Die Pandemie der Einsamkeit

Tod in Corona-Zeiten

3 Seiten | Autor: Zuhal Yeşilyurt Gündüz

Der Tod ist immer schmerzlich und schwer zu ertragen. Zu CoronaZeiten ist er jedoch noch unerträglicher. Für Menschen, die in den Intensivstationen ihre letzten Tage verbrachten und am Corona-Virus verstarben, gab es keine Verabschiedung, keine letzte Umarmung, kein Geleit und kaum Trost. Die Verwandten und Bekannten sind meist in Quarantäne. Beerdigungen sind schnell, unpersönlich, ohne trostspendende Reden, lange Gebete oder Besinnung – dafür aber mit Masken und Handschuhen, mit sozialem Abstand und Versammlungsverbot. Besuche und persönliche Beileidsbekundungen sind nicht erlaubt. So werden die Hinterbliebenen allein gelassen mit ihrer Trauer, ihrem Schmerz. Der italienische Philosoph Giorgio Agamben hat in seinen Werken die ethisch-moralischen Folgen von Katastrophen deutlich gemacht und auf die Politik des Ausnahmezustandes (politics of exceptionalism) hingewiesen, die schnell entstehen kann. Sie beraubt Menschen ihrer Rechte und Freiheiten und kann zum bare life führen, zum „nackten Leben“ eben, das biologische Überleben, ohne soziale, ethische oder moralische Werte. Mehrere Schriften, die er in den letzten Wochen als Kritik gegen die Corona-Politik öffentlich machte, wurden weithin kritisiert. Sein Text Una Domanda (Eine Frage) sollte jedoch unbedingt bedacht werden.

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Erschienen in
Welttrends 164 | 2020
Umbrüche in Eurasien
72 Seiten

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