Berliner Debatte Initial
Gerhard Wayand: Marx und Engels zu archaischen Gesellschaften im Lichte der neueren Theorie-Diskussionen
Mit diesem Buch stellt der Autor seine nach dem Studium von Politikwissenschaft, Philosophie und Soziologie erarbeitete und 1990 an der Philipps-Universität Marburg verteidigte Dissertation der wissenschaftlichen Öffentlichkeit vor. Der hölzerne traditionell-marxistische Titel hält zum Glück nicht, was er verspricht. Das soll heißen, die Studie gehört nicht zur Gattung jener dogmatisch-rechthaberischen Marx-Exegese, die dem auf Erkenntniszuwachs hoffenden Leser durch Wiederholung von längst Bekanntem die Tränen der Langeweile ins Auge treibt.
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Gibt es Philosophie in Rußland?
Für einen Menschen, der mit der kulturellen Situation in der ehemaligen Sowjetunion nicht vertraut ist, scheint es fast natürlich, daß die Philosophie in diesem Raum - wenn man von einer solchen überhaupt sprechen kann - die Philosophie des Marxismus war. Diese Meinung hat sich so stark verfestigt, daß immer dann, wenn ich ihr zu widersprechen versuche, auf den Gesichtern meiner Gesprächspartner ein Ausdruck freundlichen Mißtrauens entsteht. Man meint, dieser Rechtfertigungsversuch sei psychologisch zu erklären, man wisse doch, daß in einem Land der absoluten Herrschaft des Marxismus-Leninismus eine andere Philosophie ganz und gar nicht erlaubt war.
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Welchen Weg geht China?
In China war immer alles anders. In der Vergangenheit wurde es vom Westen als "der direkte Gegenpol Europas" angesehen, so zum Beispiel auch von Karl Marx 1853 in seinem berühmten Aufsatz "Die Revolution in China und Europa". Je nachdem, ob die Annäherung an das exotische China mit einer positiven oder negativen Evaluierung verbunden war, erschien es entweder als idealer Vernunftsstaat, als Wiege östlicher Weisheit, als Heimstatt der reinen revolutionären Lehre oder aber als "einbalsamierte Mumie" des ewigen Stillstands, als Hort der Reaktion, der Gesetzlosigkeit und der Gewalt, alsLand der blauen Ameisen usw.
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Systemwechsel in der Mongolei
Gelassenheit, Bedächtigkeit, Ausdauer – das sind Züge des mongolischen Charakters. Generation um Generation lebte in dieser Steppe, meine Landsleute wanderten mit ihrem Vieh durch diese Steppen. Hier dachte man langsam, sprach nicht viel. Diese Aussage charakterisiert treffend die mongolische Lebensweise, die sich in Jahrhunderten ausprägte. Bis in die Gegenwart sind "Züge des mongolischen Charakters" erhalten geblieben und wohl auch eine wesentliche Ursache dafür, daß sich die politischen Veränderungen in der Mongolei bisher auf einer sachlichen, vor allem gewaltfreien Grundlage vollzogen. Dabei stellten die Mongolen einen Rekord besonderer Art auf. Die Mongolische Revolutionäre Volkspartei ist nach den Wahlen Ende Juni 1992, bei denen sie eine überwältigende Mehrheit im Parlament erhielt, zu der am längsten regierenden Kommunistischen Partei der Weit geworden.
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In der Krise des Marxismus
Der Tod des Marxismus ist in der Vergangenheit schon mehrfach verkündigt und in vielen Ländern mittels Polizei- und anderen Gewalteinsatzes auch zu exekutieren versucht worden. Speziell in Deutschland haben wir davon hinreichende Erfahrung. Der Zusammenbruch der kommunistischen Herrschaft in Mittel- und Osteuropa hat indes der Folge dieser Verkündigungen und Exekutionen einen Zustand angefügt, in dem es nicht mehr sicher zu sein scheint, daß die behende geträllerte Kunde "Marx ist tot, und Jesus lebt" eine, wie bislang üblich, vorlaute Wunschvorstellung mitteile. Der bolschewistisch geführte Kommunismus, der mit wilder Entschlossenheit die Staatsmacht ergriff und siebzig Jahre kein Opfer scheute, sie zu behaupten, hat sich zweifellos und bemerkenswert friedlich am Ende aus der Geschichte verabschiedet. Angesichts des durch ihn mit fast schlafwandlerischer Sicherheit realisierten Verzehrs der volkswirtschaftlichen Substanz wie der Vernichtung eines erheblichen Teils der Naturbedingungen menschlicher Existenz ist er an sich selbst irre geworden. So hat er denn die politische Macht, die er sich nie hat nehmen lassen wollen, als es an der Zeit war, im Grunde erleichtert aus der Hand gegeben, die Pensionierung mit Verblüffung über die wunderlichen Bocksprünge des Klassenkampfs goutiert, mürrisch erst und larmoyant in dem Moment, in dem die neuen Machthaber "Staatsnähe" zum Definiens der Pensionsbeschränkung erklärten. Signalisiert dieser so merkwürdig friedfertige, mit fast ordnungsgemäßer Geschäftsübergabe absolvierte Abgang auch das Ende des Marxismus?
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Rediscovering Marxism: A New Game
Meine These ist, daß einige potentielle Innovationen im Marxismus-Paradigma unterblieben, andere hingegen fälschlich als Teile des marxschen Paradigma interpretiert wurden und schließlich drittens konkurrierende Paradigmen erfolgreicher gewesen sind, nicht zuletzt, weilletztere das marxistische Paradigma intelligenter begriffen haben als die Marxisten ihr Eigenes.
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Die Spinoza-Rezeption im Marxismus und bei Marx
Es ist eine anerkannte Tatsache, daß die Philosophie Spinozas neben der Hegels eine bedeutende Quelle in der Entstehungsgeschichte des Marxismus war, obgleich sie nicht zu den "Drei Quellen" des Marxismus gerechnet wurde. Die dennoch intensive und folgenreiche Rezeption Spinozas bei der Herausbildung des dialektischen Materialismus verdankte sich vor allem zwei großen Debatten, jeweils auf dem Hintergrund politischer wie ideologischer Auseinandersetzungen über den Inhalt marxistischen Denkens überhaupt. Zuerst in den 90er Jahren des 19. Jahrhunderts, im Zusammenhang mit der sogenannten Revisionismusdebatte der deutschen Sozialdemokratie, beriefen sich Plechanov und Mehring gegen den Neukantianismus der Revisionisten um Bernstein auf Spinozas Philosophie als Grundlage für die Ausarbeitung einer originär marxistischen Philosophie.
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Gott arbeitet nicht
Daß im Titel eines Aufsatzes über Marx das Wort "arbeiten" erscheint, wird niemanden verwundern. Mit dem Terminus "Gott" ist das schon anders. Vielleicht erklärt man sich seine Verwendung mit der spöttischen Bemerkung, daß Philosophen immer über Gott reden. Aber so globalistisch ist es - wie sich zeigen wird - nicht gemeint. Am wenigsten wird man mit der Formulierung "optimale Messung" anzufangen wissen. Sie wird hier nur in Analogie verwandt – in Analogie zu ihrem Gebrauch in der Physik, wo sie einen methodelogischen Grundsatz bezeichnet: Untersucht man die grundsätzliche Möglichkeit der Meßbarkeit gewisser Effekte, so muß man stets - unabhängig davon, wie leicht oder schwer sie zu realisieren sind – bestmögliche Bedingungen unterstellen (beliebig schlecht oder ungenau zu messen ist keine Kunst). Die prinzipiellen Meßschranken, die sich unter dieser Voraussetzung ergeben, sagen dann wirklich etwas über die Leistungsfähigkeit resp. Beschaffenheit der Theorie aus, nach der der diskutierte Effekt auftreten sollte
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Nach dem Marxismus
Gewiß gibt es seit 1989 einen neuen Grund, über die Gegenwart und Zukunft des Marxismus zu reden. Für Marxisten aus der DDR-Tradition gibt es auch Gründe, sich jetzt nicht (wie einst Petrus) aufs Leugnen zu verlegen: "Ich kenne diesen Menschen nicht". Die Frage nach der geschichtlich-praktischen Triftigkeit des Marxismus stellt sich jedoch nicht erst jetzt, und sie gehört in eine weitere Zeitperspektive gerückt. Der Offizial-Marxismus der sowjetischen Schule war ein ideologischer Isolationismus. Er geht auf die Irritationen zurück, aus denen schon am Ausgang des vorigen Jahrhunderts die Polarisation von "Marxismus und Revisionismus" aufgekommen ist. Nach dem ersten Weltkrieg und kurz vor der Eröffnung der zweiten Weltkriegsphase meinte Karl Korsch 1931, der Marxismus, um den es damals gegangen ist, sei jetzt "eine Tatsache der Vergangenheit". Nach dem zweiten Weitkrieg fügte er 1950 hinzu: "Es hat keinen Sinn mehr, die Frage zu stellen, wieweit die Lehre von Marx und Engels heute noch theoretisch gültig und praktisch anwendbar ist."
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Rückblick auf den Marxismus
Die Wende, die mit dem Zusammenbruch des Sowjetreiches eingetreten ist, greift tief in die Gesellschaften und die Lebensläufe ein, einer ihrer wichtigsten Aspekte besteht schließlich darin, daß eine ganze Elite ausgetauscht wird und mit ihr das Herrschaftswissen, das sie zu verwalten hatte, der Marxismus. in der Tat ist es für Marxisten, zumal in Deutschland, zu einer Katastrophe gekommen. Sie mußten das Deutungsmonopol mit der Abwickelung eintauschen und von der öffentlichen Verwaltung der Gedanken der herrschenden Klasse zur privaten Pflege der Weltanschauung von Pensionären übergehen.
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