Berliner Debatte Initial
Karl Schillers „verspäteter“ Keynesianismus
14 Seiten | Autor: Arne Heise
„… the ideas of economists and political philosophers, both when they are right and when they are wrong, are more powerful than is commonly understood. Indeed the world is ruled by little else. … I am sure that the power of vested interests is vastly exaggerated compared with the gradual encroachment of ideas.“ Mit dieser Bemerkung am Ende seines Hauptwerkes, der General Theory, bringt John Maynard Keynes nicht nur seine – selbst von engen Vertrauten gelegentlich als etwas naiv dargestellte – Hoffnung in die Kraft des rationalen Arguments und der wegweisenden Idee zum Ausdruck, sondern scheint den Siegeszug der aus seinem Werk abgeleiteten Wirtschaftspolitik – als Keynesianismus bekannt – in der Nachkriegszeit vorwegzunehmen.
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Die „Unsrigen“ und die „Nicht-Unsrigen“
10 Seiten | Autor: Anna Schor-Tschudnowskaja
Die besondere Stellung des Pronomens „wir“ im russländischen Selbstbild ist allgemein bekannt. Dem Selbstverständnis der Bevölkerung Russlands werden Gemeinschaftsorientierungen zugeschrieben und einem „individualistischen Westen“ gegenübergestellt, wobei diese Wir-Bezogenheit in dem sich rapide wandelnden postsowjetischen Russland unzureichend reflektiert wird. Die vorliegende Untersuchung befasst sich mit einer spezifischen Verwendung der Possessivform des Pronomens „wir“, nämlich mit dem Deutungsmuster „unser Mensch“ (naščelovek) unter jungen Erwachsenen, konkret Studierenden in der „nördlichen Hauptstadt“ St. Petersburg. Bei der untersuchten Altersgruppe (18 bis 21 Jahre) handelt es sich um die erste postsowjetische Generation, da alle Befragten während der„Perestrojka“ (1985–1991) geboren wurden und somit die Sowjetunion nicht mehr bewusst erlebten.
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Die amerikanische Demokratie nach Bush
9 Seiten | Autor: Dick Howard
Um über die amerikanische Demokratie nach Bush zu spekulieren, muss man zuerst verstehen, was diese Demokratie war, und was Bush ihr angetan hatte. Nur in diesem Kontext kann man auch sinnvoll von der gegenwärtigen Wahlkampagne berichten.
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Buena Vista Deutschland
15 Seiten | Autor: Jennifer Ruth Hosek
Wie im Titel von Wenders anklingt – etwas in weiter Ferne Gelegenes kann so nah sein. In dem folgenden Artikel analysiere ich drei deutsche Dokumentarfilme, die Teil eines neuen deutschen Interesses an Kuba sind: Wim Wenders Buena Vista Social Club (1999) sowie Havanna mi amor (2000) und Heirate mich! (2002) von Uli Gaulke und Jeannette Eggert. Diese Filme erzählen Geschichten über das heutige Kuba. Mein vorrangiges Anliegen hier besteht jedoch darin, zu zeigen, wie diese Filme konkurrierende und unpopuläre Narrative über die Vereinigung von Ost- und Westdeutschland sowie die erweiterte Bundesrepublik artikulieren. Als Chiffre der deutschen Vereinigung gelesen, so behaupte ich, zeigt Wenders’ Film eine Wiedervereinigung, die die DDR, Frauen und soziale Unterschiede unter der phallischen New Yorker Skyline kapitalistischer Chancen ausklammert. Eine maskuline homosoziale Phantasie der deutschen Nation wird übersetzt in die filmische Realität einer kubanischen Nation, die von Männern und um Männer organisiert ist.
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Die Rückkehr des Rock: „Rocky Balboa“ 2006
7 Seiten | Autor: Kasia Boddy
Wenn der Abspann kommt, weiß man, worum es in „Rocky Balboa“ (Twentieth Century Fox, 2006) eigentlich geht. Das Abrollen der Ensembleliste wird begleitet von einer Montage von Bildern „wirklicher“ Menschen, die die Arme recken, sparren oder die Treppe hoch zum Philadelphia Museum of Art rennen. Sie sind jung und alt, schwarz und weiß, dick und dünn. Hochschwangere Frauen, Mütter, die ihre Babys vor die Brust gebunden haben, und Kinder jeden Alters nehmen die Pose ihres Helden an. Die „Rocky Steps“ – die meisten Besucher scheinen sich nicht für das Museum selbst zu interessieren – sind zu einem Pilgerort geworden.
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Repräsentationen der Boxerin
16 Seiten | Autor: Ellexis Boyle, Brad Millington, Patricia Vertinsky
Clint Eastwoods Film „Million Dollar Baby“ (MDB) erhielt den Beifall der Kritik und gewann 2006 „Academy Awards“ in den Kategorien Bester Film, Beste Schauspielerin (Hilary Swank), Bester Nebendarsteller (Morgan Freeman) und Beste Regie (Clint Eastwood). Der Filmkritiker Robert Elger nannte die Produktion ein „Meisterwerk, rein und einfach, tief und wahr“ (2005), ein Lob, das sich in positiven Besprechungen und Kinoeinnahmen von 100 Millionen Dollar allein in den USA widerspiegelte. Bedenkt man, dass die Handlung von MDB das Frauenboxen in den Mittelpunkt stellt, also einen Sport, der von den populären Medien bis vor kurzem weitestgehend ignoriert oder herabgesetzt wurde, verdient die überwiegend positive Reaktion sowohl von den Fans als auch von den Rezensenten kritische Beachtung. Denn Hollywood-Filme und die Sportmedien haben mit ihrer dreisten Feier des Männerboxens und des mit ihm einhergehenden maskulinen Heroismus (z.B. in der „Rocky“-Serie und kürzlich in „Cinderella Man“, 2005 [im dt. Verleih: „Das Comeback“, A.d.Ü.]) zur Aufrechterhaltung einer populären Rhetorik beigetragen, welche die Wettkämpferinnen im Boxen ignoriert oder trivialisiert.
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Neuer Antisemitismus von links?
13 Seiten | Autor: Peter Ullrich
Ein wichtiger Aspekt der Auseinandersetzungen über den Konflikt zwischen Israel und den PalästinenserInnen war in den letzten Jahren die Frage nach einem in dessen Kontext entstehenden „neuen Antisemitismus“. Die These hinter dem Begriff des neuen Antisemitismus lautet, dieser unterscheide sich von seinen Vorläufern dadurch, dass er den Nahostkonflikt als Ursache oder Auslöser habe, jedoch trotzdem eine generalisierte Judenfeindschaft impliziere, die sich in Anschlägen auf Personen, Synagogen und Friedhöfe ebenso zeige, wie im Hass auf Israel. Neben muslimischen FundamentalistInnen wurde auch die politische Linke immer wieder zur Zielscheibe der Kritik. Während dieser keine Anschläge gegen Jüdinnen und Juden oder jüdische Einrichtungen zur Last gelegt werden können, steht die Linke jedoch an der Spitze einer z.T. radikalen Israelkritik. Der ‚Befreiungskampf des palästinensischen Volkes‘ ist wieder einmal zum zentralen Thema für die Linke geworden. Gerade die globalisierungskritische und die Antikriegsbewegung hatten Palästina immer mit im Fokus. Hier soll der Frage nachgegangen werden, inwiefern in dieser israelkritischen Grundsituation auch tatsächlich Platz für Antisemitismus, weltbildhaften Antizionismus und andere problematische Sichtweisen (nämlich auch die philosemitische Idealisierung Israels) ist.
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Ist die Kritik an Israel deckungsgleich mit antisemitischen Haltungen?
14 Seiten | Autor: Monia Aebersold, Claude Longchamp
In der EU werden systematische Erkenntnisse über die inhaltlichen Ausprägungen und spezifischen Formen der Popularisierung von antisemitischen Ideologien sowie über deren Verbreitung und Entwicklungsdynamik durch die European Union Agency for Fundamental Rights (FRA) erhoben. In der Schweiz (die bekanntlich nicht Teil der EU ist) fehlt eine solche Datenbasis bis dato. Zwar sind in den letzten zehn Jahren mindestens zwei Versuche unternommen worden, das Antisemitismus- Potenzial in der Schweiz empirisch zu bestimmen. Die zwei früheren Studien kommen aber zu unterschiedlichen Ergebnissen, nicht zuletzt deshalb, weil sie sich in den Herangehensweisen unterscheiden. Dies gilt sowohl für die theoretische Herleitung und die Operationalisierung von Antisemitismus als auch für die Datenanalyse. Direkte Vergleiche dieser Studien oder gar die Ableitung von Trend aussagen sind entsprechend nicht zulässig. Um die Stimmungsänderungen und den langfristigen Meinungswandel in der Bevölkerung rund um das Thema Antisemitismus erfassen und beurteilen zu können, braucht es ein systematisches, mittel- bis langfristig angelegtes Beobachtungs-, Überwachungs- oder Kontrollsystem. Hierfür soll die vorliegende, vom Forschungsinstitut gfs.bern durchgeführte Antisemitismus-Studie den Grundstein legen.
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Antisemitismus, Israelkritik, Nationalismus – Empirische Befunde
14 Seiten | Autor: Wolfgang Frindte, Dorit Wammetsberger
Ende Oktober 2005 forderte der iranische Präsident Mahmud Ahmadinedschad, Israel von der Landkarte auszuradieren. Wenige Wochen später schlug er die „gemäßigte“ Lösung vor, Israel nach Bayern zu verlegen. Auch wolle er eine iranische „Expertengruppe“ in die Gedenkstätte des KZ Auschwitz schicken, um das „Märchen“ von der Ermordung von sechs Millionen Juden auf seinen Wahrheitsgehalt hin zu überprüfen. Zur gleichen Zeit kündigte die iranische Regierung eine Konferenz über den Holocaust an, um „dessen Ausmaß zu bewerten und über seine Konsequenzen zu diskutieren“. Trotz massiver internationaler Proteste fand die Konferenz Mitte Dezember 2006 statt.
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Die gesellschaftliche Problematisierung des Rechtsextremismus – öffentliche Kommunikation als Seismograph?
14 Seiten | Autor: Patrik Ettinger, Linards Udris
Das gesellschaftliche Phänomen Rechtsextremismus lässt sich ohne eine systematische Analyse der öffentlichen politischen Kommunikation nicht erfassen. Denn in der öffentlichen politischen Kommunikation bestimmt sich, wie eine Gesellschaft Rechtsextremismus definiert, welche Relevanz deutungsmächtige Akteure diesem Phänomen zumessen und welche Strategien und Mittel sie im Umgang mit Rechtsextremismus als notwendig, angemessen und legitim erachten. Darüber hinaus bildet die massenmediale Öffentlichkeit auch einen zentralen Resonanzraum für rechtsextreme Akteure, sobald diese – mit dem Ziel einer breiten Mobilisierung und der Erringung von Machtpositionen – aus ihren klandestinen Zirkeln heraustreten. Angesichts der zentralen Bedeutung öffentlicher politischer Kommunikation für die Resonanz- und Mobilisierungschancen rechtsextremer Akteure wie für den gesellschaftlichen Umgang mit Rechtsextremismus gewinnt die Frage nach der Qualität öffentlicher Kommunikation eine eminente Bedeutung.
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