Berliner Debatte Initial
Der verkörperte Geist
6 Seiten | Autor: Karen A. Cerulo
Karen A. Cerulo knüpft in ihrem Beitrag an das theoretische Programm Wacquants praktisch an. Vorgestellt wird eine empirische Studie zur Entschlüsselung der Bedeutungen von Parfüm. Bei einem Test mit drei Sorten Parfüm konnten die Teilnehmenden zum großen Teil richtig einschätzen, für welche Zielgruppe und Anwendungsumgebung ein Parfum kreiert worden ist. Daraus und aus den Antworten der Befragten schließt Cerulo, dass wir beim Riechen eines Dufts auf ein komplexes Assoziationsnetz zurückgreifen, das wesentlich durch unsere menschlichen Eigenschaften als empfindungsfähig, sedimentiert und situiert bestimmt ist. Cerulos Studie trägt so zu einem umfassenderen Blick auf Duft als kulturellem Phänomen bei.
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Visuelle Mikrosoziologie und die Soziologie von Fleisch und Blut
6 Seiten | Autor: Randall Collins
Randall Collins zeigt, wie die von Wacquant vorgeschlagene intensive Feldforschung durch eine „visuelle Mikrosoziologie“, die sich auf Foto- und Videoaufzeichnungen stützt, ergänzt werden kann. In seinem Kommentar befasst er sich mit der Analyse von Gewaltausübung und gewaltvollen Massenereignissen. Visuelle Aufzeichnungstechniken ermöglichen eine genaue Beobachtung und Auswertung von Vorgängen, Körperhaltungen und Bewegungen. Auf dieser Basis kann in Interviews präziser nachgefragt werden. Damit wird die Möglichkeit gegeben, über ein rituelles und schablonenhaftes Sprechen über Gewalt hinauszugelangen. In theoretischer Hinsicht problematisiert Collins die Entstehung von Solidarität innerhalb einer Gruppe, die Mitgliedschaft herstellt und das Zugehörigkeitsgefühl der Gruppe stärkt, aber nicht zu Gleichheit in Bezug auf Fähigkeiten führt.
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Das Bedürfnis nach mehr „Fleischlichem“
5 Seiten | Autor: Randol Contreras
Anhand eigener empirischer Forschungen thematisiert Randol Contreras die Bedeutung von Körperlichkeit für eine „enaktive Ethnographie“. Er hat sich in verschiedenen Drogendealer- und Gangmilieus bewegt, stammt selbst aus der Süd-Bronx; vor dem Hintergrund dieser Erfahrungen hebt er hervor, wie maßgeblich das Erlernen des richtigen Habitus ist, um die Erfahrungswelt mit den untersuchten Personen zu teilen und ihren Erfahrungshorizont zu verstehen. Er fordert, diese körperlichen Erfahrungen stärker theoretisch zu reflektieren, und setzt die karnale Soziologie in Bezug zur Autoethnographie, wobei er beide jedoch deutlich unterscheidet.
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Eine feministische karnale Soziologie?
7 Seiten | Autor: Victoria Pitts-Taylor
Victoria Pitts-Taylor unterzieht Wacquants karnale Soziologie einer Kritik aus feministischer Perspektive. Sie weist darauf hin, dass feministisches Denken und Forschen schon lange Wacquants Forderungen nach Embodiment umsetzt. Sie kritisiert, dass Wacquant diese Forschungen in seinen Ausführungen übergeht, und arbeitet seine Übereinstimmungen mit feministischen Ansätzen bei der Ablehnung des Körper-Geist-Dualismus und bei der Betonung des körperlichen Aspekts von Denken und Erfahren heraus. Dabei hebt sie die Impulse von Neurokognitionsforschung und naturalisierter Philosophie hervor, die sowohl für Wacquant als auch für die feministische Forschung eine wichtige Grundlage lieferten.
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„Was man ist und was man tut“
11 Seiten | Autor: Thomas Alkemeyer
Thomas Alkemeyer greift in seinem Beitrag eine Unterscheidung von Masao Maruyama auf und nutzt sie als ein analytisches Instrumentarium, um einen ‚anderen’ Blick auf das in der jüngeren Vergangenheit in den europäischen Geistes- und Gesellschaftswissenschaften wieder verstärkt erörterte Problem zu gewinnen, wie ein Mensch als ein zurechnungsfähiges Subjekt (bzw. als Akteur, dem soziologischen Wiedergänger des Subjekts der klassischen christlich-abendländischen Subjektphilosophie) in Erscheinung treten kann. Im Unterschied zu den verwandten Begriffen des Individuums und der Person geht es im Horizont des Subjektbegriffs um die Frage, wie sich ein seiner selbst bewusstes Ich zu sich selbst verhält, in Gegensatz zu anderen Individuen setzt, als Person anerkennungsfähig macht und damit zugleich als eine handelnde Kraft in den sozialen Ordnungen einwirkt, in denen es sich bildet.
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Die „Ein-Mann-Partei“
8 Seiten | Autor: Wladislaw Hedeler
Auch 75 Jahre nach seiner Ermordung reißt die Debatte über Leben und Werk Leo Trotzkis, des neben Lenin wohl bekanntesten Akteurs der Russischen Revolutionen 1905 und 1917, nicht ab. Trotzkis Name ist mit allen Höhen und Tiefen der Umwälzungen in Russland und im ersten Jahrzehnt der Sowjetmacht verbunden. Wladislaw Hedeler bespricht in seinem Beitrag neuere Trotzki-Biographien und arbeitet die unterschiedlichen Akzentsetzungen in der historischen Forschung zu Leo Trotzki heraus.
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Deutschland in Europas Mitte
19 Seiten | Autor: Erhard Crome
Deutschland ist wieder ein erstrangiger politischer Einflussfaktor in Europa und eine weltwirtschaftliche Macht mit globalen Interessen. Grundlage dieser gewandelten geopolitischen Position ist Deutschlands Wirtschaftskraft, die sich in einem hohen technologischen Niveau wichtiger Exportgüter in Bereichen wie Fahrzeugbau, Maschinenbau und Chemieindustrie sowie in einem traditionell hohen Exportüberschuss ausdrückt. Erhard Crome ordnet Deutschlands Rolle in Europa in einen übergeordneten historischen Zusammenhang ein und diskutiert vor diesem Hintergrund aktuelle Entwicklungstendenzen.
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Heiner Müller: Macht, Geist & Katastrophengier
65 Seiten | Autor: Harald Bluhm, Michael Ostheimer, Sebastian Huhnholz, Steffen Dietzsch, Eva C. Huller, Alexander Kluge
Die Beiträge des Schwerpunktes zum Vorzugspreis - Mit den Stichworten "Macht", "Geist" und "Katastrophengier" beleuchten fünf Aufsätze und ein Interview verschiedene Facetten des Müllerschen Œuvres und dessen gegenwärtiger Rezeption. Sie fragen insbesondere nach Heiner Müllers „Katastrophengier“ – seiner Beschäftigung mit der Katastrophe als „Grunderfahrung“ und dem „Abgrund hinter jeder Politik“ – und deren Wirkungen in unserer „postheroischen“ Zeit.
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Fleisch und Blut. Loïc Wacquants karnale Soziologie
35 Seiten | Autor: Loïc Wacquant, Karen A. Cerulo, Randall Collins, Randol Contreras, Victoria Pitts-Taylor
Die Beiträge des Nebenschwerpunktes zum Vorzugspreis - Loïc Wacquants Forschungsprogramm einer „karnalen Soziologie“ in der Diskussion
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Heiner Müller: Macht, Geist & Katastrophengier
ISBN 978-3-945878-02-6 | ISSN 0863-4564 | 152 Seiten
Am 30.12.2015 jährt sich Heiner Müllers Todestag zum zwanzigsten Mal. Müllers vornehmlich dramatisches Oeuvre ist genuin politisch. Die DDR und der Kommunismus sind das Material, das er vor menschheitsgeschichtlichem Hintergrund auslotete. Die postmoderne Attitüde wie der ernsthaft dramaturgische Gestus, der auf der Annahme einer qualitativ anderen Zukunft aufruht, sind für die Gegenwart nur in vermittelter Form noch eine Provokation. Müllers Stücke sind gleichwohl weiterhin weltweit auf den Bühnen präsent. Unter den Schlagworten Macht, Geist und Katastrophengier fragen wir im Themenschwerpunkt nach deren Wirkungen in unserer „postheroischen“ Zeit. Außerdem: Loïc Wacquants Forschungsansatz einer „Soziologie von Fleisch und Blut“ wird von vier Fachkolleg_innen kontrovers diskutiert.
Inhalt
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Heiner Müller als Zeitdenker und Mythopoet
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Römische Imperialmotivik bei „Griechen-Müller“
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Ein Geistergespräch Heiner Müllers mit Friedrich Hebbel über dessen Diktum: ‚uns darf kein Abgrund erschrecken‘
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Heiner Müller auf Münchner Bühnen seit 2002
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Gespräch mit Alexander Kluge über Heiner Müller
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Ein Versuch, an Wacquants karnale Soziologie anzuknüpfen
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Kommentar zu Loïc Wacquant
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Die Konstitution des Subjekts in der Praxis
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Zum 75. Todestag von Leo Trotzki
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Umrisse einer neuen Hegemonie
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