2007

Zu spät kommen und ausbrechen

Überlegungen zur „Idee der Nation“

5 Seiten | Autor: Aleksandr Sogomonov

Die außergewöhnliche Sensibilität der russischen Öffentlichkeit bzw. des Massenbewußtseins für die gegenwärtige nationale Problematik kann man auf zweierlei Weise interpretieren. Auf der einen Seite erleben wir in der Tat eine Periode des nationalen Aufschwungs – ein postimperiales Syndrom des erwachenden Nationalgefühls. Auf der anderen Seite sondieren wir fieberhaft verschiedene Wege für den Aufbau einer bürgerlichen Gesellschaft im polyethnischen Raum, deren ethnische Quellen im Verhältnis zum Prinzip der gesellschaftspolitischen Partizipation zweitrangig werden. Beide Prozesse sollten auf den ersten Blick im Widerspruch zueinander stehen, obgleich unter den gegenwärtigen Bedingungen beide nur als Folge einer tieferen kulturellen Revolution möglich sind, die im heutigen Rußland spezifische Merkmale von Nationenbildung hervorbringt.

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Anmerkungen zum russischen Nationalismus

Eine Erwiderung auf Oleg Kiľdjušov

8 Seiten | Autor: Vitalij Kurennoj

Bei seinem Versuch einer „philosophischen Problematisierung“ des „russischen Nationalismus“ hat Oleg Kiľdjušov sich zwei Aufgaben gestellt: 1) die eigentliche „Problematisierung“ der Verwendung des Nationalismus-Begriffs in der gegenwärtigen rußländischen Diskurspraxis, 2) das „Provozieren“ einer Diskussion, welche „die ziemlich verworrene semantische Situation um den heutigen russischen Nationalismus [klären könnte], mit dem Ziel, am Ende eine Korrektur der entstandenen diskursiven Praxis zu erreichen“.

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Der russische Nationalismus als Problem der rußländischen Öffentlichkeit

Versuch einer philosophischen Problematisierung

6 Seiten | Autor: Oleg Kiľdjušov

Im folgenden geht es um eine inhaltlich wie methodisch doppelte Aufgabenstellung: 1. um die Problematisierung der Verwendung des Topos „Nationalismus“ in den rußländischen gesellschaftspolitischen Debatten der letzten Zeit, und 2. um das Provozieren einer qualifizierten Diskussion, in deren Verlauf die Disputanten nicht darauf aus sind, ihren Opponenten publizistisch oder rhetorisch zu „besiegen“, etwa indem seine moralische Haltung angegriffen wird, sondern sich gemeinsam bemühen, die ziemlich verworrene semantischen Situation um den heutigen russischen Nationalismus zu klären – mit dem Ziel, am Ende eine Korrektur der entstandenen diskursiven Praxis zu erreichen. Zu dieser umfangreichen Aufgabenstellung soll hier ein diskursanalytischer Beitrag geleistet werden, ohne den Anspruch auf eine endgültige „Lösung“ des Problems. Das letzte Wort hat wie immer die gesellschaftliche Praxis.

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Konvergenzbremse Produktivität

Ursachen und Folgen zurückbleibender Arbeitsproduktivität in Ostdeutschland

16 Seiten | Autor: Ulrich Busch, Karl Mai

Auch im siebzehnten Jahr der deutschen Einheit differieren Ost- und Westdeutschland weiterhin erheblich nach volks- und regionalwirtschaftlichen Kriterien. Die Unterschiede betreffen nicht nur das äußere Erscheinungsbild, die demographische Situation, die Einkommen, den Konsum und die allgemeine Stimmungslage, sondern ebenso die wirtschaftlichen Fundamentaldaten und makroökonomischen Indikatoren. So weichen Produktion, Beschäftigung, Produktivität, Löhne und Investitionen im Ost-West-Vergleich erheblich voneinander ab. Die Dynamik der wirtschaftlichen Entwicklung im Osten reicht nicht aus, um diese Diskrepanz zu überwinden. Die Folge ist, daß sich für Ostund Westdeutschland deutlich differierende Zukunftschancen bzw. -risiken ergeben.

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Komplexe Zusammenhänge und die Praxis von Akteur/inn/en in den Blick nehmen!

Anmerkungen zum Bericht Zur Lage in Ostdeutschland

16 Seiten | Autor: Irene Dölling, Susanne Völker

Das Netzwerk und der Innovationsverbund Ostdeutschlandforschung haben Ende des Jahres 2006 ihren ersten Bericht zur Lage in Ostdeutschland vorgestellt. Im Unterschied zu zahlreich vorliegenden Einzelbefunden wird im Bericht der Versuch unternommen, „den Zusammenhang zwischen den verschiedenen wirtschaftlichen und sozialen Problemen zu untersuchen“. Konzeptionell liegt diesem Versuch die Annahme zugrunde, daß die in Ostdeutschland zu beobachtenden Entwicklungen als Teil eines umfassenden Umbruchs der fordistischen Erwerbsgesellschaft zu sehen und in den Kontext eines „of fenen Suchprozesses“ nach einem neuen Wirtschafts- und Sozialmodell zu stellen sind.

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Strategische Erinnerungen als „Kampf um die Lebenden“

Das Gedenken an das Massaker von Srebrenica bei in Berlin lebenden Bosniern

9 Seiten | Autor: Rozita Dimova

Dieser Artikel beschreibt einen wichtigen, in der Politik der Erinnerung enthaltenen Widerspruch: die Spannung zwischen tatsächlichen Erinnerungen vergangener traumatischer Erfahrungen und den politischen Zwängen, die solche Erinnerungen in aktuellen Kontexten beeinflussen. Gegenwärtige Komplikationen mit dem rechtlichen Status der Flüchtlinge aus Bosnien und Herzegowina in Berlin haben einen Diskurs angeregt, den ich als „strategische Erinnerung“ bezeichne und der von vergangenen Ereignissen in einer sehr selektiven, planvollen und kalkulierten Art Gebrauch macht. Diese strategische Erinnerung unterscheidet sich sowohl von der Authentizität als auch von der Nicht-Authentizität dessen, „was wirklich passierte“. Statt dessen geht es um den rechtlichen und politischen Kontext, der die Ökonomie des Gedächtnisses selbst formt: seinen Inhalt, seinen performativen Aspekt und die Erzählungen, die den „realen Schmerz und das Leiden“ umfassen. Anstatt die Genauigkeit dessen zu evaluieren, was die Menschen erinnern, wird hier die gebrochene und nichtlineare, auf verdichteten Raum- Zeit-Achsen ruhende Verlaufsrichtung des Gedächtnisses analysiert: Es stützt sich auf die Vergangenheit, wirkt auf die Gegenwart und zielt darauf ab, Spannungen des rechtlichen Status für die Zukunft zu lösen.

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Die Politik des Mitleids

Verlustbewältigung in einer russischen Provinz

13 Seiten | Autor: Serguei Oushakine

Im Herbst 2001, bei Feldforschungen in Barnaul, traf ich Svetlana Pavlukova, Leiterin und Gründerin der Altai-Niederlassung des „Komitees der Soldatenmütter“. In ihrem Büro, vor den Fotografien gefallener Soldaten der Kriege in Afghanistan (1979–1989) und Tschetschenien (seit 1994), erklärte sie mir das zentrale Ziel ihrer Tätigkeit.

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Die Wiederentdeckung schlafender Alternativen in der Rechtslehre

Der Begriff „Aktiengesellschaft“

8 Seiten | Autor: Philipp Klages

Durch die Internationalisierung der Kapitalmärkte haben sich die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für börsennotierte Aktiengesellschaften dramatisch verändert. Die Großunternehmen agieren in einem Umfeld, das zunehmend von Marktkräften beherrscht wird. Die Barrieren, welche den Markt für Unternehmenskontrolle außer Kraft gesetzt hatten, sind weitgehend erodiert. Dadurch ist die Gefahr einer feindlichen Übernahme für zu niedrig bewertete Unternehmen zu einer realen Bedrohung geworden. Die Großbanken haben große Teile ihrer Industriebeteiligungen abgestoßen und sich aus zahlreichen Aufsichtsräten zurückgezogen. Als Eigentümer wurden sie in vielen Fällen von angloamerikanischen Portfolioaktionären abgelöst, die den finanziellen Anlagezielen im Kreise der Anlegerschaft größeres Gewicht verleihen. Die Manager deutscher Großunternehmen sind durch den Rückzug der Banken in größere Abhängigkeit von den Eigenkapitalgebern geraten und sehen sich in stärkerem Maße mit deren Renditezielen konfrontiert.

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Corporate Social Responsibility

Unternehmen als Adressaten und Aktivisten einer transnationalen Bewegung

10 Seiten | Autor: Janina V. Curbach

Mit dem Herauswachsen von wirtschaftlichem Handeln aus nationalstaatlich verfaßten Räumensind transnational operierende Unternehmen („transnational corporations“ bzw. TNCs) in den letzten Jahrzehnten zu mächtigen globalen Akteuren geworden. Gleichzeitig hat ihre öffentliche Reputation gelitten, weil sie oft für Umwelt- und Sozialstandard-Dumping verantwortlich gemacht werden. Insbesondere Nichtregierungsorganisationen (NGOs) werfen Unternehmen vor, daß sie die fehlende Kapazität von Nationalstaaten zu internationaler Marktregulierung für ihr privates Interesse an Shareholder Value-Maximierung ausnutzen – ohne Rücksicht auf ökologische und soziale Kosten. Aus dieser Situation heraus hat sich in den letzten Jahren eine transnationale Bewegung unter der Bezeichnung „Corporate Social Responsibility“ (CSR) entwickelt, die eine Institutionalisierung von freiwilligem Engagement von Unternehmen zu ökologischer und sozialer Nachhaltigkeit vorantreibt. Es wird im vorliegenden Beitrag argumentiert, daß „CSR“ auf diese Weise zum Trägerkonzept in einem Prozeß sozialen Wandels geworden ist, in dem eine multi-organisationale CSRBewegung Deutungsmuster zu transnationaler Unternehmensverantwortung als „freiwilligen Beitrag zu Nachhaltigkeit“ legitimiert und erfolgreich durchsetzt.

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Primat der Finanzmarktorientierung

Zur Logik der Auflösung der Deutschland AG

9 Seiten | Autor: Jürgen Beyer

Zu den augenfälligsten Besonderheiten des deutschen Systems der Unternehmenskontrolle gehörte in der Vergangenheit das die größten Unternehmen verbindende Netzwerk der Personen- und Kapitalverflechtung – die sogenannte „Deutschland AG“. Diese Benennung des Verflechtungsnetzwerkes verdeutlicht, daß im deutschen System der Unternehmenskontrolle eine über Unternehmens- und Konzerngrenzen hinausreichende Koordination angestrebt wurde. Unwillkommene Unternehmensübernahmen aus dem Ausland wurden gemeinschaftlich abgewehrt, Unternehmenskrisen koordiniert aufgefangen und strukturelle Schieflagen ganzer Wirtschaftszweige mittels von Banken gesteuerter Restrukturierung beseitigt. Darüber hinaus ließ sich auch die Konkurrenz zwischen inländischen Wettbewerbern teilweise regulierend begrenzen. In den letzten Jahren hat sich das typische Verflechtungsnetzwerk der deutschen Unternehmen in Abweichung zu dieser Jahrzehnte währenden Tradition jedoch fundamental verändert. Daten der Monopolkommission zeigen im Zeitraum zwischen 1996 und 2002 einen deutlichen Rückgang, der sowohl die Verflechtung über Anteilskapital als auch die personelle Verflechtung von Vorständen und Aufsichtsräten betrifft.

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