2015

Das politische Element in der soziologischen Theoriebildung

Eine postkoloniale Betrachtung

14 Seiten | Autor: Marietta Mayrhofer-Deák

In Das Politische Element in der nationalökonomischen Doktrinbildung (1932) versucht Gunnar Myrdal zu erklären, weshalb die Vorstellung des „homo oeconomicus“ – des Menschen, der in allen Lebensbeziehungen den Nützlichkeitswert voranstellt – in wirtschaftswissenschaftlichen Theorien als implizite Theorie einfließen konnte und nicht ausreichend expliziert wurde. Myrdal geht davon aus, dass die ökonomischen Lehren aus der Philosophie des Naturrechts und der utilitaristischen Moralphilosophie ihr normatives Ziel, die Hauptkategorien ihres Denkens und die Methode der Beweisführung entnahmen. Eine Auseinandersetzung mit den utilitaristischen philosophischen Grundlagen sei in den Wirtschaftswissenschaften jedoch nicht kontinuierlich vorangetrieben worden. Einen Grund dafür sieht Myrdal in der Isolierung der Wirtschaftswissenschaften von anderen Sozialwissenschaften; der Hauptgrund liegt Myrdal zufolge jedoch in der Tatsache, dass utilitaristische Konzepte im Bereich des gesellschaftlichen Sollens angesiedelt sind. Es bestehe daher kein unmittelbares Interesse daran, diese Grundlagen zu untersuchen bzw. infrage zu stellen.

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Erschienen in
Kultursoziologie 2 | 2015
Eurozentrismus der Soziologie?
108 Seiten

Dekonstruktionen des „Anderen“ in Ethnologie und Soziologie

Ein Plädoyer für eine postmigrantische Perspektive

17 Seiten | Autor: Lisa Gaupp

Ethnologie und Soziologie ähneln sich mittlerweile in ihren Perspektiven, Methoden und Theorien so weit, dass es außer bei der Verteidigung von Lehrstühlen schwer fällt, wirkliche Unterschiede festzustellen. Je nach Standort werden beide Disziplinen ein Mal den Sozialwissenschaften, ein anderes Mal den Geistes‑ und/oder Kulturwissenschaften zugeordnet. Ebenfalls lassen sich in den Gegenständen der beiden Disziplinen viele Überschneidungen finden: Ethnologen forschen längst „vor der eigenen Haustür“, und die ehemals „fremden Völker und Kulturen“ als Hoheitsgebiete der Ethnologie gehören nicht zuletzt in Zeiten der Globalisierung und weltweiter Mobilität von Personen und Kulturformen zum Forschungsrepertoire der Soziologie. Nach wie vor geht es jedoch um „Fremdverstehen“, das nicht zuletzt methodologische Implikationen aufwirft, mit denen sich die Qualitative Sozialforschung und vor allem die Ethnografie auseinandersetzen. Die theoretisch-moralischen Kritikpunkte ähneln sich auch hier wieder und sind mit der folgenden Frage zusammenzufassen: Wie lassen sich Daten legitimieren, die ohnehin subjektiv sind, aber zuvorderst der Crux unterliegen, auf der Basis von Machtbeziehungen gewonnen worden zu sein?

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Erschienen in
Kultursoziologie 2 | 2015
Eurozentrismus der Soziologie?
108 Seiten

Kritik der soziologischen Kritikkultur(en)

14 Seiten | Autor: Lucia Killius

Kritik in verschiedenen Formen wird von großen Teilen der Soziologie als eine ihrer Kernaufgaben verstanden. Gleichzeitig besteht der Anspruch der Disziplin, diesen kritischen Blick auch auf sich selbst zu richten. Ob die Soziologie ihren eigenen selbstreflexiven Ansprüchen gerecht werden kann, wird in Bezug auf verschieden Ausschluss-, Herrschaftsund Machtstrukturen innerhalb des Faches diskutiert – Beispiele sind (queer-)feministische Ansätze oder postkoloniale Theorien. Letztere nehmen eurozentrische Grundlagen verschiedener Wissenschaften in den Blick und üben dementsprechend „Eurozentrismuskritik“. Dabei stellt sich die Frage, ob jene in der (deutschen) Soziologie Erfolg hat und im Zentrum der Disziplin angekommen ist. Um diese Frage zu beantworten, wird untersucht, wie der Begriff der „Kritik“ disziplinär bestimmt ist und welche Erfolgsmaßstäbe an ihn angelegt werden, das heißt welche Kultur der „Kritik“ in der Soziologie vorherrscht. Damit erfolgt gleichsam eine Dekonstruktion dieser Frage und der soziologischen Kritikverständnisse.

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Erschienen in
Kultursoziologie 2 | 2015
Eurozentrismus der Soziologie?
108 Seiten

Die Grenzen der Zivilgesellschaft

Perspektiven der soziologischen Forschung

13 Seiten | Autor: Thomas Laux

Zivilgesellschaft ist ein problematisches und viel strapaziertes Konzept. Problematisch ist es vor allem aufgrund seiner Idealisierung. Die Zivilgesellschaft gewährleiste gesellschaftliche Pluralität, verhindere ein „Macht- und Wahrheitsmonopol“ des Staates und schütze vor einer „atomisierten Gesellschaft“. Dies führt zu politischen Anrufungen der Zivilgesellschaft als „Allheilmittel“ für gesellschaftliche Probleme. Die Idealisierung geht mit der Engführung des Konzepts einher, sodass ambivalente Prozesse und Akteure der Zivilgesellschaft nicht erfasst werden. Das Zivilgesellschaftskonzept spiegelt, so wird hier angenommen, „westliche“ Vorstellungen der Gesellschaftsordnung wider, die dessen Anwendung erschwert. Davon ausgehend wird hier die These diskutiert, ob und in welcher Form die konzeptionelle Engführung von Zivilgesellschaft, beruhend auf dessen europäischer und nordamerikanischer Provenienz, die Forschung einschränkt, sodass „unzivile“ Aspekte der Zivilgesellschaft bzw. des zivilgesellschaftlichen Handelns ausgeschlossen werden. Somit sind die Grenzen des Zivilgesellschaftskonzepts zu prüfen, um seine Anwendbarkeit zu bestimmen. In ähnlicher Absicht rekonstruiert Heins die „begriffslosen[…] Floskeln“ der Zivilgesellschaft anhand ihrer „Kontrastphänomene“. Folgend wird zunächst die Kritik am Zivilgesellschaftskonzept anhand des Phänomens der Gewalt und der Bedeutung familialer Strukturen überprüft. Nachdem die Grenzen des gängigen limitierten Konzepts skizziert worden sind, werden Alexanders Zivilgesellschaftstheorie und der CIVICUS Civil Society Index als Perspektiven einer nicht normativ eingeschränkten Zivilgesellschaftsforschung vorgestellt.

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Erschienen in
Kultursoziologie 2 | 2015
Eurozentrismus der Soziologie?
108 Seiten

Niklas Luhmann und die Überwindung des soziologischen Eurozentrismus

13 Seiten | Autor: Moritz von Stetten

Über 30 Jahre hat Niklas Luhmann an einer Theorie der modernen Gesellschaft gearbeitet, die keine Ideologie, sondern eine soziologische Beschreibung bieten soll. Soziologie verstand er als eine Beobachtung über und innerhalb des funktional ausdifferenzierten Gefüges der modernen Gesellschaft, auf einer „Ebene höherer Amoralität“. Immer wieder erntete er dafür den Vorwurf, mit kritikimmunen Begriffsvorschlägen aufzuwarten, die mit äußerst abstrakten soziologischen Erklärungen verbunden sind. Manche Kritikerinnen und Kritiker betrachten Luhmanns Soziologie daher als Versuch, die ethnozentrische Stoßrichtung der Systemtheorie zu verbergen. Aus deren Sicht steht die Evolutionstheorie der Gesellschaft für Fortschrittsvorstellungen, der Anspruch der Adäquatheit für normative Richtigkeit und die Möglichkeit einer amoralischen Beschreibung für verdeckte Zeitdiagnostik. Außerdem reproduziere Luhmann die Rhetorik von „modernen“ und „komplexen“ europäischen Gesellschaften, die sich von „primitiven“, „traditionalen“ und vergleichsweise „einfachen“ Gesellschaftsformen nicht westlicher Art abheben.4 Konstruiert Luhmann also unter dem Deckmantel der „höheren Amoralität“ eine eurozentrische oder gar hegemoniale Weltordnung? Ist die moderne Gesellschaft möglicherweise nur das Spiegelbild einer westlichen Gesellschaftsform? Oder bietet der Unterschied von Soziologie und Gesellschaftstheorie möglicherweise noch einen anderen Blick auf die Luhmannsche Systemtheorie?

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Erschienen in
Kultursoziologie 2 | 2015
Eurozentrismus der Soziologie?
108 Seiten

Kultursoziologie 2 | 2015

Eurozentrismus der Soziologie?

ISSN 0944-8101 | 108 Seiten

Gibt es einen Eurozentrismus der Soziologie? Lassen sich in der soziologischen Forschung politische Implikationen und latente ideologische Grundlagen eurozentristischen Zuschnitts identi­fizieren? Wie ist es zu erklären, dass die Kritik am Eurozentrismus eher wenig Resonanz ausgelöst hat? Diese Fragen stehen im Zentrum der aktuellen Kultursoziologie.

Inhalt

Die Kanzlerin heißt Schäuble

2 Seiten | Autor: Dietmar Bartsch

Es steht schlecht um Europa. Schlecht um die politische Einheit der Europäischen Union, welche sich längst dem Diktat der Finanzmärkte unterworfen hat. „Ein Kontinent ist nicht über das Geld zu einen“, sagte 1998 Dr. Gregor Gysi zur Einführung der europäischen Wirtschafts- und Währungsunion im Bundestag. Er hat Recht behalten. Eine Sozialunion und eine Wirtschaftsunion sind der Gemeinschaftswährung nie gefolgt.

Schlagworte: EU | Finanzkrise | Griechenland | Syriza

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Erschienen in
Welttrends 106 | 2015
Helsinki 40+
96 Seiten

Entscheidung in Potsdam

Zum 70. Jahrestag des Atombombenabwurfs auf Hiroshima und Nagasaki

6 Seiten | Autor: Manfred Müller

Vom 17. Juli bis 2. August 1945 tagte in Potsdam die Konferenz der drei Hauptalliierten zur Regelung der Nachkriegsfragen in Europa und zum noch andauernden Krieg im Pazifik. Hier fällte US-Präsident Harry S. Truman die Entscheidung zum Abwurf der Atombomben. Vorausgegangen war der erste vollständige Test einer Atombombe, über den der militärische Leiter des Manhattan-Projekts, General Leslie R. Groves, einen Bericht an Kriegsminister Henry L. Stimson übermittelt hatte.

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Erschienen in
Welttrends 106 | 2015
Helsinki 40+
96 Seiten

Götterdämmerung am Bosporus

Die türkische Außenpolitik nach dem Arabischen Frühling

6 Seiten | Autor: Savaş Genç

Der sogenannte Arabische Frühling hat die türkische Außenpolitik in eine tiefe Krise versetzt. Das Land, das sich vor dem Ausbruch der Konflikte im Mittleren Osten in dieser Region als Ordnungsmacht betrachtet hatte, muss sich nun den weitgehenden Verlust seiner Position als ein entscheidender Akteur eingestehen. Ankara steht nicht nur sicherheitspolitisch, sondern auch außenwirtschaftlich vor großen Herausforderungen. Offensichtlich ist, dass die türkische Außenpolitik keinen „Plan B“ hat, mit dem sie den aktuellen Entwicklungen strategisch begegnen könnte.

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Erschienen in
Welttrends 106 | 2015
Helsinki 40+
96 Seiten

Weltkonflikte mit Carl Schmitt

5 Seiten | Autor: Reinhard Mehring

Der Jurist Carl Schmitt betrachtete politische Prozesse unter der Perspektive von Legalität und Legitimität. Als Zeuge der Krise des Nationalstaats und Übergangs zu supranationalen Ordnungen entkoppelte er den Begriff des Politischen vom Staatsbegriff und beobachtete den Wandel der Akteure, Strategien und Formen. Man kann sein strittiges Werk historisieren, aktualisieren oder auch transformieren, und je nach Forschungsrichtung ergeben sich dann sehr unterschiedliche Resultate. Adaptieren wir einige seiner Kategorien hier versuchsweise als spotlight zur Erhellung aktueller Weltkonflikte.

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Erschienen in
Welttrends 106 | 2015
Helsinki 40+
96 Seiten