Wolfram Wallraf
Auflösung ist einfacher als Transformation! Wirklich?
3 Seiten | Autor: Wolfram Wallraf
Ich bin noch mit den Volksmärchen aus der Sammlung der GebrüderGrimm groß geworden. Viele waren ganz schön grausam und spieltenin einer grimmigen Welt, die von brutalen Machthabern geprägt war.Meine Kinder wuchsen schon mit Pippi Langstrumpf auf, die sich dieWelt macht, wie sie ihr gefällt. Und mit Bibi Blocksberg. Die braucht nur„Hex-hex!“ zu sagen, und sie bekommt, was sie will.Und damit sind wir beim Thema. Hans Modrow schildert in seinerReplik, wie Gorbatschow die DDR aufgab. Für die UdSSR bedeutetedie Aufgabe des unhaltbar gewordenen Vorpostens eine notwendige geostrategischeFrontbegradigung, um eine weitere Verschiebung des internationalenKräfteverhältnisses zu ihren Ungunsten zu verhindern oderzumindest abzumildern. Der diplomatische Verkehr aus der ersten Jahreshälfte1990 deutet darauf hin, dass es – zumindest verbal – zwischen denStaatenlenkern im Zwei-plus-Vier-Prozess tatsächlich ein „understanding“gegeben hat, die NATO nicht über die Oder hinaus auszudehnen. DieSowjetunion bzw. später Russland vertrauten den westlichen Avancen inder Hoffnung, als durchaus kooperative, aber auf jeden Fall eigenständigeWeltmacht im Konzert der ganz Großen künftig weiter mitspielen zu können.Aus dieser Sicht bildeten die kleineren Staaten in Europa eher abhängigeVariablen auf dem geostrategischen Schachbrett: So wie die UdSSRdie DDR opfern musste, ging man in Moskau offensichtlich davon aus,dass die Westmächte die Tür zur NATO nach Osten auf Dauer verriegeln.Im Westen dagegen sah man eine Chance, die Schwächephase unter Gorbatschowund Jelzin zu nutzen, um Russland möglichst rückstandslos inden Orbit der Pax Americana einzupflegen und das osteuropäische Drängenin die NATO und die EU zum eigenen strategischen Vorteil zu nutzen.Dann kam Putin.
PDF: 0,00 €
Rotes Tuch in Blau mit weißer Kompassrose
6 Seiten | Autor: Wolfram Wallraf
Für die LINKE ist die NATO ein rotes Tuch, und das aus guten Gründen. Trotzdem bleibt der Nordatlantikpakt de facto bis auf Weiteres ein Pfeiler der europäischen Sicherheitsarchitektur, der nicht ignoriert werden kann. Anbei ein Vorschlag zur Operationalisierung einer verantwortungsvollen linken NATO-Politik, die auf zwei Gleisen fährt: Erstens, nutzen wir die neuen Chancen und suchen im Bündnis nach Partnern, um einen internen Wandel der NATO zu mehr gemeinsamer Sicherheit in Gang zu setzen. Zweitens, behandeln wir die NATO wie den Kernreaktor in Tschernobyl. Bauen wir einen dicken Mantel von gesamteuropäischen sicherheits- und vertrauensbildenden Maßnahmen um den gefährlichen Kern herum, bis das Innerste nicht mehr bedrohlich ist und schließlich nicht mehr gebraucht wird. Dann lassen sich vielleicht die europäischen Partner von einem für alle funktionierenden gesamteuropäischen Sicherheitssystem überzeugen.
PDF: 0,00 €
Albtraum Syrien
5 Seiten | Autor: Wolfram Wallraf
Am 30.12.2016 trat in Syrien ein Waffenstillstand in Kraft, ausgehandelt unter der Ägide von Russland, der Türkei und des Iran. Es war das dritte derartige Abkommen. Die ersten beiden Versuche, die von Russland und den USA initiiert wurden, waren bald gescheitert. Nun steht die Frage, welche Interessen und welche Möglichkeiten die verschiedenen Akteure haben, das neue Abkommen dauerhaft umzusetzen.
PDF: 0,00 €
Abspaltung oder Emanzipation im Osten?
7 Seiten | Autor: Petra Erler, Vladimir Handl, Wolfram Wallraf
Im September 2015 bat die Redaktion Beiratsmitglieder, Freunde und Kollegen um Anregungen für die Rubrik „Historie“ für das Jahr 2016. Jemand erinnerte an die Ereignisse auf dem Balkan, insbesondere den Beginn des Zerfalls von Jugoslawien im Jahre 1991. Daraufhin entwickelte sich ein interessanter Briefwechsel.
PDF: 0,00 €
Zeit für neue „Flintenreden“?
2 Seiten | Autor: Wolfram Wallraf
Letzten Winter fuhr ich für ein paar Tage nach Sölden zum Skifahren. Ich war überrascht über die große Zahl russischer Urlauber, zumeist jüngere Leute, darunter viele Familien mit Kindern. Hätte man nicht ihre Muttersprache vernommen, sie wären nicht weiter aufgefallen. Es ist die neue „Mittelschicht“, gebildet, kultiviert und verhältnismäßig gut verdienend, die sich nun auch etwas leistet und nebenbei die weite Welt ansieht. Der vormals berüchtigte „neue Russe“ – reich und laut, betrunken und aggressiv – ist marginalisiert. Ja, es hat sich etwas verändert in Russland. Die Wirtschaft wächst wieder, die Inflation ist abgeflaut, die Einkommen steigen. Die zu Jelzins Zeiten grotesk auseinanderklaffende Schere zwischen Reich und Arm schließt sich wieder. Noch immer fällt es schwer, in Russland von Rechtsstaatlichkeit zu reden, aber die ganz chaotischen und rechtsnihilistischen Zeiten sind vorbei. Wer heute in Russland seine private Zukunft aufbauen will, findet im Großen und Ganzen berechenbare Zustände vor, hat die Freiheiten des Marktes und den Zugang zu weltweiten Kommunikationsnetzen. Welch ein Unterschied zum Leben im Sowjetstaat!
PDF: 0,00 €
Drei Welten zu einer Welt
10 Seiten | Autor: Wolfram Wallraf
Ein Weltbild ist zusammengebrochen. Nach der Implosion der "Zweiten Welt", die im Norden des Erdballs ohne großen dialektischen Firlefanz zum Sieg der "Ersten Welt" erklärt wurde, bleibt die Frage nach dem weiteren Schicksal der "Dritten Welt". Diese Frage ist sowohl auf die Begrifflichkeit als auch auf die konkreten Existenzprobleme jener Gesellschaften und Länder ausgerichtet, die bislang unter den Terminus "Dritte Welt" subsumiert wurden.
PDF: 0,00 €
Japan: Macht neuen Typs oder Riese ohne Verantwortung?
9 Seiten | Autor: Wolfram Wallraf
Zwischen der ersten und der letzten dieser programmatischen Aussagen liegen zwei Jahrzehnte. In diesem Zeitraum stieg Japan zur zweitgrößten Industrienation der Welt auf, wurde zu einem global wirksamen Wirtschafts- und Finanzzentrum, etablierte sich als Gravitationszentrum regionaler Wirtschaftsverflechtung im Pazifik. Ist Japan also auf dem Weg vom Wirtschaftsriesen zur politischen Macht? Wird Japan als neue „zivile“ Macht kontinuierlich in eine angemessene globale Verantwortung hineinwachsen?
PDF: 0,00 €