Sind wir böse?
7 Seiten | Autor: Sven Papcke
Als fromme und ordnende, geradezu begütigende Einbeziehung des Nächtig-Ungeheuren in den Kultus der Götter, so wollte Thomas Mann den Prozess der Zivilisierung verstanden wissen. Dabei steht die Gottes-Allegorie für die sozial-moralische Kompetenz und somit für das, was seit dem Thomismus als Befehl der höchsten Vernunft zur Vernünftigkeit galt. Allerdings changieren je nach Gewaltfasson die Gestalten des Ungeheuren nicht nur, sie sind zugleich mehrpolig. Das verleiht der politischen Geschichte als Chronik von Verletzung und Überwältigung des Schwächeren oder Fremden einen höchst ambivalenten Zug. Das klingt nach missverstandenem Darwinismus, die Rede ist jedoch von Vitalität: Wegen der Dramatik einer stets eher empathiearmen Konkurrenz gab es zur Gewaltdynamik bis hinein in die Moderne keine politisch belastbaren Alternativen.
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