Kulturkritik als Kritik des menschlichen Symbolisierungsbedürfnisses
22 Seiten | Autor: Philipp Seitz
Ernst Cassirers Vorstellung von einer kritischen Kulturphilosophie, die sich mit nicht weniger als der Gesamtheit jedes kulturellen Objektivierens auseinandersetzt, ist nicht Ausdruck der Selbstverliebtheit eines Kulturphilosophen, sondern die Bedingung der Möglichkeit von Kulturwissenschaften, die nicht nebeneinander kulturelle Phänomene untersuchen, sondern miteinander kulturelle Formen erörtern.1 Eine Kritik der Kultur,2 die sowohl die Vielfalt kultureller Praktiken, Objektivationen und Institutionalisierungen als auch die Einheit im kulturellen Tätigsein, im Erzeugen von Symbolisierungen von Sinn, als Kultur begreift und damit das Potenzial besitzt, eine fundamental-anthropologische Kulturkritik im Sinne Michael Landmanns zu leisten,3 scheint aber unzeitgemäß zu sein. Im Zeitalter der Globalisierung glauben viele Akteure, ihre Kultur bewahren zu müssen. Dementsprechend gerät ein Kulturbegriff, der die Vielfalt zum programmatischen Kern erklärt, schnell in Verruf, entweder Kulturrelativismus betreiben zu wollen oder gar universalistisch zu sein. Wie kann dieser Mangel an einer Kulturkritik, die sich als eine Kritik der Kultur versteht, beseitigt werden? Wie kann eine philosophische Kritik der Kultur gelingen, in der erkenntnistheoretische, ethische und ästhetische Kritiken als kulturwissenschaftliche Kulturkritiken nicht bloß zusammenhangslos nebeneinander, sondern mit- und zueinander in Ergänzungsverhältnisse gestellt werden, um eine Kulturkritik als Kritik der Kulturalität in genere durchführen zu können?
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