Geschichte

DSS-Arbeitspapiere 42 | 1998

Friedensforschung in Dresden

Der Interdisziplinäre Arbeitskreis Friedensforschung Dresden (IAFD) 1989–1990
Autor: Ernst Woit

ISSN 1436-6010 | 24 Seiten

Gemeinsam mit dem Prorektor für Gesellschaftswissenschaften der TU Dresden, Prof. Dr. Martin Ruhnow, hatte ich in meiner Eigenschaft als Mitglied des Wissenschaftlichen Rates für Friedensforschung an der Akademie der Wissenschaften (AdW) der DDR Wissenschaftler unterschiedlicher Fachrichtungen in Dresden für den 21. Februar 1989 zur Konstituierung eines Interdisziplinären Arbeitskreises Friedensforschung eingeladen. 20 Wissenschaftler der Technischen Universität, der Hochschule für Verkehrswesen, der Medizinischen Akademie und der Militärakademie waren der Einladung gefolgt; 6 weitere, die an diesem Tag verhindert waren, hatten ausdrücklich ihre Bereitschaft zur Mitarbeit erklärt. Die konstituierende Versammlung wurde mit einem Vortrag des Stellvertretenden Vorsitzenden des Wissenschaftlichen Rates für Friedensforschung, Akademiemitglied Prof. Dr. Heinz Stiller, über „Aufgaben und Probleme der naturwissenschaftlich-technischen Friedensforschung" eingeleitet, dem sich eine lebhafte Diskussion anschloß. In ihrem Ergebnis kam man überein, daß es das Hauptanliegen des IAFD sein werde, in Dresden wirkende Wissenschaftler zu spezifischen Leistungen auf dem Gebiet der Friedensforschung anzuregen, Projekte und Teilergebnisse durch Sicherung einer kompetenten interdisziplinären Diskussion zu qualifizieren und schließlich auch auf dem Gebiet der Friedensforschung Spitzenleistungen anzustreben, die den spezifischen Möglichkeiten des in Dresden konzentrierten Ensembles von Wissenschaftsdisziplinen entsprechen.

DSS-Arbeitspapiere 43 | 1998

Zum deutsch-deutschen Dialog von Militärs in den achtziger Jahren

Erinnerungen und Zeitzeugnisse
Autor: Rolf Lehmann

ISSN 1436-6010 | 52 Seiten

Zur Schlußakte der Konferenz über Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (KSZE) vom 1. August 1975 in Helsinki gehört das Dokument über „Vertrauenbildende Maßnahmen und bestimmte Aspekte der Sicherheit und Abrüstung“. Es enthält Vereinbarungen über: die vorherige Ankündigung von größeren militärischen Manövern (Gesamtstärke von mehr als 25.000 Mann); den Austausch von Beobachtern; die vorherige Ankündigung größerer militärischer Bewegungen. Eines der Nachfolgedokumente des KSZE-Prozesses, die Erklärung der Konferenz in Stockholm vom 19. September 1986, geht einige Schritte weiter. Die der Ankündigung unterliegenden militärischen Aktivitäten werden relativ detailliert festgelegt, die Einladung von Beobachtern ist keine Kann- Bestimmung mehr, die Teilnehmerstaaten vereinbaren den Austausch von Jahresübersichten militärischer Aktivitäten. Nach einer Eiszeit von Jahrzehnten, nach absolutem Kontaktverbot zwischen den Militärs in Ost und West beginnt auch in diesem Bereich eine neue Ära. Dabei ist zu betonen, daß die Militärs, und ganz besonders die Militärs in beiden Teilen Deutschlands, wohl als letzte in diesen Prozeß einbezogen wurden. Bereits in der zweiten Hälfte der siebziger Jahre gab es Gespräche zwischen hohen Militärs der UdSSR und der USA; Vertreter der beiden deutschen Staaten führten Gespräche zu Fragen der Wirtschaft, des Verkehrs, der Kunst und Kultur; die Gewerkschaftsverbände waren im Dialog. Für die Angehörigen der NVA blieb das in dieser Zeit ein absolutes Tabu, ganz im Gegenteil – die militärischen Bestimmungen über Kontaktverbote mit Bürgern westlicher Staaten wurden immer schärfer. Eine gewisse Lockerung begann erst mit der neuen Militärdoktrin der Staaten des Warschauer Vertrages aus dem Jahr 1987.

DSS-Arbeitspapiere 75 | 2005

Als Offizier und Wissenschaftler der NVA im deutsch-deutschen sicherheitspolitischen Dialog (1987–1990)

Ein Zeitzeugenbericht

ISSN 1436-6010 | 130 Seiten

Ich beginne diesen Bericht im Herbst 2003, etwa 13 Jahre nachdem ich mit dem Ende der DDR auch meine Laufbahn als Offizier und Wissenschaftler der NVA beendet habe. Es waren über 35 Jahre, die ich in den Streitkräften der DDR gedient habe und die mein Berufsleben bestimmten. Für mich ist es eine wechselvolle und interessante Zeit gewesen – voller Wendungen, Widersprüche und Brüche. Ich bekenne: Ich habe bei meiner Tätigkeit als Soldat viel Befriedigung erfahren. Ich habe diese Arbeit zumeist gern getan, und ich schäme mich ihrer nicht, auch wenn ich heute zahlreiche Irrtümer und Illusionen klarer erkenne. Nach meiner Offiziersausbildung war ich zunächst über 10 Jahre als Politoffizier im Bereich der Luftstreitkräfte und Luftverteidigung der DDR tätig, bevor ich nach einem Forschungsstudium an der Akademie für Gesellschaftswissenschaften beim ZK der SED 1975 an die Offiziershochschule Franz Mehring in Kamenz versetzt wurde. In der Zeit von 1987 bis Ende 1990, über die ich hier Auskunft geben will, war ich Hochschullehrer an der Militärpolitischen Hochschule Wilhelm Pieck in Berlin-Grünau. Meine offizielle Funktion war Leiter der Fachgruppe Politische Ökonomie des Kapitalismus im Lehrstuhl Politische Ökonomie und Militärökonomie. Dabei beschäftigte ich mich besonders mit Fragen der Rüstungswirtschaft in Westeuropa, was mich ab 1985 zu einer intensiven Auseinandersetzung mit sicherheitspolitischen Problemen führte. Den Dienstgrad Oberst erhielt ich 1983, die Berufung zum Außerordentlichen Professor 1988. Die Wende des Jahres 1989 brachte mir für die Übergangszeit noch die Aufgabe des Aufbaus und der Leitung eines nichtstrukturmäßigen Wissenschaftsbereichs Sicherheitspolitik an meiner Hochschule.

DSS-Arbeitspapiere 80 | 2006

50. Jahrestag der NVA

Ansichten und Wertungen
Herausgeber: Siegfried Schönherr

ISSN 1436-6010 | 50 Seiten

Es erschien uns angemessen, an einem Jahrestag, der immerhin für ein halbes Jahrhundert steht, Rückschau zu halten auf die Nationale Volksarmee. Freilich handelt es sich nicht um ein Jubiläum, wie es die Bundeswehr ein Jahr zuvor mit allen staatlichen Ehren gefeiert hat. Aber die Nationale Volksarmee hat es über mehr als drei Jahrzehnte auf deutschem Boden gegeben – länger als die Reichswehr und die Wehrmacht – und man wird die Erinnerung an sie nicht los, indem man sie beschweigt oder sie einfach als Machtorgan eines Unrechtsstaates abtut. Wie unsicher staatliche Institutionen der Bundesrepublik im Umgang mit der anderen deutschen Armee sind, offenbart das Verdikt des Bundesministers der Verteidigung, mit dem er jegliches Gedenken an die Nationale Volksarmee in Räumlichkeiten seines Dienstbereiches verbot. Sechzehn Jahre nach der Herstellung der staatlichen Einheit, an der die NVA loyal mitwirkte, hätte man wohl mehr Souveränität und politische Vernunft erwarten können. Eine solche Behandlung der Nationalen Volksarmee lässt überdies logische Identität vermissen. Dieselben, die so verbissen an einer delegitimatorischen Bewertung der NVA festhalten, können wenig überzeugen, wenn sie den Anspruch erheben, mit der gelungenen Integration der Nationalen Volksarmee ein Beispiel für die deutsche Einheit und das Zusammenwachen von West und Ost gegeben zu haben, und die neue Bundeswehr Armee der Einheit nennen. Uns ging es bei der anberaumten Debatte jedoch hauptsächlich darum, einen Überblick zu erhalten, wie die militärgeschichtliche Forschung sich in den zurückliegenden eineinhalb Jahrzehnten der Nationalen Volksarmee angenommen hat und in welcher Weise ehemalige Berufssoldaten als Zeitzeugen persönlich daran mitgewirkt haben, die Nationale Volksarmee so zu beschreiben, wie sie wirklich gewesen ist.

DSS-Arbeitspapiere 86 | 2007

Von einer Militärdoktrin der Abschreckung zu Leitsätzen entmilitarisierter Sicherheit (1987–1990)

Ein Zeitzeugenbericht

ISSN 1436-6010 | 114 Seiten

Eigentlich hatte ich mit meinem militärischen Berufsleben Ende 1990 abgeschlossen. Ich war mehr als 35 Jahre Soldat und hatte sowohl die Gründung der NVA als auch ihre Auflösung unmittelbar miterlebt. 1955 trat ich im Alter von 18 Jahren freiwillig in die Kasernierte Volkspolizei ein. Ich war der festen Überzeugung, damit am besten dazu beizutragen, dass Deutschland nie mehr von einem Krieg überzogen wird. Die Kindheitserfahrungen in den Luftschutzkellern Dresdens, das schreckliche Erlebnis der über mir explodierenden Bomben, die uns den Atem nahmen, hatten mich traumatisiert. Diese Geschehnisse haben mich bis heute geprägt und bestimmten auch meine Haltung als Soldat. Den in den 50er Jahren eskalierenden Kalten Krieg empfand ich als bedrohlich. Ich mache daher auch keinen Hehl daraus, dass mich in all den Jahren bei den Streitkräften der DDR die mehrfache Zuspitzung der internationalen Spannungen beunruhigte und für meinen Beruf motivierte – und mich in meiner Haltung, alles zur Verhinderung eines Krieges zu tun, bestärkte. Meinen ersten Truppendienst als junger Offizier absolvierte ich bei den Funktechnischen Truppen der Luftstreitkräfte und Luftverteidigung (LSK/LV). In wenigen Jahren lernte ich alle Führungsebenen von der Kompanie bis zum Kommando der LSK/LV kennen. Als ich die Chance zu einer sozialwissenschaftlichen Ausbildung erhielt, nutzte ich sie und wurde Lehrer – zunächst an der Offiziershochschule der LSK/LV in Kamenz, danach an der Militärpolitischen Hochschule in Berlin- Grünau. Meine wissenschaftliche Arbeit führte mich vor allem in den 80er Jahren – ausgehend von militärökonomischen Themen – mehr und mehr zu sicherheitspolitischen Fragestellungen. Beeinflusst von den Überlegungen an der Militärakademie in Dresden – vor allem von der Gruppe um Wolfgang Scheler – zu einem neuen Herangehen an die Fragen von Krieg, Frieden und Streitkräften sowie von dem neuen sicherheitspolitischen Denken in der Sowjetunion unter Gorbatschow, das auch in der Führung der SED Unterstützung fand, geriet ich nach 1987 in die Debatte um eine eigene Militärdoktrin der DDR.

DSS-Arbeitspapiere 88 | 2007

Dien Bien Phu – Entscheidungsschlacht im Dschungel

Historisches, Erinnerungen, Begegnungen

ISSN 1436-6010 | 48 Seiten

Im Januar 2007 besuchte ich mit meiner Frau und unserem Freund Long den Nordwesten Vietnams. Dort, in unmittelbarer Nähe der Grenze zu Laos, liegt ein an sich ganz unbedeutender Ort: Dien Bien Phu. Vor mehr als 50 Jahren geriet er in das Zentrum der Weltpolitik und damit in die Schlagzeilen der Presse. Anlass dafür war ein welterschütterndes Ereignis, die Entscheidungsschlacht zwischen dem Gros der französischen Kolonialarmee in Südostasien und dem der Befreiungsstreitkräfte des revolutionären Vietnam. Diese Schlacht, die mit dem Untergang der modern ausgerüsteten und professionell geführten Armee Frankreichs endete, erhielt den Beinamen Das Stalingrad im Dschungel. Zu Recht, wie ich meine, denn unstrittig bestehen Gemeinsamkeiten zwischen der Winterschlacht an der Wolga im Jahre 1942/43 und jener Schlacht, die etwa zehn Jahre später in den vom Dschungel überwucherten Bergen Nordvietnams stattfand. Beide bezeichneten Wendepunkte im jeweiligen Kriegsgeschehen und endeten mit dem Untergang von Armeen, die vorher mit dem Nimbus der Unbesiegbarkeit umgeben waren. Aber auch der Heroismus jener, die ihr Vaterland unter Aufbietung aller Kräfte gegen äußere Feinde verteidigten, berechtigt zu diesem Vergleich. Natürlich gab es auch Unterschiede. Diese resultierten vor allem aus der völlig veränderten politischen Weltsituation im Ergebnis des Zweiten Weltkrieges. Die Konfrontation zwischen den beiden damals entstandenen antagonistischen Machtblöcken und deren Führungsmächten – den USA auf der einen und der UdSSR auf der anderen Seite – prägte auch den Charakter des in Südostasien geführten Krieges. Beide Systeme nutzten ihn, um vorteilhafte strategische Positionen im Kampf um die Vorherrschaft in der Welt zu erlangen. Um nicht mehr, aber auch um nicht weniger, ging es damals.

DSS-Arbeitspapiere 110 | 2014

Wissenschaftliche Kritik und Reformbestrebungen zum Grenzschutz der DDR zwischen 1980 und 1990

Dokumente und Kommentare aus der Distanz von drei Jahrzehnten

ISSN 1436-6010 | 117 Seiten

Mit dem 25. Jahrestag der friedlich erzwungenen Öffnung der Grenze zwischen den beiden deutschen Staaten rückt erneut die Erinnerung an das rigide Grenzregime der DDR mit den daraus resultierenden Opfern in den Blickpunkt der Öffentlichkeit. Gleichzeitig wird der unblutige Verlauf dieses Epoche machenden Ereignisses der „Maueröffnung“ und die Besonnenheit und Zurückhaltung der eingesetzten Grenzsicherungskräfte der DDR an diesem Wendepunkt in der deutschen Geschichte als bemerkenswert, ja als spektakulär gewürdigt. In der Tat wird man in der europäischen Geschichte außer 1989 kaum eine zweite so dramatische Wende finden, die unblutig abgelaufen ist. Die Ursachen dafür sind sicher vielfältig und in wissenschaftlichen Arbeiten der letzten Jahre untersucht und beschrieben. Unbekannt geblieben ist dabei bisher, dass es in dem Grenzsicherungsorgan der DDR selbst Gesellschafts- und Militärwissenschaftler gab, die sich im letzten Jahrzehnt der Existenz der DDR kritisch mit dem existierenden Grenzregime auseinandersetzten und eine konsequente Reform sowohl des Grenzregimes als auch der Grenztruppen selbst einforderten. Diese Reformforderungen kamen zwar zu spät, zumal die politische und militärische Führung der DDR in der bereits eingetretenen Lethargie nicht gewillt war, ihnen zu folgen, dennoch beeinflussten die diesbezüglichen Dispute im Inneren des Grenzsicherungsorgans das Denken und Handeln seiner Angehörigen. Mit dem vorliegenden Heft will die Dresdener Studiengemeinschaft in der DDR verfasste wissenschaftliche Arbeiten von Angehörigen der Grenztruppen bekannt machen, die der friedlichen Revolution vorausgingen und eine Basis zu einer rechtsstaatlichen Entwicklung des Grenzschutzes der DDR bilden sollten und die rasche Überwindung der Deformationen des Grenzschutzes einforderten.

WM ohne Menschenrechte

Die Fußball-Weltmeisterschaft 1978 in Argentinien

4 Seiten | Autor: Stefan Peters

Im Sommer 2018 jährt sich eine der dunkelsten Stunden des Weltfußballs zum 40. Mal. 1978 fand die Fußball-Weltmeisterschaft inmitten der brutalen zivil-militärischen Diktatur in Argentinien statt. Angesichts kommender Fußball-Großveranstaltungen stellt sich auch die Frage: Was haben die Welt und der Fußball aus der Geschichte gelernt?

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Erschienen in
Welttrends 139 | 2018
Militärmacht EU?
72 Seiten

Kasachstan und die russländischen Revolutionen

4 Seiten | Autor: Bulat Sultanov

Den Revolutionen von 1917 ging der Aufstand der Kasachen von 1916 voraus. Angesichts der Beteiligung aller Völker des Zarenreiches handelte es sich 1917 um eine „russländische“ Revolution. Der Autor zeigt die historischen Besonderheiten Kasachstans und stellt seine Rückschlüsse für die heutige Zeit vor.

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Erschienen in
Welttrends 138 | 2018
Verunsichertes Japan
72 Seiten

Der Weg in den Krieg 1914 (I)

Zum Versagen der außenpolitischen Perzeption

15 Seiten | Autor: Erhard Crome

Der Zusammenhang zwischen Kapitalismus, Krise und Krieg ist unbestritten. Aber Kapitalismus führt nicht automatisch zum Krieg, Kriege werden gemacht. Das verdeutlicht der Weg in den Ersten Weltkrieg. Im ersten Teil setzt sich der Autor mit dem außenpolitischen Perzeptionsproblem in seiner Gesamtheit und der Rolle Deutschlands im Besonderen auseinander.

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Erschienen in
multipolar 3 | 2017
Abrüstung und nukleare Bedrohung
108 Seiten