Dystopie
Wenn Zukunft zu optimierter Gegenwart verkommt
12 Seiten | Autor: Stephanie Freide, Thomas Jung
Zukunftsentwürfe durchziehen die Literaturgeschichte wie Tweets das digitale Zeitalter. Als Utopien melden sie paradiesische Zustände, als Dystopien schlagen sie Alarm. Den Ausgang bildet hier wie da eine Diagnose der Gegenwart. Davon findet sich in Eugen Ruges Roman „Follower“ (2016) zuhauf. Im Mittelpunkt des Erzählens aber stehen der Mensch und sein Verhältnis zur Welt und zu sich selbst – mal als Herrschender über Technik, Kultur und die eigene Natur, mal als Beherrschter, der der Technik oder einer anonymen ökonomischen und/oder politischen Macht ausgeliefert ist. Heute scheint diese Trennung von Herrschendem und Beherrschtem nicht mehr trivial. Kapitalismus- und globalisierungskritische Analysen der Soziologie, Philosophie und Kulturwissenschaften legen Herrschaftsmechanismen offen, die sich scheinbar unbemerkt in das Selbst einschreiben. Es geht um Optimierung, Effektivierung und Quantifizierung des Individuums. Es geht um Selbstausbeutung. Selbstinszenierungspraktiken inklusive. Herrschende sind gleichzeitig Beherrschte. Sie wohnen im selben Haus. Ihre Untermieter sind Algorithmen, ihre Nachbarn Follower.
PDF: 0,00 €
Digitale Dystopien
ISBN 978-3-947802-49-4 | ISSN 0863-4564 | 168 Seiten
Die Covid-19-Pandemie rückt die Möglichkeiten und Chancen digitaler Technologien in den Vordergrund. Kein Anlass mehr zur Kritik, kein Grund zur Sorge? Der Themenschwerpunkt „Digitale Dystopien“ stellt die dunklen Seiten der Digitalisierung in den Mittelpunkt und fragt nach ihrer Reflexion in zeitgenössischen Zukunftsentwürfen. In den 12 Beiträgen des Heftes werden digitale Dystopien in Literatur und Film im Rückgriff auf soziologische Zeitdiagnosen und philosophische Theorieangebote untersucht. Außerdem werden kultur- und gesellschaftskritische Impulse aus Literatur und Film aufgegriffen, um einzelne Aspekte der Digitalisierung und ihrer gesellschaftlichen und politischen Folgen zu analysieren. Schließlich werden technische Voraussetzungen und ethische Implikationen der Digitalisierung diskutiert.
Eine Leseprobe des Heftes finden Sie hier: LESEPROBE
Inhalt
-
Eugen Ruges Roman „Follower“ zwischen Dystopie und postdigitaler Utopie
-
Eine Fallanalyse der Folge „Nosedive“ aus der SF-Serie „Black Mirror“
-
Ermüdende Erotik in „It Follows“ und „Cam“
-
Simulierte Realitäten im Film
-
Science-Fiction von Artjom Chlebnikov und Robert Ibatullin
-
-
Figurationen des Menschen zwischen Utopie und Dystopie
-
-
Jenseits von Utopie und Dystopie
-
Über digitalen Faschismus
-
Weshalb es noch immer keine künstliche Intelligenz gibt
-
-
-
Big Data in der europäischen Fusionskontrolle
Big Data: Informatisierung der Gesellschaft 4.0
10 Seiten | Autor: Jan-Felix Schrape
Der Beitrag gibt einen Überblick über vier Phasen der Informatisierung der Gesellschaft seit der Etablierung der ersten digitalen Computer, die von intensiven Diskussionen um die anwachsenden Daten- und Informationsfluten begleitet worden sind. Dabei zeigt sich, dass sich im aktuellen Diskurs um „Big Data“ viele der dystopischen und utopischen Erwartungen widerspiegeln, die bereits ab den 1960er-Jahren mit Computern und digitale Massendaten verknüpft wurden – von der Angst vor einem Totalverlust der Privatsphäre bis hin zu vielfältigen Hoffnungen auf Demokratisierung und Dezentralisierung. Angesichts dieser Kontinuitäten bleibt ein synthetisierender sozialwissenschaftlicher Blick unabdingbar, um den gegenwärtigen Wandel kritisch beobachten und Technikphantasmen entzaubern zu können.
PDF: 0,00 €
Dystopie im Kino
13 Seiten | Autor: Tobias Albrecht, Anastasiya Kasko
In der ambivalenten Natur von Utopie und Dystopie liegt ihre schöpferische Kraft als Mittel der ästhetisierten Kritik der gesellschaftlichen Verhältnisse. Zum 500. Jahrestag von Morus’ „Utopia“ scheint eine Revision dieses kritischen Potentials geboten zu sein. Ausgehend von drei Dikta der kritischen Theorie Theodor W. Adornos – das notwendige Verzichten auf die Utopie, die Sensibilität der ästhetischen Zeugnisse für die gesellschaftlichen Missstände und die immanente Tendenz der kapitalistischen Gesellschaft, alles und alle zur Ware zu machen – untersucht der Aufsatz das gesellschaftskritische Potential dystopischer Darstellungsform am Beispiel von drei Filmen: „Children of Men“, „Snowpiercer“ und „Mad Max: Fury Road”.
PDF: 0,00 €
Kritik, Ermächtigung, Trost
100 Seiten | Autor: Felix Wassermann, Thomas Schölderle, Magdalena Schulz-Ohm, Sandra Markewitz, Reinhard Heil, Tobias Albrecht, Anastasiya Kasko, Felicita Reuschling, Alexander Neupert-Doppler, Ulrich Busch
Die neun Beiträge des Schwerpunkts zum Vorzugspreis – Vor 500 Jahren, 1516, erschien Thomas Morus’ „Utopia“. Der Titel wurde zum Begriff eines literarischen Genres wie einer „Form von Zukunftserwartung, ja eines Weltverhaltens überhaupt“ (Jürgen Teller): Das Entwerfen gesellschaftlicher Alternativen verband sich mit dem Begriff der Utopie. Wir nehmen das Jubiläum zum Anlass, zu erkunden, wie Utopien die Lücke zwischen Sein und Sollen denken. Welche gesellschaftlichen Probleme und Erwartungen artikulieren sich in ihnen? Was leisten Utopien: Sind sie Kritik, Handlungsanleitung oder hypothetisches Ideal, reales oder gedankliches Experiment? Und wofür stehen Utopien heute? Führen die gegenwärtigen Krisen zu neuen Utopien? Ermächtigen diese zum gesellschaftlichen Verändern? Oder schaffen sie eher Rückzugsräume, die über die elende Gegenwart trösten? Die Beiträge des Schwerpunkts erkunden die Möglichkeiten der Utopie in historischer und aktueller Perspektive: u. a. zur Politikberatung in Morus’ „Utopia“, zur utopischen Piratenrepublik Libertalia, zu Dystopien im Kino, zu feministischen Utopien im 20. Jahrhundert und zum Verhältnis von Sozialismus und Utopie.
PDF: 0,00 €
Die Lücke der Utopie
ISBN 978-3-945878-09-5 | ISSN 0863-4564 | 182 Seiten
Vor 500 Jahren, 1516, erschien Thomas Morus’ „Utopia“. Der Titel wurde zum Begriff eines literarischen Genres wie einer „Form von Zukunftserwartung, ja eines Weltverhaltens überhaupt“ (Jürgen Teller): Das Entwerfen gesellschaftlicher Alternativen verband sich mit dem Begriff der Utopie. Wir nehmen das Jubiläum zum Anlass, zu erkunden, wie Utopien die Lücke zwischen Sein und Sollen denken. Welche gesellschaftlichen Probleme und Erwartungen artikulieren sich in ihnen? Was leisten Utopien: Sind sie Kritik, Handlungsanleitung oder hypothetisches Ideal, reales oder gedankliches Experiment? Und wofür stehen Utopien heute? Führen die gegenwärtigen Krisen zu neuen Utopien? Ermächtigen diese zum gesellschaftlichen Verändern? Oder schaffen sie eher Rückzugsräume, die über die elende Gegenwart trösten? Die Beiträge des Schwerpunkts erkunden die Möglichkeiten der Utopie in historischer und aktueller Perspektive. Außerdem: Astrid Volpert rekonstruiert die vergessenen Biographien der Bauhaus-Künstler Erich Borchert und Gerhard Moser, die 1930 bzw. 1935 in die Sowjetunion gingen. Gerd Irrlitz geht den Ursachen für die aggressive Ablehnung von Flüchtlingen und Einwanderern durch Pegida und AfD nach. Eckhard Hein stellt mit Josef Steindl eine alternative Sicht auf Stagnation in modernen kapitalistischen Ökonomien vor. Und wir eröffnen eine Debatte über das Erklärungspotential von Theorien und Modellen sozialer Evolution.
Inhalt
-
Die utopische Politikberatung des Thomas Morus
-
-
Von Richard Wagner zu Johann Michael Bossard
-
-
F. M. Esfandiarys und Alex Pentlands Technikzukünfte
-
Für eine kritische Theorie
-
Feministische Utopien im 20. Jahrhundert
-
-
-
Die Bauhaus-Künstler und Kommunisten Gerhard Moser und Erich Borchert in der Sowjetunion
-
Teil 1: Okzident und Orient
-
Eine post-steindlsche Sicht
-
-
-
Die Lücke der Utopie