2009

Krisenverlauf und Krisendeutung im globalen Finanzmarktkapitalismus

19 Seiten | Autor: Ulrich Busch

Während Politik und Medien keine Scheu davor haben, die Turbulenzen an den Finanzmärkten und den aktuellen Konjunkturabschwung superlativisch als „Jahrhundertereignis“ (Alan Greenspan), „Mega-Krise“ (Börsen-Zeitung) und „größtes Desaster seit 1929/33“ (Handelsblatt) zu hypertrophieren, ist von Seiten der Wissenschaft hierzu bisher wenig Verbindliches zu hören. Diese Zurückhaltung ist in bestimmtem Maße der Tatsache geschuldet, dass die Krise noch andauert, ihren Tiefpunkt noch nicht erreicht hat. Die wissenschaftliche Aufarbeitung hat also gerade erst begonnen. Die Vorsicht der Wissenschaftler spricht aber auch für eine gewisse Unsicherheit der professionellen Beobachter, was die Beurteilung und Wertung der Krisenphänomene und des Krisenverlaufs anbetrifft. Allzu viel ist diesmal anders als bei früheren Finanz- und Wirtschaftskrisen. Dies betrifft vor allem die globale Dimension der Krise, das gigantische Ausmaß der Kapitalentwertung, die Verquickung monetärer und realwirtschaftlicher Prozesse, den Vertrauensschwund und kaum wiedergutzumachenden Legitimationsverlust, wovon nicht nur einzelne Investmentfonds, Finanzakteure, Banken und Finanzplätze betroffen sind, sondern zunehmend das finanzkapitalistische System als Ganzes, die marktwirtschaftliche Ordnung und die neoliberalen Ideologie.

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Erschienen in
Berliner Debatte 2 | 2009
Wege aus der Krise
158 Seiten

Die letzte Konjunktur: organische Krise und „postneoliberale“ Tendenzen

13 Seiten | Autor: Mario Candeias

Mittlerweile, mehr als zwanzig Jahre nach Reagan und Thatcher, ist weithin anerkannt, dass die Ära des Fordismus passé ist und sich – je nach theoretischem Ansatz – ein „neues Produktionsregime“, ein finanzmarktgetriebenes Akkumulationsregime bzw. sogar ein Finanzmarktkapitalismus, eine postfordistische Gesellschaftsformation, ein globales Empire bzw. ein transnationaler Hightech-Kapitalismus als neue Produktions- und Lebensweise herausgebildet haben, die jeweils wesentlich durch den Neoliberalismus geprägt sind. Ein Versuch, diese Konstellation umfassend zu begründen, endete aber 2004 bereits mit den Hinweis: „Es mehren sich Zeichen für eine organische Krise des Neoliberalismus [...] Damit deutet sich bereits der ,Postneoliberalismus‘ an.“ Und tatsächlich: Seit einiger Zeit mehren sich die Krisenzeichen auf den unterschiedlichsten Feldern, es deutet sich eine in immer kürzeren Perioden stattfindende Häufung und Verdichtung der verschiedenen Krisen an, nicht an den Rändern der inneren und äußeren Peripherien, sondern in den Zentren des neoliberalen Kapitalismus – dies wird gegenwärtig besonders deutlich an den sich überstürzenden Ereignissen im Zuge der Weltwirtschafts- und Finanzkrise.

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Erschienen in
Berliner Debatte 2 | 2009
Wege aus der Krise
158 Seiten

Kann der Keynesianismus die neoliberale Weltordnung retten?

7 Seiten | Autor: Andreas Pickel

Kann der Keynesianismus die neoliberale Weltordnung retten? Um diese Frage drehen sich seit Herbst 2008 die Versuche, die weltweite Finanz- und Wirtschaftskrise unter Kontrolle zu bringen. Die Frage wird nicht immer so explizit formuliert wie hier, doch scheint unter den globalen Eliten ein Konsens darüber zu bestehen, dass der ökonomische Status quo nur durch massive staatliche Ausgabenprogramme gerettet werden kann.

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Erschienen in
Berliner Debatte 2 | 2009
Wege aus der Krise
158 Seiten

Cass R. Sunstein: Gesetze der Angst

Jenseits des Vorsorgeprinzips

5 Seiten | Autor: Hanno Sauer

Dass Furcht und Angst wesentliche Aspekte menschlichen Lebens sind, wissen wir schon seit Epikur und seit Kierkegaard, spätestens aber seit Heidegger – trotzdem haben politische Philosophen unterschiedlichster Herkunft und Ausrichtung dieses Thema und seine Implikationen häufig eher stiefmütterlich behandelt. Hobbes ist eine Ausnahme, er machte sich keine Illusionen darüber, was Menschen wirklich wollen, und wusste genau, dass die meisten von ihnen erst nach Freiheit und Selbstbestimmung fragen, wenn ihr Bedürfnis nach Sicherheit schon gedeckt ist.

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Erschienen in
Berliner Debatte 1 | 2009
Konsumzeit - Zeitkonsum
160 Seiten

Werner Helsper, Heinz-Herrmann Krüger et al.: Unpolitische Jugend?

Eine Studie zum Verhältnis von Schule, Anerkennung und Politik

4 Seiten | Autor: Jörg Nicht

Wie unpolitisch sind Jugendliche? Und welchen Beitrag leisten Schule, Familie und Gleichaltrige bei der Herausbildung politischer Orientierungen? Diese beiden Fragen stehen im Mittelpunkt eines Sammelbandes, dessen zentraler theoretischer Bezugspunkt eine Anerkennungstheorie ist, die an die Sozialphilosophie Axel Honneths anknüpft. Honneth geht davon aus, dass Konflikte für die Entwicklung moderner Gesellschaften konstitutiv sind. Kämpfe um Anerkennung sind nicht (nur) ökonomisch motiviert, sondern werden geführt, um moralische Normen und Werte durchzusetzen. Ein solches Anerkennungsmodell ermöglicht es, verschiedenartige Konflikte in ihrer Dynamik zu analysieren.

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Erschienen in
Berliner Debatte 1 | 2009
Konsumzeit - Zeitkonsum
160 Seiten

Karl Marx: Das Kapital Kritik der politischen Ökonomie Zweiter Band. Hamburg 1885 Bearbeitet von Izumi Omura et al. in: MEGA, II/13

3 Seiten | Autor: Thomas Marxhausen

Wert und Bedeutung eines neu erschienenen MEGA-Bandes werden in der Regel unter zwei Gesichtspunkten bemessen: zum einen, ob sie die Kenntnis des OEuvres von Marx und Engels erweitern, oder ob die Texte und Materialien bereits bekannt, das heißt, in der Werkausgabe (Marx-Engels-Werke/ MEW) erschienen sind, zum anderen, welche editorische Leistung vorliegt, deren Maßstab die Editionsrichtlinien sind, wozu thematisch und von der Quellenlage vergleichbare MEGA-Bände herangezogen werden können.

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Erschienen in
Berliner Debatte 1 | 2009
Konsumzeit - Zeitkonsum
160 Seiten

Vierzig Jahre 1968

Ein Literaturüberblick

39 Seiten | Autor: Manfred Lauermann

Für 2008 konnte eine mediale Verwertung von ‚68‘ erwartet werden. Meine Prognose lautet, dass in zehn Jahren, zum 50. Dienstjubiläum von 68, nichts Vergleichbares geschehen wird. Alle 68er haben dann ihre Biografien geschrieben, in den Medien sind die Redakteursposten von anderen eingenommen worden, die keinerlei Generationsromantik mehr empfinden. Nun, 2008, haben sich die Printmedien auf einen mittleren Deutungsweg begeben. Der Mainstream konstatiert: einige Exzesse, schlimme Nachwehen (RAF), ansonsten eine gesellschaftliche Evolution in Richtung einer Fundamentalliberalisierung der BRD, oder noch schöner: Bürgersinn mit Weltgefühl. Bestenfalls eine sanfte Konsum- und Kulturrevolution. Die nichtintendierten Nebenfolgen1 von 68 seien beachtlich: Kinderläden, Sozialstationen, Psychiatriereform, Gefängnis- und Schulreformen, Frauen- und Schwulen/Lesbenbewegung, schließlich Umwelt-, Ökologie- und Anti-AKW-Bewegung. Die oft beobachtete Subjektivität der 68er, quasi die Vorform der ‚Individualisierung‘ – oder besser: der massenhaften Herstellung von Bastelbiografien (Hitzler) – findet ihren theoretischen Ausdruck in der altvertrauten Soziologie der Nachahmung sowie in Goffmans Perspektive des Akteurs als Rollen-Spieler und Schau-Steller.

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Berliner Debatte 1 | 2009
Konsumzeit - Zeitkonsum
160 Seiten

Gut beraten? Gut vermittelt?

Arbeitsagenturen und Grundsicherungsträger als Dienstleister

9 Seiten | Autor: Peter Bartelheimer

Mit dem „Vermittlungsskandal“ der Bundesagentur für Arbeit begannen 2002 der Umbau der Bundesagentur für Arbeit und die Neuausrichtung der Arbeitsmarktpolitik. Nach den Vorstellungen der „Hartz-Kommission“ zielte der Übergang von der „aktiven“ zur „aktivierenden“ Arbeitsmarktpolitik vor allem auf einen Bruch mit dem bisherigen Verständnis des „Kerngeschäfts“ von Arbeitsberatung und -vermittlung.

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Berliner Debatte 1 | 2009
Konsumzeit - Zeitkonsum
160 Seiten

Die Entwertung des ‚Egoismus‘

Zur Überwindung von Handlungskontexten und Konflikten, die Vorteilsnahme zulasten anderer nahelegen

10 Seiten | Autor: Meinhard Creydt

Eine kampfstarke Division jener massiv populären Klischees, die alle über die bürgerliche Gesellschaft hinausweisenden Bestrebungen als naiv und wirklichkeitsfremd verbellen sollen und Diskussionen beendend die Grenzen des Pluralismus markieren, hat den vermeintlichen und wirklichen Egoismus zum Thema. Die einschlägigen Maximen lauten: „Jeder ist sich selbst der Nächste. Geben macht selig, nehmen macht reich. Niemand hat etwas zu verschenken. Der Schaden des einen ist der Nutzen des anderen. Private Laster schaffen öffentliche Vorteile.“ Ich kritisiere im Folgenden eine den Egoismus verabsolutierende Fehldiagnose (1) und skizziere – diesseits allen Moralisierens – zu verortende Vorschläge zur Einhegung von Vorteilsnahme zulasten anderer (2). Es folgen Überlegungen dazu, wie das Privatinteresse als Resultat von untereinander divergenten und konfligierenden Bereichsinteressen unnötig werden kann (3) und warum Privatinteresse und -eigentum als System fragwürdig sind (4).

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Erschienen in
Berliner Debatte 1 | 2009
Konsumzeit - Zeitkonsum
160 Seiten

Vom Nutzen und Nachteil des Kulturkampfes für den Liberalismus

Überlegungen zu einem historischen Erbe

7 Seiten | Autor: Stefan Militzer

„Wir sind mit noch nie dagewesenen Gefahren konfrontiert“, schreibt der spanische Strafrechtler Carlos Castresana in „lettre international“. Die Bedrohung durch Terrorismus zwinge den liberalen Rechtsstaat bis an den Rand seiner Selbstverleugnung. Ähnlich warnend auch die südafrikanische Literaturnobelpreisträgerin Nadine Gordimer, im selben Heft sucht sie nach der Möglichkeit einer literarischen Verarbeitung von Gewalt und Verbrechen. Dafür wünscht sie sich, dass wir Menschen uns neu entdecken sollten. „Diese Neuentdeckung“, so Gordimer auf Seite 14, „war nie nötiger, lebenswichtiger als heute, da die Informationstechnologie, der neue Glaube“, an der Frage, was der Mensch sei, „gescheitert ist“. Auch Gordimer nimmt die Ereignisse des elften September 2001 zum Anlass für ihren Essay. Beide Autoren reflektieren also die Herausforderung des Westens durch den Terrorismus, und so unterschiedlich ihre Perspektiven auch ansetzen, so gleichen sie sich doch in ihrem alarmierenden Charakter.

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Erschienen in
Berliner Debatte 1 | 2009
Konsumzeit - Zeitkonsum
160 Seiten