Berliner Debatte Initial

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Journal

Digitale Sexarbeit

Ausbeutung und Amateurisierung auf Sex-Cam-Plattformen

11 Seiten | Autor: David Greifenberg

Dass die Plattformökonomie auch körpernahe Dienstleistungen erfasst, illustriert David Greifenberg an der Pornobranche. Am Beispiel von Sex-Cam-Plattformen untersucht er, wie die Digitalisierung Sexarbeit verändert. Sex-Cam-Plattformen grenzen sich von der professionellen Porno-Industrie ab, indem sie das Amateurhafte der Darstellung betonen und die Illusion einer authentischeren, lustvolleren und moralisch höherwertigen Sexarbeit erzeugen. Die Emanzipationspotentiale amateurhafter Sex-Cam-Arbeit, die man vermuten könnte, seien de facto kaum vorhanden. Vielmehr unterwerfen sich die Darstellenden dem harten Regime der Aufmerksamkeitsökonomie, das ihre Arbeit entwertet.

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Erschienen in
Berliner Debatte 3 | 2021
digital arbeiten
166 Seiten

Das Ende der Gig Economy?

Plattformlieferdienste zwischen Ausdehnung und Arbeitskonflikten

13 Seiten | Autor: Janis Ewen

Im Feld der einfachen Dienstleistungen haben sich Plattformunternehmen angesiedelt, die zu neuen Formen digitaler Arbeitsorganisation führen. Insbesondere in der plattformvermittelten Kurierarbeit verbindet sich die technische Infrastruktur der Plattform mit einer algorithmischen Steuerung des Arbeitsprozesses. Die Ausgestaltung der Plattform-Lieferarbeit ist jedoch ein umkämpftes Feld, in dem Beschäftigte versuchen, auf ihre Arbeitsverhältnisse einzuwirken und die Plattformlogik zu modifizieren. Janis Ewen fragt nach Arbeitsansprüchen und Handlungsorientierungen der Plattformarbeiter*innen von Lieferdiensten. Anhand von Material aus qualitativen Interviews zeigt er, dass aus der Arbeit resultierende Sinnverluste, Anerkennungsdefizite und Planungsunsicherheiten bei den Kurieren (Rider) zur Delegitimierung der Plattformen führen und damit zu subjektiven Voraussetzungen von Arbeitskonflikten werden können.

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Erschienen in
Berliner Debatte 3 | 2021
digital arbeiten
166 Seiten

Dienstleistungsplattformen als dualistische Meta-Organisationen

Eine ethnografische Analyse von Kontingenzarbeit und ihren Organisationskulturen

14 Seiten | Autor: Oliver Nachtwey, Simon Schaupp

Oliver Nachtwey und Simon Schaupp untersuchen den Charakter von Serviceplattformen aus wirtschafts- und organisationssoziologischer Sicht. Ihr Beitrag basiert auf einer ethnografischen Studie und semi-strukturierten Interviews, die bei einem deutschen Lieferdienst durchgeführt wurden. Die Autoren argumentieren dafür, Serviceplattformen als dualistische Metaorganisationen zu verstehen. Im Zentrum des Unternehmens findet sich ein organisationaler Kern mit Rechten und Pflichten der Mitglieder. Außerhalb dieses Kerns gibt es eine periphere Organisation, die ein Hybrid aus Organisation und Markt ist. Die Rechte und Pflichten der in diesem Organisationsteil Beschäftigten sind begrenzt. Diese prekären Arbeitsbeziehungen der digitalen Ökonomie bezeichnen die Autoren als Kontingenzarbeit. In einem solchen Rahmen erfahren die Arbeitnehmenden neue Formen der Unsicherheit.

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Erschienen in
Berliner Debatte 3 | 2021
digital arbeiten
166 Seiten

Plattformarbeit im Kräftefeld alter und neuer Institutionen

10 Seiten | Autor: Markus Hertwig

Markus Hertwig vertritt in diesem Beitrag die These, dass plattformbasierte Arbeit, die auf Online-Arbeitsmärkten gehandelt oder verrichtet wird, wie alle anderen Formen von Arbeit in hohem Maße gesellschaftlich geprägt ist. Da sich in der derzeitigen Phase gefestigte Institutionen der Strukturierung von Arbeit noch nicht etabliert haben, ist Arbeit Spielball im Machtspiel gesellschaftlicher Kräfte. Die Strategien und Alltagspraktiken von Plattformunternehmen und Kund*innen produzieren so – aufgrund stark asymmetrischer Machtverhältnisse und fehlender Regulierung – prekäre Arbeitsbedingungen. Bislang wurden Plattformen als Black Box betrachtet. Betrachtet man die internen Strukturen, so wird deutlich, dass Plattformen – wie alle Unternehmen oder Organisationen – Entscheidungen über die Strukturierung von Arbeit treffen, die immer auch anders ausfallen können. Hertwig argumentiert gegen den verbreiteten (impliziten) Markt- und Technikdeterminismus, der davon ausgeht, dass Plattformen per definitionem algorithmisch steuern und dass dies unweigerlich negative Folgen für Arbeit mit sich bringt.

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Erschienen in
Berliner Debatte 3 | 2021
digital arbeiten
166 Seiten

Das Agilitäts-Dispositiv

Die Coder-Klasse zwischen Selbstermächtigung und digitalem Taylorismus

10 Seiten | Autor: Timo Daum

Vor 20 Jahren entstand das „Manifest für Agile Softwareentwicklung“. Seine Prinzipien haben sich in der Zwischenzeit in Gestalt agiler Methoden in der Softwarebranche etabliert. Kleine Teams entwickeln in kurzen Iterationen funktionsfähige Prototypen, kommunizieren ständig und steuern sich weitgehend selbst. Das Streben des Managements nach Geschwindigkeit & Kontrolle wird in die Teams hinein verlagert. Überall da, wo kognitiv-kreative Arbeitsprozesse organisiert werden müssen, wird Agilität zur Methode der Wahl. Ein agiles Dispositiv hat sich herausgebildet, das die einstmals befreienden Prinzipien als erhöhte Anforderungen an die Kreativen und Programmiererinnen zurückspielt. Aus dem revolutionären Aufbegehren gegen Hierarchien ist mittlerweile eine maßgeschneiderte Ausbeutungsmethodik für kognitive Arbeit geworden. Das Manifest gab den Startschuss für die reelle Subsumption der kognitiv-kreativen Kopfarbeit im digitalen Kapitalismus.

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Erschienen in
Berliner Debatte 3 | 2021
digital arbeiten
166 Seiten

Projektarbeit: Potenziale und Risiken der „schönen neuen Arbeitswelt“

12 Seiten | Autor: Stefan Sauer

Die sogenannte neue Arbeitswelt ist stark normativ aufgeladen und verspricht sehr viel. Unklar bleibt angesichts der häufig nebulös anmutenden Konzepte jedoch, wie neuartig und vielversprechend für Beschäftigte sie wirklich ist. Unter Rekurs auf die Debatten zur Subjektivierung von Arbeit und das organisationale Paradox von Autonomie und Kontrolle zeigt Stefan Sauer am konzeptionellen wie empirischen Beispiel von (digitalisierter) Projektarbeit, inwiefern Gestaltungsformen der neuen Arbeitswelt als ermächtigend oder gefährdend für Beschäftigte hinsichtlich der Ebenen Individuum, Organisation und Gesellschaft begriffen werden können.

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Erschienen in
Berliner Debatte 3 | 2021
digital arbeiten
166 Seiten

Agilität am Bildschirm

14 Seiten | Autor: Dirk Baecker

Vor dem Hintergrund weitreichender Prozesse der Digitalisierung des Arbeitslebens im Betrieb und im Büro beschreibt Dirk Baecker die Arbeit am Bildschirm als eine Arbeit an organisierten Entscheidungsprozessen, die in drei Dimensionen reflektiert und konditioniert werden. Die Dimension der Hierarchie verknüpft den Arbeitsplatz mit dem Team, der Abteilung und der Geschäftsführung. Die Dimension des Netzwerks verknüpft den Betrieb in Wertschöpfungsketten vom Lieferanten bis zum Kunden. Und die Dimension des Lernens verknüpft Mensch und Maschine beziehungsweise sinnliche Wahrnehmung, bewusstes Verstehen und Kommunikation mit Rechnern, Programmen, Algorithmen und Maschinen. Der Bildschirm trennt die Dimension des Lernens in eine „menschliche“ Oberfläche und eine „maschinelle“ Unterfläche. Baecker entwickelt ein Gedankenspiel der Analyse und Gestaltung von Bildschirmen im Spannungsfeld dieser drei Dimensionen und begreift Methoden des agilen Managements als den Gewinn jener Formen von Beweglichkeit, die es erlauben, Hierarchien mit Blick auf Netzwerke zu relativieren. Möglicherweise können digital vernetzte Technologien als funktionales Äquivalent von Hierarchie in ihrer Rolle als Ordnungsgarant organisierter Arbeit verstanden werden.

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Erschienen in
Berliner Debatte 3 | 2021
digital arbeiten
166 Seiten

Berliner Debatte Initial 3 | 2021

digital arbeiten

ISBN 978-3-947802-73-9 | ISSN 0863-4564 | 166 Seiten

„Zoom Fatigue“, zu Deutsch „Videokonferenz-Erschöpfung“, ist vielleicht das neueste Phänomen eines zunehmend digitalisierten Büroalltags. Seit der Corona-Pandemie und dem notgedrungenen Umzug ins Home-Office sind Videokonferenzen allgegenwärtig. Zum digitalen Arbeiten gehören heute außerdem kollaborative Tools, die Echtzeiteinblicke in die Arbeitsfortschritte von Teams gewähren, sowie Applikationen und KI-Elemente, die Arbeitsprozesse erleichtern sollen. Digitales Arbeiten wird dadurch transparenter, jedoch in einer Weise, die für die Beschäftigten in der Regel intransparent ist. Dadurch verändern sich die Möglichkeiten der Überwachung und die Modi der Fremd- und Selbstkontrolle.

Dass die Digitalisierung in alle Lebensbereiche eingreift, Nebenwirkungen hat, Herausforderungen verschiedenster Art (politisch, kulturell, ökologisch etc.) mit sich bringt und wir erst lernen, mit ihr und ihren Effekten umzugehen, wird seit Jahren breit diskutiert. Im Themenschwerpunkt „digital arbeiten“ geht es vor allem darum, wie sich Arbeit unter digitalen Vorzeichen verändert. Besonders auffällig an der digitalen Arbeitswelt ist, dass sie zur Entgrenzung neigt: Ständige Erreichbarkeit am Smartphone sowie fließende Übergänge zwischen Arbeit und Freizeit sind längst selbstverständlich. Zugespitzt könnte man fragen, ob wir heute nicht alle Digitalarbeiter:innen sind, die Daten für Internetfirmen und -konzerne liefern, wenn sie Updates installieren, im Internet einkaufen, Apps nutzen, Bewertungen posten, Likes vergeben usw. usf.

Mit der digitalen Transformation scheint die Arbeitswelt im Stadium der permanenten Veränderung angekommen zu sein. Das betrifft nicht nur die digitalen Arbeitsmittel, die ständig auf den neuesten Stand gebracht werden sollen. Auch die Arbeitsprozesse selbst werden stetig umgestaltet: Algorithmen übernehmen die Steuerung und Managementkonzepte, die aus der Softwarebranche stammen, dienen als Überbau. Während das Management für eine „agile“ Arbeitskultur mit flachen Hierarchien schwärmt, hangeln sich viele Beschäftigte von Projekt zu Projekt und von Job zu Job. Dies gilt für an Hochschulen tätige „Wissensarbeiter“ genauso wie für die Fahrradkuriere von Essenslieferdiensten.

Die im Themenschwerpunkt „digital arbeiten“ zusammengestellten Artikel setzen sich mit Konzepten und Ansprüchen dieser „schönen neuen“ Arbeitswelt auseinander, bieten empirisch fiundierte Einblicke in das digitale Arbeiten, legen aktuelle Entwicklungstendenzen offen und diskutieren politische und normative Fragen, die sich aus der Digitalisierung der Arbeit ergeben.

Hier finden Sie eine Leseprobe dieser Ausgabe: Leseprobe digital arbeiten

Inhalt

Besprechungen und Rezensionen 2/2021

13 Seiten | Autor: Ulrich Busch, Wladislaw Hedeler

(1) Ulrich Busch: Über Wirtschaft, Geld und Kapital (S. 128-133); (2) Brigitte Studer: Reisende der Weltrevolution. Eine Globalgeschichte der Kommunistischen Internationale. Rezensiert von Wladislaw Hedeler (S. 133-137); (3) Christian Ganzer: Kampf um die Brester Festung 1941. Ereignis – Narrativ – Erinnerungsort. Rezensiert von Wladislaw Hedeler (S. 138-140).

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Erschienen in
Berliner Debatte 2 | 2021
Belarus – eine Revolution?
146 Seiten

Anekdoten, Archivberichte, Fallstricke, Mehr-Abstraktionen

Eine Entgegnung

8 Seiten | Autor: Hans-Christoph Rauh

Hans-Christoph Rauh antwortet mit seinem Beitrag auf die von Martin Küpper in „Berliner Debatte Initial“ Heft 1/2021 vorgetragenen kritischen methodologischen Interventionen zur bisherigen Aufarbeitung der DDR-Philosophie. Rauh legt seine Sicht auf die Thematik dar und verweist dabei insbesondere auf die von ihm (mit-)herausgegebenen Bände zur Geschichte der DDR-Philosophie.

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Erschienen in
Berliner Debatte 2 | 2021
Belarus – eine Revolution?
146 Seiten