Literatur

Die belarusische Nationalliteratur im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts

13 Seiten | Autor: Gun-Britt Kohler

Anders als andere „kleinere“ Literaturen fremddominierter Sprachen und Völker Europas erfolgt die konzertierte Konstruktion der belarusischen Nationalliteratur erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts im Zuge der belarusischen Wiedergeburts- bzw. Nationalbewegung. Dieser Konstruktionsprozess gerät mit der Gründung der Belarusischen Sozialistischen Sowjetrepublik zu Beginn der 1920er Jahre unabgeschlossen in starke Bedrängnis. Er stößt in ein System, das die belarusische Sprache, Kultur und Literatur zwar intensiv fördert, das nationale Literaturmodell aber gleichzeitig als prinzipiell konterrevolutionär ablehnt und Literatur als zentrales Instrument im Aufbau der sozialistischen Gesellschaft verstanden wissen will. Der Beitrag untersucht die Rolle, die literarische Institutionen in diesem komplexen Konstruktions- und Destruktionsprozess der belarusischen Literatur spielen, und die Strategien, die auf institutioneller Ebene dabei zur Anwendung kommen.

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Erschienen in
Berliner Debatte 2 | 2021
Belarus – eine Revolution?
146 Seiten

„Artisten-Metaphysik“

Friedrich Nietzsches literarische Briefe

12 Seiten | Autor: Ulrich Busch

Nietzsche schrieb in seinem Leben mehr als 3.000 Briefe, wovon 2.850 erhalten geblieben sind. Die Briefe liefern der Nachwelt wesentliche Erkenntnisse über die Entstehung seiner Schriften sowie über seine Pläne und Vorhaben. Sie vermitteln Informationen über das erste Auftauchen philosophischer Ideen und literarischer Einfälle. Keine Biografie Nietzsches kommt deshalb ohne Bezugnahme auf seine Briefe aus. Und kein Kommentar zu seinen Werken kann darauf verzichten, auf sie zu verweisen. Als authentische Zeugnisse seines Lebens und Schaffens stellen sie eine unverzichtbare Ergänzung zu dem veröffentlichten Werk und den nachgelassenen Schriften dar. Sie sind beachtenswerte Zeugnisse über das Leben und das Werk ihres Verfassers und verkörpern in Form und Stil anspruchsvolle Dokumente literarischer Kunst.

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Erschienen in
Berliner Debatte 4 | 2020
Chinas neue Seidenstraßen
164 Seiten

LESEPROBE: Erfahrungsraum, nicht Problemfall: Schreiben in und über Ostdeutschland

Ein Gespräch mit Judith Zander

Die Schriftstellerin und Übersetzerin Judith Zander, 1980 in Anklam geboren, ist einem breiten Publikum seit ihrem ersten Roman „Dinge, die wir heute sagten“ (München 2010) bekannt. Im August dieses Jahres ist ihr neues Buch „Johnny Ohneland“ erschienen. Berliner Debatte Initial traf Judith Zander zum Gespräch über ihre Arbeit, Ostdeutschland als Erfahrungsraum und den Literaturbetrieb nach 30 Jahren deutscher Einheit.

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Erschienen in
Berliner Debatte 3 | 2020
Fritz Mieraus russisches Jahrhundert
152 Seiten

Berliner Debatte Initial 3 | 2020

Fritz Mieraus russisches Jahrhundert

ISBN 978-3-947802-51-7 | ISSN 0863-4564 | 152 Seiten

Der Slawist Fritz Mierau (1934–2018) bezeichnete das 20. Jahrhundert als „russisches Jahrhundert“. Mit seiner Arbeit als Übersetzer, Herausgeber und Literaturhistoriker vermittelte er wie kein anderer die russische Moderne in der DDR und darüber hinaus. Seine Editionen holten verfemte und vergessene Autor*innen zurück, rückten literaturgeschichtliche Zusammenhänge in den Blick. Der Themenschwerpunkt dokumentiert die Beiträge einer Vortragsreihe zu Fritz Mierau, die im Mai 2019 in Berlin stattfand, dazu kommen Texte von Fritz Mierau aus dem Nachlass. Außerdem im Heft: Judith Zander erklärt, warum ihr neuer Roman „Johnny Ohneland“ heißt, Rachid Boutayeb diskutiert die kolonialen Wurzeln des Salafismus, Hans Geske deutet das Werk von Robert Michels neu und Anselm Küsters fragt, wie das europäische Wettbewerbsrecht auf Big Data reagiert.

Schlagworte: Literatur | Russland | Sowjetunion | DDR | Slawistik

Inhalt

Ernst Jüngers „Gläserne Bienen“ und der Übergang zur Perfektion

13 Seiten | Autor: Thomas Crew

Thomas Crew setzt sich in diesem Aufsatz mit Ernst Jüngers Dystopie „Gläserne Bienen“ auseinander, deren erste Fassung 1957 veröffentlicht wurde. Wie es der Dystopie eigen ist, befasst sich der Roman mit der Frage und den Folgen der fortgeschrittenen Technik. Laut Jünger droht sie eine so große Anziehungs- und Überzeugungskraft zu gewinnen, dass der Mensch in Bann gehalten und ihr hörig wird. Die Folge davon ist eine Blindheit gegenüber ihren wahren Ausmaßen und Auswirkungen. Das Hauptopfer dieser Blindheit ist neben der Natur das Individuum, das den Fokus dieses Aufsatzes bildet. Es wird nämlich im Sinne der Technik, die sich als unser neuer Schöpfer erweist, grundlegend umgeformt. Laut Jünger muss der Bann der Technik gebrochen werden, um zu erkennen, dass sie auf grundsätzlich andere Ziele hinausläuft. Die Wahl besteht also zwischen der „Perfektion“ der Technik und der „Vollkommenheit“ des Menschen. Crew stellt Bezüge zu Friedrich Georg Jünger, Theodor Adorno und Martin Heidegger her, die teilweise zu sehr ähnlichen Einschätzungen gelangten.

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Erschienen in
Berliner Debatte 1 | 2020
Digitale Dystopien
168 Seiten

Zukunft Mensch

Science-Fiction von Artjom Chlebnikov und Robert Ibatullin

13 Seiten | Autor: Anna Schor-Tschudnowskaja

Die aktuellen und für die nahe Zukunft abzusehenden Entwicklungen sind so überwältigend, dass der Science-Fiction-Literatur immer weniger Raum für Phantasie bleibt und im verstärkten Masse eine kulturkritische Rolle zukommt. Anna Schor-Tschudnowskaja betrachtet die entsprechenden kulturkritischen Deutungsmuster am Beispiel einer Erzählung und eines Romans von zwei zeitgenössischen russländischen Autoren. Beide Autoren zeigen sich davon überzeugt, dass das Nachdenken über die Formen, Leistungen und auch Folgen digitaler Technologien mit der Erkundung das menschlichen Gehirns und der menschlichen Psyche einhergeht.

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Erschienen in
Berliner Debatte 1 | 2020
Digitale Dystopien
168 Seiten

Wenn Zukunft zu optimierter Gegenwart verkommt

Eugen Ruges Roman „Follower“ zwischen Dystopie und postdigitaler Utopie

12 Seiten | Autor: Stephanie Freide, Thomas Jung

Zukunftsentwürfe durchziehen die Literaturgeschichte wie Tweets das digitale Zeitalter. Als Utopien melden sie paradiesische Zustände, als Dystopien schlagen sie Alarm. Den Ausgang bildet hier wie da eine Diagnose der Gegenwart. Davon findet sich in Eugen Ruges Roman „Follower“ (2016) zuhauf. Im Mittelpunkt des Erzählens aber stehen der Mensch und sein Verhältnis zur Welt und zu sich selbst – mal als Herrschender über Technik, Kultur und die eigene Natur, mal als Beherrschter, der der Technik oder einer anonymen ökonomischen und/oder politischen Macht ausgeliefert ist. Heute scheint diese Trennung von Herrschendem und Beherrschtem nicht mehr trivial. Kapitalismus- und globalisierungskritische Analysen der Soziologie, Philosophie und Kulturwissenschaften legen Herrschaftsmechanismen offen, die sich scheinbar unbemerkt in das Selbst einschreiben. Es geht um Optimierung, Effektivierung und Quantifizierung des Individuums. Es geht um Selbstausbeutung. Selbstinszenierungspraktiken inklusive. Herrschende sind gleichzeitig Beherrschte. Sie wohnen im selben Haus. Ihre Untermieter sind Algorithmen, ihre Nachbarn Follower.

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Erschienen in
Berliner Debatte 1 | 2020
Digitale Dystopien
168 Seiten

Fremdheit zwischen Ost und West

Wendeliteratur der 1990er Jahre

15 Seiten | Autor: Arne Born

Inwieweit Fremdheit bereits in den 1990er Jahren das prägende Thema der „schönen Literatur“ war, fragt Arne Born in diesem Aufsatz. Für die deutsche Literatur, die sich mit der deutschen Vereinigung und ihren dramatischen Folgen auseinandersetzt, hat sich der Begriff „Wendeliteratur“ durchgesetzt. Die von Born analysierten Texte konstatieren und reflektieren nicht nur die sich schnell etablierenden Stereotype zwischen Ost und West, sondern sie praktizieren auch selbst, wie der Autor zeigt, die Fremdheitsmuster. Damit wird die Wendeliteratur sowohl zur Beobachterin als auch zur Akteurin der deutsch-deutschen Zwietracht.

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Erschienen in
Berliner Debatte 4 | 2019
30 Jahre
166 Seiten

Heimat plural

12 Seiten | Autor: Christoph M. Michael

Heimatkunden – verstanden als Erforschungen von „Heimat“ – laden dazu ein zu erkunden, was es mit dem Phänomen und seiner Bezeichnung auf sich hat, was uns dieses Wort heute sagen kann und soll. Denn dass „Heimat“ vielen Menschen etwas sagt, steht außer Frage. Anders wären die Renaissance des Wortes und seine neuere politische Aufwertung wohl kaum begreiflich. In seinem einleitenden Essay stellt Christoph Michael die Beiträge des Themenschwerpunkts „Heimatkunden“ vor und verweist auf die Schwierigkeiten, von Heimat heute im Singular zu sprechen. Doch ein plurales, mehrdimensionales Verständnis von Heimat zu entwickeln, ist keineswegs leichter.

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Erschienen in
Berliner Debatte 3 | 2019
Heimatkunden
170 Seiten

Berliner Debatte Initial 3 | 2019

Heimatkunden

Herausgeber: Christoph M. Michael

ISBN 978-3-947802-25-8 | ISSN 0863-4564 | 170 Seiten

Heimatkunde – einst war das ein Schulfach, das die nachwachsende Generation mit der eigenen Umgebung vertraut machen sollte. Der Heimatkundeunterricht hatte aber nicht nur die Aufgabe, Kenntnisse zu vermitteln. Er zielte auch darauf, ein Gefühl der sozialen, kulturellen und politischen Zugehörigkeit zu schaffen. So wie der Heimatkundeunterricht ein Relikt der Vergangenheit darstellt, sind die Zeiten, in denen man noch wusste, wo man hingehört, für viele Menschen längst vorbei. Geblieben ist der Heimatbegriff. Er ist sogar ziemlich machtvoll zurückgekehrt in den letzten Jahren, beherrscht die Debatten, ist in aller Munde. Und alle verstehen darunter etwas anderes: Für die einen ist es eine Chiffre für die gute alte Zeit, nach der sie sich sehnen, die es so aber vermutlich nie gegeben hat. Für die anderen ist es ein politisches Schlagwort, das sich bestens instrumentalisieren lässt, um zwischen „Eigenem“ und „Fremdem“ zu unterscheiden, ohne dass man genauer angeben müsste, was man damit meint. Das Spektrum der Bedeutungen und Assoziationen, die „Heimat“ hat und aufruft, ist selbstverständlich weitaus größer. Heimatkunden – verstanden als Erforschungen von „Heimat“ – laden dazu ein zu erkunden, was es mit dem Phänomen und seiner Bezeichnung auf sich hat, was uns dieses Wort heute sagen kann und soll. Denn dass „Heimat“ vielen Menschen etwas sagt, steht außer Frage. Anders wären die Renaissance des Wortes und seine neuere politische Aufwertung wohl kaum begreiflich.

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