Migration

Einleitung: Komplexe Grenzen

Aktuelle Perspektiven der Grenzforschung

Grenzen sind komplex. Ausgehend von dieser Beobachtung wird in der Einleitung des Themenheftes eine Analyseperspektive entwickelt, die Grenze/n als Produkt und Produzent aktiver Setzungen und komplexer Relationen begreift. Zu diesem Zweck wird dafür plädiert, die bisher weitestgehend unabhängig voneinander entwickelten Felder der border(land) studies und der boundary Forschung miteinander ins Gespräch zu bringen. Jegliche Phänomene von ihrer Grenzhaftigkeit zu erfassen, bedeutet dann, sie in ihren Aus- und Außenwirkungen sowie in ihrer Binnenstruktur als vielfach relationale Gefüge zu verstehen, bei denen die Art der Verknüpfungen spezifisch ist. Entlang der vier Prämissen der Multidimensionalität, Relationalität, Durchlässigkeit sowie Prozess- und Aktivitätsdimension werden Grenzen entsprechend als Gebilde gefügeartiger, eigendynamischer Verflechtungen charakterisiert.

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Erschienen in
Berliner Debatte 1 | 2018
Komplexe Grenzen
174 Seiten

Besprechungen und Rezensionen 1/2018

10 Seiten | Autor: Ulrich Busch, Norbert Cyprus

(1) Bernd Kasparek: Europas Grenzen:Flucht, Asyl und Migration.Eine kritische Einführung; Harald Bauder: Migration Borders Freedom. Rezensiert von Norbert Cyrus (S. 164-169); (2) William Mitchell: Dystopie Eurozone. Gruppendenken undLeugnung im großen Stil. Rezensiert von Ulrich Busch (S. 170-173)

Schlagworte: Migration | EU | Euro | Finanzkrise | Europa

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Erschienen in
Berliner Debatte 1 | 2018
Komplexe Grenzen
174 Seiten

Die Diversifikation von Staatsgrenzen – Anlass zu einer konzeptionellen Neubestimmung?

11 Seiten | Autor: Verena Risse

Ausgehend von der Beobachtung, dass Grenzen längst nicht mehr nur an der physischen Staatsgrenze durch Beamte des Staates kontrolliert werden, sondern starke räumliche, personelle und maßnahmenspezifische Veränderungen erfahren haben, untersucht Verena Risse die zunehmende Ausdifferenzierung staatlicher Grenzen und hinterfragt deren konzeptionelle und normative Konsequenzen. Zugunsten einer Erleichterung des Grenzübertritts für einige Personengruppen einerseits sowie einer Erschwerung des Grenzübertritts für andere Personengruppen andererseits, lassen sich Grenzveränderungen nachvollziehen, die die Komplexität von Grenzen verstärken. Die Autorin zeigt, dass diese Veränderungen nicht nur Auswirkungen auf die Charakterisierung von Grenzen allgemein haben, sondern auch die normativen Fragen nach der Legitimation und Rechtfertigung von Grenzen verstärken.

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Erschienen in
Berliner Debatte 1 | 2018
Komplexe Grenzen
174 Seiten

Hotspots – europäische Grenzen als geopolitisches und humanitäres Labor

14 Seiten | Autor: Estela Schindel

Estela Schindel behandelt in diesem Aufsatz die Situation auf fünf griechischen Inseln, die durch die sogenannten Hotspots und die damit zusammenhängenden Asyl- und Grenzschutzmaßnahmen – wie das EU-Türkei-Abkommen – geschaffen worden sind. Die These ist, dass sich das Grenzszenario in der Ägäis seit 2016 maßgeblich verändert hat: einerseits kam es zu neuen Arten der Grenzziehung, andererseits haben psychische Belastungen bei den Betroffenen zugenommen (durch lange Wartezeiten und widrige Lebensbedingungen). Diese Entwicklungen schaffen neue Bedingungen für Menschen im Transit, die in dem Beitrag als geopolitisches und humanitäres „Labor“ bezeichnet werden. Obgleich seit dem EU-Türkei-Abkommen weniger Todesfälle in der Ägäis zu verzeichnen sind, scheinen andere Formen von Gewalt im Zusammenhang mit Grenzen zu entstehen, die in dem Beitrag als „langsame Gewalt“ interpretiert werden.

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Erschienen in
Berliner Debatte 1 | 2018
Komplexe Grenzen
174 Seiten

Die Dynamik zwischen Grenzen und Grenzüberwindung

12 Seiten | Autor: Larissa Schindler

Fliegen wird wie kaum eine andere Mobilitätsform mit Freiheit verbunden. Ein zentrales Faszinosum ist dabei die Überwindung der Grenze zwischen Boden und Luft, die die Bewegungsmöglichkeiten von Menschen charakterisiert. Erst durch die Erfindung des Flugzeugs konnte sie überwunden werden. Gleichzeitig sind Flugreisen mit komplexen Grenzphänomenen verknüpft: Die für den modernen Massenflugverkehr prägende Grenze zwischen Land- und Luftseite des Flughafens wird in verschiedenen Formen tragend, indem sie etwa Flugticket, Staatsangehörigkeit, Sicherheitsrisiko oder finanzielle Ressourcen als ausschlaggebende Differenzierungskriterien aktualisiert. Fliegen ist also von Grenzüberwindung wie von Grenzverstärkung gekennzeichnet. Die Dynamik zwischen diesen beiden Phänomenen steht im Mittelpunkt dieses Artikels.

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Erschienen in
Berliner Debatte 1 | 2018
Komplexe Grenzen
174 Seiten

Komplexe Grenzziehungen und ungewisse Grenzdynamiken

Zur Palliativversorgung von Menschen mit Migrationshintergrund und Geflüchteten

11 Seiten | Autor: Christian Banse

Grenzen werden gesellschaftlich breit thematisiert, ohne dass sie sozialtheoretisch ausreichend reflektiert würden. Grenzen kontrollieren, unterscheiden, trennen und schaffen zugleich Beziehungen. Am empirischen Beispiel der palliativmedizinischen Versorgung von Menschen mit Migrationshintergrund und Geflüchteten wird zum einen der Aspekt der Ungewissheit hervorgehoben, die als Reaktion auf die Kontingenz von Grenzziehungen entsteht. Zum anderen sind Grenzen (wie etwa die nationale Grenze) multidimensional und erzeugen Eigendynamiken, die im Zusammenspiel mit anderen (medizinischen, sozialen, rechtlichen) Grenzziehungen eine spezifische Grenzstruktur schaffen, die die Ungewissheit für die Grenzen erfahrenen Menschen vervielfacht.

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Erschienen in
Berliner Debatte 1 | 2018
Komplexe Grenzen
174 Seiten

Grenzprozesse in der Weltgesellschaft

Gerade in der aktuellen Situation der Transnationalisierung und des globalen Austauschs lässt sich die Gleichzeitigkeit höchst unterschiedlicher Prozesse der Konstitution, Verschiebung und Überschreitung von Grenzen beobachten, in denen sich Paradoxien und Heterogenitäten der Weltgesellschaft verdichten. Dabei sind Grenzprozesse unter Bedingungen weltgesellschaftlicher Dynamiken überaus komplex und lassen sich durch eine auf territoriale Grenzen fokussierte Perspektive nicht angemessen beschreiben oder verstehen. Insbesondere von poststrukturalistischen, (de-)konstruktivistischen und postkolonialen Theoriediskursen gehen wichtige Impulse und Anregungen für die Bestimmungen und Beschreibungen weltgesellschaftlich relevanter Grenzen aus, die nicht lediglich als territoriale bzw. geophysische Schranken, sondern als komplexe politische, soziale, ästhetische, kulturelle u. a. Phänomene und dabei in ihrem Prozesscharakter gefasst werden können. Der Beitrag zielt auf eine Zusammenschau einiger ausgewählter Theorieansätze sowie auf den Ausweis ihrer grenztheoretischen und grenzanalytischen Relevanz ab.

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Erschienen in
Berliner Debatte 1 | 2018
Komplexe Grenzen
174 Seiten

Berliner Debatte Initial 1 | 2018

Komplexe Grenzen

ISBN 978-3-945878-89-7 | ISSN 0863-4564 | 174 Seiten

Grenzen sind komplex – diese Beobachtung bildet die Grundlage für den Themenschwerpunkt „Komplexe Grenzen“. Grenzen als komplexe Gebilde zu begreifen, ermöglicht es, sie adäquat und präzise hinsichtlich ihrer Bedingungen, ihrer spezifischen Ausprägungen und ihrer Konsequenzen zu erfassen. Damit soll einer verkürzenden Deutung entgegengetreten werden, die Grenzen auf ihre – häufig als zentrale Funktion angesehene – Leistung reduziert, zwei distinkte Bereiche voneinander zu trennen. Anders als alltagsweltliche Begriffe wie „Obergrenze“ oder „Grenzwert“ vermuten lassen, sind die Effekte von Demarkationsprozessen selten Ergebnis klarer und eindeutiger Zäsuren. Vielmehr sind Grenzen ein Produkt aktiver Setzungen und komplexer Relationen, die sich oft nicht in der linearen Unterscheidung eines Innen von einem Außen erschöpfen, sondern sich maßgeblich über die komplexe Ausformung ihrer Zwischenräume, die Ausbildung hybrider Identitäten oder die Markierung von Zwischenzeiten identifizieren lassen. Mit dem Themenschwerpunkt soll dafür sensibilisiert werden, territoriale, nationalstaatliche, aber auch symbolische und soziale Grenzziehungen nicht als ein vereinfachtes und vereinfachendes Verhältnis, sondern als Produkt sowie Produzent einer komplexen Gemengelage zu begreifen. Die Autor*innen der 12 Aufsätze konstatieren und reagieren auf unterschiedliche Leerstellen und Schwerpunkte innerhalb der Grenzforschung und vermitteln so einen Eindruck von der Vielfalt gegenwärtiger Grenzforschung. / Außerhalb des Schwerpunkts beleuchtet Franziska Hodek den Bedeutungsgewinn von Sportwetten und Spielanalysen im Profifußball. Sie zeigt, wie sich in den letzten 30 Jahren drei Strategien der Vermessung des Profifußballs etabliert haben, die dazu dienen, neuartiges Wissen für verschiedene Adressaten zu erzeugen. Die Lektüre mag ein Anstoß sein, die Fußball-Weltmeisterschaft in Russland anders zu sehen.

Inhalt

Russland und die Migration aus Zentralasien

5 Seiten | Autor: Dina Malyschewa

Arbeitsmigranten aus Zentralasien spielen eine wichtige Rolle für die russische Wirtschaft. Der Einfluss islamistischer Organisationen unter ihnen kann aber zu Sicherheitsproblemen führen. Prognosen deuten darauf hin, dass die Arbeitsmigration aus der Region noch zunhehmen wird. Die Europäische Wirtschaftsunion schafft dafür günstige Bedingungen.

Schlagworte: Russland | Migration | Zentralasien

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Erschienen in
Welttrends 137 | 2018
Frauen in Führung
72 Seiten

Ethnoheterogenese

(De-)Ethnisierung, Diversifizierung und multiple Mitgliedschaftsrollen in modernen Migrationsgesellschaften

14 Seiten | Autor: Nina Clara Tiesler

Nina Clara Tiesler verbindet in diesem Beitrag soziologische und kulturanthropologische Perspektiven, um das theoretische Verständnis von Entstehungs-, Wandlungs- und Auflösungsprozesse von Ethnizität zu schärfen. Als Ausgangspunkte dienen akteurszentrierte, interaktionistische und sozialkonstruktivistische Konzepte von Ethnizität. Die empirische Basis liefern die Ergebnisse mehrerer Fall- und Langzeitstudien über portugiesische Emigrant_innen in verschiedenen Ländern sowie über portugiesische Muslim_innen indisch-mosambikanischer Herkunft. In Einklang mit den Narrativen der begleiteten Familien zeigt die Analyse, dass Ethnizität weder als eine Form kollektiver Subjektivität noch als ein unveränderbarer Teil des Selbst verstanden werden kann, sondern vielmehr als eine unter vielen Mitgliedschaftsrollen, die Individuen annehmen und/oder die ihnen zugeschrieben werden. Als Oberbegriff, der diese anhaltend dynamischen, situativen und historisch kontingenten, formativen Prozesse fassen kann, wird für die Prozesskategorie „Ethnoheterogenese“ argumentiert.

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Erschienen in
Berliner Debatte 4 | 2017
Flüchtiges Europa
186 Seiten