Kolonialismus

Denkzettel aus der Karibik

Wann war die Dekolonisierung?

6 Seiten | Autor: Manuela Boatcă

Lateinamerikanische Dependenztheorien boten in den 1960er und 1970er Jahren die ersten Analysen der politischen Ökonomie globaler Ungleichheiten. Ausschlaggebend für sie war die Kritik an der internatio- nalen Arbeitsteilung als asymmetrische Zentrum-Peripherie-Struktur, die auf die europäische Kolonisierung zurückzuführen ist und die Ausbeu- tung von Ressourcen ehemals kolonisierter Gebiete prägt. Die präsentier- ten wirtschaftspolitischen Lösungen hatten jedoch die nationale, nicht die globale Ebene im Blick, und sahen als Ausweg aus der kapitalistischen Sys- temlogik, die für diese strukturellen Ungleichheiten verantwortlich war, oft nationale sozialistische Revolutionen an. Die kubanische Revolution diente dabei als paradigmatisches Beispiel für eine erfolgreiche Entkoppe- lung vom globalen kapitalistischen System und als politische Perspektive für den anschließenden Abbau bestehender (nationaler) Ungleichheiten jenseits des globalen Kapitalismus.

PDF: 0,00 €

Erschienen in
Welttrends 195 | 2023
Europa global
72 Seiten

Wie weit reichen Bajonette?

Gewalt und koloniale Herrschaft in Afrika

Die Errichtung europäischer Kolonien auf anderen Kontinenten ging selten friedlich und in gegenseitigem Einvernehmen einher. Die Inbe- sitznahme fremder Territorien und die Aufrechterhaltung der Kontrolle beruhte auf der konsequenten Nutzung überlegener Militärtechnologie. Vor diesem Hintergrund wird der Kolonialismus, insbesondere im 19. und 20. Jahrhundert, als Gewaltsystem begriffen: Kolonialismus beruhte zuallererst „auf den Bajonetten“. Bei der Inbesitznahme von Kolonien, die zumeist gleichbedeutend mit einer bewaffneten Eroberung war, und bei der Niederschlagung von Aufständen trifft dies sicherlich uneingeschränkt zu. So auch im südlichen Afrika, das hier Fallbeispiel ist.

PDF: 0,00 €

Erschienen in
Welttrends 195 | 2023
Europa global
72 Seiten

Spanien: Die erste europäische Weltmacht

6 Seiten | Autor: Bernd Hausberger

Im Rückblick waren um das Jahr 1500 die Anzeichen für eine einschnei- dende Neuordnung der Welt unübersehbar. Europa hatte begonnen, sich kontinuierlich über die Kontinente auszubreiten. Dass es sich im späten 18. Jahrhundert als hegemoniale Region des Globus etablieren sollte, konnten die Zeitgenossen aber so nicht voraussehen. Einzig die Kirche mag früh von einem globalen Triumph des Christentums geträumt haben. Am Ende wurde die europäische Vormacht jedoch von weltlichen Kräf- ten durchgesetzt, und die Ursachen dafür haben die historischen Debat- ten von der traditionellen Universal- bis zur heutigen Globalgeschichte beschäftigt. Verschiedenste Gründe und ihr komplexes Zusammenspiel wurden angeführt. Tatsache ist, dass die westliche Vorherrschaft immer (auch) mit Gewalt vorangetrieben wurde.

PDF: 0,00 €

Erschienen in
Welttrends 195 | 2023
Europa global
72 Seiten

Turnier der Nationen

Ein halbes Jahrtausend militärische Überlegenheit Europas

5 Seiten | Autor: Hans-Heinrich Nolte

Alle uns bekannten Imperien oder Staaten haben expandiert, wenn sie konnten. Aber die christlichen aus Europa waren ein halbes Jahrtausend lang erfolgreicher als die muslimischen, konfuzianistischen oder buddhis- tischen. Diese Erfolge haben einen militaristischen und expansionisti- schen Habitus geformt, der bis heute andauert. Der Grund für die Erfolge war, dass Konkurrenz und Kompetenzakkumulation innerhalb des damals christlichen (heute säkularen) „Welt-Systems“ kontinuierlich hohe Preise und Löhne für militärische Güter und Berufe sicherten. P. T. Hoffmann hat das System als „Turnier“ beschrieben – im Wettkampf miteinander wurde erfunden und gerüstet. Die dauernden Kriege innerhalb des Sys- tems führten langfristig zur militärischen Überlegenheit gegen system- fremde Mächte.

PDF: 0,00 €

Erschienen in
Welttrends 195 | 2023
Europa global
72 Seiten

WeltTrends 195 | 2023

Europa global

Anfang und Ende
Herausgeber: Majd El-Safadi

ISBN 978-3-949887-06-2 | ISSN 0944-8101 | 72 Seiten

Kann man Lehren aus der Geschichte ziehen? Wenn ja, wie verhält es sich mit der europäischen Geschichte? Kolonialismus und Gewalt in Afrika, maritime Expansionen europäischer Reiche und Aufstiege zu Weltmächten, Spuren der Gewalt und Dekolonisierung. Dazu im Thema. In der Analyse werden der Ukrainekrieg und die Revolution im Iran beleuchtet. Weiterhin finden Sie Beiträge zu Schweden nach der Wahl und zur schwierigen Situation in Mali. Im Kommentar geht es um die Zeitenwende, aber „nur mit Frankreich!“

Inhalt

Ein Hauch kolonialer Amnesie

Das Berliner Stadtschloss und das Humboldt Forum

4 Seiten | Autor: Henning Melber, Thomas Fues

Im Septemberheft (Nr. 179) schauten Wazi Apoh und Andreas Mehler „vom Rande“ auf das Humboldt Forum und die Restitutionsdebatte hierzulande. Ihr Plädoyer: Die Provinz darf nicht außen vor bleiben, weder hier noch in Afrika. „Das Gespräch von Regierung zu Regierung ist eine Bedingung für die längst fällige Rückgabe geraubter Objekte. Aber dies reicht nicht aus, um Wiedergutmachung für koloniale Verbrechen herzustellen.“ Mit dem Beitrag von Thomas Fues und Henning Melber setzen wir diese Debatte in WeltTrends fort.

PDF: 0,00 €

Erschienen in
Welttrends 181 | 2021
Indo-Pazifik
72 Seiten

Die Umbenennung der Berliner „Mohrenstraße“ – eine Blamage

12 Seiten | Autor: Ulrich van der Heyden

Medienforscher und Historiker kritisieren die dürftigen Geschichtskenntnisse von Journalisten und politischen Aktivisten. Historische Unwissenheit prägt auch die Debatten um eine Umbenennung der Berliner Mohrenstraße, die bis 2020 zunahm, bis der Berliner Senat einknickte. Die Senatsverwaltung für Kultur stellte zur „Aufarbeitung des Kolonialismus“ 2 Millionen Euro zur Verfügung. Die Umsetzung geriet jedoch zur Provinzposse. Es wurde eine Broschüre erstellt, die in weiten Teilen als Plagiat identifiziert wurde und plumpe Geschichtsverdrehungen präsentierte. Hier vergriffen sich die Autoren ausgerechnet an den Berliner Vorfahren des bekannten Historikers und Kolumnisten Götz Aly, der die Abschreiber und Geschichtsverdreher öffentlich kritisierte, insbesondere auch die falsch begründete Forderung nach Umbenennung der Mohrenstraße. Die wurde jedoch inzwischen von der zuständigen Stadtverordnetenversammlung beschlossen. Dieser Akt war weder demokratisch (die betroffenen Bewohner wurden nicht befragt), noch entsprach er den Beschlüssen des Berliner Abgeordnetenhauses. Der Umbenennungswahn in Berlin, exemplifiziert an der Mohrenstraße, wird von einer großen Zahl Berliner als undemokratischer, unwissenschaftlicher und unsinniger Akt angesehen. Ohne Gesichtsverlust der Berliner Politiker ist jedoch eine Hinwendung zu einer ernsthaften und zukunftsorientierten Bearbeitung der kolonialen und postkolonialen Vergangenheit in der deutschen Hauptstadt nicht mehr hinzukriegen.

PDF: 0,00 €

Erschienen in
Berliner Debatte 4 | 2020
Chinas neue Seidenstraßen
164 Seiten

Das politische Element in der soziologischen Theoriebildung

Eine postkoloniale Betrachtung

14 Seiten | Autor: Marietta Mayrhofer-Deák

In Das Politische Element in der nationalökonomischen Doktrinbildung (1932) versucht Gunnar Myrdal zu erklären, weshalb die Vorstellung des „homo oeconomicus“ – des Menschen, der in allen Lebensbeziehungen den Nützlichkeitswert voranstellt – in wirtschaftswissenschaftlichen Theorien als implizite Theorie einfließen konnte und nicht ausreichend expliziert wurde. Myrdal geht davon aus, dass die ökonomischen Lehren aus der Philosophie des Naturrechts und der utilitaristischen Moralphilosophie ihr normatives Ziel, die Hauptkategorien ihres Denkens und die Methode der Beweisführung entnahmen. Eine Auseinandersetzung mit den utilitaristischen philosophischen Grundlagen sei in den Wirtschaftswissenschaften jedoch nicht kontinuierlich vorangetrieben worden. Einen Grund dafür sieht Myrdal in der Isolierung der Wirtschaftswissenschaften von anderen Sozialwissenschaften; der Hauptgrund liegt Myrdal zufolge jedoch in der Tatsache, dass utilitaristische Konzepte im Bereich des gesellschaftlichen Sollens angesiedelt sind. Es bestehe daher kein unmittelbares Interesse daran, diese Grundlagen zu untersuchen bzw. infrage zu stellen.

PDF: 0,00 €

Erschienen in
Kultursoziologie 2 | 2015
Eurozentrismus der Soziologie?
108 Seiten

Kultursoziologie 2 | 2015

Eurozentrismus der Soziologie?

ISSN 0944-8101 | 108 Seiten

Gibt es einen Eurozentrismus der Soziologie? Lassen sich in der soziologischen Forschung politische Implikationen und latente ideologische Grundlagen eurozentristischen Zuschnitts identi­fizieren? Wie ist es zu erklären, dass die Kritik am Eurozentrismus eher wenig Resonanz ausgelöst hat? Diese Fragen stehen im Zentrum der aktuellen Kultursoziologie.

Inhalt