Kolonialismus
Denkzettel aus der Karibik
6 Seiten | Autor: Manuela Boatcă
Lateinamerikanische Dependenztheorien boten in den 1960er und 1970er Jahren die ersten Analysen der politischen Ökonomie globaler Ungleichheiten. Ausschlaggebend für sie war die Kritik an der internatio- nalen Arbeitsteilung als asymmetrische Zentrum-Peripherie-Struktur, die auf die europäische Kolonisierung zurückzuführen ist und die Ausbeu- tung von Ressourcen ehemals kolonisierter Gebiete prägt. Die präsentier- ten wirtschaftspolitischen Lösungen hatten jedoch die nationale, nicht die globale Ebene im Blick, und sahen als Ausweg aus der kapitalistischen Sys- temlogik, die für diese strukturellen Ungleichheiten verantwortlich war, oft nationale sozialistische Revolutionen an. Die kubanische Revolution diente dabei als paradigmatisches Beispiel für eine erfolgreiche Entkoppe- lung vom globalen kapitalistischen System und als politische Perspektive für den anschließenden Abbau bestehender (nationaler) Ungleichheiten jenseits des globalen Kapitalismus.
PDF: 0,00 €
Wie weit reichen Bajonette?
6 Seiten | Autor: Tabea U. Buddeberg, Jürgen G. Nagel
Die Errichtung europäischer Kolonien auf anderen Kontinenten ging selten friedlich und in gegenseitigem Einvernehmen einher. Die Inbe- sitznahme fremder Territorien und die Aufrechterhaltung der Kontrolle beruhte auf der konsequenten Nutzung überlegener Militärtechnologie. Vor diesem Hintergrund wird der Kolonialismus, insbesondere im 19. und 20. Jahrhundert, als Gewaltsystem begriffen: Kolonialismus beruhte zuallererst „auf den Bajonetten“. Bei der Inbesitznahme von Kolonien, die zumeist gleichbedeutend mit einer bewaffneten Eroberung war, und bei der Niederschlagung von Aufständen trifft dies sicherlich uneingeschränkt zu. So auch im südlichen Afrika, das hier Fallbeispiel ist.
PDF: 0,00 €
Spanien: Die erste europäische Weltmacht
6 Seiten | Autor: Bernd Hausberger
Im Rückblick waren um das Jahr 1500 die Anzeichen für eine einschnei- dende Neuordnung der Welt unübersehbar. Europa hatte begonnen, sich kontinuierlich über die Kontinente auszubreiten. Dass es sich im späten 18. Jahrhundert als hegemoniale Region des Globus etablieren sollte, konnten die Zeitgenossen aber so nicht voraussehen. Einzig die Kirche mag früh von einem globalen Triumph des Christentums geträumt haben. Am Ende wurde die europäische Vormacht jedoch von weltlichen Kräf- ten durchgesetzt, und die Ursachen dafür haben die historischen Debat- ten von der traditionellen Universal- bis zur heutigen Globalgeschichte beschäftigt. Verschiedenste Gründe und ihr komplexes Zusammenspiel wurden angeführt. Tatsache ist, dass die westliche Vorherrschaft immer (auch) mit Gewalt vorangetrieben wurde.
PDF: 0,00 €
Turnier der Nationen
5 Seiten | Autor: Hans-Heinrich Nolte
Alle uns bekannten Imperien oder Staaten haben expandiert, wenn sie konnten. Aber die christlichen aus Europa waren ein halbes Jahrtausend lang erfolgreicher als die muslimischen, konfuzianistischen oder buddhis- tischen. Diese Erfolge haben einen militaristischen und expansionisti- schen Habitus geformt, der bis heute andauert. Der Grund für die Erfolge war, dass Konkurrenz und Kompetenzakkumulation innerhalb des damals christlichen (heute säkularen) „Welt-Systems“ kontinuierlich hohe Preise und Löhne für militärische Güter und Berufe sicherten. P. T. Hoffmann hat das System als „Turnier“ beschrieben – im Wettkampf miteinander wurde erfunden und gerüstet. Die dauernden Kriege innerhalb des Sys- tems führten langfristig zur militärischen Überlegenheit gegen system- fremde Mächte.
PDF: 0,00 €
Europa global
ISBN 978-3-949887-06-2 | ISSN 0944-8101 | 72 Seiten
Kann man Lehren aus der Geschichte ziehen? Wenn ja, wie verhält es sich mit der europäischen Geschichte? Kolonialismus und Gewalt in Afrika, maritime Expansionen europäischer Reiche und Aufstiege zu Weltmächten, Spuren der Gewalt und Dekolonisierung. Dazu im Thema. In der Analyse werden der Ukrainekrieg und die Revolution im Iran beleuchtet. Weiterhin finden Sie Beiträge zu Schweden nach der Wahl und zur schwierigen Situation in Mali. Im Kommentar geht es um die Zeitenwende, aber „nur mit Frankreich!“
Inhalt
-
Zu den jüngsten Entwicklungen in dem westafrikanischen Land
-
Schweden unter der blaubraunen Regierung
-
Gibt es einen kausalen Entwicklungszusammenhang von Kolonialkriegen und Holocaust?
-
Ein halbes Jahrtausend militärische Überlegenheit Europas
-
-
-
Gewalt und koloniale Herrschaft in Afrika
-
Wann war die Dekolonisierung?
-
-
-
Ein Hauch kolonialer Amnesie
4 Seiten | Autor: Henning Melber, Thomas Fues
Im Septemberheft (Nr. 179) schauten Wazi Apoh und Andreas Mehler „vom Rande“ auf das Humboldt Forum und die Restitutionsdebatte hierzulande. Ihr Plädoyer: Die Provinz darf nicht außen vor bleiben, weder hier noch in Afrika. „Das Gespräch von Regierung zu Regierung ist eine Bedingung für die längst fällige Rückgabe geraubter Objekte. Aber dies reicht nicht aus, um Wiedergutmachung für koloniale Verbrechen herzustellen.“ Mit dem Beitrag von Thomas Fues und Henning Melber setzen wir diese Debatte in WeltTrends fort.
PDF: 0,00 €
Die Umbenennung der Berliner „Mohrenstraße“ – eine Blamage
12 Seiten | Autor: Ulrich van der Heyden
Medienforscher und Historiker kritisieren die dürftigen Geschichtskenntnisse von Journalisten und politischen Aktivisten. Historische Unwissenheit prägt auch die Debatten um eine Umbenennung der Berliner Mohrenstraße, die bis 2020 zunahm, bis der Berliner Senat einknickte. Die Senatsverwaltung für Kultur stellte zur „Aufarbeitung des Kolonialismus“ 2 Millionen Euro zur Verfügung. Die Umsetzung geriet jedoch zur Provinzposse. Es wurde eine Broschüre erstellt, die in weiten Teilen als Plagiat identifiziert wurde und plumpe Geschichtsverdrehungen präsentierte. Hier vergriffen sich die Autoren ausgerechnet an den Berliner Vorfahren des bekannten Historikers und Kolumnisten Götz Aly, der die Abschreiber und Geschichtsverdreher öffentlich kritisierte, insbesondere auch die falsch begründete Forderung nach Umbenennung der Mohrenstraße. Die wurde jedoch inzwischen von der zuständigen Stadtverordnetenversammlung beschlossen. Dieser Akt war weder demokratisch (die betroffenen Bewohner wurden nicht befragt), noch entsprach er den Beschlüssen des Berliner Abgeordnetenhauses. Der Umbenennungswahn in Berlin, exemplifiziert an der Mohrenstraße, wird von einer großen Zahl Berliner als undemokratischer, unwissenschaftlicher und unsinniger Akt angesehen. Ohne Gesichtsverlust der Berliner Politiker ist jedoch eine Hinwendung zu einer ernsthaften und zukunftsorientierten Bearbeitung der kolonialen und postkolonialen Vergangenheit in der deutschen Hauptstadt nicht mehr hinzukriegen.
PDF: 0,00 €
Das politische Element in der soziologischen Theoriebildung
14 Seiten | Autor: Marietta Mayrhofer-Deák
In Das Politische Element in der nationalökonomischen Doktrinbildung (1932) versucht Gunnar Myrdal zu erklären, weshalb die Vorstellung des „homo oeconomicus“ – des Menschen, der in allen Lebensbeziehungen den Nützlichkeitswert voranstellt – in wirtschaftswissenschaftlichen Theorien als implizite Theorie einfließen konnte und nicht ausreichend expliziert wurde. Myrdal geht davon aus, dass die ökonomischen Lehren aus der Philosophie des Naturrechts und der utilitaristischen Moralphilosophie ihr normatives Ziel, die Hauptkategorien ihres Denkens und die Methode der Beweisführung entnahmen. Eine Auseinandersetzung mit den utilitaristischen philosophischen Grundlagen sei in den Wirtschaftswissenschaften jedoch nicht kontinuierlich vorangetrieben worden. Einen Grund dafür sieht Myrdal in der Isolierung der Wirtschaftswissenschaften von anderen Sozialwissenschaften; der Hauptgrund liegt Myrdal zufolge jedoch in der Tatsache, dass utilitaristische Konzepte im Bereich des gesellschaftlichen Sollens angesiedelt sind. Es bestehe daher kein unmittelbares Interesse daran, diese Grundlagen zu untersuchen bzw. infrage zu stellen.
PDF: 0,00 €
Eurozentrismus der Soziologie?
ISSN 0944-8101 | 108 Seiten
Gibt es einen Eurozentrismus der Soziologie? Lassen sich in der soziologischen Forschung politische Implikationen und latente ideologische Grundlagen eurozentristischen Zuschnitts identifizieren? Wie ist es zu erklären, dass die Kritik am Eurozentrismus eher wenig Resonanz ausgelöst hat? Diese Fragen stehen im Zentrum der aktuellen Kultursoziologie.
Inhalt
-
-
Perspektiven der soziologischen Forschung
-
-
Ein Plädoyer für eine postmigrantische Perspektive
-
Eine postkoloniale Betrachtung
-
Cicero und die Anfänge