(Post-)Koloniale Moderne:

Kastensolidarität und Rechtspluralismus in Indien

14 Seiten | Autor: Shalini Randeria

Die Kartografien sozialer Bindungen in Indien haben sich so grundlegend verändert, daß die alten und neuen Muster sozialer Beziehungen einander kaum mehr gleichen. Noch vor dreißig Jahren, als sich die Modernisierungstheorie auf ihrem Höhepunkt befand, wurden Kastensolidaritäten, lokale Gemeinschaft und Religion als unerwünschte Relikte „traditioneller“ Gesellschaften betrachtet, bestimmt für den Müllhaufen der Geschichte. Damals gab es noch keine Kommunitaristen, die die in Indien vorherrschende „rückständige“ Überzeugung geteilt hätten, daß Identitäten geformt werden durch die Mitgliedschaft in Gemeinschaften, deren Lebensweisen es zu erhalten und zu schützen gelte. Erst später sollten Theoretiker des sozialen Kapitals entdecken, daß dichte soziale Netzwerke jeglicher Art die Demokratie stützen. Gemeinsames Kegeln – oder vielmehr gemeinsam Kricket spielen – betrachtete man noch nicht als Aktivitäten, die die demokratische Partizipation fördern. Religiöse Gemeinschaften wurden äußerst argwöhnisch betrachtet, glaubte man in ihnen doch ein Hindernis auf dem Weg zur Verwirklichung des säkularen Ideals zu sehen, das die Gesellschaften im Westen erreicht zu haben schienen.

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Erschienen in
Berliner Debatte 3 | 2003
Indien: Postkoloniale Moderne
127 Seiten

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