Mars_Menschen_Medien
14 Seiten | Autor: Alexander Wagner
Alexander Wagner unterscheidet zwei Perspektiven auf den Mars aus der Zeit der vorletzten Jahrhundertwende und geht der Frage nach, wie stark der Nachbarplanet der Erde innerhalb der um 1900 noch anhaltenden Marseuphorie als Projektionsfläche und damit zur Selbstvergewisserung über terrestrische Formen von Wissensgenese auf verschiedenen Gebieten instrumentalisiert wurde. Im ersten Fall erläutert das Medium Hélène Smith ihrem männlichen Aufschreibesystem Théodor Flournoy, seinerseits Professor für Psychologie an der Universität Genf, an der Jahrhundertschwelle wichtige gesellschaftliche Zusammenhänge über das Leben auf dem Mars, architektonische und landschaftliche Besonderheiten, die Regeln des Zusammenlebens und besonders das dortige Sprach- und Schriftsystem und lotet damit einen Bereich zwischen Pathologisierung und selbstermächtigter weiblicher Diskurshoheit gegenüber der wissenschaftlichen Autorität des renommierten Professors aus. Der Mars wird ihr dabei, als programmatische Zone des Unbekannten, zum Experimentierfeld einer neuen Autonomie, auf dem sie als Medium selbst zum Teil zur wissenden Außerirdischen werden kann. In anderer Richtung besucht der Marsianer Passyrion in Paul Oswald Köhlers Reisebericht im Stil von Montesquieus „Lettres Persanes“ (1721) die Erde, das Wilhelminische Deutschland genauer gesagt, und sammelt dort in der Manier eines Volkskundlers wichtige Erkenntnis über das Fremde, um anschließend in einer Vorlesung an der Universität des Mars davon zu berichten.
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