1990

Kooperation und moderne Marktwirtschaft

7 Seiten | Autor: Harald Kunze

„Kooperationspartner gesucht“ - diese Wendung taucht wohl gegenwärtig am häufigsten in gewerblichen Annoncen der DDR-Printmedien auf. Was aber ist Kooperation eigentlich? ln der Fachliteratur unseres Landes sind dazu höchstens Beschreibungen einzelner Gegenstände, kaum jedoch fundierte theoretische Darstellungen zu finden. Auch bei vielen Wirtschaftspraktikern scheint die Inflation im Gebrauch dieses Wortes in diametralem Gegensatz zum Verständnis seines Inhalts zu stehen. Dies zeigt sich gegenwärtig vor allem in der verbreiteten Joint-Venture-Euphorie. Was aber sind mögliche Inhalte zwischenbetrieblicher Kooperation, in welche konkreten Formen kann sie gegossen werden, welche Chancen und Gefahren sind damit verbunden?

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Über empirische Politik

7 Seiten | Autor: Robert Schediwy

Der Ausgangspunkt meiner Überlegungen ist recht abstrakt: die Frage nach den zentralen Motiven menschlichen Handelns. Natürlich handelt es sich dabei um eine im Augenblick und wohl für alle Zukunft unlösbare Frage: Denn die vielschichtigen und widersprüchlichen Triebkräfte des Menschen, vom krassesten Egoismus bis zur sublimsten Aufopferung für eine Idee, vom Motiv der persönlichen Zuneigung bis zum reinen Erkenntnisstreben, lassen sich kaum in ein zahlenmäßig fixierbares Gewichtungsschema bringen. Dennoch müssen alle sozialen und politischen Theorien notwendigerweise eine Arbeitshypothese zu diesem Thema entwickeln. Die vorliegende Arbeit entscheidet sich explizit - wenn auch mit bedeutsamen Einschränkungen - für einen Vorrang des egoistischen, ökonomischen Interesses bei der Erklärung gesellschaftlicher und politischer Zusammenhänge. Sie stellt sich damit auf den Boden einer Tradition, die seit ihren Ursprüngen bei den Sophisten, in der theoretischen Machtpolitik Machiavellis, in den aufklärerischen Utilitarismen von Hobbes, Helvetius, Adam Smith und den amerikanischen Verfassungsvätern, insbesondere aber seit ihrer Modifikation durch Marx oft genug den gereizten Widerspruch von Moralisten erregt hat.

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Über die Historizität des Ökonomischen oder wie sozial muß Marktwirtschaft heute sein

Der jetzt zusammenbrechende „real existierende Sozialismus“ war der nun endgültig gescheiterte Versuch, mittels Einparteienherrschaft und Verstaatlichung von Wirtschaft und Gesellschaft auf den Weg einer „bewußten Rekonstitution der menschlichen Gesellschaft“ zu gelangen. Die Ursache dieses Scheiterns besteht letztlich in der monopolistischen und innovationsfeindlichen Grundstruktur der gesamten gesellschaftlichen Konstruktion.

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Das eigene „Selbst“

Prolegomena zu einer „Kapitalistischen“-Archäologie

8 Seiten | Autor: Lutz Marz

Während die skurrile Überschrift des Artikels noch darauf hoffen kann, einiges Leserinteresse zu wecken, droht bereits der Untertitel zum Grab dieses spontanen Impulses zu werden. Wieder einer, so ließe sich mit Luhmann vermuten, der dem Tempo der gesellschaftlichen Veränderungen nicht gewachsen ist, sich auf „das Wiederaufwärmen und Immer-wieder-Abnagen der Knochen der Klassiker“ verlegt hat und nun für das geplagte Publikum die x-te Runde im endlos müden „Kapitai“-Diskurs einläuten will. Friede den Toten, wozu die ewige intellektuelle Leichenfledderei?

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Auf dem Weg zu einer Gesellschaft der Individuen?

Kollektive Handlungschancen jenseits und gegenüber von Vermachtung und Vermarktung

10 Seiten | Autor: Wolfgang Engler

Es ist nicht die Stunde für Verheißungen. Gefragt ist der Geist des Buchhalters, mit dem Blick fürs mögliche gepaart. Missionarische Überlegenheitsgefühle hatten wir lange genug. Weit verbreitet war der Glaube, mit unserer realsozialistischen Organisationsweise des gesellschaftlichen Lebensprozesses schon in der eigentlichen Geschichte der Menschheit angekommen, über die „Vorgeschichte“ hinaus zu sein. Es war emotional befriedigend zu wissen, daß man in einer Gesellschaft lebte, die Prinziplösungen für die elementaren Widersprüche des Kapitalismus bereithielt, insbesondere hinsichtlich der politischen Macht- und wirtschaftlichen Eigentumsverhältnisse. Wie immer es mit diesen Lösungen praktisch stand: die Ideale der „wirklichen“ sozialistischen Demokratie, der „tatsächlichen“ Vergesellschaftung waren unantastbar, schwebten wie strahlende Sonnen über den Sümpfen unserer politischen und wirtschaftlichen Alltagspraxis. Stets fanden sich Menschen, die die idealisierten Prinzipien gegen ihre miserable Durchführung verteidigten. Wir wissen heute, daß ihre Rettungsversuche vergebens waren.

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Wissenschaft und Sozialismus – ein Angebot zur sozialen Aufklärung

8 Seiten | Autor: Bruno Hartmann

Die „Allianz gegen den Sozialismus“, von Volker Rühe als demagogisch-griffige Losung in den DDR-Wahlkampf eingeführt, ist vor dem Hintergrund der Meinung vom Gescheitertsein des Sozialismus und der Ablehnung von weiteren sozialistischen Experimenten mit dem Schulterschluß von CDU, DA und DSU nun auch in reale Existenz getreten. Zumindest diejenigen Wähler, sofern sie vom frenetischen Taumel besessen bleiben, welcher ihnen von der Vision einer antisozialistisch orientierten deutschen Einheit auszugehen scheint, werden jener Allianz einige Stimmen zu fangen ermöglichen.

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Wirtschaftsentwicklung und Sozialismuskonzept

17 Seiten | Autor: Peter Ruben

Der Zusammenbruch des rohen Kommunismus in den Ländern Mittel- und Osteuropas hat ohne Zweifel auch die Idee des Sozialismus an sich fragwürdig gemacht und bei sehr großen Teilen der Bevölkerung jedenfalls momentan diskreditiert. Das Wahlergebnis vom 18. März 1990 in der DDR zeigt diese Sachlage mit aller wünschenswerten Deutlichkeit. „Eine Mehrheit der Wähler“, so urteilt H. Schwenke, „zog ein Dasein als freie Lohnarbeiter vor. Manche träumen auch vom freien Unternehmerdasein ... Die Menschen wählten mehrheitlich ‚nie wieder Sozialismus‘. Das ist das Resultat der Herrschaft von Honecker, Mittag und Mielke und derer, die an deren Seite Karriere machten.“

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Chancen und Blockierungen eines demokratischen Sozialismus

9 Seiten | Autor: Wolfgang Fritz Haug

Ende Januar 1990 fand an der Humboldt-Universität eine Diskussionsveranstaltung statt. Auf ihr stellte ein westlicher Marxist, um Positionsbestimmung gebeten, sich als „häretischer Marxist“ vor. Ketzerischer Marxist - mir ging durch den Kopf, wie schnell solche Bestimmungen veralten. Die marxistisch-leninistische Staatskirche ist zusammengebrochen, es gibt keine Inquisition mehr. Wir Ketzer von gestern müssen uns erst daran gewöhnen. Nun treffen wir uns also, unter der Schirmherrschaft der Theologie: westliche Marxisten mit östlichen und den, wenn ich so sagen darf, Marxisten des Südens im Boot des demokratischen Sozialismus.

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West-östliche Große Krisen

10 Seiten | Autor: Elmar Altvater

Der Zusammenbruch der Gesellschaften des realen Sozialismus in Osteuropa, der „Übergangsgesellschaften“, wie sie lange Zeit in Ermangelung besserer Begriffe bezeichnet worden sind, ist vom amerikanischen Präsidenten George Bush selbstbewußt zum Sieg des „freien Westens“ im Kalten Krieg erklärt worden. Nach dem 40jährigen Dauerversuch, eine sozialistische Alternative zur kapitalistischen Gesellschaft zu errichten, steht das sozialistische „institution building“ allerdings vor einem Desaster von ökonomischer Krise, politischer Delegitimierung, sozialer Desintegration, ökologischer Katastrophe, individueller Enttäuschung, Verzweiflung und Empörung. Das Scheitern dieses Versuchs ist so deutlich, daß mit der Offensichtlichkeit erstens auch die Ursachen auf der Hand zu liegen und zweitens die jahrzehntelangen theoretischen und ideologischen Anstrengungen, die Überlegenheit kapitalistischer Marktwirtschaften zu belegen, nun eindrucksvoll durch die Geschichte nicht-marktwirtschaftlicher Gestaltung der gesellschaftlichen Organisation bestätigt zu sein scheinen, so daß nachfragende Reflexionen überflüssig erscheinen.

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Der DM-Nationalismus

Weshalb es richtig ist, die deutsche Einheit nach Artikel 146 zu vollziehen, also einen Volksentscheid über eine neue Verfassung anzustreben.

8 Seiten | Autor: Jürgen Habermas

Ein Vierteljahr nach der demokratischen Revolution drüben reichen sie sich die Hand - die Politiker, die sich zu Geschäftsleuten, die Intellektuellen, die sich zu Sängern der deutschen Einheit gemausert haben. Im Feuilleton wird Günter Grass denunziert, in der Talk-Show verwandelt schon der Anblick eines linken Wirtschaftsprofessors die freundlichen Damen und Herren vom Mittelstand in Mob. Das selbstquälerisch-überflüssige Thema gewinnt heute seine Berechtigung: Was wird aus der Identität der Deutschen? Lenken die wirtschaftlichen Probleme den Einigungsprozeß in nüchterne Bahnen? Oder wird die D-Mark libidinös besetzt und in der Weise emotional aufgewertet, daß eine Art wirtschaftsnationale Gesinnung das republikanische Bewußtsein überwältigt? Die Frage ist offen, aber sie drängt sich auf angesichts des mentalen Flurschadens, den der Feldzug der West-Parteien im Ost-Territorium bereits angerichtet hat.

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