Ulrich Busch

Geldkapital, Finanzkapital und Finanzindustrie

Zur Phänomenologie des entwickelten Kapitalismus

14 Seiten | Autor: Ulrich Busch

Die Finanzkrise, die 2007 als Finanzierungskrise auf einigen Immobilienmärkten ihren Anfang nahm, 2008 mit der Lehman-Pleite ihren vorläufigen Höhepunkt erlebte, sich 2009 zur tiefsten Rezession seit dem Zweiten Weltkrieg auswuchs und 2010 im Euroraum in eine bis heute andauernde Staatsschulden- und Währungskrise mündete, hat sich als eine Systemkrise des Finanzkapitalismus erwiesen. Sie unterscheidet sich damit von den rund 60 zumeist temporär und regional begrenzten Banken- und Finanzkrisen, welche der Internationale Währungsfonds (IWF) in den letzten dreißig Jahren identifiziert hat (IMF 2008), sowohl hinsichtlich ihrer Tiefe und Dauer sowie ihrer globalen Dimension nach als auch in Hinblick auf ihre Folgen und Konsequenzen für das gesamte Finanz- und Wirtschaftssystem.

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Erschienen in
Berliner Debatte 2 | 2012
Honeckers Welt
160 Seiten

Hans-Jürgen Wagener: Wirtschaftsordnung im Wandel

4 Seiten | Autor: Ulrich Busch

Der Transformationsbegriff gehört zu den in der jüngeren Vergangenheit am meisten strapazierten Begriffen in den Wirtschafts- und Sozialwissenschaften. Dies hat seine Ursache darin, dass der sich seit dem Herbst 1989 in Mittel- und Osteuropa sowie in Ostasien vollziehende gesellschaftliche Umbruch nach vorausschauender Gestaltung sowie wissenschaftlicher Erklärung und Begleitung verlangt. Seit dem Untergang des Staatssozialismus sind 33 „Transformationsfälle“ zu beobachten, vier Staaten verschwanden im Zuge der gesellschaftspolitischen Neuordnung von der Landkarte, 24 Staaten haben sich neu konstituiert. So viel Veränderung, zudem derart komprimiert in einem vergleichsweise kurzen Zeitraum, gibt es selten. Es ist daher kein Wunder, dass viele in dem Transformationsprozess eine Sternstunde für die Wirtschafts- und Sozialwissenschaften erblickten, eine einmalige Chance für Gesellschaftstheoretiker, ihre Methoden anzuwenden, vorhandene Modelle empirisch zu testen und neue Erklärungsansätze zu formulieren.

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Erschienen in
Berliner Debatte 2 | 2012
Honeckers Welt
160 Seiten

Komparative Krisenanalyse. Gottfried Haberler und die Lehren aus der Depression der 1930er Jahre

15 Seiten | Autor: Ulrich Busch

Es gibt zutreffende Erklärungen für die gegenwärtige Krise und unzutreffende. Letztere interpretieren sie politisch, als Resultat „falscher“ Wirtschaftspolitik, oder psychologisch, als intendierte Folge von Gier und Unmoral. Erstere erklären sie ökonomisch, konjunkturtheoretisch und finanzwirtschaftlich, als Ausdruck der inhärenten Instabilität des Finanzkapitalismus. Aktuell gewinnt letzterer Aspekt enorm an Bedeutung. Deshalb erweist sich die Finanzperspektive, die „Betrachtung der kapitalistischen Wirtschaft aus der Perspektive ihrer Finanzbeziehungen“ (Minsky), als die zutreffendste Sicht auf die aktuelle Krise. Wahrscheinlich ereignen sich auch kommende Krisen als Finanzkrisen, mit der Gefahr, die reale Wirtschaft in eine Depression zu stürzen. Seit den 1930er Jahren hat sich hier jedoch ein Lernprozess vollzogen, wozu Haberler beigetragen hat. Eine strikte Regulierung der Finanzmärkte erscheint heute nicht nur unabweislich, sondern auch möglich und die Verhinderung einer weltweiten Depression wie die der 1930er Jahre als eine durchaus realistische Option.

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Die neue Ambivalenz von Kapitalismus und Geld

11 Seiten | Autor: Ulrich Busch

Die „große Krise“ der Jahre 2008/2009 hat die Weltwirtschaft in ihren Grundfesten erschüttert. Es war die tiefste Krise seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs und die erste, die in den Zentren der westlichen Welt ihren Ausgang nahm und auch dort, und nicht an der Peripherie, zu den größten Verwerfungen geführt hat. Dies erklärt, warum sie von Anfang an von heftiger Kritik und von einer intensiven Suche nach den Ursachen begleitet war: Irgendjemand musste ja Schuld haben an dem Desaster! Da das System vor dem Kollaps gewinnbringend funktioniert hatte, musste es für sein plötzliches Versagen Schuldige geben. Was lag da näher als die Akteure der Finanzindustrie, Investmentbanker, Fondsmanager und Börsenjobber, anzuzählen! Dabei wurde nicht selten der Boden einer sachlichen Auseinandersetzung verlassen und undifferenziert und hysterisch auf die Finanzbranche eingeprügelt. Als gäbe es kein Systemversagen des Finanzmarktkapitalismus und als hätten die Protagonisten der Finanzindustrie die Krise durch ihre maßlose Gier und ihr unmoralisches Geschäftsgebaren vorsätzlich herbeigeführt.

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Erschienen in
Berliner Debatte 3 | 2011
Sozial & ökologisch
160 Seiten

Sparpolitik und Krisenmanagement

16 Seiten | Autor: Ulrich Busch

Im Ergebnis der epochalen Finanz- und Wirtschaftskrise 2008/09 ist die öffentliche Verschuldung fast überall kräftig gestiegen. Bei näherer Betrachtung zeichnet sich jedoch ein differenziertes Bild: In einigen Staaten ist sie geradezu explodiert und dauerhaft zu hoch, in anderen dagegen scheint der starke Anstieg nur ein temporäres Phänomen zu sein und die eingetretene Verschuldung volkswirtschaftlich durchaus tragbar. Griechenland, Italien, Irland, Portugal, Ungarn, Japan und die USA gehören zur ersten Gruppe, Deutschland, die Niederlande, Österreich, die skandinavischen Länder und Luxemburg zur zweiten. Obwohl die Evidenz dieser Unterscheidung von niemandem bestritten wird, ebenso wenig die Tatsache, dass sich hieraus ganz unterschiedliche Krisenbewältigungsstrategien ableiten, werden gegenwärtig alle Staaten von der gleichen „Sparwut“ erfasst, wird überall versucht, die Verschuldung aufzuhalten und den Schuldenberg durch rigide Sparmaßnahmen abzubauen. Diese „kollektive Sparwut“, die schon im Ergebnis der letzten Krise zu beobachten war, führt jedoch nicht zwangsläufig und überall zu Wachstum und Stabilität. Vielmehr steigt dadurch die Gefahr einer Stagnations- und Deflationsspirale und es entstehen neue Ungleichgewichte in der Welt, die zu neuen Krisen führen.

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Erschienen in
Berliner Debatte 2 | 2011
Globale Sparwut
175 Seiten

Helge Peukert: Die große Finanzmarktkrise

4 Seiten | Autor: Ulrich Busch

Die ganze Wahrheit über die „große Krise“ seit 2007, die erste wirklich globale Finanzkrise seit dem Zweiten Weltkrieg, erschließt sich erst, wenn man den Charakter der gegenwärtigen Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung als Finanzmarktkapitalismus begreift. Dann wird deutlich, dass diese Krise, so viele Facetten sie in konjunktureller, struktureller, institutioneller, psychologischer und politischer Hinsicht auch aufweist, im Kern eine Finanzmarktkrise ist, deren tiefste Ursache in der „Finanzialisierung“ (P. Sweezy) von Wirtschaft und Gesellschaft, in der Dominanz der Finanzsphäre über die Produktion, zu sehen ist. Dies zeigt sich auch darin, dass das Epizentrum der Krise in den USA und in Westeuropa liegt, den am stärksten finanzialisierten Wirtschaftsräumen der Welt, und dass das Ende der Krise gerade dort auf sich warten lässt.

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Erschienen in
Berliner Debatte 1 | 2011
Populismus
160 Seiten

Christiane Eisenberg: Englands Weg in die Marktgesellschaft

2 Seiten | Autor: Ulrich Busch

England galt bis zum Ersten Weltkrieg nicht nur als „Wiege“ und „Modell“ des Kapitalismus mit allen Licht- und Schattenseiten, die dieser Wirtschaftsordnung eigen sind, sondern auch als das am weitesten entwickelte Land Europas und der Welt. Es hatte auf vielen Gebieten eine Pionierrolle inne, und das nicht erst seit dem 19. Jahrhundert, sondern schon früher, im Grunde genommen seit dem späten Mittelalter. Es lohnt sich, den Ursachen dafür nachzugehen und dabei nicht nur die Geschichte des Inselstaates nachzuzeichnen, sondern insbesondere auch jene geographischen, sozialen, politischen, ökonomischen und kulturellen Besonderheiten herauszuarbeiten, die England stärker als Italien, die Niederlande, Frankreich und Deutschland dafür prädisponierten, im 19. Jahrhundert zum Musterland des klassischen Kapitalismus zu werden. Angesichts der Fülle historischer Studien, vor allem wirtschaftshistorischer Provenienz, die hierzu vorliegen, ist dies ein mutiges Unterfangen. Neues lässt sich hier nur hervorbringen, wenn dabei ein anderer als der traditionelle, vor allem von der Wirtschaftsgeschichte geprägte Ansatz verfolgt wird und wenn man sich dem Gegenstand auf unkonventionelle Art und Weise nähert.

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Erschienen in
Berliner Debatte 4 | 2010
Gesampelte Gesellschaft
160 Seiten

Harald Simons: Transfers und Wirtschaftswachstum

Theorie und Empirie am Beispiel Ostdeutschlands

3 Seiten | Autor: Ulrich Busch

Im Ergebnis der friedlichen Revolution von 1989/90 gingen die Staaten Mittel- und Osteuropas zu Demokratie, Marktwirtschaft und Kapitalismus über. Der Umbruch war umfassend und radikal. Er bedeutete nicht nur einen politischen Macht- und Systemwechsel, sondern die Umwälzung der gesamten Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung. Damit verbunden war eine erhebliche Entwertung alles Bisherigen, aller Errungenschaften und Werte des Staatssozialismus, sowie der Neuaufbau von Wirtschaft, Kultur und Gesellschaft. Die Kosten dafür waren immens und von den Betroffenen allein kaum aufzubringen. Es fehlte an Kapital, Investitionen, Wissen und Personal. Ein riesiger Transferbedarf tat sich auf. Dieser wurde teilweise von außen gedeckt, durch Hilfen internationaler Organisationen, Kredite, Direktinvestitionen usw. Im Falle Ostdeutschlands aber vor allem durch innerdeutsche Transferleistungen.

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Erschienen in
Berliner Debatte 2 | 2010
Europäische Integration und EU-Kritik
160 Seiten

Inflation als Rettungsanker

Warum eine moderate Inflation nützlich ist

16 Seiten | Autor: Ulrich Busch

Das Jahr 2009 war in Deutschland durch eine einigermaßen paradoxe Situation gekennzeichnet: Während die Rezession überwunden schien, die Wirtschaft im Verlaufe des Jahres die Talsohle durchschritten hatte und der Konjunkturhimmel sich allmählich wieder aufhellte, tendierte die Preisentwicklung weiter nach unten. Im Sommer lag die Teuerungsrate sogar unter Null und war damit so niedrig wie seit 27 Jahren nicht mehr. Ein Jahr zuvor hatte sie noch oberhalb von drei Prozent gelegen. Hochgerechnet auf das Jahr betrug der Preisanstieg nur 0,4%. Praktisch bedeutete dies, dass 2009 für die gleiche Warenmenge im Schnitt kaum mehr bezahlt werden musste als 2008. Und auch 2010 werden die Preise kaum steigen, durchschnittlich um 0,6 bis 1,0%.

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Erschienen in
Berliner Debatte 1 | 2010
Klimapolitik in Lateinamerika
144 Seiten

Hauke Janssen: Nationalökonomie und Nationalsozialismus

Die deutsche Volkswirtschaftslehre in den dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts

3 Seiten | Autor: Ulrich Busch

Die Faschismusforschung sieht sich zunehmend mit einer Kluft zwischen den Befunden der Einzelforschung und dem historischen Gesamtbild des NS-Regimes konfrontiert. Dies gilt für viele Gebiete, nicht zuletzt auch für das der Wirtschaft bzw. der Wirtschaftswissenschaften. Nicht wenige prominente Vertreter dieses Faches waren ideologisch und politisch in die Machenschaften des NS-Regimes verstrickt. Das Verdikt, das nach 1945 über den Nationalsozialismus insgesamt gesprochen wurde, kann nun aber nicht bedeuten, dass allen theoretischen und praktischen Errungenschaften, allen Modernisierungsbestrebungen und Erkenntnisgewinnen dieser Zeit ein und für allemal allein deshalb ihre historische Bedeutung abgesprochen wird, weil sie während der NS-Zeit getätigt worden sind oder vorübergehend Bestandteil der NS-Ideologie waren. Vielmehr ist in jedem Einzelfall zu prüfen, in welchen wirtschafts- und theoriehistorischen Kontext bestimmte Überlegungen einzuordnen sind und welchen Einfluss sie auf die Wirtschaftspolitik und das Wirtschaftsgeschehen tatsächlich hatten. Dies gilt gleichermaßen für die Wissenschaftler, welche als Forscher und Lehrende unterm Hakenkreuz tätig waren und ihre Arbeiten wissentlich oder unwissentlich in den Dienst des Regimes gestellt haben.

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