Zweiter Weltkrieg

Walter Kempowskis „Das Echolot. Abgesang ’45“

Vom Archiv zur Druckfassung

13 Seiten | Autor: Roger Woods

Roger Woods analysiert „Das Echolot. Abgesang ’45“, den letzten Band von Walter Kempowskis „kollektivem Tagebuch“ des Zweiten Weltkrieges, vor dem Hintergrund theoretischer Diskussionen zur subjektiven Erfahrung der Geschichte und zur Gegenüberstellung von homogenisierten und heterogenen Formen der Erinnerung. Ein Vergleich von Kempowskis Originalunterlagen im Archiv der Berliner Akademie der Künste mit den Auszügen, die im „Abgesang ’45“ veröffentlicht wurden, zeigt, dass das Material, das Kempowski erhalten hatte, nicht immer eine Sammlung von originalen Briefen, Tagebüchern und Notizen aus den letzten Jahren des Krieges ist, wie der Untertitel des Echolot-Projekts – „ein kollektives Tagebuch“ – nahelegt. Zwar vermittelt „Abgesang ’45“ einen für die heterogene Erinnerung von Individuen charakteristischen internen Dialog, aber dieser Dialog spielt eine untergeordnete Rolle im Vergleich zur Darstellung kollektiven deutschen Leids, die Kempowski durch Auswahl, Überarbeitung und Rekontextualisierung des Archivmaterials priorisiert.

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Erschienen in
Berliner Debatte 3 | 2022
Auf in die Provinz!
140 Seiten

Was seltener im Fokus steht: Gedanken zum Zweiten Weltkrieg

7 Seiten | Autor: Wolfram Wallraf

Alle Jahre wieder wird dem Beginn des Zweiten Weltkriegs gedacht, der bislang furchtbarsten Katastrophe der Menschheitsgeschichte. Einem Krieg, dem bis zu 80 Millionen Menschen zum Opfer fielen und der von Anfang bis Ende mit den entsetzlichsten Massakern und Kriegsverbre- chen, mit Völkermord und ethnischen Vertreibungen verbunden war. Im Folgenden werden einige Fragen aufgeworfen, die seltener im Fokus der öffentlichen Erinnerung stehen und möglicherweise auch neue Sicht- weisen auf das Geschehen und seine Akteure eröffnen.

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Erschienen in
Welttrends 191 | 2022
Strategische Instabilitäten
72 Seiten

Besprechungen und Rezensionen 2/2021

13 Seiten | Autor: Ulrich Busch, Wladislaw Hedeler

(1) Ulrich Busch: Über Wirtschaft, Geld und Kapital (S. 128-133); (2) Brigitte Studer: Reisende der Weltrevolution. Eine Globalgeschichte der Kommunistischen Internationale. Rezensiert von Wladislaw Hedeler (S. 133-137); (3) Christian Ganzer: Kampf um die Brester Festung 1941. Ereignis – Narrativ – Erinnerungsort. Rezensiert von Wladislaw Hedeler (S. 138-140).

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Erschienen in
Berliner Debatte 2 | 2021
Belarus – eine Revolution?
146 Seiten

Verordnetes Vergessen

Eine Polemik

11 Seiten | Autor: Yana Milev

Der Umbau erinnerungskultureller Paradigmen in Ostdeutschland seit 1989/90 war für viele DDR-Sozialisierte mit einer wissenssoziologischen Schocktherapie verbunden, da bisher gültige Geschichtsbilder und Geschichtsdeutungen sowie damit im Zusammenhang stehende Erinnerungsgemeinschaften und kollektive Identitäten systematisch aufgelöst wurden. In polemischer Absicht formuliert Yana Milev die provokante These, dass es nach 1990 in Ostdeutschland ein „verordnetes Vergessen“ gegeben habe, das vor allem darin bestehe, die Leistungen der Roten Armee und der Sowjetunion bei der Befreiung Deutschlands von der nationalsozialistischen Diktatur kleinzureden und zu verdrängen.

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Erschienen in
Berliner Debatte 2 | 2021
Belarus – eine Revolution?
146 Seiten

Die "heldenhafte Verteidigung der Brester Festung"

Ein Geschichtsnarrativ aus Legenden und Lügen

12 Seiten | Autor: Christian Ganzer

Christian Ganzer thematisiert in diesem Artikel ein herausragendes Beispiel der belarusischen Erinnerungskultur an den Zweiten Weltkrieg: das Narrativ der heldenhaften Verteidigung der Brester Festung. Basierend auf umfangreichen Archivrecherchen zeigt er, dass diese Geschichtserzählung und die entsprechende Gestaltung des Gedenkortes und Museums zur Verteidigung der Brester Festung auf Legenden und Lügen basieren und von den Machthabern bis heute politisch instrumentalisiert werden.

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Erschienen in
Berliner Debatte 2 | 2021
Belarus – eine Revolution?
146 Seiten

Der Zweite Weltkrieg und die aktuellen Deutungen der Gewalt in Belarus

4 Seiten | Autor: Aliaksandr Dalhouski

Auffällig in den gegenwärtigen Machtkämpfen in Belarus ist, dass die politischen Gegner einander als „Faschisten“ verunglimpfen. Aliaksandr Dalhouski sucht in seinem Beitrag nach Erklärungen dafür, warum in der aktuellen politischen Krise der Zweite Weltkrieg visuell und semantisch so präsent ist. Ein Grund sei die offizielle belarusische Erinnerungskultur mit ihrem Narrativ des belarusischen Helden- und Opfervolkes – ein Konstrukt, das den Zusammenbruch der Sowjetunion überdauert habe und national aufgeladen wurde. Anschließend zeichnet Dalhouski ein persönliches Bild der gegenwärtigen Lage, in der die Instrumentalisierung der Geschichte die gesellschaftlichen Gräben vertieft.

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Erschienen in
Berliner Debatte 2 | 2021
Belarus – eine Revolution?
146 Seiten

„Russland ist unser Indien“

Zum deutschen Überfall auf die UdSSR 1941

5 Seiten | Autor: Hans-Heinrich Nolte

1941 beherrschte das nationalsozialistische Deutschland Europa zwischen Bug und Atlantik, Narvik und Kreta. Sowohl eine deutsche Invasion in England als auch eine britische Rückkehr auf den Kontinent waren unwahrscheinlich, und noch waren die USA neutral. Zwar plante Deutschland den Überfall (Führerweisung 21 vom 18. Dezember 1940),1 aber warum griff es am 22. Juni 1941 wirklich die Sowjetunion an, obwohl diese über mehr Eisenerz und Erdöl, vor allem aber über viel mehr Menschen in den kriegsfähigen Jahrgängen verfügte und hoch gerüstet war? Wenig später erklärte Deutschland auch den von Japan überfallenen USA den Krieg. Das Verhältnis des Potenzials zwischen den durch Überfälle zu Alliierten gemachten ideologischen Konkurrenten und den Angreifern war 7:2! Ritten in Berlin die Walküren zur Götterdämmerung?

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Erschienen in
Welttrends 176 | 2021
Südostasien
72 Seiten

Der 8. Mai 1945 und heute

4 Seiten | Autor: Alexander Rahr

Vera stellt sich auf die Zehenspitzen und reckt die Arme hoch. Der Stoff schleift am Boden, so groß ist das Tuch, das die junge Frau zwischen ihren Händen hält, roter Inlettstoff mit aufgenähten weißen Leinenstreifen. Die Nacht hindurch hat sie an der alten Singer gesessen und die Streifen aufgesteppt. Mit einem Kopfnicken deutet sie dem Offizier und dem Soldaten an, je einen Zipfel des Tuches zu fassen. Als die beiden das Tuch entfalten, spannt es sich quer durch den Raum. Vera prüft im schwachen Licht der Glühbirne das aufgenähte blaue Viereck mit den weißen Sternen. Die 48 Sterne sind exakt angeordnet, die Steppnähte sitzen. Vera will die Rückseite sehen. Der Offizier und der Soldat zwängen sich aneinander vorbei und halten nun die andere Seite hoch. Auch hier ist alles perfekt: rot, weiß, blau, Stars and Stripes, die US-amerikanische Flagge. Sie wissen nicht, dass heute, in den frühen Morgenstunden des 7. Mai, in Reims, dem Hauptquartier der westlichen alliierten Streitkräfte, ein Protokoll zur bedingungslosen Kapitulation der Wehrmacht unterzeichnet wurde, und auch nicht, dass in Berlin, am Sitz des sowjetischen Oberkommandos, die Unterzeichnung der Kapitulationserklärung durch die Oberbefehlshaber der Teilstreitkräfte der Wehrmacht stattfinden wird.

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Erschienen in
Welttrends 163 | 2020
Brüsseler Dynamiken
72 Seiten

„Meine jüdischen Eltern, meine polnischen Eltern“

Eine Ausstellung im Landtag Brandenburg

3 Seiten | Autor: Holger Politt

Von Januar bis April 2018 war in Potsdam im Landtag Brandenburg die Ausstellung „Meine jüdischen Eltern, meine polnische Eltern“ zu sehen. Erstmals hatte der polnische Verein „Kinder des Holocaust“ diese bemerkenswerte Ausstellung im Frühjahr 2015 mit großem Publikumszuspruch im Warschauer Museum zur Geschichte der polnischen Juden (Polin) gezeigt. Auf künstlerisch überaus gelungenen Schautafeln wird an das Schicksal von Menschen erinnert, die während der deutschen Okkupation im Zweiten Weltkrieg als kleine Kinder vor der Vernichtung gerettet wurden, weil die jüdischen Eltern sie in zumeist allerletzter Sekunde aus ihrer Obhut weggaben. Erzählt wird die Geschichte später Spurensuche und stiller Heldentaten vor dem Hintergrund des schrecklichen Geschehens von einst.

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Erschienen in
Welttrends 143 | 2018
Polens Platz in der EU
72 Seiten

„Wer die Vergangenheit kontrolliert…“

Zum polnischen Anti-Verleumdungsgesetz

4 Seiten | Autor: Laurence Weinbaum

„Wer die Vergangenheit kontrolliert, kontrolliert die Zukunft, wer die Gegenwart kontrolliert, kontrolliert die Vergangenheit“, schrieb Orwell. Diese scharfsinnige Einischt steht im Zentrum der jüngsten Entscheidung der polnischen Regierung, ein „Anti-Verleumdungsgesetz“ zum Holocaust zu erlassen.

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Erschienen in
Welttrends 138 | 2018
Verunsichertes Japan
72 Seiten