Berliner Debatte Initial

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Berliner Debatte
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Journal

Kritik an einem Ideal der Weimarer Republik: Das Motiv des Boxers in László Moholy-Nagys Sport-Fotomontagen

15 Seiten | Autor: Joann M. Skrypzak

Im Jahr 1924 fertigte der Bauhaus-Lehrer László Moholy-Nagy mit „Boxen„ und „Adam Sportartikel„ zwei Versionen einer Fotomontage an, die besondere Beachtung verdienen, weil er sich mit ihnen von den eher idealistischen oder utopischen Darstellungen weg hin zu den Realitäten der Sportkultur in der Weimarer Republik und speziell denen des Boxens wandte. In diesen Arbeiten veranschaulicht der Boxer nicht Moholy-Nagys Ideal des „ganzen Menschen„, ein utopisches Wesen, das ein natürliches Gleichgewicht von psychischen, physischen und emotionalen Fähigkeiten besitzt, die es durch ein breites Spektrum an Erfahrungen statt durch enge, spezialisierte Ausbildung entwickelt hat, vielmehr ist er hier weniger durch selbstbestimmtes Handeln als durch äußere Umstände gekennzeichnet. Im Unterschied zur bisherigen Forschung, in der Moholy-Nagys Sportbilder als Teil einer allgemeineren Begeisterung für die Weimarer Sportbewegungen verstanden wurden, behaupte ich, dass „Boxen„ und „Adam Sportartikel„ eine tiefergehende Untersuchung dieses Phänomens vornehmen. Mit Humor und Biss portraitieren diese Arbeiten den Boxer unter gesellschaftlichen und politischen Bedingungen, welche die Integrität von Moholy-Nagys „ganzem Menschen„ verkomplizierten oder gar gefährdeten. Dennoch sollten wir Moholy- Nagys Boxer nicht als eine Antithese zu seinem utopischen Ideal betrachten, sondern als eine Figur, die Aspekte der Weimarer Kultur erhellt, die dessen Verwirklichung im Wege standen. Eine Untersuchung der zwei Werke im Vergleich mit Arbeiten anderer zeitgenössischer Künstler und im Kontext der Sportgeschichte, von Ereignissen und Diskursen der Zeit hilft zu entdecken, wie Moholy-Nagy mit ihnen breitere gesellschaftliche Realitäten und Ängste visualisierte und zugleich didaktische Zwecke verfolgte.

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Die Rahmung der Gewalt

17 Seiten | Autor: David Scott

Der Boxring ist einer der anziehendsten und beunruhigsten Räume der modernen Zivilisation. Unter den Boxschriftstellern mit auch nur etwas aktiver Erfahrung in diesem Sport gibt es nur wenige, die sich nicht über die komplexen und sogar gegensätzlichen Gefühle von Beklommenheit und Begeisterung, die sie beim Eintritt in ihn überkamen, äußerten. Für das Publikum dagegen bietet der erhöhte Ring mit dem blendend weißen oder (in jüngerer Zeit) blauen Boden und den ihn einschließenden Seilen einen Fokus für den Blick und ein Rahmenwerk für die bevorstehende Aufregung, die in der Welt des Sports und der Unterhaltung wahrscheinlich nicht ihresgleichen hat. Ein großer Teil dieser Anziehungskraft und Angst ist natürlich die Funktion einer Projektion: Für den Kämpfer ist der Ring ein Theater potentiellen Schmerzes, von Erschöpfung und Gefahr, während er zugleich die Möglichkeit von Sieg und entsprechendem Ruhm und Reichtum (verschiedenen Ausmaßes) bietet. Er ist ein leeres Blatt, auf dem vielleicht ein Kapitel einer Sportkarriere, ein Schicksal oder sogar ein ganzes Leben geschrieben wird. Für das Publikum ist es ein Theater, in dem ein improvisiertes Stück aufgeführt wird – nach konventionellen Regeln, doch mit einem Ausgang, den niemand mit Gewißheit voraussagen kann. Es handelt sich um einen Wettkampf, in den beide Kombattanten finanzielle, ethnische, nationale, kulturelle oder andere symbolische Werte investiert haben mögen, in dem sich in Abhängigkeit von seinem Verlauf aber die Loyalitäten ändern können. Vielleicht muß der regierende Champion einem Underdog weichen oder dem Außenseiter gestatten, sich der Meisterkrone zu bemächtigen. Ein besonderes Paradox dieses Raumes ist, dass er sowohl ein Ort der Ordnung als auch einer potentiell chaotischen Handlung ist. Seine geometrische Form, die Seile, die Bodenoberfläche und die erhöhte Lage zeichnen ihn als einen höchst sichtbaren und regulierten Raum aus, aber die Handlung in ihm beschreibt Parabeln von Bewegungen, Stellungsverschiebungen, Gestöber von Aktionen und ein Dénouement, das so verheerend wie unvorhersehbar sein kann. Obgleich der Boxring, wie das Gym, soziologisch gesehen, einen Platz für das kontrollierte Freilassen von Aggression bereitstellt, die sonst vielleicht auf der Straße ausbricht, bietet er aus psychologischer Perspektive auch ein Ventil für die Zurschaustellung gewalttätiger und aggressiver Handlungen. Das Zusammenspiel dieser zwei Tendenzen – Freisetzung einerseits, Kontrolle andererseits – erzeugt die spezielle Spannung und Erregtheit, die untrennbar mit der Boxerfahrung verbunden ist.

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Ringcraft – Im Bannkreis des Boxens

10 Seiten | Autor: Lynda Nead

Boxen ruft extreme Reaktionen hervor. Es kommt selten vor, dass sich jemand zum Boxen indifferent äußert, die Menschen lieben oder hassen das Boxen, hegen sentimentale Gefühle dafür oder wollen diesen Sport verboten sehen. Boxen ist nicht die Welt des Ausgleichs. Viele haben zudem beobachtet, zuweilen überrascht, dass Boxen einige der besten Texte der Sportliteratur hervorgebracht hat. Und sicherlich kann man sagen, dass wir dem Boxen einige der visuell faszinierendsten Bilder [images] von Körpern in Aktion verdanken. Boxen kann man als die rudimentärste Form von Körperlichkeit betrachten und als das am stärksten verdichtete Spektakel des Körpers im Raum. Es ist daher nicht überraschend, dass es so intensive Reaktionen bei uns auslöst. Im Folgenden möchte ich dazu einladen, über diese üblichen instinktiven Reaktionen hinaus zu denken und darüber zu reflektieren, was Boxen für uns in sozialer, kultureller und psychologischer Hinsicht bedeutet. Das kann bedeuten, lang gehegte Annahmen und Sichtweisen zu ändern und sogar uns zu erlauben, uns in den Bann der Ringcraft zu begeben.

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Boxen: Ästhetische Perspektiven

Zur Einführung

5 Seiten | Autor: Wolf-Dietrich Junghanns

Die Geschichte des modernen Boxens währt schon etwa 300 Jahre und hat eine kaum überschaubare Menge an Literatur über diese Geschichte, ihre Protagonisten, über Technik und Taktik und die Faszination dieser Sportart, die in der westlichen Welt lange zu den populärsten und umstrittendsten zählte, hervorgebracht. Die Geschichte der wissenschaftlichen Erforschung der Boxgeschichte ist freilich wesentlich kürzer und steht in keinem Verhältnis zu der von diesem Sport und um ihn herum erzeugten öffentlichen Aufmerksamkeit. Auch wenn man das in Rechnung stellt, fällt auf, dass es bis heute trotz hinreichender Anhaltspunkte keine systematische und umfassende Studie über die Form und Konstruktion des Box- „Ringes“, deren historische Entwicklung, die Veränderungen der Art und Weise der Besetzung und Verwendung des Ringes als Raum und der spezifischen Raumerfahrungen in und an diesem gibt. Dabei handelt es sich um einen der interessantesten Räume, den die Moderne hervorgebracht hat, wie schon die Metaphern nahelegen, mit denen seine Symbolik und die der Aktionen in ihm hervorgehoben wird: Altar, Bühne bzw. Theater, Käfig und Zelle, Richtplatz, Tanzboden usw. Dass der „Ring“ gar keinen Kreis bildet, ist letztlich bloß ein äußerer Hinweis darauf, dass seine Konstruktion historisch das Ergebnis bestimmter technischer Probleme und von Interessenkonflikten in der Institutionalisierung des Sports im 18. und 19. Jahrhundert ist. So wird das sogenannte Seilviereck bis heute einfach für die geeignete Form für die Austragung von Wettkämpfen in dieser speziellen Körper- und Bewegungsdisziplin gehalten. Die Mehrheit der Interessenten scheint keine Notwendigkeit zur Veränderung gesehen zu haben. Versuche mit kreisförmigen Ringen gab es wiederholt, aber offenbar überzeugten sie nicht und das wohl nicht allein aus Gründen der fehlenden Symbolik für Gegensätze. Ein Streitpunkt im Zuge der Bemühungen, das Boxen äußerlich zu zivilisieren und dem Geschmack des aufstrebenden Bürgertums anzupassen, war die Frage, ob die Möglichkeit, den Gegner in die Ecke zu drängen und dort besonders zu gefährden, beibehalten werden sollte. Offenbar haben die meisten Anhänger – und Anhängerinnen – in den entsprechenden Angriffs- und Verteidigungsmanövern der Raumverengung bzw. -gewinnung einen wesentlichen Bestandteil der Spannungskonfiguration und „Kunst“ des Boxens gesehen. Dazu kam die praktische Schwierigkeit, eine kreisförmige Begrenzung herzustellen, die maßvoll elastisch ist – eine Bedingung für Verletzungsschutz und Kampfdynamik – und zugleich gut einsehbar – eine Bedingung für Öffentlichkeit. Darüber, ob sich im runden Ring über die Beseitigung der vier engeren Gefahrenräume hinaus etwas an der Raumwahrnehmung und dem Raumverhalten der Athleten, z.B. in der Distanzfindung zum Gegner, änderte, scheinen keine Berichte überliefert worden zu sein.

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Landnahme und die Grenzen kapitalistischer Dynamik

Eine Ideenskizze

17 Seiten | Autor: Klaus Dörre

Seit ihrer Entstehung zeichnen sich kapitalistisch formierte moderne Gesellschaften durch eine enorme Anpassungsfähigkeit aus. Selbst schwerste ökonomische Krisen haben in der Vergangenheit allenfalls als Treiber für eine Revitalisierung kapitalistischer Dynamik gesorgt. Der Kapitalismus ist kein fester Kristall, keine geronnene Struktur, er „ist nichts, wenn er nicht in Bewegung ist“. Auf die Selbstverwertung von Wert programmiert, beziehen kapitalistische Gesellschaften ihre Dynamik geradezu aus der Fähigkeit dominanter Akteure, immanente Grenzen kapitalistischer Akkumulation zumindest zeitweilig zu umgehen oder zu überwinden, wobei „jede Schranke von einer anderen abgelöst werden kann“. Angesichts der anhaltenden Krisenprozesse (nicht nur) in den Kernregionen des globalen Nordens, scheint es jedoch, als büße dieser Imperativ dynamischer Selbststabilisierung nunmehr seine Fraglosigkeit ein, denn mit konventionellem Wirtschaftswachstum ist ausgerechnet das bislang wichtigste Mittel zur Überwindung ökonomischer Krisen ökologisch zum Problem geworden. Die ökonomisch-ökologische Doppelkrise drängt zu einer erneuten gesellschaftlichen Transformation, die nun ausgerechnet jenes Gesellschaftssystem erfasst, das Bevölkerungsmehrheiten in den osteuropäischen Gesellschaften vor zwei Jahrzehnten als Ziel eines erwünschten Systemwandels galt. Wie Gesellschaften jenseits konventionellen Wirtschaftswachstums aussehen könnten, ist vorerst wissenschaftlich wie politisch eine offene Frage. Nachfolgend wird der Vorschlag präsentiert, das Konzept kapitalistischer Landnahmen zu nutzen, um die Problematik einer solchen Transformation theoretisch wie zeitdiagnostisch zumindest in einigen ihrer Dimensionen auszuloten. Die Begründung dieses Vorschlags erfolgt in drei Schritten. Zunächst wird das Landnahmekonzept in seinen wachstumskritischen Implikationen erläutert, es folgt eine Skizze seines zeitdiagnostischen Potentials. Abschließend werden einige theoretische Schlussfolgerungen präsentiert.

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Die Zeit des Kapitalismus

(Post-)Moderne Kapitalismustheorie – mit, gegen und nach Marx

16 Seiten | Autor: Raj Kollmorgen

In der Postmodernediskussion der 1980er und frühen 1990er Jahre haben Kapitalismus und Marxsche Theorie eine polarisierende Rolle gespielt. Ein mächtiger Strang hat die Beschäftigung mit dem Kapitalismus und überhaupt Fragen der sozioökonomischen Verhältnisse und Dynamiken angesichts westlichen Massenwohlstands, des Abschieds von der Klassengesellschaft und der Aufwertung von Wissen, Kunst und Kultur als weitgehend unfruchtbar und gegenwartsdiagnostisch irrelevant eingestuft. Zugleich erschienen Marx und der Marxismus als antediluvianische Gestalten, deren Geschichtsphilosophie (die „große Erzählung“ über die „historische Mission der Arbeiterklasse“), Substanz-, Subjekt- und Totalitätsdenken sowie Ökonomismus genau jene (alte) Moderne verkörperten, die im postmodernen Denken aufzusprengen und zu überwinden seien. Zwar ist diese Postmoderne-Strömung bereits ab Mitte der 1990er Jahre wieder in den Hintergrund sozialwissenschaftlicher Zeitdiagnosen getreten, in ihrer transformierten und zugleich multiplen Gestalt als Poststrukturalismus ist sie hingegen auch heute präsent und einflussreich.

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How soon is now?

Zur Verschränkung von Struktur und Semantik in der Hypermoderne

14 Seiten | Autor: Nicklas Baschek, Jan-Paul Klünder

Zeichnet man die Entwicklungslinien der Moderne/ Postmoderne-Debatte mit grobem Pinsel nach, kann der Postmoderne ein sukzessiver Siegeszug bis zum Ende der 1980er Jahre attestiert werden, der von einer Wiederkehr klassisch moderner Wissens- und Deutungsangebote nach dem Zusammenbruch des Ostblocks abgelöst wurde. Während selbst die arriviertesten Sozialtheoretiker im skeptischen Deutschland wie Jürgen Habermas Mitte der 1980er Jahre die Durchschlagskraft postmoderner und poststrukturalistischer Deutungsangebote anerkennen mussten und sogleich publizistisch gegen die Verwüstung der Oasen modernhumanistischen Denkens und Lebens ins Feld zogen, änderte die scheinbare Auflösung der ideologischen Differenz der Blöcke in West und Ost die Kräfteverhältnisse wieder grundlegend: Ironischerweise brachte der Neokonservative Francis Fukuyama unter Bezug auf den Marxisten Kojève das Fallen des Eisernen Vorhangs auf einen Begriff: Das „Ende der Geschichte“ sei gekommen, der Weltenlauf der Differenzen zu einer begrüßenswerten Aufhebung gelangt und das westliche Modell habe auf den Grundpfeilern individuelle Freiheit, Rechtsstaat und Marktwirtschaft seine Überlegenheit endlich voll entfaltet. Das Ende der Geschichte sollte gleichsam der Debatte zwischen „der Moderne“ und „der Postmoderne“ das Grab schaufeln – indem die Moderne als Siegerin endgültig in Stein gemeißelt wird. Nun brauchte es offenkundig nur wenige Jahre, um die These vom Ende der Geschichte und der nunmehr friedlichen globalen Überwältigung durch die Moderne westlicher Prägung zu erledigen. Die Auseinandersetzung zwischen Modernen und Postmodernen, zwischen Universalisten und Partikularisten, zwischen Identitätsphilosophie und Differenztheorie ist offenkundig weiterhin von großer Bedeutung

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Makrosoziologie nach der Moderne. Von der Gesellschaft zum Sozialen

14 Seiten | Autor: Johannes Angermüller

Von einem Ende der Moderne kann keine Rede sein. In der öffentlichen Debatte zeigt sich dies, wenn Politiker und Politikerinnen eine „moderne Wirtschaftspolitik“ (Gerhard Schröder) oder eine „moderne Gesellschaftspolitik“ (Angela Merkel) fordern. Das zeigt sich auch, wenn über „moderne“ Technologien (z.B. Windkraft oder Kernenergie) oder „moderne“ soziale Bewegungen (z.B. den Feminismus) diskutiert wird. Gemein ist diesen Verwendungen von modern, dass dem entsprechend attribuierten Gegenstand ein imaginärer Entwicklungspfad unterlegt wird, der auf ein höheres Ziel gerichtet ist. Modern ist das, was für jemanden als fortgeschrittener, entwickelter, erfolgreicher etc. gilt. Demnach erteilt modern weniger Auskunft über einen Referenten in der Welt als über die Sprecherin oder den Sprecher, die oder der eine bestimmte Vorstellung eines Davor und Danach transportiert.

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Silke van Dyk, Alexandra Schauer: „…daß die offizielle Soziologie versagt hat“

Soziologie im Nationalsozialismus

3 Seiten | Autor: Michael Eckardt

Selten ist die soziologische Fachliteratur in Deutschland – in der Bleiwüsten á la Luhmann die Regel sind – mit einer buchgestalterisch so vortrefflichen Klappenbroschur beglückt worden wie dieser. Hier stimmt von der Typographie, über den leserfreundlichen Satzspiegel, dem Papier, den passend eingestreuten und der Farbgebung des Einbandes in Sepia angepassten Abbildungen bis hin zu den Dokumentenauszügen und dem wissenschaftlichen Apparat einfach alles. Zu verdanken ist dies einer Kooperation zwischen den Soziologen der Universität Jena und Gestaltungsstudenten der Bauhaus-Universität Weimar – ohne Zweifel ein Glücksfall für den Büchermarkt. Hervorgegangen ist die Broschur aus der anlässlich des 34. Soziologiekongresses in Jena konzipierten Ausstellung zur Geschichte der Deutschen Gesellschaft für Soziologie, zu deren 100. Geburtstag diese Publikation erschienen ist.

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Erschienen in
Berliner Debatte 3 | 2011
Sozial & ökologisch
160 Seiten

Frank Ruda: Hegels Pöbel

Eine Untersuchung der „Grundlinien der Philosophie des Rechts“

3 Seiten | Autor: Olaf Briese

In den letzten Jahrzehnten fand an Hegels Rechtsphilosophie vor allem Interesse, wie sie sich zu den modernen Anforderungen von Demokratie und Freiheit positioniert. Es wurde diskutiert, ob und wie sie trotz ihrer prekären Grundannahmen für moderne gesellschafts- und politiktheoretische, für staats- und rechtsphilosophische Diskurse – mithin für die „bürgerliche Gesellschaft“ – fruchtbar gemacht werden kann. Ihre soziale Dimension wurde bisher nur selten thematisiert, und diesem Defizit möchte die vorliegende Studie begegnen. Am Faden der 1821 publizierten „Grundlinien der Philosophie des Rechts“ untersucht sie, wie Hegel das Phänomen von Armut verortet, und zwar nicht von Armut als solcher, sondern der Armut eines spezifischen Standes, dessen Armut sich gerade aufgrund seiner Standesmerkmale ergibt, sich aufgrund dieser Standeszugehörigkeit potenziert und zementiert: des Pöbels. Dieses Phänomen „Pöbel“, so die These von Frank Ruda, stellte das verborgene (und bis heute auch der Forschung verborgene) Zentralthema des Buchs dar. Das, was Hegel in den §§ 241-245 entwickelt, erweist sich als der Kern von Hegels Rechtsphilosophie und als der Kern ihres „Scheiterns“.

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Erschienen in
Berliner Debatte 3 | 2011
Sozial & ökologisch
160 Seiten