„Solaris“: Eine Deutung aus translatorischer Perspektive
14 Seiten | Autor: Annett Jubara
„Solaris“ (1972) von Andrei Tarkowski sollte die sowjetische Antwort auf Stanley Kubricks „2001: Odyssee im Weltall“ (1968) werden: ein unterhaltsamer wissenschaftlich-fantastischer und nationaler Prestige-Film, mit dem sich die sowjetische Nation als „kosmonautische“ positioniert und der amerikanischen „astronautischen“ als ebenbürtig gegenübertritt. Es mag Ironie des Schicksals sein, dass dieser als Prestige-Projekt geplante Film bei seiner Fertigstellung die Signatur des Autorenfilms trug und weder auf unkomplizierte Weise unterhaltsam war noch eine naive propagandistische Wirkung entfaltete. Vielmehr präsentiert er einen filmischen Diskurs, der kulturphilosophische und -kritische Elemente enthält. Er bezieht sich auf die Romannovelle „Solaris“ von Stanislaw Lem, die den Drehbuchautoren Andrei Tarkowski und Friedrich Gorenstein als Vorlage diente. In den Prozess der Entstehung des Films im weitesten Sinne waren somit die Werke zweier Autoren involviert – des Romanautors und des Filmautors. Doch nicht deren Kunstwille bildet hier den Zugang zu dem künstlerischen Dialog beider Werke. Vielmehr betrachtet Annett Jubara Tarkowskis Film als Übersetzung des Romans. Mit „Übersetzung“ meint sie die intersemiotische Übersetzung (nach Roman Jakobson) des Textes der wissenschaftlich-fantastischen Erzählung in den Film als Text. Der inhaltliche Hauptakzent bei diesem translatorischen Deutungsversuch liegt auf den kulturkritischen Elementen beider erzählerischer Diskurse; vor allem auf ihrer Stellungnahme zum wissenschaftlich-technischen Fortschritt, die sich in ihrer Haltung zum damals aktuellen „Aufbruch in den Kosmos“ konkretisiert.
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