Dem Wunschtraum entgegen

Kosmosbegeisterung in der Sowjetunion

15 Seiten | Autor: Matthias Schwartz

Kosmosbegeisterung hatte in der Sowjetunion in der Tauwetterzeit unter Nikita Chruschtschow eine zentrale Ventilfunktion für die Gesellschaft, sowohl kommunistische Visionen für die nahe Zukunft zu formulieren als auch fantastische und utopische Wunschträume von anderen Lebens- und Gesellschaftsformen zu artikulieren. Matthias Schwartz rekonstruiert in diesem Essay die kulturpolitischen und publizistischen Debatten der 1950er und 1960er Jahre vor allem anhand von populärwissenschaftlichen Zeitschriften, die in jener Zeit zu einem wichtigen Medium der Beschäftigung mit dem Weltall und der Raumfahrt wurden. Dabei spielten Erörterungen und Spekulationen über interplanetare Kontakte, vernunftbegabte Wesen aus dem All oder außerirdische Zivilisationen eine wesentliche Rolle, um auch über den Zustand der eigenen Gesellschaft zu reflektieren. Insbesondere die sowjetische Science-Fiction, die Wissenschaftliche Fantastik, entwickelte sich in dieser Periode zu einer beliebten Literaturgattung, in der auch sozialkritische, philosophische und moralische Fragen und Probleme teils in allegorischer und verschlüsselter Form dargestellt werden konnten, die ansonsten verschwiegen und marginalisiert wurden. Der Essay geht solchen ambivalenten Wunsch- und Angstträumen anhand von exemplarischen Lektüren näher nach und zeigt deren Nachleben bis die Gegenwart des postsowjetischen Russlands auf.

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Erschienen in
Berliner Debatte 4 | 2021
Weltall Erde Mensch
156 Seiten

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