Siegfried Schönherr

Rüstungsproduktion in der DDR – Konversionspotential und Konversionspraxis zur Zeit der Wende
ISSN 1436-6010 | 24 Seiten
1995 ist das Gedenkjahr für viele Ereignisse, die vor einem halben Jahrhundert den Gang der Weltgeschichte nachhaltig beeinflußten und die Entwicklung in Deutschland entscheidend prägten. Der zweite Weltkrieg wurde beendet und damit ein Kapitel europäischer Geschichte formell abgeschlossen, das erst jetzt, nach dem Ende des Ost-West-Konfliktes in seinen konfrontativen Zügen, einen endgültigen Abschluß finden könnte, welcher dem aufopferungsvollem Kampf der europäischen Völker gegen den Faschismus deutscher Prägung gerecht wird. Das Ende des zweiten Weltkrieges, das in Kreisen von Politik und Wissenschaft sehr unterschiedlich beschrieben und bewertet wird, wurde zum Ausgangspunkt des Kalten Krieges. Der zweite Weltkrieg brachte der Menschheit unsägliche Menschen-, Material- und Kulturverluste. Sie sind peinlich genau aufgelistet. Die Verlustbilanz des Kalten Krieges wird hingegen weit weniger genau wahrgenommen. Sie läßt sich auch schwieriger darstellen. Wer kann die Rüstungsunsummen genau auflisten, wer die ökologischen Schäden exakt berechnen, wer die politischen und sozialen Folgen hinreichend genau beschreiben – und wer kann die Menschenopfer zählen, die auch der Kalte Krieg verlangte? Dieser materielle und ideelle Rüstungswahn zur Zeit des Kalten Krieges ging von beiden Blöcken aus und wurde gegen Ende der Ost-West-Konfrontation auf eine Höhe getrieben, die für die Völkergemeinschaft existenzbedrohend war und im real existierenden Sozialismus wesentlich zum schnellen Untergang des Systems beitrug. Die Möglichkeiten zu einer zügigen und effektiven Transformation in marktwirtschaftliche Strukturen wurden dadurch stark eingeengt. Der Rüstungswettlauf vollzog sich auch in den beiden deutschen Staaten. Die Gründung der BRD und der DDR fiel in die Zeit äußerst forcierter politischer und militärischer Spannungen zwischen den beiden Weltlagern. Ihr außenpolitisches Gesicht war von Anfang an durch Blockkonfrontation geprägt. Das bestimmte auch ihre gegenseitigen Beziehungen. Oft wird davon gesprochen, daß die Territorien der beiden deutschen Staaten die rüstungsintensivsten Regionen der Welt gewesen seien.

Gedanken zur militärökonomischen Forschung und Lehre in der DDR
ISSN 1436-6010 | 22 Seiten
Vor 15 Jahren wurde die Gesellschaft für Militärökonomie e.V. gegründet. Sie entstand als Basisverein von westdeutschen Praktikern der Wirtschaft und der Streitkräfte aller Ebenen, von Wissenschaftlern aus Forschung und Lehre sowie von Politikern aus Legislative und Exekutive, die dieses Politik- und Wirtschaftsfeld vernachlässigt sahen und die vielschichtigen Aufgaben, die es im Spannungsfeld zwischen Volkswirtschaft und Streitkräften zu lösen galt, stärker in das Blickfeld der Öffentlichkeit rücken wollten. Sie bemühten sich seitdem in mehr oder weniger organisierter Form und mit stärker oder schwächer ausgeprägter einheitlicher Zielsetzung, die militärökonomischen Erfahrungen beim Auf- bzw. Ausbau der Bundeswehr und des Rüstungssektors wissenschaftlich zu verallgemeinern und Vorschläge zur Effizienzverbesserung der militärökonomischen Theorie und Praxis in Wirtschaft und Truppe zu unterbreiten. Ein besonderes Anliegen bestand darin, die Aus-, Fort- und Weiterbildung auf militärökonomischem Gebiet wirkungsvoller zu gestalten. In der reichlichen ersten Hälfte dieses anderthalben Jahrzehntes der Existenz der Gesellschaft für Militärökonomie e.V. konnte sie nur im globalstrategischen Rahmen des Kalten Krieges, der zwischen Ost und West im Gange war, wirken. Die knappe zweite Hälfte ihres Bestehens war durch die allmähliche Überwindung der Blockkonfrontation zwischen NATO und Warschauer Vertrag sowie durch die politische Wende in der DDR, die zu ihrem Anschluß an die BRD führte, gekennzeichnet. In beiden "Halbzeiten" hatte die Gesellschaft für Militärökonomie e.V. Einfluß auf das militärökonomische Denken im zweigeteilten und später im staatlich vereinten Deutschland. Während sie anfänglich ihre gesellschaftliche Akzeptanz logischerweise ausschließlich durch das Auftreten ihrer westdeutschen Repräsentanten in der Bundesrepublik fand, und lediglich die immer wiederkehrenden Auseinandersetzungen zwischen "hüben" und "drüben" punktuell Akzente im wissenschaftlichen Leben der beiden deutschen Staaten setzen konnten, spielte schon in der späten Phase der zweiten "Halbzeit" das gemeinsame Wirken der Militärökonomen und der militärökonomisch Interessierten in Ost und West eine bedeutende, ja eigentlich eine beispielgebende Rolle.

Das Institut für Konversion der Streitkräfte (IKOS) des Ministeriums für Abrüstung und Verteidigung der DDR (8. Juni bis 2. Oktober 1990)
ISSN 1436-6010 | 36 Seiten
Am 8. Juni 1990, wenige Monate vor dem Ende der DDR, wurde das Institut für Konversion der Streitkräfte (IKOS) als wissenschaftliche Einrichtung des Ministeriums für Abrüstung und Verteidigung gegründet. Die Gründungsveranstaltung fand in den Räumen der Militärakademie „Friedrich Engels“ der Nationalen Volksarmee in Dresden statt. Das Medieninteresse war groß, der Gründungsaufwand beachtlich, die Gästeliste lang. Das Ende dieses Institutes fiel noch in das gleiche Jahr. Die Medien und die Öffentlichkeit nahmen kaum Notiz davon. Das verwundert auf den ersten Blick – war das IKOS doch keineswegs eine Institution der DDR- bzw. NVAVergangenheit, die ohnedies zur Abwicklung anstand, sondern ein Kind der Wende, ein Ergebnis des zu Ende gehenden Ost-West-Konfliktes, auf das große Hoffnungen gesetzt wurden. Diese Kurzzeitexistenz des IKOS entbehrt nicht einer gewissen Tragik. Als typisches Produkt jener Zeit wurde es zunächst euphorisch gefeiert und ebenso schnell der Vergessenheit anheimgestellt. Obwohl es einem dringenden gesellschaftlichen Bedürfnis dieser Zeit entsprach, wurde es nie so richtig geliebt. Das IKOS besaß keine Lobby bei den Teilen der politischen Klasse, die dauerhaften Einfluß auf das Geschehen zum schnellen Anschluß der DDR an die BRD hatten.

Frieden und Krieg an der Schwelle zu einem neuen Jahrtausend
ISSN 1436-6010 | 64 Seiten
Mit Beiträgen von Steffi Belke, Ernst Woit, Wolfgang Scheler, Volker Bialas, Lorenz Knorr, Viktor Maximow, Jan Sumavski.

Chancen und Hindernisse auf dem Weg zu einer globalen Friedensordnung
ISSN 1436-6010 | 74 Seiten
Mit Beiträgen von Ernst Woit, Horst Großmann, Gregor Putensen, Lorenz Knorr, Wolfgang Triebel, Volker Bialas, Wolfgang Scheler.

Chancen und Hindernisse auf dem Weg zu einem friedlichen Europa
ISSN 1436-6010 | 60 Seiten
Mit Beiträgen von Siegfried Taubert, Hans-Jochen Vogel, Gerd Hommel, Lorenz Knorr, Jan Sumavski, Horst Schneider, Dieter W. Scheuch, Uwe Schnabel, Tobias Pflüger.

Ideen im Kampf um eine friedliche Welt
ISSN 1436-6010 | 56 Seiten
Wenn wir heute erneut, wie schon auf früheren Symposien, Ideen einer globalen Friedensordnung erörtern, dann unter wesentlich schlechteren Vorzeichen. Die Situation, die geistige wie die praktische, in der wir das tun, macht es uns schwer zu glauben, solche Ideen könnten bald Wirklichkeit werden. Heute sind die realen Vorgänge – wie auch der Meinungsstrom – mehr auf eine kriegerische und weniger auf eine friedliche Weltordnung ausgerichtet. Seit wir uns auf Initiative von V. Bialas dem Projekt Globale Friedensordnung zuwandten – es begann in der noch hoffnungsvollen Anfangsphase des Aufbruchs in die Ära nach dem Kalten Krieg – sind die Chancen, die es nach dem militarisierten Konflikt zweier Welten gab, erstmalig einen Frieden zu schaffen, der auf seinen eigenen Grundlagen ruht, leichtfertig vertan worden. Heute müssen wir die Hoffnung, eine friedlichere Weltordnung könnte den Irrsinn beenden, die menschliche Kraft und die begrenzten Ressourcen für immer höhere Berge von immer gefährlicheren Waffen zu vergeuden, anstatt sie zu verwenden, um die drängenden Menschheitsprobleme zu lösen, in einen sehr viel weiter gespannten Zeithorizont setzen. Der Präsident der einzigen Weltmacht hat sein globalstrategisches Kredo, ausgesprochen schon im Wahlkampf, wahr gemacht, wonach Peacekeeping nicht Sache der US-Army sei. „Unsere Armee ist dafür da, Kriege zu führen und Kriege zu gewinnen.“1 Jetzt gaben die ungeheuerlichen Terroranschläge gegen die Symbole wirtschaftlicher und militärischer Weltherrschaft der USA, dieser medienwirksame Massenmord, dem obersten Warlord der westlichen Welt die Gelegenheit, ebenso medienwirksam und nicht weniger mörderisch einen Krieg zu inszenieren. Die Glaubwürdigkeit amerikanischer Überlegenheit soll wiederhergestellt werden und zugleich kann man endlich die lange gehegten Interessen in einem strategisch wichtigen Raum für die USA sichern.

Gegen Terror(ismus) und Krieg
ISSN 1436-6010 | 60 Seiten
Mit Beiträgen von Ernst Woit, Horst Schneider, Lorenz Knorr, Jan Sumavski, Rolf Lehmann, Hermann Gerathewohl.

Pax americana oder gerechter Frieden
ISSN 1436-6010 | 56 Seiten
Nachdem wir knapp und glücklich einer militarisierten Weltordnung entgangen waren, die uns mit dem Atomkrieg und gegenseitiger Vernichtung bedrohte, brauchen und wollen wir endlich eine globale Friedensordnung. So dachten wir, als wir vor einem Jahrzehnt unser Projekt in Arbeit nahmen. Denn schon damals zeichnete sich eine bedrohliche politische Richtungsentscheidung ab: der Kurs auf eine neue Weltordnung, die nicht Frieden sichert, sondern sich wieder auf militärische Macht, also die Fähigkeit zum Krieg gründet. Anfangs schien es uns nicht aussichtslos, geistig daran mitzuwirken, daß die Vernunft sich doch noch durchsetzt und die Entwicklungsrichtung geändert werden kann. Mit dieser Absicht finden wir uns seitdem jährlich zusammen, um zu erörtern: Was kann man für eine globale Friedensordnung tun? Welche geistigen Vorleistungen sind dafür zu erbringen? Aber von Mal zu Mal verdüstert sich der Himmel. Nicht nur, daß neue Kriege und neue Rüstungen Tatsachen geschaffen haben, die eine kriegerische Weltordnung befestigen. Es wird auch das mühsam errungene Friedensvölkerrecht straflos mißachtet und gebrochen, und die meinungsmachenden Medien tragen wieder den alten Ungeist ins öffentliche Bewußtsein, die Kriegsideologie. Das Kriegsverbot soll vergessen sein. Es gilt wieder das ius ad bellum. Man nimmt sich die Freiheit, denn man hat die Macht dazu. Unmittelbar vor unserem Symposium beschloß das Bündnis, das uns einredet, ein politisches zu sein, eine gemeinsame Truppe von 20.000 Soldaten in den globalen Krieg zu schicken, den der amerikanische Präsident gegen den Terrorismus ausgerufen hat. Dabei weiß inzwischen jeder, daß der wahre Kriegsgrund in den globalstrategischen Interessen der USA, genauer in denen ihrer Oberklasse zu finden ist.

Gewaltfrieden nach dem Willen der einzigen Weltmacht?
ISSN 1436-6010 | 86 Seiten
Mit Beiträgen von Steffi Belke, Peter Strutynski, Kadhim Habib, Horst-Dieter Strüning, Max Schmidt, Ernst Woit, Horst Großmann, Lorenz Knorr, Horst Schneider, Dieter W. Scheuch, Elke Renner.
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