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Berliner Debatte
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Journal

Psychologische und soziale Aspekte der Vorstellung von der totalen Gleichheit

11 Seiten | Autor: Boris Kotschubej

Analysen der sozialen Katastrophen, die in unsere Geschichte unter der Bezeichnung „Stalinismus“ eingegangen sind, beschränken sich bis auf den heutigen Tag größtenteils auf die Untersuchung ihrer ökonomischen Wurzeln. Weitaus weniger Aufmerksamkeit wird dem System der Ideen, Einstellungen und herrschenden Meinungen gewidmet, das sich in dem vorangegangenen Zeitraum entwickelt und letztlich als Begründung für die tragische Wahl unseres Weges gedient hatte. Das Stalinsche administrative System hat so starke Deformationen in unserem Bewußtsein hervorgerufen, daß eine Unterscheidung zwischen den Auswirkungen jener Katastrophe und ihren Ursachen schwierig ist. Daraus erklärt es sich, daß die Suche nach den geistigen Grundlagen des Stalinismus oftmals auf einem durch seine radikale Einfachheit bestechenden Weg erfolgt: Als diese Grundlage wird die offizielle, dogmatisch verstandene Ideologie des Marxismus betrachtet. Der Radikalismus dieser Position ist jedoch sehr oberflächlich: Es ist sehr leicht, sich von den in den Lehrbüchern dargelegten Dogmen loszusagen, sehr schwer aber, jene Dogmen zu überwinden, die tief in unser Bewußtsein eingedrungen sind. Letztere haben einen ganz anderen Charakter - sowohl hinsichtlich ihres Inhalts als auch hinsichtlich ihrer sozialpsychologischen Mechanismen.

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Erschienen in
Berliner Debatte 5 | 1990
Über die Tragödie des sozialistischen Ideals
100 Seiten

Breshnew und das Ende der Tauwetterperiode

Gedanken über eine politische Karriere

10 Seiten | Autor: Fjodor Burlazki

Die Macht fiel Breshnew wie ein Geschenk des Himmels zu. Stalin hatte nahezu alle Mitglieder des Politbüros und einen großen Teil der Parteikader physisch vernichtet, um den zunächst bescheidenen Machtposten eines Generalsekretärs des ZK in ein Instrument der Herrschaft über unser Land zu verwandeln. Chrustschow war nach dem Tode Stalins zunächst überhaupt nur der zweite Mann, als erster galt damals Malenkow, und er mußte den Kampf gegen mächtige und einflußreiche Rivalen wie Molotow bestehen, die schon zu Lenins Zeiten das Fundament des Staates mitgebaut hatten. Vielleicht erklärt sich durch diese anfänglichen Wirren eine auffällige Gemeinsamkeit der Stalinschen und der Chrustschowschen Periode: Jede war auf ihre Art voller Dramatik, brachte riesige Veränderungen, ständige Unruhe und Instabilität.

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Erschienen in
Berliner Debatte 5 | 1990
Über die Tragödie des sozialistischen Ideals
100 Seiten

Erinnerungen

8 Seiten | Autor: Nikita Chrustschow

Die KPdSU stand vor dem XX. Parteitag. Unweigerlich sahen wir uns mit einer grundlegenden Frage konfrontiert - der Frage nach den Verhaftungen und Hinrichtungen, nach den Millionen Menschen, die sich in Gefängnissen und der Verbannung befanden. Wir waren noch so sehr in den alten Begriffen befangen, daß wir zur Erleichterung ihres Schicksals oder für die Familien der Hingerichteten eigentlich überhaupt nichts getan hatten. Diese lebten noch immer mit dem Schandmal von Volksfeinden, und wenn auch nicht alle ihrer Bürgerrechte beraubt waren, so waren sie doch in jedem Fall moralisch diskriminiert.

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Erschienen in
Berliner Debatte 5 | 1990
Über die Tragödie des sozialistischen Ideals
100 Seiten

Das Programm, von dem sich Stalin leiten ließ

11 Seiten | Autor: Gawriil Popow

Vor 70 Jahren, im März 1919, nahm der VIII. Parteitag der KPR(B) das zweite Parteiprogramm an. Es war das erste Programm in der Geschichte des Marxismus, das von Sozialisten beschlossen wurde, die die Macht übernommen und mit der praktischen Umsetzung der Idee einer auf gesellschaftlichem Eigentum beruhenden Formation begonnen hatten. Zum ersten Mal wurde ein marxistisches Programm formuliert, dessen Autoren wußten, daß sie alle den Sozialismus betreffenden Thesen in der Praxis selbst anzuwenden hatten. Offiziell blieb es das Programm der Partei bis zum XXII. Parteitag der KPdSU, d. h. bis 1961.

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Erschienen in
Berliner Debatte 5 | 1990
Über die Tragödie des sozialistischen Ideals
100 Seiten

Grabrede

2 Seiten | Autor: Wariom Schalamow

Alle sind gestorben... Nikolai Kasimirowitsch Barbe, einer der Organisatoren des russischen Komsomol, ein Genosse, der mir half, einen großen Stein aus einer engen Grube herauszuschleppen, ein Brigadier, erschossen wegen Nichterfüllung des Planes in seinem Brigadeabschnitt, erschossen aufgrund des Berichts seines Chefs, des jungen Kommunisten Arm. Dieser erhielt für das Jahr 1938 einen Orden und wurde später Chef der Grube, Chef der gesamten Behörde. Arm machte eine große Karriere.

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Erschienen in
Berliner Debatte 5 | 1990
Über die Tragödie des sozialistischen Ideals
100 Seiten

Zwei Modelle des Sozialismus in der Geschichte Sowjetrußlands

9 Seiten | Autor: Galina Paul

Die sowjetischen Anhänger der Konzeption des demokratischen Sozialismus als einer echten Alternative des Stalinismus begründen ihre Position mit dem Hinweis darauf, daß eine solche Alternative in der UdSSR bereits in den 20er Jahren existierte, daß es überhaupt sowohl in der Geschichte der russischen proletarischen Bewegung als auch in der revolutionären Weltbewegung im ganzen schon immer zwei gegeneinander kämpfende Tendenzen gab: die demokratische und die autoritäre. Sie weisen diese Tendenzen bei den utopischen Sozialisten nach und stellen dem Marxismus Bakunins Auffassung vom Sozialismus entgegen. Sie erinnern in diesem Zusammenhang daran, daß Marx Bakunins Auffassung als „kranken Schatten des Kommunismus“, als „Kasernenhofkommunismus“ bezeichnete, der überall Persönlichkeit und Zivilisiertheit negiert. Sie sehen die Verkörperung der beiden Tendenzen in den zwei Modellen des Sozialismus, die Anfang der 20er Jahre in Sowjetrußland erprobt wurden: im „Kriegskommunismus“ 1918-1921 und in der Neuen Okonomischen Politik, der NÖP (1921-1928).

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Erschienen in
Berliner Debatte 5 | 1990
Über die Tragödie des sozialistischen Ideals
100 Seiten

Erneuerung der Ideologie und Ideologie der Erneuerung

11 Seiten | Autor: Georgi Schachnasarow

Wo liegen die Ursachen dafür, daß unsere Gesellschaft in eine tiefe Krise geraten ist und eine revolutionäre Umgestaltung auf die Tagesordnung gesetzt wurde? Bei der Beantwortung dieser Frage verweist man gewöhnlich auf die komplizierten inneren und äußeren Entwicklungsbedingungen der neuen Gesellschaftsordnung, auf den Machtkampf nach Lenins Tod, auf Fehler, die in den einzelnen Etappen des Aufbaus des Sozialismus gemacht wurden, auf die mit dem autoritär-bürokratischen System und dem Personenkult zusammenhängenden Entstellungen usw. Selten wird das erwähnt, was meines Erachtens die Hauptursache der negativen Erscheinungen ist. Gemeint ist das utopische Bewußtsein jener Menschen, die unsere Partei aufbauten und nach der Revolution führten. Ihrer gesamten praktischen und theoretischen Tätigkeit lag die Oberzeugung zugrunde, daß man die neue Gesellschaftsformation nach einer fertigen Skizze aufbauen könne. Es gibt aber nichts Gefährlicheres als eine fanatische, alle gegenteiligen Beweise der Wirklichkeit ignorierende Oberzeugung von der Richtigkeit eines Dogmas.

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Erschienen in
Berliner Debatte 5 | 1990
Über die Tragödie des sozialistischen Ideals
100 Seiten

Über die Tragödie des sozialistischen Ideals

Einleitende Gedanken zum Thema des Heftes

95 Seiten | Autor: Helmut Bock

Die Oktoberrevolution hatte vor der historischen Aufgabe gestanden, die von Marx vorgedachte Diktatur des Proletariats - die Diktatur der arbeitenden Mehrheit über die ausbeuterische Minderheit - zu errichten: Der Arbeiterstaat sollte den Aufbau der neuen Gesellschaft organisieren und beschirmen. Es waren die russischen Sowjets, die Räte der Arbeiter, Bauern und Soldaten, die die Anfänge des sozialistischen Staates prägten, mit ihrer Verwurzelung in den Massen tendierten sie zu einem höheren Grad der Demokratie. als dies der bürgerliche Parlamentarismus je angestrebt hatte. Hinzu kam die Tatsache. daß Millionen und aber Millionen russischer Werktätiger ihr Leben für die Revolution einsetzten - eine demokratische Legitimation, die ebenfalls schwerer wog, als jede Parlamentswahl es hätte sein können.

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Erschienen in
Berliner Debatte 5 | 1990
Über die Tragödie des sozialistischen Ideals
100 Seiten

REZENSION

A. J. Gaisinowitsch: Saroshdenije i raswitije genetiki (Herausbildung und Entwicklung der Genetik), Moskau 1988, 423 S.

2 Seiten | Autor: Jens Hildebrand

Der sowjetische Genetiker A. J. Goisinowitsch legt mit dieser Monographie die Bilanz seiner jahrzehntelangen Forschungen zur Geschichte der Genetik vor. Der Autor ist selbst Zeitzeuge und Chronist der Entwicklung dieser Wissenschaft im 20. Jahrhundert.

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REZENSION

Hans Leo Krämer, Cl aus Leggewie (Hrsg.): Wege ins Reich der Freiheit. Andre Gorz zum 65. Geburtstag, Berlin (West), Rotbuch Verlag 1989, 317 S.

2 Seiten | Autor: Stephan Zintl

Unübersichtliche Zeiten erhöhen den Bedarf an produktiver Neugier und modernen Utopien. André Gorz, französischer Philosoph und Theoretiker der europäischen Linken, bietet seit Jahrzehnten beides und noch dazu in einem hierzulande ungewohnt provokativen Format. Bis vor kurzem war der postindustrielle Prophet Gorz in der DDR noch so gut wie unbekannt, und das kann nicht verwundern: Seine Bücher wurden nicht verlegt, seine Thesen nicht diskutiert, Teile seines Werkes gar in die „Giftkabinette“ unserer Bibliotheken verbannt. Wenn überhaupt, dann wurde abfällig und denunzierend von ihm geredet: Pseudomarxist, Revolutionarist, Anarchosyndikalist. Besonders übel genommen wurden ihm sein „Abschied vom Proletariat“ (1980) und seine Kritik am „realexistierenden Sozialismus“.

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