Ideen im Kampf um eine friedliche Welt
ISSN 1436-6010 | 56 Seiten
Wenn wir heute erneut, wie schon auf früheren Symposien, Ideen einer globalen Friedensordnung erörtern, dann unter wesentlich schlechteren Vorzeichen. Die Situation, die geistige wie die praktische, in der wir das tun, macht es uns schwer zu glauben, solche Ideen könnten bald Wirklichkeit werden. Heute sind die realen Vorgänge – wie auch der Meinungsstrom – mehr auf eine kriegerische und weniger auf eine friedliche Weltordnung ausgerichtet. Seit wir uns auf Initiative von V. Bialas dem Projekt Globale Friedensordnung zuwandten – es begann in der noch hoffnungsvollen Anfangsphase des Aufbruchs in die Ära nach dem Kalten Krieg – sind die Chancen, die es nach dem militarisierten Konflikt zweier Welten gab, erstmalig einen Frieden zu schaffen, der auf seinen eigenen Grundlagen ruht, leichtfertig vertan worden. Heute müssen wir die Hoffnung, eine friedlichere Weltordnung könnte den Irrsinn beenden, die menschliche Kraft und die begrenzten Ressourcen für immer höhere Berge von immer gefährlicheren Waffen zu vergeuden, anstatt sie zu verwenden, um die drängenden Menschheitsprobleme zu lösen, in einen sehr viel weiter gespannten Zeithorizont setzen. Der Präsident der einzigen Weltmacht hat sein globalstrategisches Kredo, ausgesprochen schon im Wahlkampf, wahr gemacht, wonach Peacekeeping nicht Sache der US-Army sei. „Unsere Armee ist dafür da, Kriege zu führen und Kriege zu gewinnen.“1 Jetzt gaben die ungeheuerlichen Terroranschläge gegen die Symbole wirtschaftlicher und militärischer Weltherrschaft der USA, dieser medienwirksame Massenmord, dem obersten Warlord der westlichen Welt die Gelegenheit, ebenso medienwirksam und nicht weniger mörderisch einen Krieg zu inszenieren. Die Glaubwürdigkeit amerikanischer Überlegenheit soll wiederhergestellt werden und zugleich kann man endlich die lange gehegten Interessen in einem strategisch wichtigen Raum für die USA sichern.
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