2022
Landschaftskommunikation und räumliche Subjektivität
12 Seiten | Autor: Kenneth Anders
Provinzen bestehen nicht aus sich heraus, man muss sie in Beziehung zu einem Staat oder Ballungsraum sehen. Dennoch gehen sie nicht in den Interessen des Zentrums auf. Provinzieller Eigensinn entfaltet sich durch regionale Kommunikation – im Interesse des ländlichen Raums, aber auch als Korrektiv in der Gesellschaft. Der Text entfaltet diese Dialektik am Beispiel des Oderbruchs und einem hier entwickelten Ansatz regionaler Selbstbeschreibung in einer stark anthropogen geprägten Landschaft.
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Provinz als Projektraum solidarischer Ökonomie und einer Nachhaltigkeitstransformation von unten
12 Seiten | Autor: Ricardo Kaufer
Provinz wird in diesem Artikel als die Gesamtheit ländlicher Räume und Regionen in Deutschland verstanden, in denen zivilgesellschaftliche Akteure Nachhaltigkeitsherausforderungen bearbeiten und sozial-ökologische Innovationen umsetzen. Die Provinz ist damit ein Projektraum, welcher auf Grund seiner naturräumlichen Potenziale stärker in den Blick gerät und für Transformationspioniere attraktiv wird. Der Beitrag trägt durch die Analyse gegenwärtiger Transformationsprojekte in der deutschen Provinz zu einer alternativen Konzeptionalisierung der Provinz bei und verdeutlicht in normativer Hinsicht, dass moderne Staatlichkeit die Zugänglichkeit zur und Gestaltbarkeit von Provinz stärker als ein öffentliches Gut organisieren sollte.
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Zwischen Provinztradition und Großstadtsehnsucht
13 Seiten | Autor: Joana Gelhart, Christoph Lorke, Tim Zumloh
Entgegen gängigen Niedergangs- und Krisengeschichten, die für die Bundesrepublik entworfen wurden, erlebte die Stadt Gütersloh einen regelrechten Boom „nach dem Boom“: Die 1970er Jahre bilden den Ausgangspunkt für beschleunigte Wachstumsprozesse, die die ostwestfälische Mittelstadt schließlich 2018 zur Großstadt beförderten. Die Entwicklung verband sich mit Euphorie ebenso wie mit Unsicherheit, die Suchbewegungen nach städtischem Selbstverständnis auslösten. Anhand der Handlungsfelder von städtischer Repräsentations-, Infrastruktur- und Migrationspolitik spürt dieser Artikel jenen Neupositionierungen nach, die sich zwischen Provinz und Großstadt bewegten. Der Untersuchung liegt dabei ein performatives Verständnis der Pole zugrunde, nach dem „Provinz“ und „Großstadt“ keine faktischen Größen darstellen, sondern stets diskursiv und habituell hervorgebracht und individuell angeeignet werden.
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Fußballstadien in der französischen und westdeutschen Provinz
12 Seiten | Autor: Philipp Didion
Der Begriff der Provinz ist mehrdeutig und spannungsgeladen. Meinte er ursprünglich eine territoriale Verwaltungseinheit, wurde er schon bald in der Umgangssprache meist negativ konnotiert (Rückständigkeit, Fortschrittsfeindlichkeit usw.) und erfuhr erst im Zuge der Neuen Sozialen Bewegungen eine positive Umdeutung. Philipp Didion behandelt aus historischer Perspektive Verbindungen zwischen Fußball und Provinz. Am Beispiel des Fußballstadions als konkretem Ort erörtert er, dass neben dem aggressiven Lokalpatriotismus, den viele Beobachter:innen mit dem Fußball assoziieren, noch weitere Bedeutungsschichten existieren. Vor dem Hintergrund verschiedener Diskurse um Provinz, Region und Heimat lassen sich für Frankreich und die Bundesrepublik Deutschland zwei verschiedene Konzepte für die Analyse von Fußballstadien in Provinzstädten anwenden: das Stadion als Ort kreativer Re-Provinzialisierung mittels provinz- und heimatpraktischer Aneignungsprozesse und als Ort der De-Provinzialisierung mittels sukzessiver Horizont- und Funktionserweiterungen.
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Provinz und Provinzialismus in kritischen Debatten der BRD der 1970er Jahre
12 Seiten | Autor: Bernd Belina
Aktuelle rechtspopulistische Mobilisierungsstrategien geben vor, die „Provinz“ gegen „urbane Eliten“ der Metropole zu verteidigen. Linke (und meist urbane) Intellektuelle haben dem auffällig wenig entgegenzusetzen. Zu lange hat es von dieser Seite keine ernsthafte Beschäftigung mit der vom Kapitalismus hervorgebrachten Unterscheidung zwischen Zentrum und Provinz sowie darauf aufbauenden Denk- und Verkehrsformen des Provinzialismus gegeben. Bernd Belina ruft die kritische Debatte zu Provinz und Provinzialismus aus der BRD der 1970er-Jahre (und teils der 1960er-Jahre) in Erinnerung, indem er eine strukturierte Collage aus „Fundstücken“ präsentiert, die weiterhin relevante Erkenntnisse bereithalten: Die Provinz als Raumkategorie in ihrem heutigen Sinn, gekennzeichnet durch wenig dichte Besiedlung und dadurch, dass über sie weitgehend von Akteuren und Strukturen der Zentren entschiedenen wird, ist Produkt der räumlich ungleichen Entwicklung des Kapitalismus. Es sind diese räumlichen Verhältnisse, die Provinzialismus – verstanden als apodiktisches Setzen des Eigenen gegen das Fremde – begünstigen, aber nicht bedingen. Provinzialismus lässt sich daher häufiger, aber nicht nur in der Provinz finden. Grund und Ziel der Befassung mit Provinzialismus und Provinz ist die Entprovinzialisierung. Diese muss sich, um Erfolg zu haben, den Bedingungen der Provinz stellen.
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Darum bleiben wir in der Provinz
12 Seiten | Autor: Michael Meyer-Albert
Michael Meyer-Albert diskutiert die Thematik von Stadt und Provinz auf einer philosophischen Ebene. Dafür vergleicht er die Philosophien von Hannah Arendt und Martin Heidegger miteinander. Heideggers Denken steht dabei für die Provinz und Arendts Denken für die Urbanität. Damit soll ein Verständnis von Provinzialität und Urbanität als existenzielle Weltoffenheit erreicht werden, das sich in bestimmten Stimmungen konstituiert, die zueinander in einem Spannungsverhältnis stehen. Zuletzt geht der Autor der Frage nach, wie sich dieses Verhältnis in der gegenwärtigen Situation der Globalisierung zeigt. Er stellt die These vor, dass es in der heutigen Zeit nötig ist, provinziell zu sein, um eine stabile Weltoffenheit leben zu können.
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Die Bilder der Welt im Erleben
11 Seiten | Autor: Zanan Akin
Seit Beginn der Corona-Pandemie kommt bei immer mehr Metropolenbewohnern der Wunsch auf, in die Provinz zu ziehen. Befeuert wird dieser Wunsch zum einen durch die Digitalisierung, die ein ortsungebundenes Arbeiten ermöglicht; zum anderen spielt in diesem Zusammenhang auch die immer präsenter werdende Meinung eine Rolle, dass in der postindustriellen Moderne der Lebensstil die Unterschiede zwischen Metropole und Provinz nivelliere. Vor diesem Hintergrund fragt Zanan Akin, worin heute die Metropolität der Metropole oder die Provinzialität der Provinz ausgemacht werden kann, wenn die Orthaftigkeit trivial und der Lebensstil entscheidend wird. Anhand einer auf Heidegger rekurrierenden kritischen Auseinandersetzung mit Andreas Reckwitz’ Konzept der „Gesellschaft der Singularitäten“ zeigt Akin das Erlebnis bzw. die Erlebbarkeit als Schlüsselbegriff auf, der eine Bestimmung des heutigen Verhältnisses zwischen Provinz und Metropole ermöglichen soll.
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Metropole – Provinz
11 Seiten | Autor: Tobias Becker
Tobias Becker untersucht in diesem Artikel das Verhältnis – oder richtiger: Missverhältnis – zwischen Metropole und Provinz in historischer Perspektive. Er argumentiert, erstens, dass es sich bei Metropole und Provinz um relationale Größen handelt, die sich nur im Verhältnis zueinander definieren lassen; zweitens, dass „die Provinz“ nicht mit „dem Land“ zu verwechseln ist und dass deshalb auch das Metropolen-Provinz-Verhältnis nicht mit dem Stadt-Land-Verhältnis in eins gesetzt werden kann. Gemeinsam haben „Provinz“ und „Land“ allerdings wieder, dass es sich bei ihnen ganz wesentlich um kulturelle Projektionen handelt, so eine dritte These. Da diese oft von der Metropole ausgehen bzw. hier geprägt werden, handelt es sich abermals um ein Missverhältnis zuungunsten der Provinz. Eine letzte These lautet, dass die Provinz, anders als viele Kommentator:innen seit der Mitte des 20. Jahrhunderts argumentieren, nicht verschwunden ist, sondern dass das Metropole-Provinz-Verhältnis vor dem Hintergrund der Globalisierung eine Neujustierung erfahren hat: „global cities“ stehen weltweit „provincial hinterlands“ gegenüber.
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Auf in die Provinz!
ISBN 978-3-947802-97-5 | ISSN 0863-4564 | 140 Seiten
In diesem Heft nehmen wir Sie mit in „die Provinz“. Die Landeuphorie, die im Zuge der Pandemie vielerorten zu beobachten war und die durch mobiles Arbeiten und steigende Mieten in den Städten befeuert wurde, mag etwas abgeflacht sein. Es bleibt aber die Frage: In welchem Verhältnis stehen Metropole und Provinz zueinander, welche Qualitäten und Perspektiven fehlen der Großstadt? Es ist doch auffällig, dass die Perspektive öffentlicher Diskurse oftmals ausgesprochen urban ist. Daher gilt es die eigenen blinden Flecken auszuloten. In unserem Schwerpunkt stellen wir deshalb Projekte und Forschung vor, die das Verhältnis von Metropole und Provinz von der Provinz her denken. Sie zeigen deutlich, dass das Spannungsverhältnis dieser gegenteiligen Pole immer auch Teil des Aushandlungsprozesses ist. Darüber hinaus versammelt der Schwerpunkt Texte, die einen historischen Überblick bieten und die grundsätzliche philosophische Frage nach der (Selbst)Verortung stellen – denn „Provinz“ ist eine ausgesprochen räumliche Kategorie. Kann sie durch Digitalisierung und Vernetzung wirklich gänzlich transzendiert werden?
Außerhalb des Schwerpunkts analysiert Roger Woods Walter Kempowskis Methode, subjektive Erfahrungen und Erinnerungen in einem „kollektiven Tagebuch“ zu bündeln. Und Gregor Ritschel plädiert für eine neue Kultur der freien Zeit, die mehr ist als Erholung von der Erwerbsarbeit.
Hier finden Sie eine Leseprobe dieser Ausgabe: Leseprobe
Inhalt
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Zur Geschichte eines (Miss-)Verhältnisses
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Metropole und Provinz in der Spätmoderne
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Ein topologischer Dialog zwischen Hannah Arendt und Martin Heidegger
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Zum Ressentiment gegen „urbane Eliten“
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Orte kreativer Re- und De-Provinzialisierung
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(Selbst-)Verortungen Güterslohs in den 1970er und 1980er Jahren
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Thesen zur Dialektik der Provinz – Erfahrungen aus dem Oderbruch
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Vom Archiv zur Druckfassung
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Zur Geschichte und Aktualität einer politischen Idee
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Geopolitisches Wunschdenken
2 Seiten | Autor: Erhard Crome
Bundeskanzler Scholz hat in der Prager Karls-Universität eine Rede zur Europäischen Union gehalten. In dieser aber geschieht nichts ohne Symbolik. Die Römischen Verträge 1957 wurden im Saal der Horatier und Curiatier unterzeichnet, an der Wand ein Monumental- gemälde, wie Romulus und Remus, die Gründer von Rom, entdeckt wurden, darunter eine Riesenstatue von Papst Innozenz X. Der „Konser- vatorenpalast“ steht am Kapitolsplatz, in dessen Mitte die Reiterstatue von Kaiser Marc Aurel. Die EWG von 1957 hatte mit den Mitgliedstaa- ten Italien, Frankreich, den Benelux-Staaten und der BRD die Ausmaße des Reiches von Karl dem Großen, der im Jahre 800 in Rom zum Kaiser gekrönt wurde.
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