Kein Ende in Sicht
25 Seiten | Autor: Gerhard Steingress
Der Titel dieses Beitrages spiegelt meinen beruflichen Werdegang wider, der vor fast 40 Jahren in einem akademischen Klima begann, das von einer lebendigen Debatte über theoretische und methodologische Grundlagen der Soziologie geprägt war. Als in den Diskurs Eingebundener wurde ich, gemeinsam mit einer ganzen Generation von Soziologen, mit einer doppelten Herausforderung konfrontiert: Einerseits mussten wir zugunsten einer der dominanten soziologischen Strömungen – sozialwissenschaftlicher Empirismus, Strukturfunktionalismus sowie Marxismus bzw. Neomarxismus der Frankfurter Schule – Position beziehen. Andererseits verlangte es uns die theoretisch-methodologische Breite ab, die soziologischen Schulen zu verinnerlichen und ihre Differenzen, Lücken und Inkompatibilitäten auszuloten. Wir verstanden die Soziologie sowohl als wissenschaftliche Kritik an der Gesellschaft, in der wir lebten, als auch als selbstkritische Wissenschaft von der Gesellschaft. Diese gewollt zweigleisige akademische Herangehensweise hatte ungewollte (und daher soziologisch interessante) Auswirkungen: Uns wurde klar, dass wir es mit verschiedenen Ansätzen zu tun hatten, von denen jeder jeweils andere Aspekte derselben sozialen Realität enthüllte.
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