WeltTrends

abonnierbar: 
short_name: 
Welttrends
Anzeige in Liste: 
Journal

Zeitenwende? Aber nur mit Frankreich!

4 Seiten | Autor: Stefan Seidendorf

Seit Olaf Scholz‘ Rede von der „Zeitenwende“ zeigt sich: Die beschrie- benen Herausforderungen setzen die europäische Politik gehörig unter Druck. Sie wirken sich nicht zuletzt auf das deutsch-französische Verhältnis aus. Am 19. Oktober wurde der „Deutsch-Französische Ministerrat“ ver- schoben, eines der in den bilateralen Grundlagenverträgen vorgesehenen regelmäßigen Konsultationsinstrumente. Insbesondere der Elysée-Vertrag von 1963 steht dabei für die Aussöhnung der beiden Länder. Gleichzei- tig definiert er bis heute den politischen Rahmen der bilateralen Zusam- menarbeit. Die Verschiebung oder gar Absage eines Treffens in diesem Rahmen ist also nicht bedeutungslos. Ebenso sollte Emmanuel Macrons Statement beim EU-Gipfel in Brüssel am 20. Oktober aufhorchen lassen: „Es ist weder für Deutschland, noch für Europa gut, wenn Deutschland sich isoliert“. Ohne dem Gehalt dieser Aussage auf den Grund gehen zu wollen, ist es im deutsch-französischen Verhältnis zentral, die Sichtweise des Partners zu verstehen, anzuerkennen und ins eigene Kalkül einzube- ziehen. Wie sieht der französische Blick auf die deutsche Politik seit der Zeitenwende also aus?

PDF: 0,00 €

Erschienen in
Welttrends 195 | 2023
Europa global
72 Seiten

Clausewitz und der Ukrainekrieg

6 Seiten | Autor: Wulf Lapins

Nach dem Epochenende des Ost-West-Konflikts gingen Politik und Wis- senschaft im politischen Westen in ganz überwiegender Mehrheit davon aus, dass ein konventioneller Staatenkrieg in Europa für sehr lange Zeit als unwahrscheinlich zu bewerten sei. Ideologie und machtpolitisches Nullsummen-Denken als die Treiber des Kalten Krieges wurden als nun- mehr überwunden angenommen. Es waren nach Jahrzehnten des scharfen politisch-militärischen Systemantagonismus die verständliche Friedens- sehnsucht der Europäer, wie auch Aussagen aus der akademischen Welt (Francis Fukuyama), die ein globales Zeitalter des liberalen Demokratie- und Wirtschaftsmodells prognostizierten.

PDF: 0,00 €

Erschienen in
Welttrends 195 | 2023
Europa global
72 Seiten

Iran – das Pulverfass explodiert

6 Seiten | Autor: Laleh Rashidi

Der Iran durchlebt in diesen Tagen die größte Protestwelle gegen das Regime seit der islamischen Revolution von 1979. Befeuert durch die zunehmende wirtschaftliche Misere breiten sich die Proteste wie ein Flächenbrand über weite Teile des Landes und unterschiedliche Bevöl- kerungsgruppen aus. Das Regime in Teheran, an dessen Spitze nun die „jungen Kräfte der Islamischen Republik“ stehen, hat nur eine Antwort auf die zunehmende Unzufriedenheit: Gewalt und Unterdrückung. Ist das der Anfang vom Ende des Regimes?

PDF: 0,00 €

Erschienen in
Welttrends 195 | 2023
Europa global
72 Seiten

Denkzettel aus der Karibik

Wann war die Dekolonisierung?

6 Seiten | Autor: Manuela Boatcă

Lateinamerikanische Dependenztheorien boten in den 1960er und 1970er Jahren die ersten Analysen der politischen Ökonomie globaler Ungleichheiten. Ausschlaggebend für sie war die Kritik an der internatio- nalen Arbeitsteilung als asymmetrische Zentrum-Peripherie-Struktur, die auf die europäische Kolonisierung zurückzuführen ist und die Ausbeu- tung von Ressourcen ehemals kolonisierter Gebiete prägt. Die präsentier- ten wirtschaftspolitischen Lösungen hatten jedoch die nationale, nicht die globale Ebene im Blick, und sahen als Ausweg aus der kapitalistischen Sys- temlogik, die für diese strukturellen Ungleichheiten verantwortlich war, oft nationale sozialistische Revolutionen an. Die kubanische Revolution diente dabei als paradigmatisches Beispiel für eine erfolgreiche Entkoppe- lung vom globalen kapitalistischen System und als politische Perspektive für den anschließenden Abbau bestehender (nationaler) Ungleichheiten jenseits des globalen Kapitalismus.

PDF: 0,00 €

Erschienen in
Welttrends 195 | 2023
Europa global
72 Seiten

Wie weit reichen Bajonette?

Gewalt und koloniale Herrschaft in Afrika

Die Errichtung europäischer Kolonien auf anderen Kontinenten ging selten friedlich und in gegenseitigem Einvernehmen einher. Die Inbe- sitznahme fremder Territorien und die Aufrechterhaltung der Kontrolle beruhte auf der konsequenten Nutzung überlegener Militärtechnologie. Vor diesem Hintergrund wird der Kolonialismus, insbesondere im 19. und 20. Jahrhundert, als Gewaltsystem begriffen: Kolonialismus beruhte zuallererst „auf den Bajonetten“. Bei der Inbesitznahme von Kolonien, die zumeist gleichbedeutend mit einer bewaffneten Eroberung war, und bei der Niederschlagung von Aufständen trifft dies sicherlich uneingeschränkt zu. So auch im südlichen Afrika, das hier Fallbeispiel ist.

PDF: 0,00 €

Erschienen in
Welttrends 195 | 2023
Europa global
72 Seiten

Spanien: Die erste europäische Weltmacht

6 Seiten | Autor: Bernd Hausberger

Im Rückblick waren um das Jahr 1500 die Anzeichen für eine einschnei- dende Neuordnung der Welt unübersehbar. Europa hatte begonnen, sich kontinuierlich über die Kontinente auszubreiten. Dass es sich im späten 18. Jahrhundert als hegemoniale Region des Globus etablieren sollte, konnten die Zeitgenossen aber so nicht voraussehen. Einzig die Kirche mag früh von einem globalen Triumph des Christentums geträumt haben. Am Ende wurde die europäische Vormacht jedoch von weltlichen Kräf- ten durchgesetzt, und die Ursachen dafür haben die historischen Debat- ten von der traditionellen Universal- bis zur heutigen Globalgeschichte beschäftigt. Verschiedenste Gründe und ihr komplexes Zusammenspiel wurden angeführt. Tatsache ist, dass die westliche Vorherrschaft immer (auch) mit Gewalt vorangetrieben wurde.

PDF: 0,00 €

Erschienen in
Welttrends 195 | 2023
Europa global
72 Seiten

Die maritimen Expansionen der europäischen Reiche

6 Seiten | Autor: Andreas Obenaus

Für Europa hatte das Meer seit jeher eine besondere Bedeutung. Auf die- sem kleinen Kontinent, der im geografischen Sinne nur ein Subkontinent Eurasiens ist, sind die Distanzen zu einem der vielen, oft ebenso klein- räumigen Meere, die ihn umgeben, im Vergleich mit Asien, Afrika oder auch den Amerikas nie besonders groß. An den Küsten entstanden früh nautische Gemeinschaften, die am und mit dem Meer lebten. Der Cha- rakter der verschiedenen Randmeere war unterschiedlich. Das Mittelmeer und das Schwarze Meer, die beide durch Festland klar umgrenzt sind und in einer milden Temperaturzone liegen, verbanden Europa mit Westa- sien und Nordafrika. In der Antike wurden sie zum Expansionsgebiet der griechischen Kultur sowie zu einer Hauptverkehrsachse des Römischen Reiches. Auch Nord- und Ostsee sind vom Festland beziehungsweise grö- ßeren Inseln und Inselgruppen umgrenzt, die Durchschnittstemperatur ist aber deutlich kühler. Während des Früh- und Hochmittelalters fuhren hier Friesen, Angelsachsen oder Wikinger und später hanseatische, eng- lische oder niederländische Seehändler. Im Unterschied dazu bildete der Atlantik im Westen Europas bis ans Ende des Mittelalters eine Wasser- welt, deren Begrenzung in nördlicher, südlicher und vor allem westlicher Richtung nicht zu erahnen war und daher mit mythischen Erzählungen verbrämt wurde.

PDF: 0,00 €

Erschienen in
Welttrends 195 | 2023
Europa global
72 Seiten

Turnier der Nationen

Ein halbes Jahrtausend militärische Überlegenheit Europas

5 Seiten | Autor: Hans-Heinrich Nolte

Alle uns bekannten Imperien oder Staaten haben expandiert, wenn sie konnten. Aber die christlichen aus Europa waren ein halbes Jahrtausend lang erfolgreicher als die muslimischen, konfuzianistischen oder buddhis- tischen. Diese Erfolge haben einen militaristischen und expansionisti- schen Habitus geformt, der bis heute andauert. Der Grund für die Erfolge war, dass Konkurrenz und Kompetenzakkumulation innerhalb des damals christlichen (heute säkularen) „Welt-Systems“ kontinuierlich hohe Preise und Löhne für militärische Güter und Berufe sicherten. P. T. Hoffmann hat das System als „Turnier“ beschrieben – im Wettkampf miteinander wurde erfunden und gerüstet. Die dauernden Kriege innerhalb des Sys- tems führten langfristig zur militärischen Überlegenheit gegen system- fremde Mächte.

PDF: 0,00 €

Erschienen in
Welttrends 195 | 2023
Europa global
72 Seiten

Kolonialkriege und Holocaust

Gibt es einen kausalen Entwicklungszusammenhang von Kolonialkriegen und Holocaust?

3 Seiten | Autor: Florian Keisinger

Die Frage wird seit gut zwei Jahren unter Historikern und Politik- wissenschaftlern kontrovers diskutiert. Losgetreten hat die Debatte der Postkolonialismus-Theoretiker Achille Mbembe. Dirk Moses hat ihr mit dem Verdikt, dass die Erinnerung an den Holocaust in Deutschland einem „Katechismus“ gleiche und jegliche vergleichende Perspektive auf Kolonialismus und Rassismus ausschließe, eine polemische Zuspitzung verliehen. Analogien zum Historikerstreit der 1980er Jahre liegen auf der Hand, in dem es um die Frage der Vergleichbarkeit von nationalsozialisti- schem Holocaust und bolschewistischem Gulag ging – und damit letztlich um die Singularität der Judenvernichtung, beziehungsweise im Umkehr- schluss die Relativierung deutscher Schuld.

PDF: 0,00 €

Erschienen in
Welttrends 195 | 2023
Europa global
72 Seiten

Ein ganz normales Land

Schweden unter der blaubraunen Regierung

4 Seiten | Autor: Henning Melber

Bis zu den Parlamentswahlen am 11. September 2022 hatte sich die Min- derheitsregierung der Sozialdemokraterna (S) unter Magdalena Andersson mühsam über die Runden gehangelt. Denn sie war auf die Unterstützung durch den ehemaligen grünen Koalitionspartner Miljöpartiet (MP), die linke Vänsterpartiet (V), sowie die Centerpartiet (C) angewiesen. Letztere war dank der kompromisslosen Haltung der Parteivorsitzenden Annie Lööf aus dem konservativen Bündnis mit der bis dahin größten Oppositions- und früheren Regierungspartei der Moderaterna (M) ausgestiegen. Lööf verwei- gerte aus antirassistischer Überzeugung jegliche Zusammenarbeit mit den rechten Sverigedemokraterna (SD). Als sich die M und die Allianzparteien der Kristdemokraterna (KD) und Liberalerna (L) für eine Kooperation offen zeigten, ging Lööf im Wahlkampf einen Schritt weiter: Sie erklärte, ihre Par- tei würde eher eine S-Regierung unterstützen als eine Regierung, die auf das Wohlwollen der SD angewiesen wäre. Ihre Integrität hätte sie fast das Leben gekostet. Sie entging im Juli nur knapp einem lang geplanten Attentat durch einen SD-Fanatiker mit Nazi-Vergangenheit.1 Angesichts der lebensbedroh- lichen Folgen ihrer Haltung stieg sie zum Jahresende aus der Politik aus. Ihre Erfahrung erinnert daran, dass es in dem als so friedlich geltenden Schwe- den immer wieder zu politisch motivierten Gewalttaten kommt: die Ermor- dung von Ministerpräsident Olof Palme (1986) und der Außenministerin Anna Lindh (2003). Auch zeigte der „robuste“ Wahlkampf, dass es mit der schwedischen Zurückhaltung längst nicht mehr ist wie es einmal war.

PDF: 0,00 €

Erschienen in
Welttrends 195 | 2023
Europa global
72 Seiten