DDR

Kulturgeschichtliche Wendungen im Umgang mit „Heimat“

Ein Rückblick aus aktuellem Anlass

16 Seiten | Autor: Dietrich Mühlberg

Dietrich Mühlberg geht den kulturgeschichtlichen Wendungen des Heimatbegriffs nach und erinnert an einige Hintergründe heutiger Schwierigkeiten im Umgang mit „der Heimat“. Sein Zugang zur aktuellen Heimatproblematik ist ein Rückblick auf den deutschen Umgang mit „der Heimat“. Er weist zunächst auf die aktuelle Bedeutungsvielfalt des Wortes „Heimat“ hin. Danach richtet er den Blick auf den Anfang seines Gebrauchs in der frühen Neuzeit. Als ein Rechtsbegriff wurde er damals zu einer Kernmetapher der sozialen Frage. Die weiteren „Etappen“ des folgenden Rückblicks: Bedeutungszuwachs im 18. Jahrhundert, Ende des Heimatrechts, romantische Sehnsucht nach der echten Bindung, Nationalstaat und regionale Heimatpflege, die Arbeiter haben kein Vaterland, nationalkonservative Heimatpflege, das „Dritte Reich“ als Heimat aller Deutschen, Kriegsende und große Heimatlosigkeit, im Westen konservative Idealisierung und 68er Abkehr von der Heimatidylle, im Osten „Umsiedler“, „Heimkehrer“ und Heimatpflege. Zum Schluss ein Blick auf die Welt nach 1990 und was nun aus der „Heimat“ werden könnte.

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Erschienen in
Berliner Debatte 3 | 2019
Heimatkunden
170 Seiten

Ostdeutsche Blütenträume

Der scheiternde Versuch einer anderen DDR

4 Seiten | Autor: Dieter Segert

Die DDR hatte lange Zeit einen unpassenden Namen, genauer: Er war ein Versprechen, das in der Politik der führenden Partei, der SED, nicht eingelöst wurde. Als dann der Versuch unternommen wurde, das zu ändern, waren die inneren Kräfte schwach und die internationale Situation dafür nicht gegeben. Im Herbst 1989 blühten in der DDR lange gehegte Hoffnungen. Sie waren von verschiedenen Generationen Ostdeutscher gepflegt worden. Schon die Kinderhymne Brechts aus dem Jahr 1950 gibt ein Beispiel dafür: „[…] Daß ein gutes Deutschland blühe Wie ein anderes gutes Land. Daß die Völker nicht erbleichen Wie vor einer Räuberin […] Und nicht über und nicht unter Anderen Völkern wolln wir sein […]“

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Erschienen in
Welttrends 156 | 2019
Des Menschen Rechte
72 Seiten

Besprechungen und Rezensionen 2/2019

(1) Briefe aus dem Gulag, Sammelrezension von Wladislaw Hedeler (S. 131-133); (2) Sergej Slutsch, Carola Tischler (Hg.): Deutschland und die Sowjetunion 1933–1941. Dokumente aus russischen und deutschen Archiven, Bd. 2: Januar 1935 – April 1937, rezensiert von Wladislaw Hedeler (S. 134-137); (3) Karl Marx, Friedrich Engels: Deutsche Ideologie. Manuskripte und Drucke (MEGA I/5), rezensiert von Olaf Briese (S. 138-140); (4) Thomas Flierl, Philipp Oswalt: Hannes Meyer und das Bauhaus – im Streit der Deutungen, rezensiert von Ulrich Hartung (S. 141-144); (5) Bruno Flierl: Haus. Stadt. Mensch. Über Architektur und Gesellschaft, annotiert von Martin Küpper (S. 145-146)

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„Ein Kollektivwesen namens Gehlen“

Wolfgang Harich und die Anthropologie Arnold Gehlens

17 Seiten | Autor: Andreas Heyer, Wolfgang Harich

Die Liste von Marxisten, die sich mit der Anthropologie Arnold Gehlens auseinandersetzten, ist nicht lang, dafür umfasst sie klangvolle Namen: Bertolt Brecht, Agnes Heller, Leo Kofler, Georg Lukács, Ernest Mandel. Hinzuzufügen ist Wolfgang Harich. 1949 hatte Harich nach eigener Auskunft Gehlens „Der Mensch“ zum ersten Mal gelesen und einen Denker entdeckt, der im Hinblick auf anthropologische Fragestellungen, zum Problem der Sprachentstehung usw. zu analogen Erkenntnissen gelangt war. Harich schrieb Gehlen euphorisch. Gehlen antwortete rasch und freundlich auf den Brief aus Ost-Berlin. Aus dem ersten Kontakt entwickelte sich eine über 25 Jahre währende Beziehung zwischen dem Marxisten Harich und dem „erzkonservativen Denker“ Gehlen. Die beiden hier veröffentlichten Texte Harichs umfassen deren Anfang und Ende. In dem Brief an Gehlen vom 26. April 1952 sucht Harich diesen zum einen zu einer „überarbeiteten Lizenz-Ausgabe des ‚Menschen‘ für die DDR [zu] veranlassen“, zum zweiten schlägt er ihm eine Professur an der Humboldt-Universität vor – „Sie brauchen uns, und wir brauchen Sie!“ Man staunt ob der Keckheit des Vorhabens und von Harichs Ton. 1978 sollte Harich für eine geplante italienische Ausgabe von Gehlens „Der Mensch“ das Vorwort schreiben. Er gibt in ihm eine Bilanz seiner Auseinandersetzung mit Gehlen und dessen Werk. Brief und Vorwort, das seinerzeit dann doch nicht veröffentlicht wurde, sind dem Band 11 von Harichs „Nachgelassenen Schriften“ als Vorabdruck entnommen. Einleitend skizziert deren Herausgeber Andreas Heyer Harichs Beziehung zu Gehlen und seine Auseinandersetzung mit dessen philosophischer Anthropologie.

Schlagworte: DDR | Philosophie | Marxismus | Anthropologie

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An einen Besuch bei Lothar Kühne habe ich fast keine Erinnerung

2 Seiten | Autor: Olaf Weber

Der Weimarer Ästhetiker und Architekturtheoretiker Olaf Weber berichtet von einem Besuch bei Lothar Kühne. Er beschreibt in seinem Erinnerungstext, dass Kühnes Büroräume an der Humboldt-Universität auffallend „ungestaltet“ waren, ohne erkennbare ästhetische Intentionen. Nichts von der Neuen Intimität der funktionalen Gestaltung, von der bei Kühne zu lesen war. Auf den zweiten oder dritten Blick, so Weber, musste das Ungestaltete des Raumes jedoch als Wesenhaftes auffallen: „Das war ein programmatisches Gesellschaftsmodell in der Gestalt eines Raumes.“ Ausgehend von dieser irritierenden Beobachtung wirft Weber ein Schlaglicht auf die damalige Aura Kühnes und auf dessen Funktionalismus.

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Dem Historischen selbst ins Auge sehen

Lothar Kühne und die Architektur

14 Seiten | Autor: Simone Hain

Der Aufsatz nimmt die architekturhistorischen Nervenbahnen, die Lothar Kühnes Werk durchziehen, in den Blick. Es werden zum einen die kunst- und architekturhistorischen Einflüsse, die Kühne in seinem Denken prägten, rekonstruiert, zum anderen die Architektur- und Städtebaudebatten, in denen er wirkte. Es waren zunächst vor allem seine Lehrer Richard Hamann und Georg Münter, die mit ihren sozialgeschichtlichen Ansätzen Kühnes Augenmerk auf die Architektur des Frühsozialismus oder Gottfried Sempers Werk richteten und damit dessen ersten eigenständigen architekturtheoretischen Reflexionen initiierten. Später kam als richtungsweisend die Auseinandersetzung mit Hannes Meyer und der historischen Avantgarde hinzu. Mit seinem erneuerten Funktionalismus wurde Kühne, so die These, zum Bindeglied und zur zentralen Berufungsinstanz einer als offenes Projekt verstandenen, generationsübergreifend architektonischen Moderne.

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Architektur, Haus und Landschaft

Dokumentation eines Vortrags zum 70. Geburtstag Lothar Kühnes 2001

6 Seiten | Autor: Bruno Flierl

Für Lothar Kühnes Denken waren architekturtheoretische und -historische Fragestellungen konstitutiv. Kühnes erste publizistische Arbeiten in den 1950er und 1960er Jahren befassten sich mit architekturtheoretischen Fragen, etwa: Was ist „sozialistische“ Architektur? Welche Rolle kann Architektur beim Aufbau des Sozialismus spielen? Seine Dissertation A (1965) widmet sich schließlich erkenntnistheoretischen und ästhetischen Problemen der Architekturtheorie. Kühnes Beschäftigung mit Architektur kulminierte in einer Position, die – quer zu traditionellen Ansätzen – die Architektur aus der Kunst herauslöste und als räumliche Organisationsform gesellschaftlicher Praxis deutet. Auf dieser Basis entwickelte Kühne den raumtheoretischen Begriff der „Landschaft“, mit dem er eine dem Kommunismus adäquate Siedlungsform zu fassen suchte, die den Gegensatz zwischen Stadt und Land aufhebt. Diesen Entwicklungsweg zeichnet Bruno Flierl in einem Vortrag von 2001 zum 70. Geburtstag Kühnes nach. Der bislang unveröffentlichte Vortrag wird hier aus dem Vorlass Flierls publiziert.

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Über die Historizität des Subjektiven (1970), Perspektiven des Bauens (1970)

8 Seiten | Autor: Lothar Kühne

Die zwei Vorträge Lothar Kühnes aus dem Jahr 1970 werden hier erstmals aus dessen Nachlass veröffentlicht. Die Vorträge weisen auf die programmatischen Schwerpunkte von Kühnes Theoriearbeit in den folgenden Jahren. In „Über die Historizität des Subjektiven“, ein Beitrag zum Internationalen Hegel-Kongress 1970, lotet Kühne die Verflechtungen des Subjektiven in seiner Geschichtlichkeit aus, die für eine Theorie der Persönlichkeit wesentlich sind. Im Vortrag „Perspektiven des Bauens“, gehalten bei einer Informationstagung des Instituts für Stahlbeton und des Industriezweigverbandes Beton, erörtert er die architektonischen und städtebaulichen Herausforderungen, die sich aus ungebremster Urbanisierung ergeben. Beide Texte bilden Bausteine für den Nachvollzug der Denkentwicklung Kühnes. Zugleich eignet ihnen eine flirrende Aktualität, lassen sie sich doch auch als Kommentare zu gegenwärtigen gesellschaftlichen Verhältnissen lesen.

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Maß der Freiheit

Behutsamkeit bei Lothar Kühne

14 Seiten | Autor: Martin Küpper

Ein zentraler Pfeiler der Ästhetik Lothar Kühnes ist die Kategorie der „Behutsamkeit“. Der behutsame Umgang mit den Gegenständen meint ein freies Verhältnis, das den Druck der Verunsicherung, die Zwänge der Vergeudung und die bloße Sorge um ihren Erhalt nicht mehr kennt. Er ist eine Voraussetzung für die kommunistische Beziehung der Menschen zueinander, doch nicht ohne ihr politisches Komplement, die Solidarität, zu verwirklichen. In dem Aufsatz werden die Genese des Begriffs der „Behutsamkeit“ bei Kühne rekonstruiert und dessen diskursive Hintergründe nachgezeichnet. Kühne gründet „Behutsamkeit“ zum einen auf der Rolle der Konsumtion in der Kritik der Politischen Ökonomie von Marx. Zum anderen präzisiert er das Konzept in der Abgrenzung zu anderen Auffassungen über die Gestaltung der Konsumtion, die sowohl im Sozialismus wie im Kapitalismus um Deutungshoheit konkurrierten. Als besonderes Verhalten der Individuen zu ihren gesellschaftlichen wie natürlichen Lebensbedingungen konzipiert er Behutsamkeit als Konkretion von Freiheit, die im Kapitalismus als Mittel der Kritik fungiert.

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„In der Zeit des Verrats sind die Landschaften schön“

Lothar Kühnes ästhetische Fortbildung des Marx’schen Vergegenständlichungskonzepts

12 Seiten | Autor: Christiane Weckwerth

Das Thema, das den Philosophen und Ästhetiker Lothar Kühne bewegte, ist die räumliche Umwelt. In dieser sah er nicht nur die Grundlage und Vermittlung der gesellschaftlichen Lebensweise der Menschen, sondern ebenso deren aktive Formierung. Gestaltung, Haus und Landschaft fungieren bei ihm als Schlüsselkategorien, diese komplexe Problematik zu fassen, wozu er auf Marx, insbesondere auf dessen Feuerbach-Thesen, zurückgreift. In dem Aufsatz werden Kühnes Fortbildung der Marx’schen Theorie nachgezeichnet. Ein erster Punkt befasst sich mit Kühnes Rezeption des Marx’schen Vergegenständlichungskonzepts. Ein zweiter betrachtet die ästhetische Fortbildung dieses Konzepts. Als Dreh- und Angelpunkt wird hier die Bestimmung der Arbeit als Gestaltungsprozess angesehen. Ein dritter Punkt behandelt Kühnes ästhetisch-ethische Perspektive auf die Gesellschaft als eine Erweiterung von Marx’ ökonomisch begründetem Gesellschafts- und Emanzipationskonzept. Ein vierter Punkt erörtert Kühnes ästhetischen und gesellschaftstheoretischen Auffassungen abschließend als Phänomen und zugleich Überschreitung realsozialistischer Verhältnisse.

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