2022
Individualisierung und Einsamkeit in Gesellschaftstheorien
11 Seiten | Autor: Alexandra Zierold
In der gegenwärtigen Debatte wird Einsamkeit häufig auf Individualisierungsprozesse zurückgeführt. Die theoretische Basis für solch eine Kausalität bleibt aber meist schwach. Daher untersucht Alexandra Zierold das Verhältnis von Individualisierung und Einsamkeit in den Gesellschaftstheorien von Ulrich Beck, Zygmunt Bauman und Charles Taylor. Der Vergleich verdeutlicht, dass Einsamkeit jeweils eine spezifische Rolle spielt und zu verschiedenen politischen Programmen führt.
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Relationale Einsamkeit(en)
13 Seiten | Autor: Marie-Kristin Döbler
Marie-Kristin Döbler unterscheidet in diesem Artikel zwischen Einsamkeit als Gefühl und sozialem Konstrukt und zeichnet aus einer wissenssoziologischen Perspektive ein differenziertes Bild von Einsamkeit(en) als relationalem Phänomen. Sie legt dar, dass und wie Einsamkeit trotz und wegen Beziehungen entstehen kann. Leitend dabei ist die Vermutung, dass das Erleben von Einsamkeit von den (Be-)Deutungen abhängt, die Beziehungen und verschiedenen, darin vorkommenden Formen von Allein- und Zusammensein auf individueller, interindividueller und gesellschaftlicher Ebene zugeschrieben werden. Die Grundlage für die Erörterung dieser Überlegungen sind hermeneutisch ausgewertete narrativ-biographische Einzel- und Paarinterviews mit Personen in Fernbeziehungen, Eltern im Empty Nest und Paaren, die durch Infektionsschutzmaßnahmen mit physischer Nicht-Präsenz konfrontiert sind.
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Einsamkeit
ISBN 978-3-947802-95-1 | ISSN 0863-4564 | 166 Seiten
Mit Relativität vertraut, lieferte Albert Einstein nicht nur theoretische Beiträge zur Raumzeit, sondern auch zur Einsamkeits-Semantik: „Ich lebe in jener Einsamkeit, die peinvoll ist in der Jugend, aber köstlich in den Jahren der Reife.“ Damit ist klar: Einsamkeit gleicht keinem Newtonschen Gesetz, das Menschen notwendig zu Boden zwingt. Vielmehr variieren Begriff, Phänomen und damit assoziierte Strukturen historisch, sozial und biografisch. Ob wir in einem präzedenzlosen „Zeitalter der Einsamkeit“ leben, wie die britische Ökonomin Noorena Hertz meint, ob Einsamkeit mit der Corona-Pandemie allgegenwärtig geworden ist und den gesellschaftlichen Zusammenhalt bedroht, oder ob ein medialer Einsamkeitsdiskurs Ängste lediglich verstärkt und Einsamkeit dagegen positiv als kreativer Raum der Freiheit gelten kann – der Themenschwerpunkt widmet sich diesen und anderen Fragen in einem, um im Bild zu bleiben, relativen Bezugssystem perspektivisch und disziplinär vielfältiger Beiträge.
Außerhalb des Schwerpunkts stehen zwei Jubiläen im Fokus: Vor 50 Jahren, am 2. März 1972, veröffentlichte der Club of Rome den berühmten Bericht über die „Grenzen des Wachstums“. Petra Dobner und Jasper Finkeldey befassen sich in einer kritischen Würdigung mit der Entstehungsgeschichte, dem Inhalt und der Methode dieser Studie. Vor 100 Jahren, am 15. Januar 1922, wurde der Schriftsteller Franz Fühmann geboren. An seine 1963 erschienene Erzählung „Barlach in Güstrow“ erinnert Kirsten Thietz. Die Novelle handelt nicht zuletzt von der Einsamkeit des großen, von den Nationalsozialisten verfemten Künstlers Ernst Barlach (1870–1938). Ralf Klausnitzer lädt uns ein in Fühmanns Bibliothek, die 1984, als der ebenso produktive wie vielseitige Autor starb, mehr als 18.000 Bände umfasste. Er stellt die zur Bibliothek gehörenden Zettelkästen sowie ausgewählte Werke vor und bringt uns damit Fühmann als Sammler, Leser und Literatenfreund näher.
Hier finden Sie eine Leseprobe dieser Ausgabe: Leseprobe Einsamkeit
Inhalt
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Humboldt, Schelsky und die solitäre Praxis der Geisteswissenschaften
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Zur Genese der Einsamkeitsangst moderner Gesellschaften
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Chronobiologie in Andechs und die Ethik des Einsamen
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Obdachlose in Gesellschaft
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Einsame Tode in Japan
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Digitale Mediennutzung älterer Menschen in der Corona-Pandemie
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Eine kritische Würdigung
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Der ukrainische Sprengstoff
3 Seiten | Autor: Siegfried Fischer
Zur Explosion gebracht hat ihn der russische Präsident in einer einsamen, von seiner Entourage nicht verhinderten und letztlich mitgetragenen politischen Entscheidung zum Krieg. Natürlich kann man das Ganze auf die Person Putins, seinen Charakter, seinen verletzten Stolz, sein Geschichts- und Politikverständnis, sein Missionsbewusstsein sowie seine Krankheit zurückführen. Seine eigenen Landsleute haben ihm aber die Macht gegeben, einem großrussischen Nations- und Geschichtsverständnis mehr Wert zuzumessen als völkerrechtlichen Standards. Die Bevölkerung Russlands spürt und begreift zunehmend die wirtschaftlichen, finanziellen, politischen und sozialen Folgen. Ob die Angst vor den Folgen bis in die russische Elite reicht und dort zum politischen Kurswechsel und/oder zum Auswechseln des Präsidenten und seiner Gefolgschaft führt, ist ungewiss. Für die Mehrheit der Russen gilt immer noch: „right or wrong – that’s my country“.
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Frankreich vor der Präsidentschaftswahl
6 Seiten | Autor: John P. Neelsen
Am 10. und 24. April 2022 finden in Frankreich die Urnengänge zur Wahl des Präsidenten statt. Direkt vom Volk gewählt, genießt er erhöhte Legitimität. Im Zentrum der Macht ist der Präsident oberster Befehlsha-ber der Streitkräfte, ernennt Premier und Minister, kann die Regierung austauschen, das Parlament auflösen und Neuwahlen ausschreiben. Das zentralistische, in Paris konzentrierte Verwaltungssystem verstärkt seine Entscheidungskompetenz. Der Präsidentschaftswahlkampf ist damit das Herzstück des französischen politischen Systems.
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Raus aus der Eskalationsspirale – ein Fallbeispiel
6 Seiten | Autor: Johannes Varwick
Die europäische Friedensordnung liegt in Trümmern. Russlands Krieg gegen die Ukraine ist in Zielen und Mitteln ein Zivilisationsbruch, der die internationale Politik auf vielen Ebenen verändern wird. Ich hatte Anfang Dezember 2021 gemeinsam mit zwei Dutzend ehemaligen hohen Militärs, Botschaftern und Wissenschaftlern aus dem „transatlantischen Mainstream“ den Aufruf „Raus aus der Eskalationsspirale“1 veröffentlicht, dessen Kernpunkte heute wie aus einer anderen Zeit zu stammen schei-nen. Spätestens der 24. Februar hat diesen Überlegungen ein Stück weit den Boden entzogen, ich nutze dennoch diese Gelegenheit, einige Erfah-rungen damit zu reflektieren.
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Sicherheit und Rüstungskontrolle – und die EU?
5 Seiten | Autor: Hubert Thielicke
Die militärische Konfrontation eskalierte in den letzten Monaten in Europa – Manöver und Truppenbewegungen verschärften die Lage, und das vor dem Hintergrund der Einstellung einer ganzen Reihe von Rüs-tungskontrollvereinbarungen in den letzten Jahren. Nach ersten Gesprä-chen über Sicherheit und Rüstungskontrolle zwischen Russland auf der einen Seite und den USA sowie der NATO auf der anderen, verflogen die Hoffnungen rasch – am 24. Februar griff Russland die Ukraine an.
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Strategien Deutschlands in Wendezeiten
7 Seiten | Autor: Lutz Kleinwächter
Kanzler Scholz verkündete euphorisch eine „Zeitenwende“. Als Anlass dafür beansprucht er den Krieg Russlands gegen die Ukraine. Der has-tig formulierte Strategieansatz dieser „Wendezeit“ ist kritisch-realistisch zu hinterfragen. Mit Blick auf die ambivalente Entwicklung Deutschlands in der Vergangenheit und die absehbare Zukunft ist das Ergebnis offen. Ana-lytischer Realismus ist angesagt.
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Besitzt die EU Strategiefähigkeit?
8 Seiten | Autor: Wulf Lapins
Henry Kissinger soll einst scherzhaft-ernst gefragt haben, unter welcher Telefonnummer er denn die Europäische Gemeinschaft anrufen könne? Die eine zentrale politische Anrufnummer existiert immer noch nicht. Gleichwohl wurden und werden Strategien aufgelegt und umgesetzt. Die Union ist ein einzigartiges politisch-normatives System, grundverschie-den zu historischen oder präsenten Staatsformen oder internationalen Zusammenschlüssen. Der Europäische Rat vereinbart die politischen Ziel-vorstellungen und Prioritäten. Die Europäische Kommission erarbeitet eigenständig daraus die Strategien.
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Was bleibt von der „Ostpolitik“?
5 Seiten | Autor: Hans-Joachim Gießmann
Kurz nach dem Beginn von Russlands Angriff auf die Ukraine sagte der Generalsekretär der SPD, Kevin Kühnert, in einem Rundfunkinterview, man solle die Ostpolitik Willy Brandts nicht „verklären“. Sie sei fest im westlichen Bündnis „eingehegt“ und „nicht naiv“ gewesen. Tatsächlich beruhte die Ostpolitik, in den Worten Egon Bahrs, auf einer doppelten Prämisse: „Für Deutschland ist Amerika unverzichtbar, aber Russland ist unverrückbar“.8 Seinem Hinweis auf die geographische Nähe Russlands lag die Überzeugung zugrunde, dass dauerhafte Sicherheit für Deutschland nur durch Interessenausgleich mit Russland erreichbar ist. Nichts hat sich daran geändert: Wer dauerhaften Frieden für Deutschland will, muss auch das Interesse Russlands, Teil einer gemeinsamen europäischen Sicherheitsordnung zu sein, im Blick behalten.
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