Sozialismus

Besprechungen und Rezensionen 4/2022

(1) Anne Hartmann, Reinhard Müller (Hg.): Tribunale als Trauma. Rezensiert von Wladislaw Hedeler (S. 117-118); (2) Sonia Combe: Loyal um jeden Preis. „Linientreue Dissidenten“ im Sozialismus. Rezensiert von Ulrich Busch (S. 119-121); (3) Dieter Klein: Regulation in einer solidarischen Gesellschaft. Rezensiert von Dieter Segert (S. 121-123); (4) Udo Tietz: Wahrheit und Freiheit. Ein Versuch über Political Correctness, normativen Zwang und Meinungsfreiheit. Rezensiert von Christoph Sebastian Widdau (S. 123-125)

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Erschienen in
Berliner Debatte 4 | 2022
Schwächen der Linken
135 Seiten

Kommunismus – Zukunftsentwurf oder vergangene Realität?

13 Seiten | Autor: Ulrich Busch

Über den Kommunismus wird heute wieder ernsthaft diskutiert. Nicht unbedingt als Sofortlösung für die ökonomischen, sozialen und ökologischen Probleme der Gegenwart, aber doch als seriöse Option, gesellschaftliche Alternative und Perspektive für die menschliche Gesellschaft. Während auf kurze bis mittlere Sicht noch die Überzeugung überwiegt, auf den Kapitalismus nicht verzichten zu können, stellt sich dies langfristig anders dar: Im Kontext von Großer Transformation, Postwachstumsgesellschaft und Postkapitalismus ist die kommunistische Idee als Alternativkonzept und Zukunftsszenario erneut im Gespräch. Ulrich Busch argumentiert, dass die Rückkehr des Kommunismus in den sozialtheoretischen und politischen Diskurs seine Reformulierung als Gesellschaftsmodell verlangt. Dabei kann zwar an frühere Ideen, Utopien und Theorien, Experimente und Erfahrungen angeknüpft werden. Dies aber immer unter Berücksichtigung der Tatsache, dass diese Reflex und Resultat anderer Zeiten, anderer Zustände und anderer Möglichkeiten waren.

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Erschienen in
Berliner Debatte 4 | 2022
Schwächen der Linken
135 Seiten

Who was Mr. Gorbachev really?

3 Seiten | Autor: Alexander Rahr

Im Herbst 1985 begann ich die erste deutschsprachige Biografie über den neu gewählten Generalsekretär des ZK der KPdSU, Michail Gor- batschow, zu schreiben. Über den 54-jährigen Parteifunktionär war damals im Westen wenig bekannt. Im damaligen Westen gingen die Meinungen weit auseinander. Die einen sahen in Gorbatschow den Anführer einer neuen Generation von Parteifunktionären, die zu radikalen Reformen in der UdSSR und zu einer Verständigung mit dem Westen bereit waren. Viele andere erwarteten von ihm nur Täuschungsmanöver gegenüber dem Westen, um wirtschaftliche Überlebenshilfe für die marode Sowjetunion zu erhalten.

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Erschienen in
Welttrends 192 | 2022
USA: Zerrissene Weltmacht
72 Seiten

Das nüchterne Denken: Michail Gorbatschow

3 Seiten | Autor: Hans-Heinrich Nolte

„Nicht immer haben die Pläne eine wissenschaftliche Grundlage und sie tragen oft willkürlichen Charakter. In vielen Betrieben, in gan- zen Rajons und sogar in Oblasty werden die produktiven Ressourcen nicht vollständig erfasst und werden mit der Produktion in Beziehung gesetzt und in anderen sind im Gegenteil die Pläne unrealistisch, so dass sie chronisch nicht erfüllt werden und zur Überanstrengung in der Arbeit der Kolchosen und Sowchosen führen.“1 Gorbatschow hat in seinen Memoiren2 beschrie- ben, dass seine Rede vorm Plenum des Zentralkomitees der KPdSU 1978 anfangs normal aufgenommen wurde – die Chefs in der ersten Reihe lasen Zeitung, die jungen Sekretäre im Hintergrund hörten zu, was die Konkur- renz vortrug. Bei ihm aber horchte der Generalsekretär Leonid Breschnew auf – Kritik am Plan, dem zentralen Instrument des Monopolsozialismus, im zentralen Machtorgan der Partei? Die Folge für den vortragenden Sekretär aus dem Vorkaukasus war aber nicht der Verlust der Position oder Schlim- meres, sondern ein schneller Aufstieg in der Partei: Schon 1985 wurde er zum Generalsekretär gewählt – mit gerade einmal 54 Jahren.

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Erschienen in
Welttrends 192 | 2022
USA: Zerrissene Weltmacht
72 Seiten

Der auf der Erde gestrandete Marsianer (1924)

Mit dem im Oktober 1920 vollendeten und 1924 veröffentlichten Poem über den auf der Erde gestrandeten Marsianer greift Alexander Bogdanow das in der Roman-Utopie „Der rote Stern“ (1907) und im phantastischen Roman „Ingenieur Menni“ (1912) entwickelte Thema der konfliktreichen Begegnung von Vertretern der irdischen und der Marszivilisation auf. Seinen Zeitgenossen war Bogdanow, der eigentlich Alexander Malinowski (1873–1928) hieß, auch unter den Pseudonymen Mirski und Doktor Werner bekannt, denn er gehörte neben Georgi Plechanow und Wladimir Lenin zu den produktivsten, wenngleich nicht einflussreichsten Theoretikern der russischen Sozialdemokratie. Sein Gedicht veröffentlichen wir in neuer Übersetzung, nachgedichtet von Stefan Döring und kommentiert von Wladislaw Hedeler.

Schlagworte: Kosmos | Mars | Utopie | Sozialismus | Sowjetunion

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Erschienen in
Berliner Debatte 4 | 2021
Weltall Erde Mensch
156 Seiten

Berliner Debatte Initial 4 | 2021

Weltall Erde Mensch

Kosmosutopien im 20. und 21. Jahrhundert
Herausgeber: Thomas Müller

ISBN 978-3-947802-74-6 | ISSN 0863-4564 | 156 Seiten

„Was heute noch wie ein Märchen klingt, kann morgen Wirklichkeit sein“, heißt es am Anfang von „Raumpatrouille“, der westdeutschen Science-Fiction-Serie aus dem Jahr 1966. Für die Zukunftsvisionen einer Menschheit, die ins Weltall fliegt, außerirdische Lebensformen sucht und andere Planeten besiedelt, hat sich in Literatur, Film und bildender Kunst das Genre der Science-Fiction etabliert. Kosmosutopien, Fantasien vom Aufbruch ins Weltall, vom Leben an einem ganz anderen Ort, fernab von der Erde, sind zugleich Inspirationsquellen für Wissenschaft, Philosophie, Politik oder Wirtschaft – als Spekulationen, Gedankenexperimente, Heuristiken etc. Der Themenschwerpunkt „Weltall Erde Mensch“ spiegelt astrofuturistische Träume und Sehnsüchte des 20. und 21. Jahrhunderts wider und gibt Auskunft über ihre Geschichte. Natürlich gilt auch für Kosmosutopien der Gemeinplatz, den Stanisław Lem in seiner „Summa technologiae“ zitiert: „Nichts ist so schnell veraltet wie die Zukunft.“

Außerhalb des Schwerpunkts erfahren Sie mehr darüber, wieso der deutsche Punkrock seit den 1990er Jahren ein Imageproblem hat, weshalb der sowjetische Schriftsteller Andrej Platonow mit seinem Romanfragment „Der makedonische Offizier“ große Literatur schuf und warum wir Schlagworte wie „DDR-Philosophie“ nicht leichtfertig gebrauchen sollten.

Hier finden Sie eine Leseprobe dieser Ausgabe: Leseprobe Weltall Erde Mensch

Inhalt

Thomas Brasch – zwei Jahrzehnte nach seinem Tod gelesen

15 Seiten | Autor: Birgit Dahlke

Das gattungsübergreifende Gesamtwerk des 1945 im englischen Exil geborenen Dichters und Dramatikers, Nachdichters und Filmemachers Thomas Brasch scheint dazu zu verführen, es biographisch zu deuten. Der Titel seines spektakulären Debüts „Vor den Vätern sterben die Söhne“ (1977) veranlasste durchaus nicht nur westdeutsche Interviewer, in der betont artifiziellen Prosa eine kritische Abrechnung des 1968 nach einer Flugblatt-Aktion gegen den Einmarsch in Prag verhafteten Autors mit dem Funktionärsvater Horst Brasch zu suchen. So vehement sich Brasch lebenslang gegen politische Vereinnahmungen von jeder Seite wehrte, DDR-Herkunft und das literaturgeschichtlich tradierte Vater-Sohn-Label wurden zu dominierenden Größen seiner Kanonisierung. Das berechtigte Interesse an der konflikthaltigen Geschichte einer Familie als Zeitgeschichte, wie es zuletzt im Dokumentarfilm „Familie Brasch. Eine deutsche Geschichte“ (2018) von Annekatrin Hendel zum Ausdruck kam, verstellt eher den Blick auf die Komplexität der poetisch-filmischen Produktion Thomas Braschs. Über den Erkenntniswert des von der Filmemacherin inszenierten Familiengemäldes lässt sich streiten. Ästhetisch wird jedenfalls nicht begründet, warum sie gerade ihn ins Zentrum ihrer Bild-Konstruktion der „Buddenbrooks des Ostens“ setzt. Zum zwanzigsten Todestag im November 2021 ist der Kinostart eines Spielfilms über Thomas Brasch von Andreas Kleinert mit dem Titel „Lieber Thomas“ angekündigt. Auch Kleinert sieht, wie es in der Filmbeschreibung heißt, das „Leben von Thomas Brasch […] eng mit der Geschichte des 20. Jahrhunderts verknüpft“.

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Erschienen in
Berliner Debatte 3 | 2021
digital arbeiten
166 Seiten

Es tut uns leid, nicht immer loben zu können

11 Seiten | Autor: Gerd Irrlitz

Gerd Irrlitz spannt in diesem Essay einen großen Bogen von den Entwicklungen der Nachwendezeit bis zur Digitalisierung unserer Tage. Ausgehend von dem Bedauern, als „Deutscher von drüben“ nicht in der erhofften Weise Lob spenden zu können, fragt er nach Perspektiven einer erneuerten sozialistischen Bewegung. Die AfD charakterisiert er als Wiedergänger

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Erschienen in
Berliner Debatte 2 | 2020
Skandal und Empörung
172 Seiten

Schwingkreise der Erregung

Einige Bemerkungen zum Begriff der Resonanz bei Lothar Kühne

17 Seiten | Autor: Jörg Petruschat

Ästhetik kann mit und seit Lothar Kühne, so die Hypothese, nicht bloß als eine philosophische Disziplin entworfen werden. Sondern umgekehrt kann seit Kühne Philosophie gedacht werden als gestützt auf eine Anthropologie und Erkenntnistheorie, die maßgeblich ästhetisch und kulturell figuriert ist auf der Basis ihr zugrunde liegender Gestaltungsprozesse. Eine kritische Aneignung von Kühnes Theorien hat jedoch zu zeigen, dass für sein Denken der Marxismus-Leninismus nicht nur eine Startbahn und Ermöglichung war, sondern die Theorieverhältnisse, auf die er sich stützte und in denen er sein Denken entfaltete, bildeten zugleich Einhegungen und Diskursstereotype, die seine Entfaltung behinderten. In dem Beitrag soll auf zwei Aspekte hingedeutet werden, nach denen eine derart kritische Revue zum Denken Kühnes choreografiert werden könnte. Der eine Aspekt betrifft die gesellschaftstheoretischen Grundannahmen, die Kühne aus dem Marxismus-Leninismus übernommen hat, sie aber auf ein Individualitätskonzept und ein Menschenbild hin konkretisierte: das „Überschreiben“ eines sinnlich-konkreten Gemeinschaftsmodells durch den abstrakten Begriff einer bürgerlichen Gesellschaft. Der zweite Aspekt betrifft Kühnes Begreifen von Gestalt und Gestaltung und führt heran an Grundmotive seines ästhetischen Denkens. Beiden Gesichtspunkten liegt die Annahme zugrunde, dass die Auffassungen zu Gestalt und Gestaltung und deren Zentralstellung in Kühnes ästhetischem Denken zwar sehr oft als Ableitungen eines ökonomisch geprägten Konzepts von Gesellschaftsformationen auftauchen. Aber umgekehrt sind in der systematisch ausgelegten Theorie Kühnes Gestalt, Gestaltung und das Motiv der Resonanz eben auch als Basisprozesse entworfen, von denen her ihrerseits die Formationen von Individualität, Produktion und Gesellschaft modelliert werden können.

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Architektur, Haus und Landschaft

Dokumentation eines Vortrags zum 70. Geburtstag Lothar Kühnes 2001

6 Seiten | Autor: Bruno Flierl

Für Lothar Kühnes Denken waren architekturtheoretische und -historische Fragestellungen konstitutiv. Kühnes erste publizistische Arbeiten in den 1950er und 1960er Jahren befassten sich mit architekturtheoretischen Fragen, etwa: Was ist „sozialistische“ Architektur? Welche Rolle kann Architektur beim Aufbau des Sozialismus spielen? Seine Dissertation A (1965) widmet sich schließlich erkenntnistheoretischen und ästhetischen Problemen der Architekturtheorie. Kühnes Beschäftigung mit Architektur kulminierte in einer Position, die – quer zu traditionellen Ansätzen – die Architektur aus der Kunst herauslöste und als räumliche Organisationsform gesellschaftlicher Praxis deutet. Auf dieser Basis entwickelte Kühne den raumtheoretischen Begriff der „Landschaft“, mit dem er eine dem Kommunismus adäquate Siedlungsform zu fassen suchte, die den Gegensatz zwischen Stadt und Land aufhebt. Diesen Entwicklungsweg zeichnet Bruno Flierl in einem Vortrag von 2001 zum 70. Geburtstag Kühnes nach. Der bislang unveröffentlichte Vortrag wird hier aus dem Vorlass Flierls publiziert.

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