Militär
Militärmacht Deutschland?
ISBN 978-3-939469-85-8 | ISSN 0944-8101 | 192 Seiten
Das Thema Militärmacht Deutschland wird in diesem Heft aus unterschiedlichen Sichten, mit zum Teil kontränen Positionen diskutiert. Ein gemeinsamer Nenner aller Beiträge ist die Forderung nach „Mehr Politik!“, nach mehr öffentlicher Debatte, in der mit klarer Sprache die Dinge beim Namen genannt werden: Interessen, Aufgaben, Kriterien, Verantwortlichkeit und Legitimation.
Strategische Orientierungslosigkeit
12 Seiten | Autor: August Pradetto
Seit zwei Jahrzehnten sind deutsche Soldaten in Auslandseinsätzen. Viele Angehörige der Bundeswehr und Mitarbeiter beteiligter Ministerien und Organisationen leisten in unterschiedlichen Einsatzszenarien hervorragende Arbeit. Evaluationen im Ausland zeigen, dass die Bundeswehr vielfach besser bewertet wird als das Militär anderer Nationen. Deutsches Militär war und ist in diversen Friedens- und Beobachtungsmissionen tätig: Katastropheneinsätze, humanitäre Hilfseinsätzen, Unterstützungsaktionen für die UNO, Flüchtlingsversorgung und Evakuierungen, Durchsetzung von Embargomaßnahmen, Seeraumüberwachung und Piratenbekämpfung oder Ausbildung von Sicherheitskräften anderer Staaten. Hinzu kommen Einsätze zur Absicherung von Abkommen über die Beendigung bewaffneter Konflikte und Stabilisierungsmissionen, wie in Kosovo und Bosnien-Herzegowina, im Mittelmeer und Libanon bis hin zum Südsudan. Teilweise wurden Soldaten in strategisch, d. h. von der Politik zu verantwortende, verfehlte Missionen geschickt, wie in Afghanistan.
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Was bedeutet Gaucks Münchner Rede konkret?
7 Seiten | Autor: Klaus Wittmann
Die Große Koalition hat sich in ihrem Regierungsprogramm ausdrücklich zu Deutschlands internationaler Verantwortung bekannt. Das kommt, wenn es konsequent umgesetzt wird, in mancher Hinsicht einem Politikwechsel gleich. Oder zumindest einer Kurskorrektur. Warum? Zwar ist die Bilanz deutscher Beteiligung an internationalen Missionen, die der Kritik an zu großer Zurückhaltung immer entgegengehalten wird, eindrucksvoll: Afghanistan, einschließlich der Zusage über 2014 hinaus, Kosovo, Mittelmeer, Türkei (Patriot-Raketen), Air Polic ing im Baltikum. Doch ist kritisch anzumerken: In den 1990er Jahren wuchs vor allem auf dem Balkan Deutschland schrittweise in die internationale, auch militärische, Mitverantwortung hinein, wobei Öffentlichkeit, Parlament, Opposition und sogar 1994 das Bundesverfassungsgericht „mitgenommen“ wurden.
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Kurs auf die Welt
8 Seiten | Autor: Hans-Jürgen Misselwitz
Die Rede von Bundespräsident Gauck auf der Münchner Sicherheitskonferenz im Januar 2014 gibt für Deutschland ein neues außen- und sicherheitspolitisches Paradigma vor. Sie bekennt sich offen zu einer interessengeleiteten Politik. Sicherheitslogik wird an die Stelle von Friedenslogik gesetzt. Damit wird jene historische Lektion für unzeitgemäß erklärt, die zum historisch-politischen Selbstverständnis der alten Bundesrepublik gehörte und Teil der politischen Grundsubstanz des vereinigten Deutschlands ist.
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Deutsche Politiker im Größenwahn
2 Seiten | Autor: Horst Teubert
Die Ansage war unmissverständlich. „Auf dem Weg zu einem Garanten internationaler Ordnung und Sicherheit“ müsse Deutschland nun endlich schneller voranschreiten, rief Bundespräsident Joachim Gauck den Teilnehmern der Münchner Sicherheitskonferenz und dem breiten Medienpublikum zu. Man bemühe sich ja schon, betätige sich innerhalb der EU, sei weltweit entwicklungspolitisch und an der einen oder anderen Stelle auch militärisch aktiv. Doch wer „die kleinsten Schritte für die besten“ halte, werde „kaum mithalten können mit dem rasanten Wandel der Bedrohungen“.
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Die Zeit der „Neuvermessung“
9 Seiten | Autor: Hans J. Gießmann
Die Botschaften waren ungewöhnlich konzertiert, Zeitpunkt und Ort der Präsentation waren ebenfalls interessant. Bundespräsident Joachim Gauck nutzte das Podium der Münchner Sicherheitskonferenz, um dort Anfang des Jahres als erster deutscher Bundespräsident eine außenpolitische Grundsatzrede zu halten. Außenminister Steinmeier und Verteidigungsministerin von der Leyen teilten seinen Tenor, Deutschland müsse mehr Verantwortung in der internationalen Politik übernehmen. Dass die Reden vor allem in der deutschen Öffentlichkeit Irritation, um nicht zu sagen Unmut, erregten, hängt u. a. mit der Wahl des Ortes zusammen. Die Internationale Sicherheitskonferenz steht in einem Punkt in der Tradition ihrer Vorgängerin, der früheren Wehrkundetagung: Auch sie verknüpft verteidigungs- und sicherheitspolitische Fragen der deutschen und internationalen Politik. Insofern wundert es nicht, dass den Reden unterstellt wurde, was nicht der Intention der Vortragenden entsprach: die stärkere Betonung militärischer Mittel bei der Durchsetzung deutscher Interessen.
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Deutsche Militärpolitik
8 Seiten | Autor: Lutz Kleinwächter
Mit der aktuellen Neuausrichtung der Bundeswehr von einer Verteidigungs- zu einer Armee im Einsatz befindet sich der Neuansatz deutscher Militärpolitik nach 1990 in einer Sackgasse. Die Bundeswehr ist damit kriegs(-einsatz-)orientierter als in Zeiten der Ost-West-Konfrontation. Bei vakanter Bedrohung fehlt dafür ein schlüssiges militärpolitisches Gesamtkonzept. Das im Umbruch begriffene Völkerrecht verstärkt die Instabilität in den internationalen Beziehungen. Große Teile der deutschen Führung sehen die Folgen nur unzureichend, agieren parteipolitisch angepasst und widersprüchlich. Eine inkonsequente Bewertung der Niederlage in Afghanistan ist dabei der vorläufige Tiefpunkt. Die Ukrainekrise wird zur Projektionsfläche gravierender Fehleinschätzungen. Konsequente Schlussfolgerungen? Bislang Fehlanzeige!
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„Wenn geboten, auch bewaffnet“
9 Seiten | Autor: Reinhard Mutz
Wer oder was gefährdet die Sicherheit der Bundesrepublik? Wer oder was bedroht unsere Verbündeten? Wird nach der amtlichen Problemsicht gefragt, ist das Sicherheitsweißbuch der Bundesregierung die authentische Informationsquelle. An unauffälliger Stelle enthält es eine überaus zutreffende Feststellung. Sie hat jedoch kaum öffentliche Aufmerksamkeit erlangt. In den meisten Reaktionen und Kommentaren kam sie nicht vor: „Die in vielen Teilen der Welt beobachteten Aufrüstungstendenzen und die übermäßige Akkumulation von Rüstungsgütern können negative Auswirkungen auf die regionale Stabilität und mittelbar auch auf Deutschland haben.“
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Wille zur Militärmacht
6 Seiten | Autor: Christoph Marischka
Die Frage, ob Deutschland eine Militärmacht darstellt oder sein will, wird nicht automatisch verneint, wenn stattdessen von „Zivilmacht“ gesprochen wird. Dass damit einer grundlegenden Debatte ausgewichen wird, wird unmittelbar klar, wenn beispielsweise Jürgen Habermas in seinem feuilletonistischen Programm für die „Zivilmacht“ Europa implizit die Militarisierung eines Kerneuropas befürwortet. Das Konzept der „Zivilmacht“ wird zur Scheinalternative, wenn es den Einsatz militärischer Mittel zu Verteidigungszwecken und als Ultima Ratio einschließt.
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Die Bundeswehr – Einsatzarmee für neue Herausforderungen
-20 Seiten | Autor: Bernd Siebert
Militärmacht Deutschland“ ist eine Vokabel, die an wilhelminische Kanonenbootpolitik erinnert und sich kaum mit den Grundsätzen bundesdeutscher Sicherheitspolitik in Einklang bringen lässt. Auch die im Vorwort aufgeworfene Frage nach den Zielen und Interessen der deutschen Militärpolitik führt in die Irre. Sie legt einen eigendynamischen, gestalterischen politischen Anspruch nahe, der militärische Erwägungen in den Mittelpunkt stellt. Solch eine Deutung verkürzt den Ansatz der deutschen Sicherheitspolitik jedoch unzulässig. Es sind Parlament und Regierung, von denen die Richtung der deutschen Politik festgelegt wird. Die Bundeswehr ist dabei nur eines der Instrumente im Repertoire der deutschen Außen- und Sicherheitspolitik. Die Frage nach der „Militärmacht Deutschland“ kann also nur beantwortet werden, wenn man sie in einen größeren Zusammenhang stellt. Der politische Hintergrund, vor dem die Bundeswehr eingesetzt wird, ist genauso zu berücksichtigen wie Deutschlands Herausforderungen und Interessen.
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