Berliner Debatte Initial
„How does it feel?“
12 Seiten | Autor: Benjamin C. Seyd
Die Frage, wie etwas sich anfühlt, ist eine unscheinbare, alltägliche. Da mag es überraschen, dass ausgerechnet die Phrase „How does it feel?“ emblematischen Charakter für eines der einflussreichsten Oeuvres des 20. Jahrhunderts angenommen hat: Herangezogen, wo immer es darum geht, Bob Dylan auf den Punkt zu bringen. Dabei sind diese vier Worte weder Titel eines Songs noch eines Albums. Stattdessen sind sie die Schlüsselzeile eines Schlüsselsongs, nicht nur von Dylan, sondern womöglich einer ganzen Generation: „Like a Rolling Stone“, erschienen 1965 auf dem Album „Highway 61“.
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Staat und Transformation in Russland
19 Seiten | Autor: Klaus Müller
Mehr als zwanzig Jahre nach der Auflösung der Sowjetunion ist ihr Nachfolger ein nicht weniger suspektes Objekt geblieben. Die gängigen Beschreibungen des russischen Staats bewegen sich in historischen Analogien, unterscheiden kaum zwischen Staat, Politik und Regime, sind hochgradig personalisiert und von politischen Wertungen durchzogen. In der politischen Öffentlichkeit und in außenpolitischen Statements westlicher Regierungen, aber auch in der wissenschaftlichen Literatur, begegnet man pauschalisierten Stellungnahmen, die nicht nur begrifflich unbefriedigend sind, sondern auch fatale politische Perspektiven transportieren. Das vorherrschende Bild zeigt einen Rückfall vom demokratischen Aufbruch der 1990er Jahre in eine erneuerte „Autokratie“, in der Vladimir Putin mithilfe seines Geheimdienstes nicht nur den Staat übernommen, sondern auch weite Bereiche der Wirtschaft unter seine Kontrolle gebracht hat. Innenpolitisch eine Autokratie, wirtschaftlich ein ‚Petro-Staat’, außenpolitisch auf imperiale Restauration programmiert, wurde Russland vom Republikanischen Präsidentschaftskandidaten der USA als „geopolitischer Gegner No 1“ identifiziert. Wie kommt es, dass Russland zwei Jahrzehnte nach Auflösung der Sowjetunion und des Warschauer Pakts, nach dem Rückzug seiner Truppen aus Ostdeutschland, Mittelosteuropa, Vietnam und Cuba, wiederum in der Sprache des Kalten Kriegs beschrieben wird?
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Souveräne Demokratie, Populismus und Depolitisierung
10 Seiten | Autor: Philipp Casula
Zwei Jahrzehnte nach dem Fall der Berliner Mauer und dem Zusammenbruch der Sowjetunion scheint Russland weiter entfernt denn je von der Etablierung eines demokratischen Systems nach westlichem Vorbild. Russland und der post-sowjetische Raum sind durch hybride Regimes charakterisiert, und ein weiterer Wandel in Richtung Demokratie zeichnet sich nicht ab. Dennoch wäre es falsch zu glauben, die letzten Jahre seien von politischer Stagnation geprägt gewesen. Russland ist vielmehr von einer politischen Dynamik gekennzeichnet, nicht zuletzt im Übergang der Präsidentschaft Boris Jelzins zu jener Wladimir Putins. Zwar wird die Periode nach 2000 oft als eine Phase der „Stabilisierung” angesehen, dies bedeutet aber zunichte einen politischen Stillstand.
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Transformationsforschung jenseits des Transitionsparadigmas
4 Seiten | Autor: Andreas Pickel
Wie die beiden Beiträge von Philipp Casula und Klaus Müller erneut zeigen, war der auf Marktwirtschaft und Demokratie ausgerichtete westliche Transformationsdiskurs schon von Anfang an nicht in der Lage, wissenschaftliche Erklärungen der Entwicklungen der späten Sowjetunion und Russlands seit den späten 1980er Jahren zu produzieren. Der Hauptstrom der inner- wie außerakademischen Transformationsdebatten fand unter ideologischen Vorzeichen statt. Obwohl Ideologien auch wichtige Erklärungsfunktionen beinhalten, bleibt ihr oberster Zweck ein politischer. So kam es, dass dieselbe Sowjetunion, die bis spät in die 1980er Jahre als im Wesentlichen unveränderbar galt, in den frühen 1990er Jahren plötzlich in einem völlig neuen Licht erscheinen konnte. Die inzwischen zerfallene Sowjetunion und insbesondere Russland, die man im Schnellzug zu westlicher Marktwirtschaft und Demokratie sah, erhielten nun vom Westen großzügige finanzielle Hilfe und viele gute Ratschläge von Experten, die glaubten, über Transformationswissen zu verfügen. So flexibel kann ideologisches Denken sein. Dieselben westlichen Politiker und Intellektuelle, die sich Jahrzehnte lang an einem umfassenden Feindbild der Sowjetunion abgearbeitet hatten, waren nun bereit, sich die Mär der Erlösung von allem Übel mit Hilfe einer aufgeklärten russischen Führung und einer professionellen Transitionsstrategie zu eigen zu machen. Kein ernstzunehmender wissenschaftlicher Ansatz könnte eine so radikale kognitive Kehrtwende vornehmen, ohne seine theoretische Glaubwürdigkeit zu verlieren.
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Wachstum und Wohlfahrt
16 Seiten | Autor: Ulrich Busch
Der britische Ökonom, Philosoph und Soziologe John Stuart Mill gelangte in seinem ökonomischen Hauptwerk „Principles of Political Economy“ 1848 zu der Einschätzung, dass der wirtschaftliche Fortschritt „seiner Natur nach nicht unbeschränkt“ sei und „die Zunahme des Vermögens nicht grenzenlos“. Vielmehr liege „am Ende des sogenannten Fortschrittszustandes der stationäre Zustand“ und jeder Fortschritt sei „nur ein Hinausschieben“ desselben und „jeder Schritt nach vorn eine Annäherung an ihn“.
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„Wir sind hier doch nich‘ im Ghetto“
13 Seiten | Autor: Joseph D. Lewandowski
Man kann ohne Übertreibung sagen, dass professionelles Boxen, zumindest in den USA, untrennbar mit den Veränderungen des urbanen Lebens verbunden ist. Die US-Boxclubs sind seit über einem halben Jahrhundert mehr als nur physische Orte, die ein typischer Bestandteil des amerikanischen Großstadtmilieus sind. Wesentlich wichtiger ist, dass die Boxclubs und der Boxsport in den USA von einer ausgesprochen urbanen Kulturlandschaft geformt wurden, von einer Landschaft, die oft als „das Ghetto“ bezeichnet wird, oder – im Slang heutiger Ghettobewohner – als „the hood“1. Die fortdauernde Verwandlung der US-amerikanischen Ghettos in „Hoods“ hat nicht nur Auswirkungen auf das stark veränderte kulturelle Milieu heutiger Städte, sondern auch auf den professionellen Faustkampf – die vermutlich urbanste aller amerikanischen Sportarten.
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Slavoj Žižek: Das Jahr der gefährlichen Träume
4 Seiten | Autor: Adrian Klein, Gregor Ritschel
In der US-amerikanischen Fernsehserie „The Wire“ überwacht eine Einsatzgruppe der Polizei das komplexe Netzwerk der Gewalt- und Drogenökonomie in den Slums Baltimores mittels eins elektronischen Überwachungsnetzes, das alsbald bemerkt und mit Einfallsreichtum umgangen wird. Anhand dieses Beispiels verdeutlicht der slowenische Philosoph, Occupy Wall Street- und Syriza- Unterstützer Slavoj Žižek in seinem neusten Buch „Das Jahr der gefährlichen Träume“ die spätestens seit den globalen Protestbewegungen des Jahres 2011 im Raum stehende Frage: Wie bekämpft man ein lernfähiges System ohne es dadurch gleichzeitig zu verbessern?
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Heinz Harbach: Computer und menschliches Verhalten.
3 Seiten | Autor: Matthias Bösinger
Heinz Harbachs Buch versammelt neuere Überlegungen zur Bedeutung des Computers für Gesellschaft und sozialwissenschaftliche Begriffsbildung. Zu verorten ist es im Spektrum postmoderner Debatten. Harbach versteht den Computer als fundamentale Herausforderung für überkommene Kategorien der Vergesellschaftung und der Sozialtheorie. Hierfür greift er drei Protagonisten der aktuellen Debatte heraus und bespricht in den Anfangskaptieln jeweils eines ihrer Werke. Neben diesen drei verweist er immer wieder auf Autoren, deren Beiträge in die postmoderne Debatte um Mensch und Computer eingebunden werden können. Zum Abschluss liefert Harbach eine Einschätzung der Tauglichkeit sozialwissenschaftlichen Instrumentariums für die Auslegung des Phänomens Computer. Die drei behandelten Autoren sind Achim Bühl, Manfred Faßler und Werner Rammert. Nach Harbach vertreten sie gemeinsam die These, dass mit der Verbreitung des Computers und dem damit zusammenhängenden Wandel von der „Industrie- zur Informationsgesellschaft [...] eine neue Epoche der Menschheitsentwicklung begonnen“ hat. Die Autoren werden also jeweils aus einer Perspektive interpretiert, die ihnen radikal-postmoderne Standpunkte auf die mit dem Computer verbundenen Veränderungen abgewinnen kann.
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Wolfgang Behringer: Kulturgeschichte des Sports.
12 Seiten | Autor: Wolf-Dietrich Junghanns
Wolfgang Behringer ist Spezialist für die Geschichte der frühen Neuzeit und dieser Kompetenz verdankt sich der Gewinn dieser ansonsten als „Kulturgeschichte“ sehr problematischen Publikation. Eingerahmt von Kapiteln über „Die Spiele der Antike“ und „Die Turniere des Mittelalters“ einerseits und einem Kapitel über den „Sport in unserer Zeit“ andererseits fasst sie Ergebnisse jüngerer Forschungen über die Zeit von der Mitte des 15. Jahrhunderts bis um 1800 zusammen. Im 15. Jahrhundert sieht Behringer einen Prozess der Sportifizierung militärischer Übungen wie Turniere und Schützenfeste sowie populärer Spiele wie Wettrennen, Ball- und Kampfspiele einsetzen. Dieser sei konvergiert mit neuen Körperauffassungen und -praktiken, einem neuen Freizeitverhalten (vor allem des Adels und des Bürgertums) und einer veränderten Position des Individuums. Sportifizierung betrachtet er als „konstitutiv für die Neuzeit“ und, so die These, als einen noch unabgeschlossenen, die gesamte Gesellschaft erfassenden „Fundamentalprozess der Moderne“. Der Begriff der Sportifizierung „sollte als einer von etwa einem Dutzend Schlüsselbegriffen der Neueren Geschichte verstanden werden, die grundlegende Prozesse der Veränderung beschreiben, wie Disziplinierung, Verrechtlichung, Säkularisierung, Modernisierung, Globalisierung etc.“
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André Gorz – Querdenker, Philosoph, Häretiker
5 Seiten | Autor: Harald Bluhm, André Häger
Die verfahrene politische Lage in Europa sowie die in der Bundesrepublik Deutschland vorherrschende Windstille in den politischen und politisch-akademischen Debatten lassen Rekurse auf solitäre Figuren, die sich als Querdenker und Häretiker auszeichnen sowie eigensinnig und mit ernsthaft-existentialistischem Gestus gedacht und gehandelt haben, als besonders verlockend erscheinen. Aus diesem Grund möchten wir mit dem vorliegenden Schwerpunkt die Aufmerksamkeit auf den jenseits des Mainstreams liegenden André Gorz lenken und die instruktiven Anregungen, die theoretischen Grundlagen und die häretische Kreativität dieses Intellektuellen betonen.
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