Theater

Besprechungen und Rezensionen 3/2020

(1) Wladislaw Hedeler, Thomas Möbius: Werner Tübkes und Fritz Mieraus Reisen in die Sowjetunion (S. 124-127); Wladislaw Hedeler: Zur deutschen Edition von Sergej M. Tret’jakovs Drama „Ich will ein Kind!“ (S. 128-130); (3) Harald A. Mieg, Hans Lenk, Heinrich Parthey (†) (Hg.): Wissenschaftsverantwortung. Rezensiert von Ulrich Busch (S. 130-132); (4) Isabelle Borucki, Wolf J. Schünemann (Hg.): Internet und Staat: Perspektiven auf eine komplizierte Beziehung. Rezensiert von Emma Plate (S. 133-135); (5) Steffi Richter, Andreas Singler, Dorothea Mladenova (Hg.): Tōkyō 2020/1 in der Kritik. Besprochen von Wolf-Dietrich Junghanns (S. 136-149)

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Erschienen in
Berliner Debatte 3 | 2020
Fritz Mieraus russisches Jahrhundert
152 Seiten

Ihn lockte die „Musik des Alltags“

Erinnerungen an Fritz Mierau und unser Interesse für Sergej Tretjakow

8 Seiten | Autor: Klaus Völker

Klaus Völker hatte als Dramaturg mit Horst Zankl 1975 am Theater am Neumarkt in Zürich Sergej Tretjakows Stück „Brülle, China“ in der Neuübersetzung von Fritz Mierau inszenierte. In seinem Beitrag beschreibt er ihr beider Interesse an Tretjakow und für die sowjetische Avantgarde. „Mierau mit seinem Faible für radikale, aber immer ins Offene blickende revolutionäre Denker und Künstler, war ein parteiloser Bolschewik, in der Schule von Andrej Bely, Brecht und Benjamin erzogen, für die der moderne Autor idealerweise als Ingenieur und Philosoph figurierte. Die Spuren permanenter Revolution verfolgte er von Blok, Majakowski, Tretjakow bis zu Franz Jung und Pawel Florenski.“
HINWEIS: PDF ENTHÄLT DEN KOMPLETTEN THEMENSCHWERPUNKT "Fritz Mierau – Arbeit am 'russischen Jahrhundert'" (71 SEITEN)

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Erschienen in
Berliner Debatte 3 | 2020
Fritz Mieraus russisches Jahrhundert
152 Seiten

Wo bleiben die Russen?

Der blaue Vogel“: Bertolt Brecht zwischen Alkoholismus und Kleinkunst

5 Seiten | Autor: Jan Knopf

Jan Knopf, Leiter der Arbeitsstelle Bertolt Brecht am Karlsruher Institut für Technologie, geht in seinem Beitrag den Spuren von Bertolt Brechts Begegnung mit dem russischen Exil-Kabarett „Der blaue Vogel“ im „russischen Berlin“ Anfang der 1920er Jahre nach – „ein ‚Mahagonny‘ im Kleinformat in unpassend ärmlicher Umgebung, prächtig geschmückt mit russischer Folklore und herzzerreißenden Gesängen“. Brecht gehörte zu den ersten Besuchern des „Blauen Vogels“. Dessen buntes, groteskes Puppenspiel beeinflusste ihn später bei seinen eigenen Stücken, etwa in der „Maßnahme“, im „Schweyk“ und in „Turandot oder Der Kongreß der Weißwäscher“. Und mit dem Theater verbindet sich, so Knopf, Brechts körperliche Leidensgeschichte: Der übermäßige Alkoholkonsum bei den dortigen Besuchen war eine Ursache für Brechts Nierenschädigung, an der er bis zu seinem Tod litt.
HINWEIS: PDF ENTHÄLT DEN KOMPLETTEN THEMENSCHWERPUNKT "Fritz Mierau – Arbeit am 'russischen Jahrhundert'" (71 SEITEN)

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Erschienen in
Berliner Debatte 3 | 2020
Fritz Mieraus russisches Jahrhundert
152 Seiten

Macht, Geist & Katastrophengier

11 Seiten | Autor: Harald Bluhm

Heiner Müllers Werk ist in eminenter Weise zeitgeschichtlich verankert. Die DDR und die Systemkonfrontation sind das Material, das er vor menschheitsgeschichtlichem Hintergrund auslotete – angefangen von den frühen „Produktionsstücken“ bis zu den späten dekonstruktiven Texten; im Blick immer die Frage nach einer qualitativ anderen Zukunft. Was bleibt davon? Welche Fragen stellt Müllers Werk uns heute?In dem einleitenden Beitrag, den wir unseren Leserinnen und Lesern kostenlos zur Verfügung stellen, entfaltet Harald Bluhm entlang der drei Leitbegriffe des Schwerpunkts den genuin politischen Charakter von Heiner Müllers dramatischem Werk.

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Zwischen sozialistischer Verlangsamung und kapitalistischer Beschleunigung

Heiner Müller als Zeitdenker und Mythopoet

21 Seiten | Autor: Michael Ostheimer

Michael Ostheimer wendet sich insbesondere dem Spätwerk von Heiner Müller zu und versteht ihn als einen Klassiker, der für die Gegenwart Antworten hatte und hat. Der Literaturwissenschaftler deutet Müller als katastrophengierigen Mythopoeten, d.h. als Autoren, der Mythen verwandelt und dadurch für die Gegenwart anschlussfähig macht. Das besondere Interesse gilt den Texten nach 1989/90. Mit Blick auf die in Mythen wichtige Zeitproblematik wird vor dem Hintergrund der divergierenden Zeitregime in Ost- und Westdeutschland aufgezeigt, wie Müller seine benjaminesk angelegte Geschichtsphilosophie ohne starken Zukunftsbezug in einem „Warten auf nichts“ ausformuliert.

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„Schwamm drüber Augustus“?

Römische Imperialmotivik bei „Griechen-Müller“

17 Seiten | Autor: Sebastian Huhnholz

Sebastian Huhnholz' Beitrag nimmt das Thema von Macht und dem Politischen auf. Am Beispiel von Rombezügen werden imperiale Motive in Müllers Werk verfolgt, die als Ausdruck einer Suchbewegung nach Darstellungsweisen enthemmter Gesellschaftskonstellationen begriffen werden. Damit steht Huhnholz’ Beitrag quer zu einer Literatur, die meist auf Müllers Rezeption griechischer Tragödien fixiert ist.

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Was macht ‚Katastrophen‘ bühnenfähig?

Ein Geistergespräch Heiner Müllers mit Friedrich Hebbel über dessen Diktum: ‚uns darf kein Abgrund erschrecken‘

5 Seiten | Autor: Steffen Dietzsch

Das von Steffen Dietzsch arrangierte Geistesgespräch zwischen Heiner Müller und Friedrich Hebbel weits auf Gemeinsamkeiten zwischen beiden Autoren hin, etwa ein neues Verständnis des Tragischen im Sinne unaufhebbarer Entzweiung. Beide Autoren fragen abstrakt und ihnen ist eine Blickfixierung auf die Risse, Spalten und Katastrophen eigen, die sie auf die Bühne bringen. Müller geht hier noch radikaler vor als Hebbel, weil er die Katastrophe im Alltag ansiedelt. Jedoch plädieren beide Dramatiker für eine paradoxe Auflösung der hohen Erwartungen, die häufig ins Nichts umschlagen, da die Tragödie aus ihrem Kern heraus in die Farce mündet.

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„Mein Drama findet nicht mehr statt“?

Heiner Müller auf Münchner Bühnen seit 2002

13 Seiten | Autor: Eva C. Huller

Eva Huller widmet sich anhand der seit den 1960er Jahren währenden Münchener Tradition einer ganzen Serie von Müller-Inszenierungen. Sie antwortet damit auf die Frage der Aktualität von Müller exemplarisch und beobachtet sowohl eine Kanonisierung von Müller, die v.a. mythische Texte betrifft, wie spezifische Schwierigkeiten ihn zu inszenieren.

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„Normale Ackerbauern des Geistes“

Gespräch mit Alexander Kluge über Heiner Müller

8 Seiten | Autor: Alexander Kluge

Der Schriftsteller, Filmemacher und Medienproduzent Alexander Kluge hat bekanntlich viele Interviews bzw. TV-Gespräche mit Heiner Müller geführt und ihm Erkenntnisse entlockt, was Sebastian Huhnholz auf die Idee brachte, den Spieß einmal umzudrehen und Kluge zu befragen. Dessen Aussagen, die aus später Freundschaft mit Müller erwachsen und stark auf eine ähnliche landschaftlich-regionale Prägung in Mitteldeutschland Bezug nehmen, bieten Einsichten etwa zur sprachreduktionistischen Tacitus-Linie, in der Kluge Müller und sich selbst verortet.

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Heiner Müller: Macht, Geist & Katastrophengier

Die Beiträge des Schwerpunktes zum Vorzugspreis - Mit den Stichworten "Macht", "Geist" und "Katastrophengier" beleuchten fünf Aufsätze und ein Interview verschiedene Facetten des Müllerschen Œuvres und dessen gegenwärtiger Rezeption. Sie fragen insbesondere nach Heiner Müllers „Katastrophengier“ – seiner Beschäftigung mit der Katastrophe als „Grunderfahrung“ und dem „Abgrund hinter jeder Politik“ – und deren Wirkungen in unserer „postheroischen“ Zeit.

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