Autoritarismus

Die Farben einer Parallelen Welt. Auszug

Mit einer Einführung von Christian Ganzer

8 Seiten | Autor: Mikola Dziadok

2010 wurde der belarusische Anarchist, Journalist und Blogger Mikola Dziadok zu viereinhalb Jahren Haft verurteilt, die zwischendurch noch verlängert wurde. Insgesamt saß er fünf Jahre in vier Gefängnissen und drei Strafkolonien ein. Während der Haft schrieb Dziadok Essays über das Innenleben der Gefängnisse in Belarus. Nach seiner Entlassung veröffentlichte er die Aufzeichnungen 2017 unter dem Titel „Die Farben einer parallelen Welt“. Dziadok dokumentiert in ihnen sein eigenes Schicksal, nüchtern und differenziert. In sieben Essays beschreibt und analysiert er den Gefängnisalltag und wesentliche Elemente des belarusischen Strafvollzugssystems. Diese Essays werden ergänzt durch weitere Reflexionen über das Gefängnisleben und Funktionsweisen eines autoritären Staatsapparats im 21. Jahrhundert. Aus der deutschen Übersetzung, die derzeit im Rahmen des Projekts „Stimmen aus Belarus“ erarbeitet wird, veröffentlichen wir vorab das erste Kapitel „SCHISO – Der Strafisolator“.

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Erschienen in
Berliner Debatte 2 | 2021
Belarus – eine Revolution?
146 Seiten

Die "heldenhafte Verteidigung der Brester Festung"

Ein Geschichtsnarrativ aus Legenden und Lügen

12 Seiten | Autor: Christian Ganzer

Christian Ganzer thematisiert in diesem Artikel ein herausragendes Beispiel der belarusischen Erinnerungskultur an den Zweiten Weltkrieg: das Narrativ der heldenhaften Verteidigung der Brester Festung. Basierend auf umfangreichen Archivrecherchen zeigt er, dass diese Geschichtserzählung und die entsprechende Gestaltung des Gedenkortes und Museums zur Verteidigung der Brester Festung auf Legenden und Lügen basieren und von den Machthabern bis heute politisch instrumentalisiert werden.

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Erschienen in
Berliner Debatte 2 | 2021
Belarus – eine Revolution?
146 Seiten

Freiheit, Schmerz und Hoffnung

Positionen belarusischer Fotojournalistinnen

Nach den gefälschten Präsidentschaftswahlen in Belarus vom 9. August 2020 und der gewaltsamen Niederschlagung der ersten Proteste gingen Hunderttausende Menschen im ganzen Land auf die Straße, um für ein Ende der Gewalt und faire Neuwahlen zu protestieren. Die seit Jahrzehnten größte Demokratiebewegung Europas beeindruckte mit ihren friedlichen Protestaktionen und ließ in der Gesellschaft ein Gefühl von Zusammengehörigkeit und Solidarität entstehen. Frauen und Fotojournalistinnen haben in der Protestbewegung eine wichtige Stellung eingenommen: Gewaltlos, einfühlsam und beharrlich haben sie die Proteste begleitet und dokumentiert. Im Frühjahr 2020 präsentierte eine Ausstellung an Gethsemanekirche in Berlin Prenzlauer Berg unter dem Titel „Freiheit, Schmerz und Hoffnung“ Fotos von zehn Fotojournalistinnen aus Belarus. Ihre Arbeiten erzählen davon, was es bedeutet, in diesen schweren Zeiten faire Bildberichterstattung über die Entwicklungen im Land zu machen. Die Ausstellung wurde organisiert von KLEISTER, einem fotografischen Projekt (kleisternow.de) und entstand in Zusammenarbeit von Franca Wohlt, Ina Rumiantseva (Belarusische Gemeinschaft RAZAM e.V.) und der Gethsemanekirche. „Berliner Debatte Initial“ präsentiert aus der Ausstellung eine Auswahl von Fotos und Texte von fünf der Fotojournalistinnen.

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Erschienen in
Berliner Debatte 2 | 2021
Belarus – eine Revolution?
146 Seiten

Bekannter, unbekannter Nachbar

Belarus aus polnischer Sicht

5 Seiten | Autor: Agata Czarnecka

Wie werden die Entwicklungen in Belarus in den Nachbarländern gesehen? Aus polnischer Sicht, so Agata Czarnecka, sei Belarus gleichermaßen nah und fern, vertraut und fremd. Neben historischen Verbindungslinien betont die Autorin die Rolle der Frauen in der aktuellen Protestlandschaft Mittel- und Osteuropas: In Polen demonstrierten sie machtvoll gegen das restriktive Abtreibungsgesetz der nationalkonservativen Regierung, in Belarus hat die friedliche Protestbewegung „ein weibliches Gesicht“ (Olga Shparaga).

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Erschienen in
Berliner Debatte 2 | 2021
Belarus – eine Revolution?
146 Seiten

Der Zweite Weltkrieg und die aktuellen Deutungen der Gewalt in Belarus

4 Seiten | Autor: Aliaksandr Dalhouski

Auffällig in den gegenwärtigen Machtkämpfen in Belarus ist, dass die politischen Gegner einander als „Faschisten“ verunglimpfen. Aliaksandr Dalhouski sucht in seinem Beitrag nach Erklärungen dafür, warum in der aktuellen politischen Krise der Zweite Weltkrieg visuell und semantisch so präsent ist. Ein Grund sei die offizielle belarusische Erinnerungskultur mit ihrem Narrativ des belarusischen Helden- und Opfervolkes – ein Konstrukt, das den Zusammenbruch der Sowjetunion überdauert habe und national aufgeladen wurde. Anschließend zeichnet Dalhouski ein persönliches Bild der gegenwärtigen Lage, in der die Instrumentalisierung der Geschichte die gesellschaftlichen Gräben vertieft.

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Berliner Debatte 2 | 2021
Belarus – eine Revolution?
146 Seiten

Ursachen der Mobilisierung in Belarus 2020

5 Seiten | Autor: Andreij Vardomatskij

Andrej Vardomatskij geht in seinem Beitrag auf verschiedene Ursachen ein, die zu der „sozialen Explosion“ nach den Präsidentschaftswahlen in Belarus 2020 geführt haben. Kurzfristig seien etwa die Unzufriedenheit mit dem Krisenmanagement der Regierung während der Corona-Pandemie sowie das Misstrauen gegenüber der offiziellen Informationspolitik ausschlaggebend. Langfristig betrachtet seien soziale, ökonomische und demographische Faktoren entscheidend. Vardomatskij schließt auf Basis empirischer Befunde, die belarusische Gesellschaft habe sich durch die Ereignisse des Jahres 2020 derart verändert, dass eine Rückkehr zum Status quo ante auszuschließen sei.

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Berliner Debatte 2 | 2021
Belarus – eine Revolution?
146 Seiten

Die verfrühte Revolution

Die Dynamik der Proteste in Belarus 2020

15 Seiten | Autor: Petra Stykow

Vom Ausland meist unbeachtet, hat es in Belarus über mehr als zwei Jahrzehnte immer wieder kleinere und größere Protestaktionen gegen die Politik von Präsident Aljaksandr Lukašenka gegeben, darunter regelmäßig nach Präsidentschaftswahlen. Erst 2020 aber, nach seiner fünften Wiederwahl, nahmen postelektorale Demonstrationen ein solches Ausmaß an, dass der Sturz des Regimes für einige Wochen möglich schien. Wie kam es dazu, dass sie um ein Vielfaches größer und hartnäckiger waren als je zuvor? Warum erreichten sie ihr Ziel dennoch nicht? Petra Stykow versucht, Antworten auf diese Fragen zu finden, indem sie sich auf die Erkenntnisse mehrerer miteinander verbundener politikwissenschaftlicher Diskurse stützt, die sich mit den Stabilitäts- und Zusammenbruchsbedingungen autoritärer Regime befassen. Sie zeigt, dass es nicht ausreicht, den Fall „Belarus 2020“ als eine sich weitgehend selbstorganisierende Massenbewegung der „Straße“ zu rekonstruieren, wenn man nach den Gründen für ihr Scheitern sucht und die Frage nach Entwicklungsszenarios stellt.

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Berliner Debatte 2 | 2021
Belarus – eine Revolution?
146 Seiten

Revolution der Geduld

11 Seiten | Autor: Heinrich Kirschbaum

Wurden bei den Demonstrationen gegen das Lukaschenko-Regime zunächst alte-neue Denkfiguren des In-die-Zukunft-Schreitens entworfen und zum Teil realisiert, so musste man, nachdem die Proteste wegen der zunehmenden Gewalt in den medial unsichtbaren Untergrund übergingen, aus dem Stegreif auf unbekannte und unsichere Identifikationsmodi umsteigen. Die zunehmende Intransparenz der Zukunft begünstigte ethisch-poetische und politische Prozesse der Subjektivierung und Infra-Signifikation: Diesen subdiskursiven Entwicklungen sowie den sie begleitenden Techniken der Geduld und der Selbst-Montage geht Heinrich Kirschbaums essayistisch engagierter Beitrag aus diskurspoetologischer und sozialphilosophischer Perspektive nach.

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Erschienen in
Berliner Debatte 2 | 2021
Belarus – eine Revolution?
146 Seiten

Berliner Debatte Initial 2 | 2021

Belarus – eine Revolution?

ISBN 978-3-947802-72-2 | ISSN 0863-4564 | 146 Seiten

Die gefälschte Präsidentschaftswahl Anfang August 2020 und die anschließenden Massenproteste haben Belarus auf die Weltbühne katapultiert. Wie sind diese Ereignisse einzuordnen? Welche Vorgeschichte haben sie? Der Themenschwerpunkt „Belarus – eine Revolution?“ erweitert und vertieft die Perspektiven auf ein Land, das international bislang kaum Beachtung fand. Die Autor:innen der 11 Beiträge untersuchen Ursachen und Folgen der aktuellen Ereignisse, schildern die staatliche Willkür und Gewalt und befassen sich mit der vielschichtigen belarusischen Geschichte und Kultur.

Außerhalb des Schwerpunkts diskutiert Yana Milev psychosoziale Folgen einer gesamtdeutschen Geschichtspolitik, die den sowjetischen Beitrag zur Befreiung Deutschlands vom Nationalsozialismus kleinredet. Und Hans-Christoph Rauh setzt sich auseinander mit einer Kritik an der Art, die Geschichte der Philosophie in der DDR zu schreiben.

Hier finden Sie eine Leseprobe dieser Ausgabe: Leseprobe Belarus – eine Revolution?

Inhalt

Myanmar: Von Coup zu Coup

Stadien des Autoritarismus

5 Seiten | Autor: Ralf Havertz

Am 2. Februar 2021 hat das Militär in Myanmar, angeführt von General Min Aung Hlaing, geputscht und damit erneut einen Versuch beendet, ein demokratisches System in dem südostasiatischen Land zu etablieren. Die Geschichte scheint sich hier zu wiederholen, denn das Militär hat damit schon zum dritten Mal im postkolonialen Myanmar mit einem Coup in die Politik eingegriffen. Bei genauerer Betrachtung zeigt sich allerdings, dass die historisch-politische Situation, in der sich das Land bei jedem einzelnen dieser Coups befand, ganz unterschiedlich war.

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Erschienen in
Welttrends 176 | 2021
Südostasien
72 Seiten