Berliner Debatte Initial
Arbeitsmärkte und Arbeitsmarktpolitik in Deutschland und Japan zwischen Globalisierung und globaler Krise
16 Seiten | Autor: Hans H. Bass
Die Weltwirtschaft steht am Rande einer dritten Phase ihrer gegenwärtigen Krise: Auf den Beinahezusammenbruch der Finanzmärkte 2008 und die Kontraktion der Realwirtschaft 2009 wird im nächsten Jahr eine globale Beschäftigungskrise folgen. Ähnlich wie in Deutschland waren in Japan in den Jahren vor der jetzigen Krise als Antwort auf globalisierungsinduzierte und nationalspezifische Beschäftigungsprobleme die zuvor stark regulierten Arbeitsmärkte deutlich liberalisiert worden. Ähnlich wie Deutschland ist auch Japan von der jetzigen Kontraktion der Weltwirtschaft stärker als viele andere Länder betroffen, denn ein großer Teil der Beschäftigten arbeitet in der Exportwirtschaft. So stellt sich nun in beiden Ländern die Frage, ob die neuformierten Arbeitsmärkte den Herausforderungen der Weltwirtschaftskrise standhalten können. Vordergründige Ähnlichkeiten zwischen den Problemen und den Lösungsansätzen in Japan und Deutschland dürfen jedoch nicht über deutliche Unterschiede hinwegtäuschen. Der vorliegende Beitrag versteht sich daher als Versuch, beides – Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Arbeitsmarktentwicklung in zwei der weltweit wichtigsten Volkswirtschaften – herauszuarbeiten.
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Urbanisten versus Populisten
14 Seiten | Autor: Máté Szabó
Im Vergleich der postkommunistischen Demokratien hat sich das ungarische Mehrparteiensystem zügig etabliert. Im Unterschied etwa zu Polen, Bulgarien und der Slowakei war die Parteienlandschaft hier schon zu Beginn der 1990er Jahre durch die aus Westeuropa bekannten Lager der Sozialdemokratie, der Christdemokratie und des Liberalismus gekennzeichnet. Parteien in postkommunistischen Demokratien werden gemeinhin als Produkte der neuen politischen Rahmenbedingungen – Freiheitsrechte, Öffentlichkeit und Offenheit – betrachtet. Dabei wird oft übersehen, dass Keimformen der später zu Tage getretenen parteiideologischen Konfliktlinien oft schon vor dem Regimeumbruch von 1989/90 in den dissenten bzw. oppositionellen Milieus angelegt waren. Entsprechende Formen eines vorpolitischen Pluralismus lassen sich aus den regimekritischen Diskursen der Samizdat-Öffentlichkeit rekonstruieren. In diesen Diskursen wurden Positionen und Gegenpositionen entwickelt, die schon seit längerem in oppositionellen politischen Kulturen tradiert waren und im Zuge der Öffnung des politischen Raums erneut bzw. erstmals öffentlich artikuliert wurden.
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War die Demokratie jemals „modern“?
7 Seiten | Autor: Michael Th. Greven
Die Frage mag zunächst überraschen – denn wie könnte es denn sein, dass in unseren ‚modernen Zeiten‘ ausgerechnet die nach einhelligem international überwiegend geteilten Urteil normativ ausgezeichnetste, von nicht wenigen normativ als unübertrefflich eingeschätzte Regimeform sich als anachronistisch erweisen könnte?
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Drei Konzepte von Bildung: Humankapital, Menschenrecht und Handlungsbefähigung
12 Seiten | Autor: Ingrid Robeyns
Drei normative Konzepte, die Maßnahmen im Bildungsbereich zugrunde liegen können, stehen im Mittelpunkt der folgenden Analyse: Bildung als Humankapital, Bildung als Menschenrecht und Bildung als Handlungsbefähigung (capability). Der Beitrag fragt, wie sich diese Konzepte jeweils auf die konkrete Ausgestaltung von Bildungsmaßnahmen auswirken. Dabei richtet sich das Interesse vor allem auf Gender-Fragen. Zunächst skizziere ich fünf unterschiedliche Funktionen, die Bildung haben kann. Im Anschluss daran beschreibe und analysiere ich die drei genannten Bildungskonzepte und ihre Verwendung. Das Problem der Humankapitaltheorie besteht darin, dass sie ökonomistisch, in ihrer Reichweite beschränkt und ausschließlich instrumentalistisch ist. Dies macht sich in Genderfragen auf äußerst negative Weise bemerkbar. Demgegenüber sind die beiden anderen Ansätze, der Menschenrechtsund der Capability-Ansatz, im Grunde multidimensional und umfassend, sie können daher auch die intrinsischen, nicht-ökonomischen Funktionen von Bildung berücksichtigen.
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Lebenslanges Lernen als Bildungsregime der Wissensgesellschaft
10 Seiten | Autor: Anna Tuschling
Lebenslanges Lernen schließt nicht nur an progressive Reform- und Antipädagogiken des 20. Jahrhunderts an, sondern fußt auch auf Computerentwicklung und Kybernetik. Begreift man Kybernetik im Wortsinn als verallgemeinerte Steuerungskunst, so beeinflusst sie besonders Bildung und Lernen, die mithilfe computergestützter Lernumgebungen zur sinnvollen Selbststeuerung und Selbstanleitung umgestaltet werden sollten. Die Ziele von Antipädagogik und kybernetischer Ideologie konvergieren durch Forderungen nach Selbstverantwortung für den eigenen Bildungsweg und die Freisetzung bzw. Deregulierung des Lernens. Elemente aus Anti- und Reformpädagogik einerseits und „Computerbewegung“ andererseits bündeln sich seit den 1990er Jahren zu zeitgenössischen Strategien Lebenslangen Lernens der großen Bildungsakteure wie der EU, des European Centre for the Development of Vocational Training (Cedefop) und der UNESCO. Besonders die EU hat Lebenslanges Lernen zum Kernstück ihrer Politik gemacht, um die einzelstaatlichen Erziehungssysteme in einem europaweiten libertären Lernregime verankern zu können.
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Kompetenzen als Humankapital
15 Seiten | Autor: Jörg Nicht, Thomas Müller
Die moderne Sicht auf Bildung als Quelle individuellen und gesellschaftlichen Wohlstands wird im zeitgenössischen Reformdiskurs zugespitzt und radikalisiert. Nun gilt nicht mehr allein, dass Wohlstand und sozialer Zusammenhalt von Bildung abhängen, sondern dass Bildung eine existentielle Voraussetzung darstellt, um im globalen Wettbewerb zwischen Nationen bestehen zu können und in einer wissensbasierten Ökonomie konkurrenzfähig zu sein. Postulate wie diese befördern eine „Grammatik der Sorge“, mit der Reformen innerhalb des Bildungssystems gefordert und initiiert werden. In Deutschland haben vor allem internationale Schulleistungsvergleichsstudien wie PISA (Programme for International Student Assessment) der Sorge um die Bildung – als Sorge um die Zukunft der Gesellschaft – Nachdruck verliehen. So wurde PISA nicht nur zum medienöffentlichen Großereignis, sondern auch zum Referenzpunkt für anschließende bildungspolitische Maßnahmen. PISA ist jedoch nur ein Beispiel für eine breit angelegte Restrukturierung des pädagogischen Feldes, die mithilfe transnationaler Agenturen wie der Organisation for Economic Co-Operation and Development (OECD) seit mehr als drei Jahrzehnten forciert wird. Schlagworte wie „Wissensgesellschaft“, „Neoliberalismus“ und „Ökonomisierung der Bildung“ erfassen diese globale Restrukturierung und ihre vielgestaltigen empirischen und theoretischen Voraussetzungen indes nur teilweise.
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In Kinder investieren?
13 Seiten | Autor: Maksim Hübenthal, Thomas Olk
Seit einigen Jahren ist unübersehbar, dass die europäischen Wohlfahrtsstaaten ihre Ziele, Instrumente und Institutionen neu justieren. Angesichts veränderter ökonomischer und sozialer Rahmenbedingungen, die mit Begriffen wie „Globalisierung“, „Wissensgesellschaft“, „demografischer Wandel“ und „technologischer Fortschritt“ markiert werden können, bildet sich so etwas wie ein neuer Typ sozialpolitischer Strategien und Konzepte heraus. Bei allen Unterschieden, die solche neuen politischen Konzepte und Strategien im Einzelnen aufweisen mögen, teilen sie einige Merkmale, die sie von den Sozialpolitiken alten Typs unterscheiden. Ein Merkmal, das alle diese politischen Programme und Strategien aufweisen, ist ihr „produktivistischer“ Charakter. An die Stelle des Sozialschutzes und der Gewährleistung sozialer Sicherheit tritt nun die Förderung wirtschaftlichen Wachstums durch die Mobilisierung und Aktivierung der produktiven Potentiale unterschiedlicher Bevölkerungsgruppen.
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Die Fabrikation von „Humankapital“
12 Seiten | Autor: Henning Laux
Das diskursive Ereignis „Humankapital“ scheint in der Gegenwart nicht länger von Interesse zu sein. Dieser Eindruck drängt sich jedenfalls auf, wenn man die sozialwissenschaftliche Forschungsliteratur durchforstet. Dort herrscht aktuell eine merkwürdige Stille. Vor ein paar Jahren war dies noch ganz anders: Die Kür zum „Unwort des Jahres 2004“ hatte vor allem in den Feuilletons der Republik eine intensive und beinahe hitzige Debatte über Legitimität und Status der Kategorie entfacht. Bundesdeutsche Ökonomen fühlten sich durch das damalige Urteil der Gesellschaft für deutsche Sprache grob missverstanden. Als Retourkutsche geißelten sie die Ahnungslosigkeit der Jury: „Wer darin ein Unwort sieht, ist ein ökonomischer Analphabet und sollte sich das Schulgeld zurückgeben lassen. Ein Jammer, dass man durch das Eingeständnis, von Mathematik und in Wirtschaft wenig zu verstehen, hierzulande auch noch soziale Pluspunkte sammeln kann, ich finde dieses Gutmenschengehabe einfach widerlich“. Die geisteswissenschaftlich informierte Gegenseite attackierte hingegen ihrerseits die offenkundige Blindheit der Ökonomen für die performativen Aspekte der Sprache und wies den begrifflich flankierten Imperialismus der kapitalistischen Verwertungslogik in aller Schärfe zurück.
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Roger Karapin: Protest Politics in Germany. Movements on the Left and Right since the 1960s
1 Seiten | Autor: David Kramer
Mit diesem Buch hat Roger Karapin einen lesenswerten Beitrag zum Verständnis der „Protestkultur“ in Deutschland – sowohl vor wie nach der Wende – vorgelegt. Dass er dies in englischer Sprache getan hat, ist verdienstvoll, weil es die Voraussetzungen für populäre und wissenschaftliche Rezeption und Aufarbeitung der politischen und sozialen Entwicklung in Deutschland auf internationaler Ebene verbessert. Er greift sich neun „Fälle“ („cases“) heraus und beschreibt den jeweiligen Kontext und Hergang. Einige seiner „Fälle“ gelten ihm als „links“, einige als „rechts“. Nicht nur untersucht Karapin aus der Zeit vor der Wende Fälle aus Westdeutschland, sondern er beschäftigt sich auch mit Fällen aus Ost und West in der Zeit nach der Wende.
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Colin Crouch: Postdemokratie
2 Seiten | Autor: Christian Kaiser
Vor einiger Zeit entwickelte der britische Politikwissenschaftler Colin Crouch den Begriff „Postdemokratie“. Das vorliegende Buch ist die deutschsprachige Einführung und Erläuterung dieses Begriffs, die erstmals 2003 auf Englisch und Italienisch veröffentlicht wurde. Die damaligen Veröffentlichungen wurden zum Kristallisationspunkt einer Debatte um Politikverdrossenheit, Privatisierung und Sozialabbau. Zielsetzung des Buches ist es, aktuelle Schwierigkeiten egalitärer Projekte und Schwächen der Demokratie darzulegen.
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