Oktoberrevolution
„Revolution“ als Problem der Europäistik
8 Seiten | Autor: Steffen Dietzsch
Steffen Dietzsch fragt in seinem Beitrag, was die („konservativ-revolutionären“) Autoren der Zeitschrift „Widerstand“ (1926-1934) und den Philosophen Hugo Fischer (1897-1975) im Besonderen an dem „bolschewistischen Politik-Theoretiker“ Lenin interessierte. Dietzsch führt zunächst aus, wie die „zivilisatorische Katastrophe“ – denn als solche wurde die bolschewistische Revolution des Jahres 1917 zunächst von der deutschen politischen und intellektuellen Öffentlichkeit überwiegend wahrgenommen – vom „Widerstands“-Kreis sukzessive als „ein konservatives Problem“ identifiziert wurde. Sodann zeichnet Dietzsch die Denkbewegung Hugo Fischers nach, die Lenins „neuen politischen Realismus“ anschlussfähig machen sollte für (s)eine zur Europäistik umgestaltete Politische Theorie. Die Synchronisation von Fischer und Lenin ergibt sich, so Dietzsch, aus einer veränderten politiktheoretischen Funktion und Bedeutung der Revolution – vor allem in Bezug auf (National-)Staatlichkeit: „Revolution wird nicht mehr als Ausrutscher in einer ansonsten nationalstaatlich eingehegten Rechts- und Verwaltungsordnung gesehen, sondern sie ist geschichtliche Pionierarbeit, um den Tätigkeitsraum der Polis zu erweitern“.
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Perspektivenwechsel
12 Seiten | Autor: Anne Hartmann
Die junge Sowjetunion nötigte zur Stellungnahme. „Es gibt keine Neutralen und es kann keine geben“, kommentierte etwa Bruno Frei. Die vielen Reiseberichte der 1920er und frühen 1930er Jahre gaben sich entsprechend urteilsfreudig und meinungsstark. Solche Gewissheit findet man in den Texten der deutschen Schriftsteller, die während der Hitlerzeit als Emigranten in der UdSSR lebten, kaum noch. Terror und Tabus setzten dem Sprechen über die Sowjetunion Grenzen. In der Nachkriegszeit und im Nachhinein verschob sich die Perspektive noch einmal. Doch auch in den autobiographischen Rückblicken aus der DDR dominieren die ritualisierten Legenden über das Vaterland der Werktätigen, getragen von dem Bemühen, dem Exil Sinn zuzumessen und die politischen wie persönlichen Lebensentscheidungen zu rechtfertigen.
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Zwischen den Fronten: Sprache finden im ost-westlichen Gelände
16 Seiten | Autor: Wladislaw Hedeler, Karl Schlögel
Dokumentation eines Gespräches mit dem Osteuropahistoriker Karl Schlögel, geführt am 13. Dezember 2017 im Berliner Max-Lingner-Haus. Ausgangspunkte sind Schlögels zum Revolutionsjubiläum veröffentlichtes Buch „Das sowjetische Jahrhundert“ (C. H. Beck 2017) und der von ihm eingeleitete Band „De profundis. Vom Scheitern der russischen Revolution“ (Suhrkamp 2017), eine Sammlung von Essays der russischen Intelligenzija von 1918 „zur geistigen Lage Russlands“. Zur Sprache kommen aber auch Schlögels zeitgeschichtliche Prägungen als Osteuropahistoriker, das Fehlen einer Geschichte der zwischen Ost und West geführten Diskurse und ihrer Asymmetrien sowie die Notwendigkeit, über die Geschichte der damit einhergehenden Missverständnisse nachzudenken. Schlögel spricht von den „Langzeitfolgen des Kalten Krieges, der Teilung der Welt: Es hatten sich zwei verschiedene Sprach- und Begriffswelten herausgebildet. […] Und es wird noch lange dauern, das zu überwinden“.
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Editorial 3/2018
4 Seiten | Autor: Wladislaw Hedeler, Thomas Möbius, Thomas Müller
Im Themenschwerpunkt „Deutsche sehen die Sowjetunion“ stehen historische Konstellationen und Prägungen des deutschen Blicks auf Russland ebenso im Fokus wie die Darstellung und Verarbeitung des dortigen Geschehens seit 1917 aus deutscher Perspektive. Die Beiträge stellen ausgewählte Personen und Phänomene wie den Polit-Tourismus in die Sowjetunion vor. Exemplarisch untersuchen sie, was den jeweiligen Blick motivierte und formte. Dabei handelt es sich nicht zuletzt um Erfahrungen von Grenzüberschreitungen, wie der Osteuropaforscher Karl Schlögel sie nennt. Die meisten der in den Beiträgen vorgestellten Autorinnen und Autoren reisten in die Sowjetunion. Ein anderes zentrales Moment ist die Vergegenwärtigung russischer Erfahrungen. „Von der Sowjetunion lernen, heißt siegen lernen!“ lautete ein Slogan. Das war die ideologisch schlichte Form, von oben dekretiert. Doch es geht um mehr und anderes: um die Auseinandersetzung mit dem Russland des 20. Jahrhunderts – was sowohl dortiges eigenes Erleben umfasst, die Reflexion der russischen Geschichte und ihrer Ausstrahlung auf Europa und die Welt, als auch die (Wieder-)Entdeckung und Vermittlung der russischen literarischen Moderne. Damit knüpfen die Beiträge auch an den Themenschwerpunkt „Russland in Blut gewaschen“ (Berliner Debatte Initial 1/2017) an, der das Revolutionsjahr 1917 und seine literarische Verarbeitung ins Zentrum rückte.
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Ein Revolutionsjahr und seine Folgen (Teil 2)
21 Seiten | Autor: Wladislaw Hedeler
Wladislaw Hedeler setzt seine umfassende Literatur- und Veranstaltungskritik aus Heft 2/2017 dieser Zeitschrift fort und legt einen Überblick über das diesjährige Gedenken an die Russische Revolution 1917 vor. Besprochen wird eine große Auswahl an Publikationen, Ausstellungen, Theater- und Filmaufführungen, Tagungen und Vortragsreihen, die der Revolution in Russland 1917 gewidmet sind.
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Was bleibt von der Oktoberrevolution?
9 Seiten | Autor: Thomas Kuczynski
Bleibt heute noch etwas von der Oktoberrevolution und ihren Ergebnissen bestehen, an das es sich anzuknüpfen lohnt - Bausteine, die im 21. Jahrhundert noch eine produktive Wirkung entfalten könnten? Diese Frage diskutiert Thomas Kuczynski an einer Fülle historischen Materials. Dabei steht die Frage des Gemeineigentums im Zentrum seiner Ausführungen.
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Ein Revolutionsjahr und seine Folgen
16 Seiten | Autor: Wladislaw Hedeler
Was geschah 1917 in Russland zwischen der Februarrevolution und dem Oktoberumsturz? Wie werden beide Ereignisse im akademischen Milieu und unter Autoren, die der Linken nahestehen, erinnert und diskutiert? Welcher Stellenwert kommt der Historisierung bzw. der Personalisierung der Ereignisse zu? Worin besteht die politische und wissenschaftliche Neubewertung der Revolution 1917, die in den hier ausgewerteten Publikationen überwiegend als einheitlicher Prozess gefasst wird? Wladislaw Hedeler geht in dieser Besprechung auf eine Fülle aktueller Publikation sowie auf Veranstaltungen zum Revolutionsjubiläum ein.
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