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Berliner Debatte
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Journal

Die Ironie der Empörung

Affektive Politik im digitalen Afterlife des Ibiza-Videos

15 Seiten | Autor: Anja Peltzer, Elena Pilipets

Anja Peltzer und Elena Pilipets untersuchen in diesem Artikel die medial-affektiven Erregungsdynamiken im digitalen Afterlife der sogenannten Ibiza-Affäre. Diese werden anhand der Zirkulation des im Mai 2019 veröffentlichten Überwachungsvideos von Österreichs ehemaligen Vizekanzler Heinz-Christian Strache veranschaulicht. Mithilfe einer Kombination aus filmanalytischen, digitalen und visuellen Methoden widmen sich die Autorinnen den folgenden drei Aspekten: (1.) dem Empörungspotenzial des Videos im Rahmen rechtspopulistischer Sentimentalität, (2.) den ästhetischen Bedingungen des Überwachungsvideos als politisches Medium der Empörung und schließlich (3.) der ironischen Wendung des Ibiza-Skandals durch die Remediation des Überwachungsvideos in Form von Memes. Der Vergleich der unterschiedlichen Verwendungsweisen desselben Videos zeigt die Janusköpfigkeit politischer Empörung im Netz, die stets ebenso ironisch wie naiv ausfällt.

Schlagworte: Strache | Ibiza | Facebook | FPÖ | Selbstmitleid

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Erschienen in
Berliner Debatte 2 | 2020
Skandal und Empörung
172 Seiten

Kritische Öffentlichkeiten?

Formen der Skandalisierung in der Kulturpublizistik am Beispiel der Band Feine Sahne Fischfilet

12 Seiten | Autor: Simone Jung

Angesichts eines erstarkenden Rechtspopulismus und Nationalismus artikulieren sich auch in der Popkultur neue Formen kultureller Kämpfe, die in der deutschen Kulturpublizistik auf eine spezifische Art und Weise medial inszeniert werden. Vor diesem Hintergrund behandelt Simone Jung exemplarisch den Skandal um das Verbot eines Konzerts der Band „Feine Sahne Fischfilet“ am Bauhaus in Dessau nach Drohungen von rechten Gruppierungen im Herbst 2018. Die politische Theorie von Ernesto Laclau und Chantal Mouffe in Verbindung mit kultur- und mediensoziologischen Perspektiven bildet dabei den theoretischen Rahmen, von dem ausgehend die empirische Analyse erfolgt: Wie wird aus einer institutionellen Entscheidung ein politisches Ereignis, ein Politikum, ein Skandal? Auf welche Art und Weise und unter welchen Bedingungen wird das Ereignis medial inszeniert? Welche Formen von Kulturkonflikten lassen sich im Kontext von Rechtspopulismus und Nationalismus identifizieren?

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Erschienen in
Berliner Debatte 2 | 2020
Skandal und Empörung
172 Seiten

Kultur der Empörung

Mikroaggressionen als kommunikative Episode und Signatur politischer Konflikte

10 Seiten | Autor: Il-Tschung Lim

Il Tschung-Lim untersucht in diesem Beitrag die spezifische Signatur einer zeitgenössischen Kultur der Empörung am Beispiel von Konflikten um Mikroaggressionen, die sich in den vergangenen Jahren in zahlreichen Skandalen an unterschiedlichen US-amerikanischen Hochschulstandorten niedergeschlagen haben. Das Konzept der Mikroaggressionen ist aufschlussreich, weil es die Ambiguitäten freilegt, die der gegenwärtigen Entfaltung einer Kultur der Empörung zugrunde liegen. Die sozialen und kulturellen Voraussetzungen des Diskurses um Mikroaggressionen stehen dementsprechend im Mittelpunkt des Beitrags, in dem zunächst kommunikative Mikroprozesse von einer Makrostruktur von Mikroaggressionen unterschieden und im Zuge dessen Veränderungen im expressiven Ausdrucksrepertoire von Statusinszenierungen in kategorialen Personenmerkmalen identifiziert werden. Im Mikroaggressionen-Diskurs wird dieser Prozess als ein Wandel hin zu einer „Kultur des Opferseins“ registriert. Für die pejorative Tönung dieser Diagnose macht der Autor Ambiguitäten im Mikroaggressionen-Konzept selbst mitverantwortlich. Mit einem skizzenhaften Problemaufriss, der nach den Bedingungen der Möglichkeit des Auftauchens von Mikroaggressionen-Konflikten an deutschen Hochschulstandorten fragt, endet der Beitrag.

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Erschienen in
Berliner Debatte 2 | 2020
Skandal und Empörung
172 Seiten

Überengagement durch Moralisierung

Selbst- und Fremdidentifikationen in einem kommunalen Streit um eine Flüchtlingsunterbringung

12 Seiten | Autor: Manuel Dieterich

Angesichts der Konjunktur öffentlicher Moraldebatten stellt Manuel Dieterich die Frage, was Moralisierungen für die Möglichkeiten gesellschaftlicher Konfliktaustragungen bedeuten. Anhand eines empirischen Konfliktbeispiels um den Neubau einer Anschlussunterbringung für Geflüchtete vertritt er die These, dass Moralisierungen zu einem „Überengagement der Beteiligten“ (Niklas Luhmann) neigen, da sie einerseits mit Personalisierungen und andererseits mit einer polarisierten, manichäischen Sichtweise auf den Konflikt und die daran Beteiligten einhergehen. Dadurch können die moralisch durchdrungenen Selbstbilder, mit denen sich die Beteiligten identifizieren, in Frage gestellt werden, was diese durch ihr Überengagement zu kompensieren versuchen. Diese Mechanismen von Moralisierungen haben Auswirkungen auf die Möglichkeiten und Modi der öffentlich-politischen Austragung von Konflikten.

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Erschienen in
Berliner Debatte 2 | 2020
Skandal und Empörung
172 Seiten

Gesichter der Empörung

13 Seiten | Autor: Christiane Campen, Oliver Dimbath

Empörung wird in der wissenschaftlichen Diskussion einmal als Kollektivphänomen des Aufbegehrens verstanden, ein andermal als Emotion in Bezug auf das subjektive Gefühl von Zurücksetzung und Ungerechtigkeit. Im Kontext ihrer zwischenmenschlichen Äußerung kommt sie auch durch nonverbale Anzeichen zum Ausdruck. Man kann daher von einer interaktiven Inszenierung von Empörung sprechen. Insbesondere in der politischen Auseinandersetzung lässt sich die Darstellung von Empörung – einerseits stellvertretend für kollektiv verbindliche Werthaltungen, andererseits als persönliches Engagement und entsprechende Entrüstung – beobachten. Aus soziologischer Sicht kann man dies als moralische Kommunikation begreifen. Anhand von drei Fallbeispielen sowie im Rückgriff auf filmgestützte Interaktionsanalyse und Facial Action Coding System führen Christiane Campen und Oliver Dimbath eine explorative Analyse der Inszenierung von Empörung durch. Sie zeigen, dass die Darstellung von Empörung im politischen Kontext mimische Ausdrücke von Wut und Ekel sowie den Einsatz von Gesten der Generierung von Aufmerksamkeit vereint.

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Erschienen in
Berliner Debatte 2 | 2020
Skandal und Empörung
172 Seiten

„Wer mir Befehle gibt? Nur meine Eier!“

Clankriminalität in der Serie „4 Blocks“

11 Seiten | Autor: Martin Seeliger

„4 Blocks“ ist in Deutschland die erfolgreichste und bekannteste Fernsehserie, die sich mit den kriminellen Betätigungen arabischer Großfamilien beschäftigt. Seit einigen Jahren ist diese Form der Kriminalität zum Gegenstand eines Krisendiskurses um die Pathologien der deutschen Einwanderungsgesellschaft geworden. Martin Seeliger fragt in diesem Artikel, inwiefern die soziale Konstruktion von Empörung, wie sie sich im Zuge solcher Diskurse vollzieht, von der Serie unterstützt und/oder entkräftet wird. Die Wirkung der Serie, so sein Befund, ist ambivalent: Während sie einerseits die Ursachen der Kriminalität einzelner Clanmitglieder auf differenzierte und sensible Weise aufdeckt, unterliegt sie gleichzeitig einem pauschalisierenden Fehlschluss, da sie nahelegt, dass der Hang zur Delinquenz sich nicht auf einzelne Clanmitglieder beschränkt, sondern die gesamte Großfamilie betrifft.

Schlagworte: Fernsehserie | TV | Migration | Kriminalität

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Erschienen in
Berliner Debatte 2 | 2020
Skandal und Empörung
172 Seiten

Comedy der Empörung

Über komische Inszenierungen sozialer Erregung

15 Seiten | Autor: Gregor Balke

Anders als viele populärkulturelle Formate – die mit ihrer Inszenierung empörenswerte (wahre) Ereignisse verarbeiten – widmen sich die Comedy-Serien „Seinfeld“ und „Curb Your Enthusiasm“ der Empörung als sozialem Phänomen. Der Beitrag zeigt, wie diese Serien mit durchaus soziologischem Gespür Alltäglichkeiten inszenieren, die durch normative Verletzungen bzw. Regelverstöße erschüttert werden. Empörung ist dabei gleichsam das komische Korrelat, das sich aus diesen Erschütterungen ergibt. Gerade am Beispiel oft nichtiger und banaler Konflikte, die sich hier auf der Face-to-Face-Ebene der Protagonist*innen entfalten, wird Empörung als normative Resonanz anschaulich. Mit der inszenatorischen Pointe, dass sich die Kontingenz des Sozialen – in stets variierter Gestalt empörter Mitmenschen – letztlich immer gegen die Protagonist*innen wendet. „Seinfeld“ und „Curb Your Enthusiasm“ werden in dem Beitrag als populärkulturelle Beobachtende zweiter Ordnung interpretiert, die – weil sie Situationen sozialer Erregung im Alltag unterhaltungswirksam inszenieren – selbst ironisch gebrochene Interpretationen von Empörungspraktiken bieten. Das hat den Effekt einer Empörungsentlastung: weil die Plots zuweilen so grotesk sind, ermöglichen sie für die Zuschauenden ein befreites Rezeptionserlebnis, das allein auf der fiktiven Empörung der Figuren basiert.

Schlagworte: Fernsehserie | TV | Komik | Comedy

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Erschienen in
Berliner Debatte 2 | 2020
Skandal und Empörung
172 Seiten

„Rape Day“ zwischen Realität und Fiktion

Affektive Öffentlichkeiten und digitale Spiele

13 Seiten | Autor: Jennifer Eickelmann

Die Skandalisierung des Vergewaltigungsspiels „Rape Day“ veranschaulicht, wie umkämpft die Legitimität spielerischer Inszenierungen realer, gesellschaftlicher Macht- und Herrschaftsverhältnisse ist. Aus einer diskurs- und performativitätstheoretischen Perspektive fokussiert Jennifer Eickelmann auf die Aushandlung des Spannungsfelds von Realität und Fiktion im Kontext affektiver Öffentlichkeiten. Unter Rekurs auf den Begriff des Affektiven legt sie dar, inwiefern popkulturelle Phänomene in ihrer Relationalität betrachtet werden müssen. Responsivität tritt hier als zentrales Charakteristikum des Skandalösen in Erscheinung. Anschließend arbeitet die Autorin die Diskursvierung des hier vorliegenden Tabubruchs heraus und verweist auf die Medialität digitaler Spiele sowie ihr spezifisches Verhältnis zum Skandalösen. Damit wird „Rape Day“ als durchaus typischer Fall der Skandalisierung digitaler Spiele situiert.

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Erschienen in
Berliner Debatte 2 | 2020
Skandal und Empörung
172 Seiten

Inauthentizität als digitaler Sündenfall

Öffentliche Konflikte um richtige Spiele, falsche Gamer und wahre Geschichte in der digitalen Spielekultur

12 Seiten | Autor: Gerrit Fröhlich

Die Sphäre digitaler Spiele ist gegenwärtig eine der aktivsten populärkulturellen Arenen öffentlicher Auseinandersetzungen. Dabei sind in den letzten Jahren zahlreiche größere und kleinere Skandale, Proteste und Debatten zu beobachten, die sich im Kern auf Verstoße gegen die Norm der Authentizität zurückführen lassen. Gerrit Fröhlich strukturiert diese Phänomene entlang der Spieleproduktion, des Spiels sowie der Spieler*innen und untersucht sie auf die Problematisierung von Inauthentizität hin. Er vertritt die These, dass es sich bei diesen Konflikten im Bereich digitaler Spiele letztlich um Aushandlungen der Authentizitätsproblematik von Digitalität schlechthin handelt, da gerade hier zutage tritt, wie sehr digitale Medien mit der Erwartung einer von Mediengeneration zu Mediengeneration vermeintlich fortschreitenden Zunahme an Glaubwürdigkeit brechen.

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Erschienen in
Berliner Debatte 2 | 2020
Skandal und Empörung
172 Seiten

LESEPROBE: Skandal und Empörung – Analysen zu Popkultur, Politik und Journalismus

Zur Einleitung

Jede Zeit hat ihre spezifischen Skandale, die für Empörung sorgen. Im Themenschwerpunkt stehen medial vermittelte Formen des Ausdrucks von und Anschlusses an soziokulturelle Erregung im Zentrum. Es wird beobachtet und rekonstruiert, wie sich die Erregung in verschiedenen sozialen Feldern vollzieht. Die Beispiele stammen dabei aus Populärkultur, Politik und Journalismus. Dabei wird auch deutlich, dass derartige Zuordnungen eher idealtypisch sind: Zum Skandal – gerade unter Bedingungen der gesellschaftlichen Mediatisierung und Digitalisierung – gehört es, dass er feldübergreifend Anschlusskommunikation erzielt, der politische Skandal also nicht nur in den unmittelbar erwartbaren Bereichen „Politik“ und „Journalismus“ zirkuliert, sondern auch populärkulturelle Resonanz erzeugt.

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Erschienen in
Berliner Debatte 2 | 2020
Skandal und Empörung
172 Seiten