Berliner Debatte Initial
Das Gespenst der Aktienkultur oder das Behagen in der Unkultur
7 Seiten | Autor: Katherine Stroczan
Die Börse führt uns an den Anfang, an die Urszene der Naturbeherrschung zurück, in die vorgeschichtliche Zeit, deren Leitstruktur in der Prognose der Naturerscheinungen lag. In der prähistorischen Ära musste aus Mangel an Instrumentarium die Naturprognose scheitern. Nicht anders verhält es sich mit der Prognose an den Finanzmärkten, und es ist kein Zufall, dass Bewegungen der Märkte wie Naturphänomene erlebt werden, wobei einem Krach der Stellenwert einer Naturkatastrophe zukommt. Denn die Anlegerhorde funktioniert nach den Gesetzmäßigkeiten der Urhorde. Analog zum Urmenschen, der hinter einem Busch versteckt ununterbrochen Gefahren auflauerte, ist der „Homo Investor“ mit seiner chronischen Bedrohtheit beschäftigt. Fehlte dem Urmenschen eine ausgebaute Naturbeherrschung und die Beherrschung der inneren Natur, nämlich der Triebhaftigkeit, so verfügte er immerhin über diverse Ersatzstrukturen in Form von Magiern, Regenmachern und Ereignisbeschwörern. Alle diese das Überleben sichernden Funktionen, mit denen eine Matrix der Transparenz und Ordnung in einer unverständlichen, eigenwilligen und unkontrollierbaren Welt hergestellt werden sollte, dienten der Voraussage von Ereignissen und deren Bedingungen. Da sich Finanzmärkte wie die unbeherrschte Natur benehmen, ist es einleuchtend, dass die Prognose der Fetisch der Börsenhorde ist.
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Vom Marktversagen zum Staatsversagen – alles Krise oder was?
11 Seiten | Autor: Klaus Müller
Konjunkturkrise, Bankenkrise, Finanzkrise, Börsenkrise, Immobilienkrise, Kreditkrise, Armutskrise, Umweltkrise, Wachstumskrise, Vertrauenskrise, Sinnkrise ... Man könnte denken, das kapitalistische Wirtschaftssystem als Ganzes befinde sich im akuten Krisen- und Auflösungszustand. Die neue Situation wirft Fragen auf. Auf einige soll im Folgenden eingegangen werden: 1) Hat angesichts der Häufung von Krisen der Markt versagt? 2) Gibt es eine Wachstumskrise? 3) Vollziehen Staat und neoliberale Theorie einen Sinneswandel? 4) Geldschleusen auf – alles wird gut?
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Krisenverlauf und Krisendeutung im globalen Finanzmarktkapitalismus
19 Seiten | Autor: Ulrich Busch
Während Politik und Medien keine Scheu davor haben, die Turbulenzen an den Finanzmärkten und den aktuellen Konjunkturabschwung superlativisch als „Jahrhundertereignis“ (Alan Greenspan), „Mega-Krise“ (Börsen-Zeitung) und „größtes Desaster seit 1929/33“ (Handelsblatt) zu hypertrophieren, ist von Seiten der Wissenschaft hierzu bisher wenig Verbindliches zu hören. Diese Zurückhaltung ist in bestimmtem Maße der Tatsache geschuldet, dass die Krise noch andauert, ihren Tiefpunkt noch nicht erreicht hat. Die wissenschaftliche Aufarbeitung hat also gerade erst begonnen. Die Vorsicht der Wissenschaftler spricht aber auch für eine gewisse Unsicherheit der professionellen Beobachter, was die Beurteilung und Wertung der Krisenphänomene und des Krisenverlaufs anbetrifft. Allzu viel ist diesmal anders als bei früheren Finanz- und Wirtschaftskrisen. Dies betrifft vor allem die globale Dimension der Krise, das gigantische Ausmaß der Kapitalentwertung, die Verquickung monetärer und realwirtschaftlicher Prozesse, den Vertrauensschwund und kaum wiedergutzumachenden Legitimationsverlust, wovon nicht nur einzelne Investmentfonds, Finanzakteure, Banken und Finanzplätze betroffen sind, sondern zunehmend das finanzkapitalistische System als Ganzes, die marktwirtschaftliche Ordnung und die neoliberalen Ideologie.
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Die letzte Konjunktur: organische Krise und „postneoliberale“ Tendenzen
13 Seiten | Autor: Mario Candeias
Mittlerweile, mehr als zwanzig Jahre nach Reagan und Thatcher, ist weithin anerkannt, dass die Ära des Fordismus passé ist und sich – je nach theoretischem Ansatz – ein „neues Produktionsregime“, ein finanzmarktgetriebenes Akkumulationsregime bzw. sogar ein Finanzmarktkapitalismus, eine postfordistische Gesellschaftsformation, ein globales Empire bzw. ein transnationaler Hightech-Kapitalismus als neue Produktions- und Lebensweise herausgebildet haben, die jeweils wesentlich durch den Neoliberalismus geprägt sind. Ein Versuch, diese Konstellation umfassend zu begründen, endete aber 2004 bereits mit den Hinweis: „Es mehren sich Zeichen für eine organische Krise des Neoliberalismus [...] Damit deutet sich bereits der ,Postneoliberalismus‘ an.“ Und tatsächlich: Seit einiger Zeit mehren sich die Krisenzeichen auf den unterschiedlichsten Feldern, es deutet sich eine in immer kürzeren Perioden stattfindende Häufung und Verdichtung der verschiedenen Krisen an, nicht an den Rändern der inneren und äußeren Peripherien, sondern in den Zentren des neoliberalen Kapitalismus – dies wird gegenwärtig besonders deutlich an den sich überstürzenden Ereignissen im Zuge der Weltwirtschafts- und Finanzkrise.
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Kann der Keynesianismus die neoliberale Weltordnung retten?
7 Seiten | Autor: Andreas Pickel
Kann der Keynesianismus die neoliberale Weltordnung retten? Um diese Frage drehen sich seit Herbst 2008 die Versuche, die weltweite Finanz- und Wirtschaftskrise unter Kontrolle zu bringen. Die Frage wird nicht immer so explizit formuliert wie hier, doch scheint unter den globalen Eliten ein Konsens darüber zu bestehen, dass der ökonomische Status quo nur durch massive staatliche Ausgabenprogramme gerettet werden kann.
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Cass R. Sunstein: Gesetze der Angst
5 Seiten | Autor: Hanno Sauer
Dass Furcht und Angst wesentliche Aspekte menschlichen Lebens sind, wissen wir schon seit Epikur und seit Kierkegaard, spätestens aber seit Heidegger – trotzdem haben politische Philosophen unterschiedlichster Herkunft und Ausrichtung dieses Thema und seine Implikationen häufig eher stiefmütterlich behandelt. Hobbes ist eine Ausnahme, er machte sich keine Illusionen darüber, was Menschen wirklich wollen, und wusste genau, dass die meisten von ihnen erst nach Freiheit und Selbstbestimmung fragen, wenn ihr Bedürfnis nach Sicherheit schon gedeckt ist.
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Werner Helsper, Heinz-Herrmann Krüger et al.: Unpolitische Jugend?
4 Seiten | Autor: Jörg Nicht
Wie unpolitisch sind Jugendliche? Und welchen Beitrag leisten Schule, Familie und Gleichaltrige bei der Herausbildung politischer Orientierungen? Diese beiden Fragen stehen im Mittelpunkt eines Sammelbandes, dessen zentraler theoretischer Bezugspunkt eine Anerkennungstheorie ist, die an die Sozialphilosophie Axel Honneths anknüpft. Honneth geht davon aus, dass Konflikte für die Entwicklung moderner Gesellschaften konstitutiv sind. Kämpfe um Anerkennung sind nicht (nur) ökonomisch motiviert, sondern werden geführt, um moralische Normen und Werte durchzusetzen. Ein solches Anerkennungsmodell ermöglicht es, verschiedenartige Konflikte in ihrer Dynamik zu analysieren.
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Karl Marx: Das Kapital Kritik der politischen Ökonomie Zweiter Band. Hamburg 1885 Bearbeitet von Izumi Omura et al. in: MEGA, II/13
3 Seiten | Autor: Thomas Marxhausen
Wert und Bedeutung eines neu erschienenen MEGA-Bandes werden in der Regel unter zwei Gesichtspunkten bemessen: zum einen, ob sie die Kenntnis des OEuvres von Marx und Engels erweitern, oder ob die Texte und Materialien bereits bekannt, das heißt, in der Werkausgabe (Marx-Engels-Werke/ MEW) erschienen sind, zum anderen, welche editorische Leistung vorliegt, deren Maßstab die Editionsrichtlinien sind, wozu thematisch und von der Quellenlage vergleichbare MEGA-Bände herangezogen werden können.
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Vierzig Jahre 1968
39 Seiten | Autor: Manfred Lauermann
Für 2008 konnte eine mediale Verwertung von ‚68‘ erwartet werden. Meine Prognose lautet, dass in zehn Jahren, zum 50. Dienstjubiläum von 68, nichts Vergleichbares geschehen wird. Alle 68er haben dann ihre Biografien geschrieben, in den Medien sind die Redakteursposten von anderen eingenommen worden, die keinerlei Generationsromantik mehr empfinden. Nun, 2008, haben sich die Printmedien auf einen mittleren Deutungsweg begeben. Der Mainstream konstatiert: einige Exzesse, schlimme Nachwehen (RAF), ansonsten eine gesellschaftliche Evolution in Richtung einer Fundamentalliberalisierung der BRD, oder noch schöner: Bürgersinn mit Weltgefühl. Bestenfalls eine sanfte Konsum- und Kulturrevolution. Die nichtintendierten Nebenfolgen1 von 68 seien beachtlich: Kinderläden, Sozialstationen, Psychiatriereform, Gefängnis- und Schulreformen, Frauen- und Schwulen/Lesbenbewegung, schließlich Umwelt-, Ökologie- und Anti-AKW-Bewegung. Die oft beobachtete Subjektivität der 68er, quasi die Vorform der ‚Individualisierung‘ – oder besser: der massenhaften Herstellung von Bastelbiografien (Hitzler) – findet ihren theoretischen Ausdruck in der altvertrauten Soziologie der Nachahmung sowie in Goffmans Perspektive des Akteurs als Rollen-Spieler und Schau-Steller.
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Gut beraten? Gut vermittelt?
9 Seiten | Autor: Peter Bartelheimer
Mit dem „Vermittlungsskandal“ der Bundesagentur für Arbeit begannen 2002 der Umbau der Bundesagentur für Arbeit und die Neuausrichtung der Arbeitsmarktpolitik. Nach den Vorstellungen der „Hartz-Kommission“ zielte der Übergang von der „aktiven“ zur „aktivierenden“ Arbeitsmarktpolitik vor allem auf einen Bruch mit dem bisherigen Verständnis des „Kerngeschäfts“ von Arbeitsberatung und -vermittlung.
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