa aus Furcht vor Strafverfolgung – ins Ausland absetzen und dort den weiteren Verlauf der politischen Entwicklung abwarten sie zogen sich zurück, konzentrierten sich auf den Aufbau einer ›bürgerlichen Existenz‹ und arrangierten sich mit den neuen Gegebenheiten, solange Antikommunismus das dominierende Paradigma der außenpolitischen Orientierung der Bundesrepublik Deutschland blieb. Oder sie suchten nach einer mehr oder weniger kurzen Zeit der Zurückhaltung den Kontakt zu Gleichgesinnten, um für ›nationale Ehre‹, die ›Wiederkehr des Reiches‹ und ›deutsche Interessen‹ zu streiten. Letztgenannte Option konnte recht unterschiedliche Ausformungen annehmen, so etwa die Einflussnahme in den demokratischen Parteien, den Aufbau „nationaler“ Jugend- und Kulturverbände oder die Gründung von Parteien mit dem Ziel, unter Nutzung der demokratischen Freiheiten auch parlamentarische Positionen zu besetzen.

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Erschienen in
Berliner Debatte 1 | 2014
Innovativer Rechtsextremismus?
161 Seiten

Zur Kritik des NPD-Verbots

Wie sich führende Demokraten mit rechtsradikaler Gesinnung auseinandersetzen, ohne diese zu kritisieren

9 Seiten | Autor: Freerk Huisken

Der Antrag auf ein NPD-Verbot ist eingereicht und das Thema seither aus den Schlagzeilen geraten. Eine gewisse Beruhigung hat das Bundestagswahlergebnis 2013 gebracht, das – wenigstens auf Bundesebene – ausgewiesen hat, dass die NPD weit entfernt davon ist, ins deutsche Parlament einzuziehen. Das ist und bleibt die Hauptsorge der ins Parlament gewählten Parteien. Diese können sich, wie das „Koalitionsgeschacher“ nach der Septemberwahl zeigte, durchaus vorstellen, sich in allen nur möglichen Konstellationen die Machtausübung zum Wohle Deutschlands zu teilen, möchten aber genau deswegen auf jeden Fall verhindern, dass diese bequeme Etablierung ihres bürgerlich-demokratischen Machtkartells durch gewählte „Extremisten“ dieser und anderer Couleur irgendwie durcheinander und in ein schiefes Licht gerät.

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Erschienen in
Berliner Debatte 1 | 2014
Innovativer Rechtsextremismus?
161 Seiten

Marginalität, Ethnizität und Strafen in der neoliberalen Stadt

Eine analytische Kartographie

19 Seiten | Autor: Loïc Wacquant

Zunächst möchte ich den Teilnehmern dieser Konferenz gern meinen Dank aussprechen. Es ist besser, dies am Beginn der Tagung zu tun, denn am Ende werden wir vermutlich starke Differenzen haben. Es ist paradox, aber eines der Haupthindernisse für Fortschritt in den Sozialwissenschaften liegt heutzutage in der sozialen und zeitlichen Organisation der Forschung – der unkontrollierten Invasion von Zeitplänen, der Arbeitsüberlastung und der Vervielfachung von Missionen ohne eine entsprechende Aufstockung der für ihre Durchführung erforderlichen Ressourcen. Das erklärt, dass wir kaum die konkreten Anreize und auch einfach nicht genügend Zeit haben, um uns hinzusetzen und die Arbeiten anderer Wissenschaftler intensiv zu lesen, selbst die nicht, die wir verarbeiten müssten, um uns auf dem Stand unserer eigenen Spezialgebiete zu halten. Und wir haben noch weniger Gelegenheiten, eine Gruppe von Kollegen aus verschiedenen Gebieten zu treffen, die es auf sich genommen haben, einen Textkorpus zu analysieren, um sich in eine fokussierte Diskussion zu begeben, die jedem Teilnehmer bzw. jeder Teilnehmerin hilft, auf seinem oder ihrem Forschungspfad voranzuschreiten. Heute genießen wir eine der seltenen Gelegenheiten dieser Art – dank der Energie und dem Talent, die Mathieu Hilgers hinter den Kulissen aufbrachte, um dieses Treffen zu organisieren. Ich bin ihm dankbar, wie auch den Soziologen, Geographen, Kriminologen und Anthropologen, die sich an diesen Diskussionen beteiligen, und dem großen Auditorium, das gekommen ist, um zuzuhören und, wie ich hoffe, durch lebendige Fragen und Repliken zu unseren Debatten beizutragen.

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Erschienen in
Berliner Debatte 1 | 2014
Innovativer Rechtsextremismus?
161 Seiten

Politik und Soziologie in der DDR

Eine exemplarische Kulmination in der akademischen Provinz: Die Hallesche Bahro-Affäre 1977

107 Seiten | Autor: Peer Pasternack

Von 1947 und 1949 hatte es an der Martin- Luther-Universität Halle-Wittenberg bereits ein Institut für Soziologie gegeben. Eine eigentliche Institutionalisierung des Faches gelang allerdings erst 1963 mit der Gründung einer „Kommission für konkret-soziologische Forschung“, 1965 dann „Soziologische Abteilung“, schließlich „Wissenschaftsbereich Soziologie“ an der Sektion Wirtschaftswissenschaften. Dessen inhaltliche Schwerpunkte lagen in der Arbeits- und Industriesoziologie. 1976 startete ein eigenständiger Diplomstudiengang, wobei im jährlichen Wechsel mit der Universität Leipzig immatrikuliert wurde. Damit war Halle einer von drei Standorten, an denen in der DDR Soziologen und Soziologinnen ausgebildet wurden (der dritte Ort war die Humboldt-Universität zu Berlin überdies gab es an der Universität Rostock ein Nebenfachstudium Soziologie).

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Berliner Debatte 1 | 2014
Innovativer Rechtsextremismus?
161 Seiten

Der tendenzielle Fall der Profitrate

Anmerkungen zu einem theoretisch umstrittenen Problem bei Karl Marx

13 Seiten | Autor: Hans-Gert Gräbe

Am Phänomen einer tendenziell fallenden Profitrate, wie sie von Karl Marx im dritten Abschnitt des dritten Bandes seines Hauptwerkes „Das Kapital“ als eigentümlicher „Rebound“-Effekt des privaten Profitstrebens auf gesamtwirtschaftlicher Ebene vorausgesagt wird, scheiden sich die Geister. Ist es eine abstrakt-analytische Konstruktion, eine Tatsache oder nur ein traditionsmarxistisches Mantra? Ist es ein Gesetz und als solches Teil des „Wesens“ der kapitalistischen Wirtschaftsordnung, das sich logisch, nicht aber empirisch fassen lässt? – Beiträge zu diesem Thema sind zahlreich und vielfältig in ihren Herangehensweisen, Argumentationen und Schlüssen.

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Berliner Debatte 1 | 2014
Innovativer Rechtsextremismus?
161 Seiten

Kann man Entwicklung messen?

Sraffas „Warenproduktion mittels Waren“ im Rückblick

12 Seiten | Autor: Rainer Land

Heute ist es üblich zu glauben, man könne alles irgendwie zählen, messen und berechnen. Wachstumsbefürworter wie Wachstumsgegner, Kritiker wie Befürworter des „BIP“ (Bruttoinlandsprodukt) gehen meist davon aus, dass die BIP-Messung eine selbst-verständliche Angelegenheit ist, die nicht viel mehr verlangt als die vier Grundrechenarten: man rechnet die Jahresproduktion jedes Produkts und jeder Dienstleistung mal dem jahresdurchschnittlichen Preis dieser Ware oder Leistung, addiert alles und hat die Größe des „Bruttoinlandproduktes“ oder auch die Jahresweltproduktion. Je nach Position in der Wachstumsdebatte fordert und begrüßt man danach das Wachsen, Stagnieren oder Schrumpfen dieser Größe oder man kritisiert, was diese Größe nicht erfasst (z.B. die Hausarbeit) oder was sie erfasst, obwohl man darin keinen Wohlstand sieht: Waffen, Unfälle, Umweltschäden, Naturkatasthrophen.

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Berliner Debatte 1 | 2014
Innovativer Rechtsextremismus?
161 Seiten

Die kommunistischen Opfer kommunistischer Herrschaft

Anlässlich des 100. Geburtstags von Walter Janka

5 Seiten | Autor: Michael Brie

Niemals hat eine politische Bewegung in so kurzer Zeit so viele Menschen in ihren Bann gezogen und so viele Gesellschaften nach ihrem Bilde geformt wie der von W. I. Lenin begründete Parteikommunismus des 20. Jahrhunderts. Und niemals zuvor wurden so viele Anhänger einer solchen Bewegung von deren Führern und ihren Apparaten unterdrückt, verfolgt, eingekerkert und ermordet wie in jener Zeit, die mit dem Stalinismus verbunden wird. Wie Christa Wolf im Herbst 1989 bei der Lesung von Walter Jankas „Schwierigkeiten mit der Wahrheit“ im Deutschen Theater sagte: „Zum ersten Mal wird öffentlich und so radikal wie möglich jenes Grundübel zur Sprache gebracht, aus dem über Jahrzehnte fast alle anderen Übel des Staates DDR hervorgegangen sind: der Stalinismus.“ Die Größe und das Elend des Parteikommunismus sind weltgeschichtlich beispiellos. Er ist von einer einmaligen Tragik geprägt.

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Berliner Debatte 1 | 2014
Innovativer Rechtsextremismus?
161 Seiten

Utopien der frühsowjetischen Architektur und Stadtplanung

4 Seiten | Autor: Thomas Möbius

Die sowjetische Architekturzeitschrift „Sovremennaja architektura“ eröffnete ihr erstes Heft 1926 mit der Devise: „Die moderne Architektur muss die neue sozialistische Lebensweise kristallisieren.“1 Die Devise verdeutlicht in nuce den utopischen Anspruch der frühsowjetischen Architektur und Stadtplanung. Ihre Protagonisten strebten eine Architektur an, die die neue Gesellschaft nicht allein baulich widerspiegelt. Die neuen Häuser und Städte sollten die neue, sozialistische Lebensweise formen und den Neuen Menschen erziehen. Wie sehr die damaligen Architekturdebatten mit ihren radikalen Entwürfen immer noch faszinieren, zeigte die Ausstellung „Baumeister der Revolution. Sowjetische Kunst und Architektur 1915-1935“, die 2012 im Martin-Gropius-Bau Berlin zu sehen war. Sie verdeutlichte aber zugleich, wie wenig diese Debatten und die hinter ihnen stehenden Utopien in ihrer Verschränkung von utopischem Emanzipationsanspruch und totalitärem Potential bislang erfasst sind.

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Berliner Debatte 1 | 2014
Innovativer Rechtsextremismus?
161 Seiten

Peter Ullrich: Deutsche, Linke und der Nahostkonflikt.

Politik im Antisemitismusund Erinnerungsdiskurs

4 Seiten | Autor: Christoph Gollasch

Glaubt man Micha Brumliks Vorwort, so ist Peter Ullrich angetreten, jenes „Spiel radikaler Identifikation und geborgter Identitäten“, das sich regelmäßig um den Nahostkonflikt entspinnt, „zugunsten eines politischen Realitätsprinzips“ zu beenden. Wesentlich bescheidener formuliert dabei Ullrich selbst sein Anliegen. Das Buch sei ein „(Zwischen-) Fazit einer mittlerweile fünfzehnjährigen Beschäftigung mit der Thematik“, das zugleich bestimmte Aspekte beleuchten soll, die in der bisherigen Diskussion zu kurz gekommen seien.

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Berliner Debatte 1 | 2014
Innovativer Rechtsextremismus?
161 Seiten