Berliner Debatte Initial
Neuer Wirtschaftszweig, neue Akteure, neue Impulse
12 Seiten | Autor: Benjamin Nölting
Die Umbruchsprozesse der deutschen Vereinigung und von Industriegesellschaften generell überlagern sich in Ostdeutschland. Westdeutschland befindet sich ebenfalls im Wandel und taugt daher nicht als „Vorbild“ für eine gelungene Transformation. In dieser Situation ist es eine Aufgabe sozialwissenschaftlicher Ostdeutschlandforschung, Ansätze für zukunftsfähige Entwicklungspfade zu identifizieren. Der Blick richtet sich auf die Akteure selbst, die unter den Bedingungen des Umbruchs mit neuen Handlungsstrategien experimentieren.
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Umbruch – Gestaltungsherausforderungen und Akteure
14 Seiten | Autor: Michael Thomas
Die von Netzwerk und Innovationsverbund Ostdeutschlandforschung übergreifend vertretene sozial- und wirtschaftswissenschaftliche Forschungsperspektive hebt exemplarisch auf Ostdeutschland als Raum tiefer Umbruchskonstellationen ab. Aufgabenstellungen sind die Identifizierung solcher Konstellationen und die Suche nach Öffnungen, Gestaltungen. Beispielsweise kann gefragt werden, ob nicht angesichts erheblicher Deindustrialisierungen und offensichtlicher Grenzen traditioneller Produktion stärker alternative Pfade beschritten werden könnten: kleinteiligere, regionale Produktionskomplexe, oder aber Entwicklungen regenerativer Energien? Hier tut sich Beachtliches. Oder zu fragen ist doch, ob nicht mit anhaltender Langzeitarbeitslosigkeit gerade im Osten bisher praktizierte Lösungen sich als unzureichend erweisen und neue Überlegungen anzustellen sind, etwa mit Blick auf alternative Beschäftigungsmöglichkeiten, Bürgerarbeit oder das viel diskutierte Grundeinkommen. Das sind nur zwei Beispiele, nachfolgend werden Konturen einer solcher Forschungs- und Gestaltungsperspektive gezeichnet. Dabei verschiebt sich im Anschluss an schon vorliegende und einbezogene Ausarbeitungen zu den Umbruchsprozessen in Deutschland die Schwerpunktsetzung stärker auf Möglichkeiten zur Gestaltung solcher Umbrüche und auf die dafür relevanten Akteure.
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Michael Th. Greven: Politisches Denken in Deutschland nach 1945
3 Seiten | Autor: Jens Hacke
Es ist überraschend, dass das politische Denken in der unmittelbaren Orientierungsphase der „Stunde Null“ bisher kaum Thema systematischer Untersuchung gewesen ist. Vorwiegend Historiker haben sich bislang mit der so titulierten Besinnungs- und Aufarbeitungsliteratur befasst, um Kontinuitäten und Wandel von Mentalitäten und Weltbildern im Übergang von der NS-Diktatur zur Bundesrepublik zu beschreiben. Die ebenso grundlegende wie beeindruckende Untersuchung des Hamburger Politikwissenschaftlers Michael Th. Greven über die politischen Vorstellungen der Nachkriegszeit nimmt nun den Anspruch einer Ideengeschichte ernst, die nicht lediglich nach Kontextualisierung und Einordnung strebt, sondern politisches Denken für sich rekonstruiert und auf seinen immanenten Gehalt hin befragt.
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Silke van Dyk: Die Ordnung des Konsenses
3 Seiten | Autor: Britta Rehder
Kaum ein sozialwissenschaftliches Thema ist in den vergangenen 15 Jahren so intensiv erforscht worden wie die Reform der europäischen Wohlfahrtsstaaten. Vor diesem Hintergrund ist es gerade für junge Autor(inn)en nicht einfach, in diesem Themengebiet neue Akzente zu setzen. Mit ihrer bemerkenswerten Dissertation ist Silke van Dyk jedoch das Kunststück gelungen, der Analyse sozialer Pakte in Europa eine bisher unterbelichtete und wichtige Dimension hinzuzufügen.
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Michael Hampe, Robert Schnepf, unter Mitwirkung von Ursula Renz (Hg.): Baruch de Spinoza: Ethik in geometrischer Ordnung dargestellt
8 Seiten | Autor: Cecilia Abdo Ferez
In einer kurzen Erzählung, „El hilo de la fábula“ genannt, schlägt der Schriftsteller Jorge Luis Borges vor, mittels einer Fiktion den Sinn unserer weltlichen Existenz zu retten: wir sollen uns vorstellen, dass es einen Faden gibt. „Heute ist der Faden verloren gegangen. Das Labyrinth ist ebenso nicht mehr in Sicht. Wir wissen jetzt nicht, ob uns ein Labyrinth umgibt oder ein verborgener Kosmos oder ein zufälliges Chaos. Unsere schöne Pflicht ist es, uns vorzustellen, dass immer noch ein Labyrinth und ein Faden vorhanden sind.“ Die siebzehn Autoren, die der Band der Reihe „Klassiker Auslegen“ vereint, messen sich mit der „Ethik“ von Baruch de Spinoza, als ob sie sich dieser Pflicht völlig bewusst wären, nämlich in der Gewissheit, dass es in der Abfolge von Lehrsätzen, Beweisen, Definitionen, Axiomen und Scholien, in geometrischer Weise dargestellt, einen Leitfaden gibt.
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Helmut Wiesenthal: Gesellschaftssteuerung und gesellschaftliche Selbststeuerung
4 Seiten | Autor: Petra Stykow
Gesellschaft und Politik verstehen, erklären – und sie gestalten, verändern, verbessern: Welcher angehende Sozialwissenschaftler würde sich für die Diagnose gesellschaftlicher Zustände nicht vor allem deshalb interessieren, weil er nach wirkungsvollen Therapien für gesellschaftliche Probleme sucht? Helmut Wiesenthal, der bis zu seiner Pensionierung an der Humboldt-Universität zu Berlin lehrte, analysiert die Chancen und Grenzen der politischen Steuerung moderner Gesellschaften ebenso differenziert wie nüchtern. Er führt seine Leser dabei auf eine intellektuelle Gratwanderung. Wer sie erfolgreich absolviert, wird nicht nur konkretes neues politikwissenschaftliches und soziologisches Wissen erworben haben, sondern auch mit einer grundsätzlichen Frage konfrontiert worden sein: Was können die Sozialwissenschaften überhaupt an Erkenntnissen bereitstellen, um die Welt besser zu machen? Ist die Entkopplung von Wissenschaft und Politik, die sprichwörtliche Beratungsresistenz so manchen Politikers nicht womöglich eine Erfolgsbedingung für die Durchsetzung seines Gestaltungswillens?
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Ostdeutschland und das Erbe der DDR
8 Seiten | Autor: Ulrich Busch
Die Gegenwart steht zwischen Vergangenheit und Zukunft. Sie erklärt sich mithin immer auch aus dem Vergangenen. Im Falle Ostdeutschlands ist dies das Erbe der DDR. Dieses ist jedoch heute, siebzehn Jahre nach dem Ende der DDR, nur noch Erinnerung, Archivalie, Reminiszenz. Das DDR-Bild hängt ab vom Betrachter und wird von Vorurteilen, Erfahrungen, Wahrnehmungsmustern, Wünschen und Interessen bestimmt. Es ist daher kein Leichtes, ein solches Bild zu zeichnen. Am besten gelingt dies noch als Mosaik, wozu möglichst viele Beobachter unterschiedlichster Provenienz etwas beitragen. Der von Helga Schultz und Hans-Jürgen Wagener herausgegebene Sammelband stellt ein solches Mosaikbild dar, er vereinigt 14 Aufsätze, hervorgegangen aus Vorlesungen, die im Wintersemester 2004/05 an der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt (Oder) gehalten worden sind. Auf diese Weise ist ein spannendes Buch zustande gekommen, das ein breites Spektrum der gesellschaftlichen Wirklichkeit der DDR erfasst sowie Fakten und Eindrücke wissenschaftlich kommentiert und politisch wertet. Hervorhebenswert ist, dass mit dieser Publikation der Alleinvertretungsanspruch und die Deutungsallmacht westdeutscher Wissenschaftler ausnahmsweise einmal durchbrochen wurden, denn das Vorhaben wird überwiegend von ostdeutschen Autoren getragen.
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Die Zähmung des Minotaurus
7 Seiten | Autor: Nicolas Stockhammer
„Eine Gesellschaft von Schafen muss mit der Zeit eine Regierung von Wölfen hervorbringen“, so lautet Bertrand de Jouvenels wohl berühmtester Aphorismus. Die Wolfsmetapher des Politischen steht in seiner Anthropologie für die Zurechnung animalischer Wildheit an die Führerpersönlichkeit. Sie fungiert als Attribut für den ruchlosen, zugleich rohen Machtmenschen Machiavellischen Zuschnitts, der aus einem Kollektiv entscheidungsschwacher Individuen durch Selektion emporwächst und die Herrschaft über demokratieverdrossene Zeitgenossen übernimmt. Cesare Borgia (1475–1507) war mit Sicherheit solch ein unbarmherziger Wolf, der sich skrupellos die Schwäche seiner Konkurrenten zunutze machte. Jouvenel, dem mit Machiavelli neben einer überaus scharfe Beobachtungsgabe auch eine Karriere als Gesandter gemeinsam ist, hat indes eine differenziertere Auffassung des Wölfischen. Die Wölfe sind die Antidemokraten, die Lämmer, die mitheulen. Bloß kleine Rädchen am Werk der Diktatur, welche als Claqueure und Duckmäuser durch ihre Tatenlosigkeit helfen, den antiliberalen Ungeist zu befördern. Der politische Mechanismus, der sich hinter dem Emporkommen der Wölfe verbirgt, ist für Jouvenel ein durch demokratische Négligence verursachtes Anwachsen des Staatsapparates zu einer unermesslichen Dimension. Erst wenn das Staatsschiff fertig, der Boden fruchtbar ist, wird sich ein Tyrann vom Schlage eines catilinischen Tatmenschen finden, um das Ruder in die Hand zu nehmen und die letzten Überreste von Demokratie zu vernichten.
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Kultursoziologie nach dem cultural turn
6 Seiten | Autor: Peter Fischer
Es gehört zu den Eigenarten der deutschen Kultursoziologie, dass sie für eine erstaunlich lange Zeit kaum eine Präsenz im soziologischen Kanon beanspruchen konnte. Erst mit dem cultural turn und einer Vielzahl an Programmschriften die diesen Umschwung in der theoretischen wie praktischen Ausrichtung des Faches teils begleiteten, teils forcierten, gewann Kultursoziologie wieder an Kontur. Bemerkenswert ist dieser Zustand nicht allein deshalb, weil im Gegenzug die Gründerväter der deutschen Soziologie, Georg Simmel und Max Weber, immer bemüht waren, Gesellschaft im Spiegel der Kultur zu verstehen.
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Aufmerksamkeits-Märkte: Anerkennung und Aufmerksamkeit in der Mediengesellschaft
11 Seiten | Autor: Kristina Nolte
Menschen sind soziale Wesen, die zum Aufbau ihres Selbstbildes die Bestätigung anderer benötigen. Über Quantität und Qualität der Anerkennung durch andere definieren Menschen nicht nur ihr Selbst, sondern gleichzeitig auch ihre Stellung im gesellschaftlichen Gefüge. Über die Reaktion anderer finden wir heraus, wer wir sind, und über die dahinter liegenden bestehenden Wertemuster der Gesellschaft lernen wir, welche Wertschätzung uns entgegengebracht wird. Das Maß der Wertschätzung unserer Person erlaubt uns, eine Position in der Gesellschaft einzunehmen. Der Kampf um Anerkennung des Selbst und die Behauptung der eigenen Stellung sind Grundprinzipien menschlichen Handelns, insofern hat Aufmerksamkeit eine anthropologische Dimension: Sie ist eine individuelle Fähigkeit. Menschen brauchen die Beachtung anderer, um ihren Selbstwert aufzubauen und zu behaupten. Sie benötigen die Beachtung anderer, um eine Identität zu entwickeln und eine Position in der Gesellschaft einzunehmen. Von den intersubjektiven Anerkennungsformen wie Liebe, Recht und Solidarität sind dabei primär medial vermittelte Formen von Anerkennung zu unterscheiden, an deren Spitze Prominenz steht. Aufmerksamkeit, die in Tauschsituationen zwischen Attraktoren und Spendern, Produzenten und Konsumenten als Medium fungiert, hat stets eine soziale und historische Dimension, die mit der Gesellschaftsstruktur, dem politischen Sys tem und dem Mediensystem verknüpft ist.
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