2013
Die Hirnforschung aus der Sicht von Praktikern
13 Seiten | Autor: Jonas Frister
Die Erziehungswissenschaft beansprucht traditionell, die Referenzdisziplin der pädagogischen Praxis zu sein. Dies gilt gerade für die institutionellen Ausprägungen dieser Praxis, vor allem für das Schulwesen. Die Erziehungswissenschaft engagiert sich in Forschung und Ausbildung, indem sie Lehrerinnen und Lehrern sowohl Reflexionstheorien als auch Handlungskonzepte bereitstellt. Über diese Orientierungsfunktion bezieht sie einen Großteil ihrer Legitimität. Das Verhältnis von Erziehungswissenschaft und Lehrerschaft ist jedoch kein leichtes. Dies zeigt sich zum einen in kontinuierenden Debatten über das Selbstverständnis der Disziplin als einer ‘praktischen Wissenschaft‘ oder aber ‘Forschungswissenschaft‘. Zum anderen zeigt es sich in wiederkehrenden Legitimationskrisen, denen sich die Erziehungswissenschaft und die Lehrerschaft ausgesetzt sehen. Die letzte dieser Krisen geht zurück auf den „PISA-Schock“ im Jahr 2001. Dieser katapultierte nicht nur Fragen von Schule und Erziehung ins Zentrum des öffentlichen Bewusstseins. Er öffnete zugleich ein Opportunitätsfenster für ein innovatives Feld an Wissenschaften, das sich der Lehrerschaft nunmehr als eine neue, bisher unzureichend wahrgenommene, aber unmittelbar relevante wissenschaftliche Referenzinstanz empfehlen konnte. Die Rede ist von der Hirnforschung bzw. den Neurowissenschaften: Prominente Hirnforscher stellen in Aussicht, auf naturwissenschaftlicher Grundlage pädagogische Prozesse „hirngerecht“ fundieren und dadurch effizienter gestalten zu können als es bisher möglich war.
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Bildgebende Hirnforschung zwischen Hype und Kritik
16 Seiten | Autor: Ulrich Salaschek
Die funktionelle Magnetresonanztomographie feierte kürzlich ihren zwanzigsten Geburtstag. Heute besser bekannt unter dem Namen „Hirnscanner“1, hat sie sich im Laufe dieser Jahre als populärstes Forschungsinstrument der kognitiven Neurowissenschaften etabliert. Während die Pioniere und Autoritäten der funktionellen Magnetresonanztomographie sich in einer 750 Seiten starken Sonderausgabe der Zeitschrift NeuroImage selbst feiern, erscheinen zeitnah aber auch deutlich kritischere Auseinandersetzungen mit den Auswirkungen der Scanner-Dominanz. Kritisiert werden sowohl fachinterne als auch Folgen für gänzlich andere Fachbereiche, Menschenbilder und soziale Praktiken.
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Denkmale für die Opfer des Sowjetterrors
8 Seiten | Autor: Irina Anatoljewna Flige
Denkmale künden von der Präsenz der Vergangenheit in der Gegenwart. Sie nehmen im übertragenen Sinne als Akteure am gesellschaftlichen Dialog teil, hier versammeln sich Menschen, die an bestimmte Personen oder Ereignisse erinnern wollen. Als Ort des Gedenkens gibt das Denkmal eine bestimmte Auslegung einer Person bzw. eines Ereignisses vor.
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Orte der Erinnerung an den Terror in Sankt Petersburg und im Leningrader Gebiet
5 Seiten | Autor: Alexander Dawydowitsch Margolis
Nach offiziellen Angaben wurden in Petrograd bzw. Leningrad von 1918 bis 1953 annähernd 58.000 Menschen aus politischen Motiven hingerichtet. In den letzten zwei Jahrzehnten konnten einige Orte ermittelt werden, an denen die Erschießungen bzw. die Bestattungen der Verurteilten stattfanden. Diese Nekropole als Orte der Erinnerung zu erhalten, muss eine der vorrangigen Aufgaben der Verewigung des Andenkens an die Opfer politischer Repressalien werden.
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Zur Geschichte des Gedenkfriedhofes Lewaschowo
6 Seiten | Autor: Anatolij Jakowlewitsch Rasumow
Ein Stück Wald am Stadtrand von Sankt Petersburg, umgeben von einem hohen Bretterzaun und Stacheldraht. Ein paar gepflegte Wege. Ab und zu ist ein Glockenton zu vernehmen. Und doch unterscheidet sich dieser Friedhof von anderen. Es gibt von den Besuchern aufgestellte Grabsteine und viele an den Bäumen befestigte Fotos der hier Erschossenen. Nur lässt sich in keinem einzigen Fall mit Gewissheit sagen, dass der betreffende Mann oder die betreffende Frau genau an dieser Stelle begraben worden ist.
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Spiele mit Stalin: Über das Legitimationsdefizit des Putin-Regimes
10 Seiten | Autor: Lew Dmitrijewitsch Gudkow
Im Februar 2011 hatte sich eine Gruppe von Bürgerrechtlern und Politologen an Präsident Dmitri Medwedew gewandt, um ihm die Konzeption einer umfassenden „Entstalinisierungs“- Kampagne zu unterbreiten, ohne die weder die von ihm proklamierte „Modernisierung Russlands“ noch die „Herausbildung eines Rechtsstaates“ Aussicht auf Erfolg hätte. Mit vergleichbaren Vorschlägen traten damals auch einige demokratische Oppositionsparteien hervor. Doch ihre Empfehlungen stießen auf hartnäckigen Widerstand – sowohl bei den Ideologen der „Partei der Macht“ Jedinaja Rossija („Einheitliches Russland“) als auch bei den Kommunisten und den Nationalisten. Unter den Bedingungen der beginnenden Kampagne im Vorfeld der Präsidentschaftswahlen wurde ein derartiges politisches Programm als Grundlage für eine radikale Änderung der Politik des Staates angesehen, das heißt nicht als Abkehr von Wladimir Putins Kurs auf „Stabilität“ sondern als Rückkehr zu jenen Reformen und Plänen demokratischer Veränderungen, die in den 1990er Jahren von der Jelzin-Regierung verboten worden waren.
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Wohlfahrt ohne Wachstum
16 Seiten | Autor: Max Koch
Die Folgen des Klimawandels werden von den politisch Verantwortlichen entweder untertrieben oder ignoriert. Es hat den Anschein, als korrespondiere die politische Tatenlosigkeit mit der Trägheit des Klimasystems und seiner zeitlich verzögerten Reaktion auf frühere und gegenwärtige Treibhausgasemissionen. Die überwiegende Mehrzahl der Klimamodelle geht von einer Verdopplung der Treibhausgase gegenüber vorindustriellen Niveaus bis zum Ende des einundzwanzigsten Jahrhunderts aus. Je nach Szenarium würde dies einen Anstieg der globalen Durchschnittstemperaturen zwischen zwei und sechs Grad Celsius zur Folge haben. Obwohl die schwerwiegendsten Auswirkungen für die menschliche Zivilisation in den Entwicklungsländern zu erwarten sind – vor allem in den tropischen Regionen –, wird auch der atlantische Raum nicht verschont bleiben. Zu seinen unmittelbaren Risiken gehören etwa die Zunahme von Hitzewellen und Waldbränden sowie ansteigende Meeresspiegel, welche vor allem die Küstenregionen bedrohen. Zu den mittelbaren Risiken zählen Beeinträchtigungen der Küsteninfrastrukturen mit daraus resultierenden Behinderungen des Schiffsverkehrs, Epidemien, die Zunahme von Migration infolge mangelnder Ressourcen vor allem im tropischen Afrika und Südasien. Darüber hinaus wird für die Länder des Nordens und Westens prognostiziert, dass Wirtschaft und Gesellschaft unter Störungen der lebenswichtigen Öl- und Gaslieferungen, Unsicherheiten in der Nahrungsmittelversorgung aufgrund steigender und schwankender Preise, Beeinträchtigungen internationaler Handelsnetzwerke und Produktionsketten sowie allgemein einer Schwächung von „Global Governance“ zu leiden haben werden.
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Offshore-Windkraft als Plan B der Energiekonzerne?
12 Seiten | Autor: Mario Neukirch
Windparks auf dem Meer sollen sich in den kommenden Jahren zu einer wichtigen Komponente der Energiewende entwickeln. Für das Jahr 2020 rechnet das Bundesumweltministerium mit einer Gesamtkapazität von zehn Gigawatt in Nord- und Ostsee. Bis 2030 sollen 15 Prozent des Strombedarfs, entsprechend circa 25 Gigawatt, aus dieser Quelle geliefert werden. Doch die meisten Projekte liegen bereits seit Jahren im Verzug und es erscheint aus heutiger Sicht fraglich, inwieweit sich die ambitionierten Pläne überhaupt umsetzen lassen werden. So prognostizierte das Bremer Energie-Institut im Jahr 2007 allein für die deutsche Nordsee eine installierte Gesamtkapazität von 3.100 Megawatt (MW) bis 2012. Das ursprüngliche Ziel der Bundesregierung aus dem Jahr 2005 lag bei 2.000 bis 3.000 MW installierter Kapazität für das Jahr 2010. Der tatsächlich erreichte Wert lag im Januar 2013 bei 280,3 MW. Legte man frühere Ankündigungen der Branche zugrunde, fiele das Bild noch pessimistischer aus.
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Die Geburt des amerikanischen „Neokonservatismus“
11 Seiten | Autor: Oliver Neun
Während noch Mitte der 1990er Jahre ein Aufgehen des „Neokonservatismus“ im Konservatismus erwartet wurde, ist der Begriff seit den Terroranschlägen vom 11. September 2001 und dem amerikanischen Irak-Krieg 2002/2003 wieder stark in den Medien präsent. Man kann sogar von einer „Neoconmania“ sprechen. Das neu erwachte Interesse spiegelt sich auch in der Fülle wissenschaftlicher Publikationen zu dem Thema wider.
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Michael Nedo (Hg.): Ludwig Wittgenstein
4 Seiten | Autor: Mariele Nientied
Im Rahmen der Wittgenstein-Ausstellung im Schwulen Museum Berlin im vergangenen Jahr wurde Wittgensteins Tweedjacke in einer Vitrine ausgestellt. Im Gemeindehaus von Kirchberg am Wechsel – ein kleiner Ort in Niederösterreich, in dem jährlich die internationale Wittgenstein-Konferenz stattfindet, weil Wittgenstein in der Gegend als Volksschullehrer gearbeitet hat – wird seine Klarinette und ein Fensterflügel seines Hauses in Norwegen präsentiert. Man kennt dies von Reliquienverehrung in der katholischen Kirche oder von Exponaten in historischen Museen – aber im Zusammenhang mit einem Philosophen? Hilft es dem Verständnis eines philosophischen Ansatzes, die persönlichen Gegenstände zu sehen, auch Familienfotos und Dokumente wie Schulzeugnisse oder handschriftliche Notizen als Faksimile? Wenn der Wittgenstein-Kenner Michael Nedo gleich im Vorwort seines biographischen Albums behauptet, mit eben solchen Exponaten werde der Zusammenhang zwischen Leben und Werk deutlich und befördere das Verständnis der Philosophie, bejaht er diese Frage, um ein solches Buch zu motivieren.
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