Geschichte

Die maritimen Expansionen der europäischen Reiche

6 Seiten | Autor: Andreas Obenaus

Für Europa hatte das Meer seit jeher eine besondere Bedeutung. Auf die- sem kleinen Kontinent, der im geografischen Sinne nur ein Subkontinent Eurasiens ist, sind die Distanzen zu einem der vielen, oft ebenso klein- räumigen Meere, die ihn umgeben, im Vergleich mit Asien, Afrika oder auch den Amerikas nie besonders groß. An den Küsten entstanden früh nautische Gemeinschaften, die am und mit dem Meer lebten. Der Cha- rakter der verschiedenen Randmeere war unterschiedlich. Das Mittelmeer und das Schwarze Meer, die beide durch Festland klar umgrenzt sind und in einer milden Temperaturzone liegen, verbanden Europa mit Westa- sien und Nordafrika. In der Antike wurden sie zum Expansionsgebiet der griechischen Kultur sowie zu einer Hauptverkehrsachse des Römischen Reiches. Auch Nord- und Ostsee sind vom Festland beziehungsweise grö- ßeren Inseln und Inselgruppen umgrenzt, die Durchschnittstemperatur ist aber deutlich kühler. Während des Früh- und Hochmittelalters fuhren hier Friesen, Angelsachsen oder Wikinger und später hanseatische, eng- lische oder niederländische Seehändler. Im Unterschied dazu bildete der Atlantik im Westen Europas bis ans Ende des Mittelalters eine Wasser- welt, deren Begrenzung in nördlicher, südlicher und vor allem westlicher Richtung nicht zu erahnen war und daher mit mythischen Erzählungen verbrämt wurde.

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Erschienen in
Welttrends 195 | 2023
Europa global
72 Seiten

Turnier der Nationen

Ein halbes Jahrtausend militärische Überlegenheit Europas

5 Seiten | Autor: Hans-Heinrich Nolte

Alle uns bekannten Imperien oder Staaten haben expandiert, wenn sie konnten. Aber die christlichen aus Europa waren ein halbes Jahrtausend lang erfolgreicher als die muslimischen, konfuzianistischen oder buddhis- tischen. Diese Erfolge haben einen militaristischen und expansionisti- schen Habitus geformt, der bis heute andauert. Der Grund für die Erfolge war, dass Konkurrenz und Kompetenzakkumulation innerhalb des damals christlichen (heute säkularen) „Welt-Systems“ kontinuierlich hohe Preise und Löhne für militärische Güter und Berufe sicherten. P. T. Hoffmann hat das System als „Turnier“ beschrieben – im Wettkampf miteinander wurde erfunden und gerüstet. Die dauernden Kriege innerhalb des Sys- tems führten langfristig zur militärischen Überlegenheit gegen system- fremde Mächte.

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Erschienen in
Welttrends 195 | 2023
Europa global
72 Seiten

Kolonialkriege und Holocaust

Gibt es einen kausalen Entwicklungszusammenhang von Kolonialkriegen und Holocaust?

3 Seiten | Autor: Florian Keisinger

Die Frage wird seit gut zwei Jahren unter Historikern und Politik- wissenschaftlern kontrovers diskutiert. Losgetreten hat die Debatte der Postkolonialismus-Theoretiker Achille Mbembe. Dirk Moses hat ihr mit dem Verdikt, dass die Erinnerung an den Holocaust in Deutschland einem „Katechismus“ gleiche und jegliche vergleichende Perspektive auf Kolonialismus und Rassismus ausschließe, eine polemische Zuspitzung verliehen. Analogien zum Historikerstreit der 1980er Jahre liegen auf der Hand, in dem es um die Frage der Vergleichbarkeit von nationalsozialisti- schem Holocaust und bolschewistischem Gulag ging – und damit letztlich um die Singularität der Judenvernichtung, beziehungsweise im Umkehr- schluss die Relativierung deutscher Schuld.

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Erschienen in
Welttrends 195 | 2023
Europa global
72 Seiten

Deutsche Reparationen?

Neuerliche Forderungen von polnischer Seite

6 Seiten | Autor: Klaus-Heinrich Standke

Der Vorsitzende der nationalkonservativen Regierungspartei Polens, Jaro- slaw Kaczynski, hat vor fünf Jahren eine Parlamentskommission beauf- tragt, die Schäden festzustellen, die Polen durch die deutsche Besatzung des Landes im Zweiten Weltkrieg entstanden sind: „Die Deutschen sind über Polen hergefallen und haben uns einen unglaublichen Schaden zuge- fügt, die Besatzung war besonders grausam. Polen werde nun Reparations- forderungen stellen. Und die Summe sei für die deutsche Wirtschaft über Jahrzehnte durchaus zu stemmen.“ Auch für den Ministerpräsidenten der Republik Polen, Mateusz Morawiecki, ist das Thema Entschädigung nicht vom Tisch, „weil Polen sehr schlecht behandelt wurde, indem es keine Reparationen erhalten hat.“

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Erschienen in
Welttrends 194 | 2022
Grande Nation?
72 Seiten

Deutsch-namibische Versöhnung in der Wartehalle

Ein bilaterales Abkommen, das nicht weiterhilft

4 Seiten | Autor: Henning Melber

Mitte 2015 räumte ein Sprecher des Auswärtigen Amtes ein, dass die Fol- gen der Kriegsführung in der Kolonie Deutsch-Südwestafrika ab 1904 in einem Völkermord gipfelten. Seither führten Deutschland und Namibia bilaterale Gespräche darüber, wie der Tatbestand anzuerkennen sei. Diese haben noch kein Happy End gefunden.

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Erschienen in
Welttrends 194 | 2022
Grande Nation?
72 Seiten

Walter Kempowskis „Das Echolot. Abgesang ’45“

Vom Archiv zur Druckfassung

13 Seiten | Autor: Roger Woods

Roger Woods analysiert „Das Echolot. Abgesang ’45“, den letzten Band von Walter Kempowskis „kollektivem Tagebuch“ des Zweiten Weltkrieges, vor dem Hintergrund theoretischer Diskussionen zur subjektiven Erfahrung der Geschichte und zur Gegenüberstellung von homogenisierten und heterogenen Formen der Erinnerung. Ein Vergleich von Kempowskis Originalunterlagen im Archiv der Berliner Akademie der Künste mit den Auszügen, die im „Abgesang ’45“ veröffentlicht wurden, zeigt, dass das Material, das Kempowski erhalten hatte, nicht immer eine Sammlung von originalen Briefen, Tagebüchern und Notizen aus den letzten Jahren des Krieges ist, wie der Untertitel des Echolot-Projekts – „ein kollektives Tagebuch“ – nahelegt. Zwar vermittelt „Abgesang ’45“ einen für die heterogene Erinnerung von Individuen charakteristischen internen Dialog, aber dieser Dialog spielt eine untergeordnete Rolle im Vergleich zur Darstellung kollektiven deutschen Leids, die Kempowski durch Auswahl, Überarbeitung und Rekontextualisierung des Archivmaterials priorisiert.

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Berliner Debatte 3 | 2022
Auf in die Provinz!
140 Seiten

Metropole – Provinz

Zur Geschichte eines (Miss-)Verhältnisses

11 Seiten | Autor: Tobias Becker

Tobias Becker untersucht in diesem Artikel das Verhältnis – oder richtiger: Missverhältnis – zwischen Metropole und Provinz in historischer Perspektive. Er argumentiert, erstens, dass es sich bei Metropole und Provinz um relationale Größen handelt, die sich nur im Verhältnis zueinander definieren lassen; zweitens, dass „die Provinz“ nicht mit „dem Land“ zu verwechseln ist und dass deshalb auch das Metropolen-Provinz-Verhältnis nicht mit dem Stadt-Land-Verhältnis in eins gesetzt werden kann. Gemeinsam haben „Provinz“ und „Land“ allerdings wieder, dass es sich bei ihnen ganz wesentlich um kulturelle Projektionen handelt, so eine dritte These. Da diese oft von der Metropole ausgehen bzw. hier geprägt werden, handelt es sich abermals um ein Missverhältnis zuungunsten der Provinz. Eine letzte These lautet, dass die Provinz, anders als viele Kommentator:innen seit der Mitte des 20. Jahrhunderts argumentieren, nicht verschwunden ist, sondern dass das Metropole-Provinz-Verhältnis vor dem Hintergrund der Globalisierung eine Neujustierung erfahren hat: „global cities“ stehen weltweit „provincial hinterlands“ gegenüber.

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Erschienen in
Berliner Debatte 3 | 2022
Auf in die Provinz!
140 Seiten

Russland: Hegemon, Imperium oder ganz normaler Nationalstaat?

6 Seiten | Autor: Hans-Heinrich Nolte

Wie die Nationalstaaten im Weltsystem und der dadurch etablierten for- malen Gleichheit miteinander umgehen, kann man grob auf einer Skala zwischen Imperium und Union skizzieren. In ersterem werden Ent- scheidungen in der Hauptstadt schnell dekretiert, in letzterem in vielen Hauptstädten zuerst beraten und nur langsam entschieden, auch wenn ein Hegemon die Feder führt. Nach mehr als 3.000 Jahren Geschichte der Imperien ist deutlich, dass zentralistische Imperien der Vielfalt und den Verschränkungen von Macht im 21. Jahrhundert nicht mehr entsprechen und nur Unionen mit der neuen Komplexität angemessen umgehen können.

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Welttrends 192 | 2022
USA: Zerrissene Weltmacht
72 Seiten

Who was Mr. Gorbachev really?

3 Seiten | Autor: Alexander Rahr

Im Herbst 1985 begann ich die erste deutschsprachige Biografie über den neu gewählten Generalsekretär des ZK der KPdSU, Michail Gor- batschow, zu schreiben. Über den 54-jährigen Parteifunktionär war damals im Westen wenig bekannt. Im damaligen Westen gingen die Meinungen weit auseinander. Die einen sahen in Gorbatschow den Anführer einer neuen Generation von Parteifunktionären, die zu radikalen Reformen in der UdSSR und zu einer Verständigung mit dem Westen bereit waren. Viele andere erwarteten von ihm nur Täuschungsmanöver gegenüber dem Westen, um wirtschaftliche Überlebenshilfe für die marode Sowjetunion zu erhalten.

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Welttrends 192 | 2022
USA: Zerrissene Weltmacht
72 Seiten

Das nüchterne Denken: Michail Gorbatschow

3 Seiten | Autor: Hans-Heinrich Nolte

„Nicht immer haben die Pläne eine wissenschaftliche Grundlage und sie tragen oft willkürlichen Charakter. In vielen Betrieben, in gan- zen Rajons und sogar in Oblasty werden die produktiven Ressourcen nicht vollständig erfasst und werden mit der Produktion in Beziehung gesetzt und in anderen sind im Gegenteil die Pläne unrealistisch, so dass sie chronisch nicht erfüllt werden und zur Überanstrengung in der Arbeit der Kolchosen und Sowchosen führen.“1 Gorbatschow hat in seinen Memoiren2 beschrie- ben, dass seine Rede vorm Plenum des Zentralkomitees der KPdSU 1978 anfangs normal aufgenommen wurde – die Chefs in der ersten Reihe lasen Zeitung, die jungen Sekretäre im Hintergrund hörten zu, was die Konkur- renz vortrug. Bei ihm aber horchte der Generalsekretär Leonid Breschnew auf – Kritik am Plan, dem zentralen Instrument des Monopolsozialismus, im zentralen Machtorgan der Partei? Die Folge für den vortragenden Sekretär aus dem Vorkaukasus war aber nicht der Verlust der Position oder Schlim- meres, sondern ein schneller Aufstieg in der Partei: Schon 1985 wurde er zum Generalsekretär gewählt – mit gerade einmal 54 Jahren.

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Erschienen in
Welttrends 192 | 2022
USA: Zerrissene Weltmacht
72 Seiten