Sozialismus

Maß der Freiheit

Behutsamkeit bei Lothar Kühne

14 Seiten | Autor: Martin Küpper

Ein zentraler Pfeiler der Ästhetik Lothar Kühnes ist die Kategorie der „Behutsamkeit“. Der behutsame Umgang mit den Gegenständen meint ein freies Verhältnis, das den Druck der Verunsicherung, die Zwänge der Vergeudung und die bloße Sorge um ihren Erhalt nicht mehr kennt. Er ist eine Voraussetzung für die kommunistische Beziehung der Menschen zueinander, doch nicht ohne ihr politisches Komplement, die Solidarität, zu verwirklichen. In dem Aufsatz werden die Genese des Begriffs der „Behutsamkeit“ bei Kühne rekonstruiert und dessen diskursive Hintergründe nachgezeichnet. Kühne gründet „Behutsamkeit“ zum einen auf der Rolle der Konsumtion in der Kritik der Politischen Ökonomie von Marx. Zum anderen präzisiert er das Konzept in der Abgrenzung zu anderen Auffassungen über die Gestaltung der Konsumtion, die sowohl im Sozialismus wie im Kapitalismus um Deutungshoheit konkurrierten. Als besonderes Verhalten der Individuen zu ihren gesellschaftlichen wie natürlichen Lebensbedingungen konzipiert er Behutsamkeit als Konkretion von Freiheit, die im Kapitalismus als Mittel der Kritik fungiert.

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„In der Zeit des Verrats sind die Landschaften schön“

Lothar Kühnes ästhetische Fortbildung des Marx’schen Vergegenständlichungskonzepts

12 Seiten | Autor: Christiane Weckwerth

Das Thema, das den Philosophen und Ästhetiker Lothar Kühne bewegte, ist die räumliche Umwelt. In dieser sah er nicht nur die Grundlage und Vermittlung der gesellschaftlichen Lebensweise der Menschen, sondern ebenso deren aktive Formierung. Gestaltung, Haus und Landschaft fungieren bei ihm als Schlüsselkategorien, diese komplexe Problematik zu fassen, wozu er auf Marx, insbesondere auf dessen Feuerbach-Thesen, zurückgreift. In dem Aufsatz werden Kühnes Fortbildung der Marx’schen Theorie nachgezeichnet. Ein erster Punkt befasst sich mit Kühnes Rezeption des Marx’schen Vergegenständlichungskonzepts. Ein zweiter betrachtet die ästhetische Fortbildung dieses Konzepts. Als Dreh- und Angelpunkt wird hier die Bestimmung der Arbeit als Gestaltungsprozess angesehen. Ein dritter Punkt behandelt Kühnes ästhetisch-ethische Perspektive auf die Gesellschaft als eine Erweiterung von Marx’ ökonomisch begründetem Gesellschafts- und Emanzipationskonzept. Ein vierter Punkt erörtert Kühnes ästhetischen und gesellschaftstheoretischen Auffassungen abschließend als Phänomen und zugleich Überschreitung realsozialistischer Verhältnisse.

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Dialektik des Kommunistischen und Bürgerlichen

Die sozialismustheoretischen Grundlagen der Ästhetik Lothar Kühnes

12 Seiten | Autor: Michael Brie

Lothar Kühne hatte ein wissenschaftlich-philosophisches Projekt marxistischer Ästhetik entwickelt, das von bleibender Bedeutung ist, weil es eine radikale Suche formuliert. Durch seine Konsequenz zeigt es auf, was im Rahmen dieses Paradigmas Großes möglich ist und wo die Grenzen liegen. In dem Aufsatz werden die normativen Leitfragen nachgezeichnet, die Kühnes Werk zugrunde liegen: Wie kann die entstandene sozialistische Gesellschaft als werdende kommunistische Gesellschaft gestaltet werden? Welches sind die Maßstäbe, welches die Triebkräfte, welches die hemmenden Formen? Was bedeutet dies für eine kommunistische Ästhetik? Kühnes kommunistische Ideal war radikal emanzipatorisch, doch liegt in ihm zugleich ein Problem: Kühne fasst, wie Marx, dieses als unmittelbare Gesellschaftlichkeit. Der Blick darauf kann helfen, die Leitfragen für Heute im ersten Drittel des 21. Jahrhunderts zu reformulieren, den kategorialen Rahmen neu zu fassen und sich der transformierten ästhetischen Wirklichkeit anders zu stellen.

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Editorial

4 Seiten | Autor: Martin Küpper, Thomas Möbius

Der Themenschwerpunkt „Die Ästhetik des Kommunismus“ ist dem Kulturphilosophen, Ästhetiker und Architekturtheoretiker Lothar Kühne (1931–1985) gewidmet. Mit seinen originären wie originellen Bezügen auf die Marx’sche Theorie, wie etwa der Bestimmung von Arbeit als Gestaltungsprozess, prägte Kühne die Debatten zu Architektur und Stadtplanung sowie die Ästhetik in der DDR. Er verband Ästhetik, verstanden als Gestaltung der materiellen Lebensbedingungen der Menschen, mit der Perspektive des Kommunismus – mit dem Anspruch auf Veränderung der Lebensweise. Es war nicht zuletzt diese Radikalität seines Denkens, die faszinierte und provozierte – und die ihn zu einem wichtigen Bezugspunkt in der Suche nach einem alternativen Verständnis des Sozialismus werden ließ. Was ihn leitete, war die Anteilnahme an einer Bewegung, die aus dem Sozialismus die kommunistischen Konsequenzen für die Ästhetik zieht: Welche gesellschaftlichen Herausforderungen benötigen Ästhetik? Und welche Anforderungen sind an die Ästhetik gestellt, um gesellschaftlichen Herausforderungen zu begegnen? Es ging darum, „in der praktischen Lebenstätigkeit und in den materiellen Lebensbedingungen der Menschen die Funktionen ästhetischer Faktoren zu erfassen“. Die Beiträge beleuchten Kühnes Stellung im „intellektuellen Haushalt“ der DDR, die Bildungsgründe und Bezüge seines Denkens und sie fragen danach, wie Kühnes Werk heute, unter anderen gesellschaftlichen Bedingungen als jenen, in denen und für die es entstand, neu gelesen und daran angeknüpft werden kann.

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Berliner Debatte Initial 2 | 2019

Die Ästhetik des Kommunismus – Lothar Kühne

ISBN 978-3-947802-24-1 | ISSN 0863-4564 | 148 Seiten

Der Themenschwerpunkt von Heft 2/2019 von „Berliner Debatte Initial“ ist dem Kulturphilosophen, Ästhetiker und Architekturtheoretiker Lothar Kühne (1931–1985) gewidmet. Mit seinen originären wie originellen Bezügen auf die Marx’sche Theorie, wie etwa der Bestimmung von Arbeit als Gestaltungsprozess, prägte Kühne die Debatten zu Architektur und Stadtplanung sowie die Ästhetik in der DDR. Sein radikaler Anspruch, Ästhetik, verstanden als Gestaltung der materiellen Lebensbedingungen der Menschen, mit der Perspektive des Kommunismus zu verbinden, faszinierte und provozierte – und ließ ihn auch zu einem wichtigen Bezugspunkt in der Suche nach einem alternativen Verständnis des Sozialismus werden. Die Beiträge beleuchten Kühnes Stellung im „intellektuellen Haushalt“ der DDR, die Bildungsgründe und Bezüge seines Denkens und sie fragen danach, wie Kühnes Werk heute, unter anderen gesellschaftlichen Bedingungen als jenen, in denen und für die es entstand, neu gelesen und daran angeknüpft werden kann.

Inhalt

Arbeitsfeindschaft in Marxismus und Anarchismus

10 Seiten | Autor: Peter Seyferth

Unter dem Motto „Arbeitsfeindschaft“ beleuchtet Peter Seyferth gegenwärtige Vorstellungen zur Befreiung von der Arbeit im Marxismus und Anarchismus. Er greift damit ein Thema auf, das quer zu der üblichen Konfliktlinie Autoritarismus versus Antiautoritarismus steht: Produktivismus versus Antiproduktivismus. Arbeitsfeindschaft (und Arbeitsbejahung) gibt es im Anarchismus wie im Marxismus. Plädieren Neomarxisten wie André Gorz vor allem für ein bedingungsloses Grundeinkommen, setzten Anarchisten auf direkte Aktionen gegen die Arbeit. Seyferth arbeitet die Unterschiede zwischen marxistischem und anarchistischem Antiproduktivismus heraus, plädiert jedoch dafür, dass sich die beiden Strategien ergänzen und strategische Koalitionen eingehen können.

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Erschienen in
Berliner Debatte 2 | 2018
Marx und der Anarchismus
170 Seiten

„Feindliche Brüder“

Verständigungsversuche zwischen Anarchisten und Marxisten

10 Seiten | Autor: Jan Hoff

Jan Hoff skizziert, welche Verständigungsversuche es zwischen den „feindlichen Brüdern“ gegeben hat. Mit dem Bild der feindlichen Brüder ist sowohl gegnerische Distanz wie gegenseitige Nähe angedeutet. Während die Gegnerschaft häufig im Mittelpunkt des historischen Interesses steht, ist die Nähe oftmals übersehen worden. Über die Epochenbrüche von 1914/17, 1945 und 1989/90 hinweg gibt es eine bemerkenswerte Kontinuität von Interesse, Offenheit und Diskussionsbereitschaft bezeugenden Bezugnahmen seitens marxistischer wie auch anarchistischer Theoretiker auf Ideen oder Personen der jeweils anderen Strömung. Anhand einzelner Vertreter wird exemplarisch auf die politischen Motive und historischen Hintergründe von Verständigungsversuchen zwischen Marxisten und Anarchisten eingegangen, ohne die politischen und theoretischen Differenzen zu negieren.

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Erschienen in
Berliner Debatte 2 | 2018
Marx und der Anarchismus
170 Seiten

Viktor Chaim Arlosoroffs Kritik der Marx’schen Klassentheorie

9 Seiten | Autor: Mathias Lindenau

Vor dem Hintergrund der Frage, wie der sozialistische Aufbau eines jüdischen Gemeinwesens in Palästina bewerkstelligt werden könne, setzte sich Viktor Chaim Arlosoroff mit dem Marx’schen Klassenbegriff und den daraus abgeleiteten Dogmen des Marxismus auseinander. Mathias Lindenau zeichnet Arlosoroffs Auseinandersetzung nach und geht den über Martin Buber vermittelten Einflüssen Gustav Landauers auf Arlosoroff nach. Arlosoroffs Konzeption eines jüdischen Volkssozialismus, die als Antwort auf Marx’ Klassentheorie gelesen werden kann, entspricht in vielem Landauers republikanischen Anarchismus. Arlosoroff folgt Landauer nicht nur in der Ablehnung einer historischen Gesetzmäßigkeit der Entwicklung der Gesellschaft hin zum Kommunismus sowie in der Kritik einer strikt materialistischen Auffassung, die aus veränderten ökonomischen Verhältnissen den „neuen Menschen“ des Sozialismus zwangsläufig entstehen sehe, sondern weist ebenfalls die Auffassung zurück, dass allein das Proletariat das revolutionäre Subjekt des geschichtlichen Prozesses sei und diesem somit eine Avantgarde-Funktion zukomme.

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Erschienen in
Berliner Debatte 2 | 2018
Marx und der Anarchismus
170 Seiten

Gustav Landauers Auseinandersetzung mit dem „Vorwärts“

14 Seiten | Autor: Anatole Lucet

Anatole Lucet rekonstruiert die Auseinandersetzung von Gustav Landauer mit dem „Vorwärts“, der offiziellen Stimme der deutschen Sozialdemokratie und deren marxistischer Orthodoxie. Der anarchistische Denker und Aktivist Landauer, Redakteur der Zeitschrift „Der Sozialist“, spielte eine wichtige Rolle im Protest gegen die marxistische Vorherrschaft in der Linken. Ausgehend von der wechselseitigen Kritik, zeigt Lucet den hinter der heftigen Polemik stehenden Konflikt auf: die grundsätzliche theoretische und strategische Kontroverse über zwei entgegengesetzte Auffassungen des Sozialismus. Diese wird in ihren zentralen Merkmalen nachgezeichnet

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Erschienen in
Berliner Debatte 2 | 2018
Marx und der Anarchismus
170 Seiten

Anarchismus versus Marxismus zwischen 1872 und 1914

13 Seiten | Autor: Philippe Kellermann

Philippe Kellermann gibt einen Überblick über die Kämpfe zwischen Marxisten und Anarchisten in der Zeit von der Internationalen Arbeiter-Assoziation (IAA, 1864–1877) bis zum Ersten Weltkrieg. Er widmet sich einer Zeitspanne, in der die sozialistische und Arbeiterbewegung ihre Ausprägung erhielt und ihre Kernauseinandersetzungen führte. Anarchismus und Marxismus bildeten hierbei zwei zentrale Denkgebäude und agierende Strömungen. Sie werden hier unter dem Bild „feindlicher Brüder“ (Johann Most) betrachtet. Wobei jedoch zu berücksichtigen ist, dass beide keineswegs in sich geschlossen sind und es bisweilen Übergänge zwischen verschiedenen Akteuren gab.

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Erschienen in
Berliner Debatte 2 | 2018
Marx und der Anarchismus
170 Seiten