Berliner Debatte Initial 3 | 2003

Indien: Postkoloniale Moderne

Herausgeber: Cathleen Kantner

127 Seiten

Indische Popmusik, Filme und Tänze genießen derzeit viel Aufmerksamkeit in der kulturellen Kommunikation des Westens. Doch in dem riesigen Land, das neben China als einer der größten Zukunftsmärkte gilt, das sich aufmacht, eine IT-Nation zu werden, aber nach wie vor ein eklatantes Armutsproblem und eine Bevölkerungsexplosion zu verkraften hat, ist einiges in Fluß geraten. Manche dieser neueren Entwicklungen sind besorgniserregend. In diesem Schwerpunktheft werden die Veränderuggen in zentralen gesellschaftlichen Bereichen Indiens, im Recht und in der Ökonomie, thematisiert. Dabei haben unsere Autoren sich stets bemüht, die beobachteten Veränderungen nicht nur als externe Beobachter zu bewerten, sondern auch die indische Binnenperspektive zu beleuchten. Für die Vermittlung der Kontakte zu den Autoren des Schwerpunktes bedanken wir uns herzlich bei Julia Eckert.

Im einleitenden Essay verknüpft Shalini Randeria die Analyse des Wandels der Kastengemeinschaften sowie den Rechtspluralismus im Bereich des Familienrechts miteinander und deutet beide Transformationen in einer Perspektive, welche die ungleichen Modernen postkolonialer Gesellschaften dechiffriert. Das heutige System der Kastenbeziehungen wird keineswegs als archaisches Relikt, sondern als unter der kolonialen Herrschaft umgeformte indische Variante der Zivilgesellschaft gedeutet. So wird die Autonomie der Kastengemeinschaften im Bereich des Familienrechts als modernes, ambivalentes und umkämpftes Feld sozialer Solidaritäten erkennbar. 

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